Diese furchtbare Gleichmacherei

Alles soll gleich sein. Gleich relevant, gleich viel wert, gleich richtig. Damit sich alle gleich wohlfühlen können. So einfach ist das aber nicht, sagt ausgerechnet eine Soziologin. Vielen Dank Frau Irmhild Saake!

Hier einige herausragende Zitate:

Das Moderne an unserer Gesellschaft ist, dass wir uns als Menschen alle als gleich empfinden wollen. Dieses große Versprechen der Gleichheit sensibilisiert uns aber nicht nur für Fragen der sozialen Ungleichheit, sondern mittlerweile sogar für Ungleichheiten jeglicher Art. Es ist für meine Studenten etwa so, dass sie es schon als komisch empfinden, dass sich am Ende einer Diskussion ein gutes Argument durchsetzt.

Ja, wenn ich es jetzt mal ein wenig übertreiben darf, dann haben sie sozusagen Mitleid mit den ausgeschlossenen Argumenten. Sie fordern Gleichheit auch für Argumente, Anerkennung auch für andere Positionen. Das macht eine klare wissenschaftliche Argumentation schwierig. Man kann nicht mehr so recht sagen, dass man eine wirklich unsinnige Behauptung für Quatsch hält. Es ist eher die Idee da, dass irgendetwas Gutes schon auch in dem Quatsch drin stecken wird.

In der Soziologie gibt es seit Kurzem die Human Animal Studies. Also die Frage danach, was Tiere sind, und wie das Verhältnis der Menschen zu Tieren ist. Diese Fragen sind für die Studenten ein echtes Anliegen: Was mache ich mit meinem Reitpferd? In dem Moment, wo ich es reite, bin ich dominant – darf ich das als Mensch? Wie fühlt sich dann das Tier? Das Interessante an der Diskussion ist, dass den Studenten überhaupt nicht auffällt, dass sie selbst die ganze Zeit erzählen, was in dem Tier alles vorgehen soll. Wenn ich dann sage, dass man das Pferd ja nicht fragen kann, gucken sie fast böse, als wollten sie sagen: Ist das jetzt ein Vorwurf an das Pferd?

Man kann zum Beispiel sehen, wie stark das Bild vom Pferd dem Bild von Kindern ähnelt. Ich muss das Pferd erziehen. Aber dafür schäme ich mich. Dasselbe bei Kindern. Eltern wollen nicht mehr erziehen. Sie hätten es am liebsten, dass das Kind sagt: Ich habe das verstanden, warum du das sagst, du kannst das gerne machen.

In dem Klima der Gleichmacherei, dass wir alltäglich ertragen müssen, klingt das recht erfrischend!  Prädikat lesenswert!

Hier das vollständige Interview mir Dr. Irmhild Saake aus München:  www.faz.net.

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4 Kommentare
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Markus
8 Jahre zuvor

Es ist auch hier so: „Gleichheit“ ist heute politisch ein Tarnausdruck, um bestimmte Dinge abzuschaffen und andere einzuführen. Logisch ist Differenz unverzichtbar, um Dinge zu bestimmen, um die Realität gedanklich einzuordnen. (So spricht man z.B. von der „spezifischen Differenz“ in der klassischen Definitionslehre.) Der – immer nur bereichsselektive! – Kampf gegen Differenz und für ein Gleichheitsideal ist der Kampf gegen die bestehende Realität. Das Ziel ist dann, eine künstliche Realität nach eigenem Willen zu schaffen. Und zwar ohne sich argumentativ rechtfertigen zu müssen. Das ist das generelle große ideologische Ziel der Linken.
Rein logisch ist es ein Automatismus, dass gleichzeitig neue Differenzen produziert werden. So werden heute diejenigen diskriminiert und bekämpft, die an verschiedenen Stellen (z.B. bzgl. der sexuellen Orientierung) sich der Gleichheitsforderung nicht willig unterwerfen.

8 Jahre zuvor

@Markus: Ihre Argumentation kann man ebenso umdrehen, indem man „Gleichmacherei“ als einen politischer Tarnausdruck her nimmt, um traditionelle Dinge unreflektiert zu behalten. Dann könnte man sagen: So werden heute diejenigen diskriminiert und bekämpft, die an verschiedenen Stellen (z.B. bzgl. der sexuellen Orientierung) sich der Tradition nicht willig unterwerfen.

Markus
8 Jahre zuvor

@Sonntagssoziologe
Nein. Sie haben schlicht die Logik des Problems nicht erfasst. Der Punkt ist, dass man nur ZUM SCHEIN von „Akzeptanz“, „Vielfalt“, „Gleichheit“ usw. redet, während Positionen, die der neuen Ideologie widersprechen, überhaupt nicht akzeptiert oder gleichbehandelt werden. Es ist eine verlogene Strategie zur Durchsetzung einer Ideologie.

Markus
8 Jahre zuvor

…auch der zweiter Teil Ihrer Aussage ist völlig verdreht: Tatsache ist, dass heute diejenigen, die die Pervertierung der Sexualethik nicht mitmachen wollen, Unterdrückung oder Verfolgung befürchten müssen:
– Höchst selektive Einschränkung der Meinungsfreiheit
– Zwangsindoktrinierung der Kinder an Schulen durch die Genderideologie (Eltern, die ihre Grundrechte wahrgenommen haben, kamen z.B. schon ins Gefängnis)
– Höchst selektiv angewandte Gleichbehandlungsgesetze
– Diffamierung durch Medien

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