Datenschatten

201104201802.jpgThomas Thiel hat eine hervorragende Rezension zu einem wichtigen Buch geschrieben:

Technik und Wissenschaft, heißt es, hätten die Welt entzaubert, aber man kann auch zu dem Schluss gelangen, dass sich mit dem technischen Fortschritt eine neue Art des Unheimlichen über sie gelegt hat. Man spricht gern von technischer Magie, muss es jedoch nicht Verzauberung nennen. Es ist kein verlockendes, eher ein diffuses und gespenstisches Gefühl, das sich einstellt. Es äußert sich am stärksten dann, wenn maschinelle Leistungskraft dem eigenen Vermögen in Bereichen voraus ist, die man zum engeren Kern der Persönlichkeit rechnet. Wenn Taschenrechner eine bestimmte Art logischen Denkens abnehmen, ist das relativ leicht zu verschmerzen. Wenn aber Algorithmen in Urteil- und Geschmacksbildung eingreifen, wenn sie besser wissen, welches Lied man jetzt gerade hören möchte oder welches Buch man sich als nächstes bestellen sollte, und wenn Fremde Wissen über die eigene Person erlangen, dessen Quellen man nicht kennt und das mit unvermuteten Effekten und in unerwarteten Situationen hervortritt, dann äußert sich das als eine neue Form von prometheischer Scham: die Erfahrung, dass uns nur noch eine fiktive Autonomie bleibt, die von technischen Verfahren unsichtbar kanalisiert wird.

Hier die Buchbesprechung, die auch darauf eingeht, das soziale Netzwerke bereits vor der Einführung von Gesichtserkennungsfunktionen stehen: www.faz.net.

Das Buch gibt’s hier:

 

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