Zur Situation der ägyptischen Christen

Die Morde von Nag Hammadi haben 2010 Aufmerksamkeit auf das sich seit Längerem verschlechternde Verhältnis zwischen der muslimischen Bevölkerungsmehrheit und der christlichen Minderheit des Landes gerichtet. Menschenrechtsorganisationen, Regierungen und internationale Organisationen kritisieren die abnehmende Religionsfreiheit in Ägypten und prangern die Zunahme gewaltsamer Übergriffe und die systematische Diskriminierung von Christen an. Was sind die Hintergründe und Ursachen für diese Entwicklung?

Dr. Andreas Jacobs, Auslandsmitarbeiter der Konrad-Adenauer-Stiftung in Ägypten, hat einen ausgezeichneten Bericht über die Lage der Christen in dem Land geschrieben.

Die Hintergründe für Nichtanerkennung des Übertritts vom Islam zum Christentum durch den ägyptischen Staat sind offenkundig. Seit 1972 gilt das islamische Recht, die Scharia, als Hauptquelle des Rechts. Ägypten bezeichnet sich als islamischen Staat. Nach klassischem islamischem Rechtsverständnis wird die Abkehr vom (islamischen) Glauben mit dem Tod bestraft. Dass diese Strafe im Ägypten der Gegenwart nicht verhängt wird, entspricht zwar dem Rechtsempfinden der allermeisten Ägypter, erzeugt auf Seiten der staatlich kontrollierten Religionsbehörden aber bereits einen gewissen Erklärungsbedarf. Eine Konversion vom Islam zum Christentum ist in Ägypten im derzeit vorherrschenden Verständnis des islamischen Rechts derart eindeutig unzulässig, dass ihre juristische Anerkennung den Staat in den Augen seiner Gegner eindeutig als »unislamisch« entlarven würde.

Wer sich mit oberflächlichen Medienberichten nicht zufrieden gibt und fundierte Hintergrundinformationen sucht, sollte sich das Dokument anschauen. Der Bericht:

  • Andreas Jacobs: »Unter muslimischer Führung: Zur politischen und gesellschaftlichen Situation der ägyptischen Christen«, KAS Auslandsinformationen 12/2010, S. 20–35

kann hier heruntergeladen werden: kas_21238-544-1-30.pdf.

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13 Jahre zuvor

Vielen Dank für diesen Beitrag. Sehr interessant.

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