Wider die pseudorefomierte Kälte

Dieses Zitat von dem schottischen Prediger William Still habe ich in einem Post von Ray Ortlund gefunden:

Ich frage mich, wie es sein kann, dass die große Menge puritanischer Literatur so viele Prediger so schrecklich kalt macht. Ich verstehe es nicht, denn ich finde diese Literatur wunderbar … Ich weiß nicht, ob du mir das erklären kannst. Ich würde mich sehr freuen zu verstehen, wie das passieren kann, weil es mir Sorgen macht. Aber ich höre immer wieder diese ungeheure Tendenz unter den Menschen, die tief in die puritanische Literatur eintauchen, dass eine Kälte, eine Härte, eine Strenge, eine Rücksichtslosigkeit – alles andere als souveräne Gnade – in ihr Leben und in ihren Dienst einzieht. Nun, das muss nicht so sein. Und es ist nicht immer so, Gott sei Dank. Denn du siehst, die Gnade, die Gnade eines wahren Calvinisten und Puritaners – das heißt, eines biblischen Puritaners und Calvinisten – ist wunderbar …  Oh Gott, erlöse uns von dieser Kälte!

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16 Kommentare
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Schandor
6 Jahre zuvor

Na gut, dann erklär ichs dir. Das Eintauchen in die puritanische Literatur ist so, als wenn man zu nah an den rauchenden Berg herantritt. Da merkt man plötzlich, wie einem die Heiligkeit, die vom Berg ausgeht, die Luft raubt und einem alles Unheilige wegbrennt. Das brennt zwar höllisch, aber wenn man der Typ ist, das durchzuhalten, fühlt man die reinigende, wenn auch sengende Kraft an seiner Seele ziehen und ebendiese Seele in eine eisige Höhe hinaufgezogen. Man merkt, wie das Heiligungsstreben zur Heiligungssucht wird und das strömt man in der Predigt dann auch auf andere Menschen aus. Von der Gnade ist die Rede, immerdar, ja, doch mit Worten, die einem Furcht und Zittern, ach, was sag ich? Angst und Entsetzen einflößen! Der heilige Gott, der heilige Gott, der heilige Gott! Heilig, heilig, heilig! Ja, das ist wahr. Aber keine frohe, sondern eine beängstigende Botschaft: Das verbrennt mich, das bedeutet die Hölle für mich Sünder! Das wirft mich auf mich selbst… Weiterlesen »

ali
6 Jahre zuvor

War neulich zufällig oder „vorherbestimmt“ im Zentrum des deustchen Neocalvinismus. Ein Begnung der anderen Art. Gott bewahre uns vor calvinistischen Krawattenträgern.

6 Jahre zuvor

@ali
Hat dieses Zentrum auch einen Namen?

6 Jahre zuvor

@ali
Vorsicht: Calvinismus und Neocalvinismus ist nicht dasselbe. Bitte nicht einfach gleichsetzen, sondern differenzieren.

Schandor
6 Jahre zuvor

Die Neos haben halt Farbe in die gotischen Strukturen bringen wollen.
Dass sie sich ausgerechnet im charismatischen Supermarkt bedienen, ist seltsam.
Klar gibts da Wunderwirkungen zum Sonderpreis im Dreierpack (Heilung/Prophetie/Zungenrede), aber da sag ich: Wer billig kauft, kauft teuer.
Dem christlichen Spartanertum (Altcalvinismus) steht Kitsch nicht wohlan, finde ich.

