Zwischen Sponsoring und Staatskohle

Der Evangelischen Kirchentag wird von Konzernen wie VW oder DM gesponsert. Vor allem die öffentliche Hand finanziert die Großveranstaltung maßgeblich mit. Das Land Berlin gibt trotz desaströser Verschuldung achteinhalb Millionen Euro, Brandenburg eine Million, der Bund zwei. Zusammengenommen ist das die Hälfte des Gesamtetats. Kirchenkritiker halten es für einen Fehler, dass so viele Steuergelder in ein Projekt der Kirche fließen.

Ellen Ueberschär vom Kirchentag hält allerdings dagegen. Was sie sagt, ist so selbstoffenbarend, dass ich es zitieren will:

„Dann könnte man sämtliche Kultur- und gesellschaftlichen Veranstaltungen absagen und sagen, das ist aber nicht die Aufgabe der öffentlichen Hand. Also was ist die Aufgabe der öffentlichen Hand? Ein partizipatives Leben zu ermöglichen, wo viele Menschen über gesellschaftliche Fragen diskutieren. Dass wir in Deutschland ein offenes, liberales Klima haben, das hat auch mit solchen Veranstaltungen wie Kirchentagen zu tun. Und insofern ist das immer gut investiertes Geld.“

„Es ist auch für Atheisten gut investiertes Geld“, sagt Ueberschär. „Es ist logisch, dass eine öffentlich finanzierte Veranstaltung offen ist für jeden und jede. Wer das Programmheft aufschlägt, wird sehen, dass genau die Themen, die alle Menschen umtreiben – wie erfüllen wir die Nachhaltigkeitsziele, was ist mit diesem Gender-Kram, geht uns das was an, ist das wichtig, wie wird Frieden, was passiert in Syrien – all diese Dinge werden auf dem Kirchentag verhandelt und jede und jeder ist eingeladen, daran zu partizipieren.“

Also, worum geht es beim Evangelischen Kirchentag? Es geht um Themen, die alle Menschen umtreiben: ein offenes, liberales Klima, Nachhaltigkeitsziele, Gender-Kram, Frieden, Syrien usw. Das sind alles interessante Dinge. Allerdings möchte ich zurückfragen: Brauchen wir für die Diskussion solcher Themen eine Kirche?

Hier der DLF-Beitrag:

 

Ähnliche Beiträge:

Abonnieren
Benachrichtige mich bei

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

10 Kommentare
Inline Feedbacks
View all comments
Matze
6 Jahre zuvor

Die Verquickung von Glaube und Sponsoring hat ein Maß angenommen, das im Prinzip nicht durchschaubar ist. Es ist mir z.B. nicht klar nach welchen Kriterien
die EKD ihre Preise ( http://www.kwa-ekd.de/arbeitplus) vergibt und in wie weit es da zu Gegenleistungen kommen kann. Aber die Freikirchen müssen da ebenfalls aufpassen. Auch hier wird versucht in Seminaren immer mehr dafür zu werben sich neben den Spenden Einnahmequellen zu erschliessen.
Wirtschaftliche Abhängigkeitsverhältnisse sind Gift für eine unabhängige Verkündigung genauso wie die zu große Einbindung in nationalen und internationale Organisationsstrukturen. Auch eine zu hohe Schuldenlast einer einzelnen Gemeinde KANN zu einem Problem führen.

Holger Lahayne
6 Jahre zuvor

Ob der Kirchentag auch für Atheisten gut investiertes Geld ist, müssten diese schon selbst entscheiden. Darin liegt ja die Krux. Steuern werden mit Zwang abgenommen, aber die Atheisten hat natürlich keiner gefragt. Bei der Teilnahme zum KT wird eingeladen, zur Partizipation aufgerufen, aber bei der Bezahlung des Ganzen wird Gewalt angewendet. Dummerwiese stört sich daran so gut wie niemand mehr (nur irgendwelche als Neoliberale Gebrandmarkten). Eingangs geraten die privaten Sponsoren aus der Wirtschaft mächtig unter Verdacht – bloß kein Geld von VW oder noch Schlimmeren nehmen. Die verteilen aber nur Mittel, die (ganz überwiegend) ehrlich und ohne Zwang erwirtschaft wurden. Die Skepsis gegen solches freiwilliges Sponsoring und die Liebe zum mit Zwang abgenommenen Staatsgeld spricht Bände.

Matze
6 Jahre zuvor

@ Holger Steuern und Zwang/Gewalt bei Bezahlung: Das verstehe ich nicht. Wenn jemand das stört kann er aus der Kirche aus- und in eine Freikirche eintreten. Steuern zu bezahlen passt doch ansonsten von der Bibel her oder nicht ?! ehrliche Wirtschaft: – Ist es ehrlich wenn die Abgas- und Verbrauchswerte unserer Fahrzeuge bis zu 40% vom Prospekt abweichen? Ein mir bekanntes Unternehmen X hat bei einem Fahrzeug Y eines Premiumherstellers einen Flottenmehrverbrauch im Fuhrpark von ca. 20 % gehabt. – Ist es ehrlich, wenn Mindestlöhne bezahlt werden, die nicht dazu ausreichen, die Mindestrente zu erhalten sondern dann im Alter noch Zuschüsse vom Staat bekommen zu müssen? (Wobei ich für ein klares Abstandsgebot zwischen Mindestlohn und Hartz IV als Leistungsanreiz bin) – Ist es ehrlich, wenn Gewinne eingestrichen werden, die weit abseits von vernünftigen Gehaltslevels sind und die nur einigen wenigen zu gute kommen, dagegen aber viele in prekären Beschäftigungsverhältnissen sind? – Ist es ehrlich und moralisch in Ordnung, wenn Ölkonzerne… Weiterlesen »

6 Jahre zuvor

Der ganze Kirchentag ist eine große Farce. Hier klopft man sich gegenseitig auf die Schulter und blendet die böse Gegenwart aus. In vielen Orten werden die Kirchen geschlossen und den Gemeinden wird vorgegeben wie sie zu handeln haben. Die Entscheidungen von oben haben die Kirchenräte nur noch abzunicken, zu sagen haben sie nichts mehr. Dieser ganze Kirchentag hat für mich frappiere Ähnlichkeit mit Veranstaltungen in damaligen Ostberlin!
http://cicero.de/berliner-republik/evangelischer-kirchentag-die-falsch-verstandene-politisierung

Roderich
6 Jahre zuvor

Matze, – Ist es ehrlich, wenn Mindestlöhne bezahlt werden, die nicht dazu ausreichen, die Mindestrente zu erhalten sondern dann im Alter noch Zuschüsse vom Staat bekommen zu müssen? (Wobei ich für ein klares Abstandsgebot zwischen Mindestlohn und Hartz IV als Leistungsanreiz bin) Wenn man andersherum das Mindestlohnniveau hochsetzt, werden noch weniger Leute eingestellt (v.a. solche, deren Beitrag zur Produktivität unter dem Mindestlohn ist – man darf nicht vergessen: Unternehmen stellen Leute ein, um Geld zu verdienen. Das können sie genau dann, wenn die Arbeitnehmer mehr beitragen zum Gewinn, als sie kosten. Eine Firma, die unproduktive Leute einstellt, kann nicht lange überleben, und eine Firma pleitegehen zu lassen ist nicht sozial, da die Leute dann arbeitslos sind und vom Staat (also von den Steuern anderer) unterstützt werden müssen. Man kommt auch gut ohne Mindestlöhne aus, wenn die Steuern und Lohnnebenkosten so niedrig sind, dass viel Anreiz zur Investition besteht und Entrepreneure gerne eine neue Firma gründen – durch jede neue Firma… Weiterlesen »

Matze
6 Jahre zuvor

@ Roderich
kann man so sehen. Es gibt aber auch genauso die Analyse, dass durch einen höheren Mindestlohn die Binnennachfrage gestärkt wird, die Exportquote etwas sinkt (dann freuen sich die USA) und die Lohnnebenkosten runtergehen (30% unsere Staatshaushaltes sind Sozialleistungen). Von niedrigeren Lohnnebenkosten haben Arbeitgeber und Arbeitnehmer etwas
@Joschie
wenn man den Cicero Artikel liest kann man eigentlich nur für die strikte Trennung von Kirche und Staat sein

6 Jahre zuvor

@Matze
Erst einmal sollte man verstehen, was der sog. „Mindestlohn“ überhaupt ist. Er ist nämlich nichts anderes als ein staatliches Verbot, dass ein bestimmter Lohnbetrag gezahlt werden darf. (Selbst wenn sich beide Seiten einig werden!) Der sog. „Mindestlohn“ führt zu mehr Arbeitslosigkeit. Für diese wiederum bietet Vater Staat dann „gnädigerweise“ Sozialleistungen an. Das heißt: Vater Staat bietet Lösungen für Problem an, die er selbst erst geschaffen hat.

6 Jahre zuvor

@Matze
Ja die Trennung von Kirche(Religion) und Staat ist mehr als über überfällig!

Matze
6 Jahre zuvor

@ Adler
Die Mindestlöhne wurden ja nicht aus Willkür eingeführt, sondern aus dem Grund dass Löhne bezahlt werden, von denen man nicht leben kann
Wenn der freie Markt, wie Du beschreibst dazu führt, dass man einen Stundenlohn
von entweder 8 € oder 8,50 € zur Auswahl hat, nimmt man den höheren, logisch. Was ist, wenn es in meinem Job keine andere Löhne gibt ist das ja super klasse
mit den 8,50 €. Dann bleibt nichts anderes übrig wie einen der beiden zu nehmen, klasse!! Bei solchen Löhnen ist doch aber klar, dass man lieber zuhause bleibt, Hartz IV bezieht und dem Staat auf der Tasche liegt. Ich glaube Du verdrehtst Ursache und das Ergebnis daraus.

Jürgen Graalfs
6 Jahre zuvor

Mit der Begründung von Frau Überschär, zitiert im Leitartikel, stellt sich für mich die Frage, warum die Kirche dafür Geld gibt. So gesehen, ist es ein rein interkultureller und interreligiöser Anlass, an dem über gesellschaftliche und politische Themen diskutiert werden soll. Da können wegen mir die Bundesländer, der Bund und auch Unternehmen gerne Geld geben. Mit dem Auftrag der Kirche hat das ja im Grunde nichts mehr zu tun.

DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner