Das Wort der Wahrheit gerade schneiden

Klaus Stemmler schreibt in der Zeitschrift PERSPEKTIVE (01/2016, S. 29) über die Auslegung der Bibel:

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Es gibt aber auch sehr ernste Warnungen für dein Verhältnis zu Gottes Wort, die du beachten musst. Denn auch alles Gute, also auch Gottes Wort, kann missbräuchlich benutzt werden. In seinem letzten Brief, einer Art Letzter Wille, schreibt Paulus an seinen engsten Mitarbeiter Timotheus: „Strebe danach, dich Gott bewährt zur Verfügung zu stellen als einen Arbeiter, der sich nicht zu schämen hat, der das Wort der Wahrheit in gerader Richtung schneidet!“ (2. Timotheus 2,15 ELB).

„Das Wort der Wahrheit in gerader Richtung schneiden“, was heißt das? Es geht hier nicht um den richtigen Umgang mit Cutter und Schere, sondern um ein korrektes und genaues Verstehen und Lehren von Gottes Wort. Der hier benutzte Begriff bedeutet wörtlich soviel wie, einen geraden Weg durch schwieriges Gelände anzulegen. Die Heilige Schrift ist tatsächlich in mancher Hinsicht ein schwieriges Gelände. Im Zusammenhang dieser Textstelle (2. Timotheus 2,14-18) geht es darum, nicht übertrieben und streitsüchtig auf einzelnen Wörtern „herumzureiten“. Einige einflussreiche Leute lehrten frommen Unsinn, sprich leeres Geschwätz. Sie konnten wichtige heilsgeschichtliche Ereignisse wie die Auferstehung der Toten zeitlich nicht richtig einordnen und zerstörten so den Glauben mancher Christen.

Auch wenn es in diesem Textabschnitt um biblische Lehre und Verkündigung geht, lässt sich hieraus dennoch ein allgemeingültiger Ratschlag für jeden Nachfolger Jesu ableiten. „Die Summe deines Wortes ist Wahrheit, und jedes Urteil deiner Gerechtigkeit währt ewig“ (Psalm 119,160 ELB). Vermeide Einseitigkeit und Überbetonung einzelner Themen. Beschäftige dich nicht nur mit deinen Lieblingsstellen und theologischen Steckenpferden. Das ganze Wort Gottes ist Wahrheit. Die ganze Heilige Schrift bewahrt dich in der Einheit mit Gott. Dabei ist nicht entscheidend, ob du die Bibel immer von vorne bis hinten, oder abwechselnd ein Buch im Alten und eins im Neuen Testament liest, oder ob du einem der verschiedenen Bibellesepläne folgst. Wichtig ist, dass die ganze Heilige Schrift dich dein Leben lang mit ihrer Wahrheit begleitet. So kannst du selbst dazu beitragen, dass deine Beziehung und Einheit mit Gott dein Leben lang wahrhaftig und lebendig bleiben.

In der oben genannten Ausgabe gibt es mehrere interessante Artikel. Beispiele: Ralf Kaemper hat einen Beitrag zu „Was ist Wahrheit?“ geschrieben, Günter Dürr nennt in „Zur Wahrheit erziehen“ Leitlinien christlicher Pädagogik und Benjamin Lange erörtert in „Von Wahrheit, Wirklichkeit und Richtigkeit!“ die postmoderne Wahrheitsskepsis: „Das Problem des sündigen Menschen ist vielmehr, dass er die Wahrheit gar nicht wissen will, weil sie gerade zur Aufgabe der eigenen Autonomie zwingt …“ (S. 34).

In dem Artikel „Zur Wahrheit zurückführen – aber wie?“ liefere ich einige Handreichungen für den Umgang mit Freunden, die der Wahrheit den Rücken gekehrt haben. Und zwar: (1) Lass den Kontakt nicht abreißen; (2) Versuche, die Gründe für die Entkehrung zu verstehen; (3) Bring ehrliche und biblisch fundierte Antworten ins Gespräch und (4) Bete!

Einzelausgaben der Zeitschrift können bei der Christlichen Verlagsgesellschaft Dillenburg (CV) bestellt werden: www.cb-buchshop.de.

Da wir gerade bei der CV sind: Der Verlag hat viel Geld in die Hand genommen, um eine neue Verteilbibel mit der NeÜ zum kleinen Preis herauszugeben. Die NeÜ wurde von Karl-Heinz Vanheiden erarbeitet, ist leicht verständlich und dennoch klar am Grundtext orientiert. Die Bibel mit 1760 Seiten ist schon für 2,90 Euro zu haben. Es lohnt sich also, mal 10 Verteilbibeln zu bestellen und unter die Leute zu bringen!

 

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5 Kommentare
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Schandor
8 Jahre zuvor

Der Verlag hat viel Geld in die Hand genommen, um eine neue Verteilbibel mit der NeÜ zum kleinen Preis herauszugeben. Die NeÜ wurde von Karl-Heinz Vanheiden erarbeitet, ist leicht verständlich und dennoch klar am Grundtext orientiert.

