Warum ich meinen Lehrstuhl räume

Marius Reiser ist seit 1991 Professor für Neues Testament am Fachbereich Katholische Theologie der Universität Mainz. Zum Ende des laufenden Wintersemesters legt er diese Professur aus Widerstand gegen die unter dem Titel »Bologna-Prozess« betriebene und ihm als unerträglich erscheinende Hochschulreform nieder.

Reiser beklagt eine unerträglich Senkung des Ausbildungsniveaus:

Ich persönlich habe noch keinen Kollegen getroffen, der nicht das alte System für weit besser gehalten hätte als das neue. Das mag natürlich von Fach zu Fach etwas verschieden sein. Und natürlich hätte man an dem alten System das eine oder andere reformieren müssen. Aber das neue für insgesamt besser erklären? Unmöglich. Die meisten Kollegen sind sich einig, dass hier mit einem bedeutenden Mehraufwand an Lehre, Prüfungen und Verwaltungstätigkeit eine empfindliche Senkung des Niveaus erreicht wird und erreicht werden soll, faktisch eine Nivellierung von Universität und Fachhochschule. Und dennoch machen alle mit, nur die Juristen und Mediziner halten sich heraus und leisten zumindest hinhaltenden Widerstand.

Die FAZ hat die vollständige Begründung des Theologen abgedruckt: www.faz.net.

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2 Kommentare
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Tom
15 Jahre zuvor

Eine sehr nachvollziehbare Entscheidung.

Ich bin zwar in der glücklichen Lage noch ein Diplom machen zu können, Nach Aussage der Dozenten, zu Beginn des Studiums, werden die Auswirkungen des Bologna-Prozesses auf die Qualität meines Studiums dennoch erheblich sein.

Da wird dann nur intensives persönliches Studium, über das von der Uni geforderte Maß weiterhelfen.

Alexander
15 Jahre zuvor

Ja, man kann vieles an Bologna kritisieren. Und ja, man kann das Primat der Ökonomie bei Bologna nicht leugnen. Aber trotzdem kann ich Reiser nicht zustimmen. Weder ist es sinnvoll, die Flinte ins Korn zu werfen, denn es kommt auch bei den neuen Strukturen sehr darauf an, wie man sie inhaltlich ausfüllt. Noch waren die alten Magisterstudiengänge (ich kann nur für die sprechen) so rosig wie beschrieben. Eine Verbleibequote von höchstens 40% bis zum Examen ist sicher kein Qualitätssiegel. Und warum soll man denn Professoren für Vorlesungen bezahlen, die man besuchen konnte „oder auch nicht“ (Reiser)? Peinliches Argument.

Alexander

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