Angriffe auf Kirchen im Senegal

Zu den jüngsten Angriffen auf Kirchen im Senegal hat die Kommission für Religionsfreiheit der Weltweiten Evangelische Allianz (WEA-RLC) am 7. Juli folgende Erklärung verlautbart:

Die Kommission für Religionsfreiheit der WEA hat erfahren, dass während der jüngsten Proteste gegen Verfassungsänderungen im Senegal mindestens sechs Kirchen angegriffen wurden. Diese Übergriffe in der Hauptstadt Dakar sind Besorgnis erregend, zumal der Senegal mit seiner islamischen Bevölkerungsmehrheit als Musterland der Toleranz und religiösen Koexistenz gilt.

Die Proteste brachen am 23. Juni aus, nachdem Präsident Abdoulaye Wade einen Versuch unternommen hatte, der von der Zivilgesellschaft und der politischen Opposition als »Verfassungs-Staatsstreich« bezeichnet wurde. Seine Regierung brachte einen Antrag auf Verfassungsänderung ein, der vorsah, den für die Wahl zum Staatspräsidenten erforderlichen Anteil von 50 Prozent der abgegebenen Stimmen auf 25 Prozent zu senken, um es dem seit 11 Jahren an der Macht befindlichen Wade zu ermöglichen, im Amt zu bleiben.

»Die Proteste hatten nichts mit den angegriffenen Kirchen zu tun« erklärte Godfrey Yogarajah, der geschäftsführende Direktor der WEA-RLC und fügte hinzu: „Es ist auch klar, dass es sich nicht um spontane Übergriffe handelte. Diese waren geplant und organisiert, wobei man sich die Proteste zu Nutze machte. Wie sonst sollte man sich den Angriff eines Mobs auf sechs Kirchen absolut ohne vorangegangene Provokation erklären?“

Von lokalen Quellen war in Erfahrung zu bringen, dass sich die Übergriffe des Mobs vor allem gegen neue Gemeinschaften wie Pfingstgemeinden und Baptisten richteten, die im Senegal an Mitgliedern wachsen. Die römisch katholische Kirche gilt als traditionelle Organisation, doch manchen protestantischen Gemeinschaften wird vorgeworfen, mit ausländischen Gruppen in Verbindung zu stehen und sie werden daher mit Argwohn betrachtet.

Es hat zwar in der Vergangenheit schon Angriffe auf Kirchen im Land gegeben, doch Gewalt dieses Ausmaßes ist eine neue Entwicklung. Der sufistische Islam, dem die Mehrheit der Moslems im Senegal angehören, gilt allgemein als tolerant. Über 90 Prozent der 12,5 Millionen Einwohner des Senegal sind Moslems.

Abdul Aziz Kebe, Imam einer Moschee in Dakar und Universitätsprofessor für islamische Theologie, verurteilte die Gewalt und betonte, dass der Islam friedliche Beziehungen zwischen Moslems und den Anhängern anderer Religionen fordert. Dies meldet die Radiostation »West Africa Democracy Radio«.

»Es ist Besorgnis erregend, dass niemand, nicht einmal die Regierung, einen Hinweis hat, wer die Angreifer waren, obwohl die Angriffe viele Fragen aufwerfen. Bedeutet das, dass ein Teil der sufistischen Moslems Extremisten geworden sind? Wenn das so ist, steht eine ausländische Gruppierung dahinter oder fördern Kräfte innerhalb der Sufis einen radikalen Islam? Wer ist deren Anführer? Wie stark ist diese neue Gruppierung und was sind ihre Pläne?« soweit Godfrey Yogarajah.

Die Kommission für Religionsfreiheit der Weltweiten Evangelischen Allianz ersucht die Regierung dringend, die Religionsfreiheit für alle Christen und Angehörigen anderer Religionen zu gewährleisten, alle Aspekte der gewalttätigen Übergriffe zu untersuchen, um die Versuche zur Radikalisierung der lokalen Moslems im Keim zu ersticken, und die Proteste nicht mit Gewalt zu unterdrücken, da dies nur zu Anarchie im Land führen würde.

Deutsche Fassung: AKREF-ÖEA

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