Roderich
6 Jahre zuvor

@Schandor, „Der heilige Gott, der heilige Gott, der heilige Gott! Heilig, heilig, heilig! Ja, das ist wahr. Aber keine frohe, sondern eine beängstigende Botschaft: Das verbrennt mich, das bedeutet die Hölle für mich Sünder! Das wirft mich auf mich selbst zurück ––– ich bin verloren!“ Haha – ein rhetorisches Meisterwerk, wie immer, Schandor 🙂 Ich würde aber sagen: „ich bin verloren“ ist eigentlich nicht wahr, wenn man die Puritaner richtig versteht. Wir leben allesamt aus Gnade. Die Gnade ist immer neu verfügbar – so sagt das auch jeder Puritaner. Nur: Christus ist Herr – daran kommen wir nicht vorbei. An wen glauben wir? Nur an Christus den Erlöser? Oder auch an Christus den Herrn? Wenn wir gerne Christus als Herrn annehmen möchten, so verlangt Christus nicht unsere Perfektion, sondern primär unser 100% Vertrauen – auf ihn, nicht auf eigene Leistung. Auf seine Gnade. Aber die 100%-ige Hingabe ist schon nötig. Grundsätzlich gehört unser Leben dann nicht mehr uns, sondern Gott.… Weiterlesen »

Schandor
6 Jahre zuvor

@Roderich

Jesus ist der Erlöser, und er ist immer auch Herr.
Freund, Du hast gut und richtig gesprochen.
Ich stimme Dir voll und ganz zu.
Danke für Deine Worte, mein Freund!

6 Jahre zuvor

@Roderich

Wenn wir gerne Christus als Herrn annehmen möchten, so verlangt Christus nicht unsere Perfektion, sondern primär unser 100% Vertrauen […] . Auf seine Gnade. Aber die 100%-ige Hingabe ist schon nötig.

Was ist 100% anders als Perfektion? Wenn Du behauptest, dass Christus angeblich nicht Perfektion verlange, wie kannst Du dann noch im selben Satz sagen, dass stattdessen 100% Vertrauen notwendig sei?

Roderich
6 Jahre zuvor

@Adler, Das Wort „Perfektion“ kann hier leicht mehrdeutig werden. Man müsste es definieren. Christus „macht“ uns perfekt (gerecht etc.), aber unser Handeln wird wohl nie perfekt – es sei denn, Du wärest Wesleyaner, aber ich habe Vermutungen, das seiest Du nicht 🙂 Heiligung ist ja einerseits ein Zustand, den wir sofort nach der Bekehrung haben – durch Christus geheiligt. („Ihr seid schon geheiligt“, insofern in gewisser weise „perfekt“). Andererseits ist es ein Prozess. („Werdet heilig“). Dieser Prozess wird aber andauern. Wenn hier jemand schon perfekt heilig ist, wäre das jedenfalls eine Sensation 🙂 Mit „100% Vertrauen“ meine ich übrigens auch mehr eine Grundsatzentscheidung. Das ist binär: Will ich Gott vertrauen, oder will ich es nicht? Wenn ja, ist das die grundsätzliche 100%, wenn nein, ist das die grundsätzliche 0%. Natürlich lebt keiner von uns im Alltag so, dass wir ständig unsere Augen auf Jesus haben, dass wir nie verzagen, dass wir alle Verheißungen über uns auch existentiell glauben etc. Das… Weiterlesen »

6 Jahre zuvor

@Roderich

Das ist binär: Will ich Gott vertrauen, oder will ich es nicht? Wenn ja, ist das die grundsätzliche 100%, wenn nein, ist das die grundsätzliche 0%.

Das ist falsch! Binär heißt: 1 oder 0. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht. Wenn Du von 100% redest, ist das was vollkommen anderes. Das hat mit binär nichts zu tun.

Natürlich lebt keiner von uns im Alltag so, dass wir ständig unsere Augen auf Jesus haben, dass wir nie verzagen, dass wir alle Verheißungen über uns auch existentiell glauben etc.

Dann drücke Dich in Zukunft klarer aus, und hör auf, von 100% Vertrauen zu reden. Ansonsten wirst Du u.U. genauso verstanden, wie Du nicht verstanden werden willst.

Schandor
6 Jahre zuvor

@Adler

1) Danke für den Hinweis auf das regulative Prinzip – ich hab mir das angehört und finde es gut.

2) Du trittst vehement für die Wahrheit ein, und das ist gut! Es stände Dir auch sehr gut an, wenn Du mal bei Kolosser 4,6 vorbeischaust 😉 –– Roderich zeigt vor, wie das geht, ist hier ein großes Vorbild, wie ich finde. 😉
So könntest Du Deine Überzeugungen und Argumente noch stärker wirken lassen, finde ich.

Roderich
6 Jahre zuvor

@Adler,
da hängst Du Dich jetzt aber ein wenig an einer Nebensache auf… 🙂
Mit etwas „wohlwollender Hermeneutik“ hättest Du das, was ich geschrieben habe, auch so einigermaßen verstanden.

6 Jahre zuvor

@Schandor

Danke für den Hinweis auf das regulative Prinzip – ich hab mir das angehört und finde es gut.

Das freut mich sehr!!! Die aller-meisten Gemeinden in Deutschland lehnen das regulative Prinzip leider ab, und meinen, sie könnten Gottesdienst so feiern wie sie wollten. Zur Konsequenz des regulative Prinzips gehört selbstverständlich auch die Ablehnung von religiösen Feiertagen wie Weihnachten und Ostern.

Es stände Dir auch sehr gut an, wenn Du mal bei Kolosser 4,6 vorbeischaust

Danke für den Hinweis! Ich bin mir aber nicht sicher, was Du damit genau andeuten willst. Könntest Du das evtl. näher ausführen?

6 Jahre zuvor

@Roderich
Ernsthaft? Es ist doch keine Nebensache, wie jemand in den Himmel kommt!

Mit etwas „wohlwollender Hermeneutik“ hättest Du das, was ich geschrieben habe, auch so einigermaßen verstanden.

Nein, eben nicht! Wenn jemand schreibt, dass 100% Vertrauen zu Jesus notwendig sei, dann gehe ich davon aus, dass es auch ganz genauso gemeint ist. Und nicht, dass es binär gemeint ist. Denn dann müsste ich etwas hineinlesen, was Du gar nicht geschrieben hast.

Aber sei’s drum. Wir haben es ja geklärt. Aber bitte achte wirklich in Zukunft mehr darauf, Dich klarer auszudrücken. Dann können wir unnütze Missverständnisse vermeiden.

Schandor
6 Jahre zuvor

@Adler Die Auferstehung des Herrn nicht zu feiern, ist puritanische Ängstlichkeit und fehl am Platz. Zurecht hat ein amerikanischer Journalist einmal gesagt, puritanisch bedeute, sich ängstlich und besorgt umzusehen, dass nicht jemand in der Runde glücklich aussieht (oder so ähnlich). Weihnachten ist freilich kein christliches Fest, sondern ein Fest des Konsumismus. Jesus Christus ist ja am 30. August 1 v. Chr. geboren 😉 (wenn Werner Papke recht hat) Doch der Ostersonntag ist der schönste Tag im Jahr: Hier erinnern wir uns besonders, dass unser Herr und Herrscher auferstanden ist! Nun, mit dem Hinweis auf Kolosser 4,6 wollte ich ungefähr das sagen, was Roderich mit „wohlwollender Hermeneutik“ gemeint hat: Zwischen den Zeilen lesen, das erkennen, was der Autor mit seinen Worten gemeint hat, sich nicht an einzelnen Worten oder Aussagen aufhängen. Und ein wenig an einer etwas „weicherer“ Formulierung arbeiten. Netiquette oder so sagte man mal, glaub ich. Schriftstücke im Netz sind immer mit dem Mangel der emotionalen Unsaturiertheit behaftet: Man… Weiterlesen »

Roderich
6 Jahre zuvor

@Schandor, Adler,

nur wenige Leser haben das Asperger-Syndrom

Und wenn die dann mal was schreiben (und sich reformiert nennen), könnte das wie „pseudoreformierte Kälte“ rüberkommen (womit wir wieder beim Thema wären) – auch wenn es gar nicht so gemeint ist, weil es einfach am mangelnden Einfühlungsvermögen liegt, für das man oft nix kann. Regelmäßige Rückmeldungen dazu sollte man dann aber schon zur Kenntnis nehmen…

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