Eröffnung des EKD-Studienzentrums für Genderfragen

Die EKD macht es den in ihr verbliebenen bekenntnisorientierten Mitgliedern wirklich schwer. Nach dem Desaster mit der Orientierungshilfe und der „Eine Tür ist genug“-Kampagne wurde gestern ein Studienzentrum für Genderfragen in Kirche und Theologie in Hannover eröffnet. Da sage jemand, die EKD setze keine Prioritäten!

Einschlägige Agenturen wie idea oder Medienmagazin pro haben hinlänglich darüber berichtet. Wer sich die Mühe macht, die „Tischreden“ zur Eröffnung zu lesen, wird schnell erkennen, in welche Richtung es geht. Der Ertrag steht fest. Mit Skeptikern will die Kirche nachsichtig umgehen. Bei der wissenschaftlichen Arbeit und deren Vermittlung müssen – so Nikolaus Schneider – die Ängste und Vorurteile gutwilliger Verächter berücksichtigt werden. Prof. Dr. Claudia Janssen, Studienleiterin des Zentrums, läßt uns in ihrem Statement wissen:

Ich wünsche mir für das Studienzentrum der EKD für Genderfragen in Kirche und Theologie, dass es ein Ort des Dialogs wird. Der Begriff Gender öffnet sich für den ganzen Reichtum an Forschungsdiskursen, an die wir anknüpfen können: Feministische Theologien, Rassismus-Diskurse, insbesondere den christlich-jüdischen Dialog, queer-Theologien, ökumenische, unterreligiöse und postkoloniale Diskurse… Ich persönlich nähere mich den Fragen des Geschlechterverhältnisses aus feministischer Perspektive an und will aus den Dialogen lernen: nicht nur zwischen Männern und Frauen, sondern zwischen allen Geschlechtern, zwischen Menschen, die hetero-, bisexuell, lesbisch, schwul, transgender, intersexuell, queer sind.

Gender ist ein offener Begriff, der mit Leben gefüllt werden muss. Eine geschlechterbewusste Theologie, die wir im Studienzentrum weiterentwickeln wollen, steht für eine Kultur der Wertschätzung in unserer Kirche: eine Kultur, die Unterschiede hoch achtet und gleichzeitig auch darauf schaut, was uns verbindet. Der Erfolg der Arbeit der letzten Jahre zeigt, dass die Idee des Studienzentrums von vielen unterschiedlichen Menschen, Haupt- und Ehrenamtlichen getragen wird, die in der Entwicklung einer geschlechterbewussten Theologie eine innovative Kraft für unser Kirche sehen.

Die Bibel ist in diesem Prozess der Veränderung eine Kraftquelle – spirituell und politisch. Eine geschlechterbewusste Hermeneutik für die Auslegung der Bibel zu entwickeln, bedeutet festgefügte Geschlechterklischees zu überwinden und die Aktualität ihrer befreienden Aussagen neu zu entdecken. Geschlechterbewusste Bibelauslegung ist immer kontextuell. Sie speist sich aus vielfältigen Dialogen: zwischen allen Geschlechtern, den Generationen, Dialogen zwischen Wissenschaft und Praxis, zwischen Gesellschaft, Politik und Theologie und Dialogen zwischen den Religionen; sie lebt vom Austausch weltweit.

Dialog und Nachsicht gibt es allerdings nur für Leute, die sich für die neue Genderkultur als anschlussfähig erweisen. Das wird jeder merken, der an einer Gebotsethik festhält. Wolfgang Thielmann erklärt beispielsweise in der Ausgabe 13/2014 von Christ & Welt, die Kirche habe auf dem gegenderten Kurs zu bleiben, solange es in ihr noch „Stinos“ (gemeint sind heterosexuelle Spießer) gibt, die zwischen Mann, Frau oder __ unterscheiden:

Und natürlich protestieren die Evangelikalen. Die konnten schon immer gut mit der CDU. Sie sind die protestantischen Stinos. „Ich bin zutiefst geschockt und sehe alle christlichen Werte verraten!“, zitiert der Nachrichtendienst idea einen ihrer Vertreter mit Namen Alexander Schick. Das Video spüle alle ethische Autorität der Protestanten durch den Abfluss. Ein anderer Evangelikaler, er heißt Ron Kubsch und ist Dozent für Apologetik, empfiehlt in idea: „Man kann ja austreten.“ Eben nicht, Herr Kubsch, eben nicht, solange Sie die einzige Tür in der Kirche blockieren!

Na dann. Gute Nacht!

Ähnliche Beiträge:

Abonnieren
Benachrichtige mich bei

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

12 Kommentare
Inline Feedbacks
View all comments
Alexander
10 Jahre zuvor

Ich bin zu blöd es zu verstehen: Was meint er damit, dass Du die einzige Tür in der Kirche blockierst?