Ja, schöne Sprache hat KHV. Aber vielleicht ist der Hinweis erlaubt, dass seine Ü zwar am Grundtext orientiert ist, aber auf dem, der sich immer wieder mal ändert. So etwas sollte ein Bibelleser wissen.

Matze Otten
8 Jahre zuvor

@Schandor:
Vielen Dank für diesen Hinweis. Ich habe von dem sich ändernen Grundtext bei amerikanischen Predigern gehört, habe selbst aber keinerlei Kenntnisse in Theologie, Bibelforschung, etc. Können Sie mir Quellen oder Bücher empfehlen, in denen man sich über die Thematik (rundum) informieren kann?
Das interessiert bestimmt auch andere Leser des Blogs.

Schlotti
8 Jahre zuvor

Schön, dass die Perspektive so wichtige Themen aufgreift. Ich empfinde die Ausgaben als tief gehend und gleichzeitig sehr praktisch, was sich im Artikel von Ron gut zeigt. @Matze Otten Ich schätze viele Kommentare, die Schandor hier immer wieder gibt. Was allerdings den griechischen Text bzw. die griechischen Texte angeht, auf dem/denen verschiedene Bibelübersetzungen beruhen, würde ich seine Ansicht nicht teilen. Meiner Meinung nach ist dies ein Thema, das nicht zu hoch gehangen werden sollte. Einen „Krieg“ darüber zu führen ist unnötig. Es gibt weit wichtigere Fragen. Niemand der beispielsweise die Schlachter liest, im „Gegensatz“ zur Elberfelder, Luther oder eben der NeÜ wird einen anderen Gott darin finden, ein anderes Evangelium, einen anderen Willen Gottes … Auch wenn sie Schandor direkt angesprochen haben, würde ich ihnen empfehlen, sich auf Gottes Wort zu verlassen, es zu lesen, zu genießen und Gott sprechen zu lassen. Die Frage nach „dem“ Grundtext ist sehr „technisch“, für die man viel Hintergrund Wissen benötigt. Das führt zu… Weiterlesen »

Schandor
8 Jahre zuvor

@Matze Youtube: A Lamp in the Dark & Tares among the Wheat Darüber hinaus gibt es reichliches Schrifttum, ja. Es geht um die Geschichte der Bibel und über die Versuche des Teufels, den Glauben der Christen an die Heilige Schrift zu erschüttern. Darin finden Sie einiges hochinteressantes und brisantes Material. Die Frage nach dem Grundtext ist im Grunde einfach und wenig technisch, es sei denn, Sie wollen mit den meisten Christen glauben, Gott habe sein Wort nicht rein bis heute bewahrt, sondern müsse es von Theologieprofessoren ständig verbessern lassen. Leider – hier hat Schlotte vollkommen recht – lässt sich in Kommentaren nur Halbwissen weitergeben, aber es gibt ausreichend Literatur. Leider hat die Beschäftigung mit dieser Frage in Gemeinden zu sehr viel Verwirrung geführt, die aber dringend nötig ist, da viele Christen erkannt haben, dass es hier um die alte (aber eben einfache) Frage geht: Sollte Gott gesagt haben … ? Wer die Unterschiede zwischen den Texten analysiert hat, sieht die… Weiterlesen »

Kolosserzweiversacht
8 Jahre zuvor

PERSPEKTIVE (01/2016, S. 29) Aus dem Artikel „Wahrheit und Gottes Wort“ von Klaus Stemmler: „Es gibt aber auch sehr ernste Warnungen für dein Verhältnis zu Gottes Wort, die du beachten musst. Denn auch alles Gute, also auch Gottes Wort, kann missbräuchlich benutzt werden.“ „Einige einflussreiche Leute lehrten frommen Unsinn, sprich leeres Geschwätz.“ „Vermeide Einseitigkeit und Überbetonung einzelner Themen. Beschäftige dich nicht nur mit deinen Lieblingsstellen und theologischen Steckenpferden. Das ganze Wort Gottes ist Wahrheit.” Die Zeitschrift “Perspektive” möchte u.a. Leser der Dillenburger u. AGB Gemeinden erreichen, repräsentiert durch Schriftleiter aus beiden Gemeindeverbänden. Die Zitate oben aus dem Artikel von Klaus Stemmler sind absolut angemessen, bilden jedoch nicht die Realität in beiden Gemeindeverbänden ab, wo sich inzwischen Biblisches und Unbiblisches fatal vermischt. Wiedenest/AGB: Theologische Lehrtätigkeit und Einfluss von Johannes Reimer: Thema „Gesellschaftsrelevanter Gemeindebau“ für ca. 80 hauptberufliche Mitarbeiter der AGB Gemeinden und Werke (2011). Aktuelle Lehrtätigkeit an der Bibl.-Theol. Akademie Wiedenest: „Fach Mission in der Praxis – Gesellschaftsrelevante Gemeindearbeit“ und beim… Weiterlesen »

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