Im Gespräch mit Umberto Eco

Felicitas von Lovenberg hat einen blendend gelaunten Umberto Eco am Rand des Münchner Literaturfests getroffen. Trotz diverser Whiskeys, die er im Verlauf der Unterhaltung bestellt, ist das Glas vor ihm immer leer. Das ist aber nur einer der vielen Tricks, die dieser Schriftsteller beherrscht.

Ernüchternde Worte von Eco über die Mediendemokratie in Italien (und ganz Europa):

Denn das Modell Berlusconi wird in ganz Europa siegen, ja, auf der ganzen Welt. Und das sehr bald. Mit seinem Medienpopulismus, wo das Parlament nichts mehr zu sagen hat, hat Berlusconi ein Laboratorium erfunden, das die Zukunft bestimmen wird. Darum interessiert man sich überall so für Italien: weil man Angst um sein eigenes Land hat. Wenn Sarah Palin in Amerika gewinnt, wird es auch dort so weit sein. Und selbst, wenn Berlusconi eines Tages weg ist, wird das Fernsehen ihn längst ersetzt haben. Früher, wenn ein Mafiaboss erwischt wurde, führte man ihn mit gesenktem Haupt ab. Heute guckt er in die Kameras und winkt.

Hier das Gespräch mit dem großen Schriftsteller: www.faz.net.

Ähnliche Beiträge:

Abonnieren
Benachrichtige mich bei

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

6 Kommentare
Inline Feedbacks
View all comments
13 Jahre zuvor

je mehr heute etwas öffentlich wird, umso akzeptabler ist es auch. Einfach forsch voran und die eigene Sünde zur Schau stellen. Daran gewöhnt man sich auch bei Prozessen, wie dem von Kachelmann. Man schüttelt den Kopf, aber gleichzeitig finden es viele trotzdem nicht so schlimm. Wie heißt es im Römerbrief? dass sie „Freude haben werden an denen, die so etwas tun.“. Die Scham vor der Sünde ist verloren gegangen. Damit haben wir auch als Christen eine große Herausforderung bezüglich dem Evangelium, da wir auch kaum noch Menschen predigen, die unter der Last ihrer Sünde leiden. Man versteht auch, dass viele dann geneigt sind, ein anderes Evangelium, mit anderen Hoffnungen und anderen Segnungen zu predigen, als das vom Kreuz, dass vollständige Vergebung und Befreiung von der Knechtschaft der Sünde lehrt. Aber wie sich auch noch vieles entwickeln wird. Der Mafiaboss – ob mit gesenktem Haupt oder in die Kamera winkend ist ein Mafiaboss und die vielen Opfer und deren Familien haben… Weiterlesen »

Roderich
13 Jahre zuvor

Eco war / ist uebrigens, glaube ich, Marxist und damit Vertreter einer Richtung, denen man nur mit Anstrengung das Recht des moralischen Urteilens zubilligen kann…
Bei der Kritik an Berlusconi habe ich immer das Gefuehl, es nervt manche Vertrter einer linken Medienvorherrschaft in BRD und anderen Laendern, dass einer ihr – sonst europaweit vorherrschendes – Monopol durchbricht.
Natuerlich waere es toericht, Berlusconi als unbescholten verteidigen zu wollen.

ernst
13 Jahre zuvor

@ Roderich: Du ´glaubst´, Eco wäre MArxist? D.h. ´glauben´ heißt hier: nicht genau wissen…? – Aber genau weißt Du, dass MArxisten kein Recht auf ´moralisches Urteilen´ hätten? Ja, wie kommst du denn darauf? Also: ECo = Marxist = kein Recht auf Äußerungen mit moralischer Tragweite? Das ist eine sehr befremdliche Gleichsetzung, um es mal ganz dezent zu sagen.
(Lies doch mal seine Bücher!)

Schandor
13 Jahre zuvor

@ernst
Nur nicht „Kant und das Schnabeltier“ — ohne Linguistikstudium keine Chance, das zu verstehen 😉
Aber „Der Name der Rose“ sollte man schon gelesen haben, ja! Auch das Foucaultsche Pendel war spannend.
@Roderich
Also was die Medienvorherrschaft und ihr Monopol betrifft — dem wird man wohl kaum widersprechen können. Ach, aber als Mafiaboss dürfte er ja noch ganz anderen Kapazundern (.:. 😉 gehorchen müssen…
🙂 lg 🙂

Roderich
13 Jahre zuvor

@ernst. Ich habe ja geschrieben „ich glaube“. 🙂 Als er juenger war, war Eco viel radikaler und schrieb fuer die „Il Manifesto“ (kommunistische Zeitung). Heute ist er wohl eher „postmodern“. Ich denke, weder Postmoderne (die nicht an Wahrheit glauben), noch Marxismus (mit ihrem Materialismus) haben eine tragfaehige Grundlage fuer moralische Urteile. Woher soll Moral denn kommen, wenn es keine Transzendenz gibt, oder wenn alles relativ ist? (Ich nehme nicht an, Du willst die moralischen Errungenschaften der Marxisten oder Neo-Marxisten verteidigen? 😉 ) @Schandor: Der Name der Rose ist ein sehr spannendes Buch, ich habe es mit Vergnuegen gelesen. Das Focaultsche Pendel werde ich mir noch mal zu Gemuete fuehren. Ja, Berlusconi sagte mal in einem Spiegel-Interview (wohl, um die Interviewpartner etwas zu provozieren), das Hauptproblem in Europa sei nicht der Rechtspopulismus sondern die Linken 🙂 Das mag ja politisch gesehen stimmen, aber es greift zu kurz, da es rein die „horizontale“ Ebene betrifft. Das Hauptproblem ist natuerlich die mangelnde Transzendenz,… Weiterlesen »

Roderich
13 Jahre zuvor

@Ernst, mich wuerde noch Deine Meinung zu Marx und Moral interessieren. Findest Du wirklich, Marxisten haben etwas beizutragen zum Thema Moral-Diskussion? (Kannst Du das auch theoretisch begruenden, oder ist das mehr „rein praktisch“ zu sehen?) Wie siehst Du insgesamt die historische Bilanz des Denkens von Karl Marx, hatte es aus Deiner Sicht eher gute Fruechte? Oder anders gefragt: wenn das bei Marxisten nicht zutrifft, dass man ihnen das Recht auf moralische Urteile absprechen kann, gibt es dann irgendwelche andere Gruppen (Vertreter anderer Weltsichten), bei denen Du das wohl sagen wuerdest? (Dass sie also keine Recht auf moralische Urteile haben)? Hier noch ein Zitat aus Marx/Engel’s kommunistischem Manifest: „Aber streitet nicht mit uns, indem ihr an euren buergerlichen Vorstellungen von Freiheit, Bildung, Recht usw. die Abschaffung des buergerlichen Eigentums messt. Eure Ideen selbst sind Erzeugnisse der buergerlichen Produktions- und Eigentumsverhaeltnisse, wie euer Recht nur der zum Gesetz erhobene Wille eurer Klasse ist, ein Wille, dessen Inhalt gegeben ist in den materiellen… Weiterlesen »

DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner