W. Pannenberg: Neuauflage der Systematischen Theologie

978 3 525 52203 5Wolfhart Pannenberg (1928–2014) war in vielerlei Hinsicht eine Ausnahmeerscheinung. Ohne Frage gehört er zu den herausragenden Systematischen Theologen des 20. Jahrhunderts. Er hat in seinen Werken den Offenbarungsanspruch des christlichen Glaubens nicht nur vor den Ansprüchen der kritischen Vernunft schützen wollen, sondern in pointierter und scharfsinniger Weise den Diskurs mit den neuzeitlichen Wissenschaften gesucht und die selbstherrliche Vernunft des Weltmenschen angegriffen. Schließlich gehört er – und das allein sagt schon viel – zu den wenigen Intellektuellen, die über die Nietzschelektüre zum Theologiestudium fanden. Wie viele Leute andersherum wegen Nietzsche ihr Theologiestudium abgebrochen oder gar nicht erst angetreten haben, mag ich mir kaum vorstellen.

Pannenbergs in den Jahren von 1988 bis 1993 herausgegebene dreibändige Systemtische Theologie ist als Druckausgabe seit längerer Zeit vergriffen. Wer versucht hat, die Bände antiquarisch zu erwerben, musste unter Umständen tief in die Tasche greifen. Erfreulicherweise hat der Verlag Vandenhoeck & Ruprecht nun eine Neuauflage des bedeutenden Entwurfes gewagt. Der Verlag musste bei der Umsetzung des Projektes allerlei technische Hürden überwinden, allein schon deshalb, weil die Paginierung der Erstausgabe erhalten werden sollte. Dass das aufwendige Unternehmen erfolgreich umgezogen werden konnte, verdankt der Verlag neben dem Engagement seiner Mitarbeiter auch dem Herausgeber Gunther Wenz, der seit kurzem Leiter der Pannenberg-Forschungsstelle in München ist, sowie der Hilke und Wolfhart Pannenberg-Stiftung, die einen Druckkostenzuschuss bereitstellte.

In der Neuauflage wurden vor allem Druckfehler korrigiert und Änderungswünsche berücksichtigt, die der Autor persönlich in seinem Handexemplar vorgenommen oder auf Notizzetteln hinterlassen hatte. Es gibt keine inhaltlichen Bewegungen. Jeder einzelne Band enthält wie zuvor ein eigenes Register der Bibelstellen, Namen und Schlagwörter.

Die Bände zeigen auf imposante Weise, dass der christliche Glaube keineswegs antiquiert ist. Die Art, wie Pannenberg die einzelnen Themen angeht und dabei auf aktuelle Problemstellungen eingeht, zeigt ganz im Gegenteil die Gegenwärtigkeit der Fragen, die der christliche Glaube beantwortet. Um es mit Pannenbergs eigenen Worten zu sagen: „In ihrem Kern ist der Inhalt der christlichen Lehre den intellektuellen Moden unserer säkularistischen Kultur weit überlegen. Es ist für die Kirche wichtig, dieses Bewusstsein wieder zu gewinnen“ (aus dem Vorwort des Herausgebers, S. 1).

Freunde der Systematischen Theologie kommen an Pannenberg auch dann nicht vorbei, wenn sie seinem Entwurf kritisch gegenüberstehen. Sie dürfen dem Verlag dankbar sein, dass die Gesamtdarstellung jetzt wieder zu einem erschwinglichen Preis zugänglich ist. Es ist dem Verlag zudem hoch anzurechnen, dass er mit großem Aufwand Verschiebungen im Satzspiegel vermieden hat. Wer die drei Bände bereits im Regal stehen hat, braucht die Neuauflage nicht erwerben.

Eine Leseprobe gibt es übrigens hier: www.v-r.de.

  • Wolfhart Pannenberg. Systematische Theologie, neu hg., 3 Bde. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht. 2015. ISBN: 978-3-525-52203-5. 1850 S., 79,99 €

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