Sebastian Heck
10 Jahre zuvor

Ich glaube kaum, dass Du Du die Kraft haben wirst, die einzige Tür der Kirche dauerhaft vor dem Ansturm der „genderneutralen“ Abortsuchern von innen zu blockieren. Armer Ron!

Peter
10 Jahre zuvor

Hallo Ron,
ich glaube, das war irgendwie „ironisch“ gemeint. „Man kann ja austreten“ – gemeint war von dir der Kirchenaustritt, bezogen wurde es auf das Austreten auf die Toilette, und du würdest dabei die einzige Tür („Eine Tür ist genug“) versperren. Genau einordnen kann ich es auch nicht. Irgendwo zwischen misslungener Wort-Witz und geistigem Tiefpunkt.
Viele Grüße
Peter

Alexander
10 Jahre zuvor

Drei einigermaßen intelligente Menschen sind also nicht in der Lage dieses Sprachknäuel zu entwirren? Aha. Der Autor erhält hiermit den gold-rosa-gestreiften Einweghandschuh für einen geschmeidigen Griff ins Metaphern-Klo.

Alsterstewart
10 Jahre zuvor

Der hier zitierte Artikel ist der krampfhafte Versuch des Autors, irgendwie witzig zu sein. Komik und Wortspiele vertragen sich nicht mit Krampf.

Schan d' Or
10 Jahre zuvor

„Der Autor erhält hiermit den gold-rosa-gestreiften Einweghandschuh für einen geschmeidigen Griff ins Metaphern-Klo.“

Prädikat: Gut gebrüllt, Löwe!

mark.us
10 Jahre zuvor

Wer viiiel Zeit hat, kann sich in diesem Zusammenhang den äußerst innovativen Artikel von Michael W. Hannon durchlesen. Es lohnt sich! Er legt dar, warum er Konstrukte wie Hetero-, Homo- und xxxsexualität für künstlich und unbiblisch hält und weshalb deshalb eine Argumentation auf dem Gendergebiet für beide Seiten äußerst tricky ist.

http://www.firstthings.com/article/2014/03/against-heterosexuality

Eine LGBT Reaktion darauf zeigt, von welcher Prisanz dessen Ansatz ist:
http://www.slate.com/blogs/outward/2014/02/25/gay_denialism_is_the_new_homophobia_catholic_argument_against_gay_rights.html

rolf eicken
10 Jahre zuvor

Gender hin o. her, mir ist wichtig, dass es einen Unterschied zw. Männern und Frauen gibt. Wo bliebe da sonst der Spaß! Das scheinen die zur Geschlechtslosigkeit neigenden Befürworterinnen der Genderbewegung zu vergessen. Wer so verkrampft daherkommt, den sollte man in ihrer Ecke lassen und einfach vergessen. Ich denke, verehrter Ron Kubsch, da stehen Sie drüber.

Nonnen
10 Jahre zuvor

Männer/Frauen gut und schön. Aber eine der Hauptgefahren der Gender-Mainstream-Ideologie betrifft die Störung der Identitätsentwicklung von Kindern und jungen Menschen, welche immmer stärker Depressionen und mangelnde Stressbewältigung aufweisen.
[siehe z. B. Bücher ISBN 978-3-9814303-9-4 und ISBN 978-3-7892-8197-6]

Jutta
10 Jahre zuvor

All diese Diskussionen und viele Kommentare zeigen eigentlich nur, wie weit der Verfall schon fortgeschritten ist. Dass man überhaupt darüber diskutieren muss, ob es nun Mann oder Frau gibt, und ob sie unterschiedlich sind .. also wirklich … Jahrzehntelang haben Feministinnen aufgeschrieen, dass die Männer an allem schuld sind, dass das Christentum die patriachalischste aller Religionen wäre, weil nur von Männern erfunden und geschrieben … Millionen von Ratgebern: wie erziehe ich meinen Mann etcpp … ( derer ich im ungeretteten Zustand leider auch einige gelesen habe ) und jetzt plötzlich ist der Unterschied nicht-existent und verhandelbar.. ??? Die Gehirnwäsche Satans funktioniert… und er benutzt die Frauen, wie weiland Eva: sollte Gott gesagt haben… Bis auf die paar wenigen richtigen Frauen, die es sicherlich gibt, sind Frauen neidisch, gierig und unfähig und manipulativ. Auch eine Nikolaus Schneider wurde von seiner Frau manipuliert, zu erkennen, wie schrecklich patriarchalisch das „männliche“ Christentum wäre und er froh darüber ist, dass sie ihn aufgeklärt hat… Weiterlesen »

Schandor
9 Jahre zuvor

Hier noch ein interessanter Link für die, denen unsere schöne Sprache noch etwas bedeutet.

http://www.klett-cotta.de/media/14/mr_2014_06_0527-0534_Daniel_Scholten_Gendersprech.pdf

DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner