Afghanistan: Mit Folter zurück zum Islam

Ein Afghane soll hingerichtet werden, weil er zum Christentum übertrat – es sei denn, er bekennt sich wieder zum Islam. Vor acht Monaten wurde der Konvertit vor der deutschen Botschaft in Kabul verhaftet – dann folgten Folter und Schikane. Hasnain Kazim berichtet für den SPIEGEL über den Vorfall:

Erstmals seit seiner Festnahme durfte Musa jetzt einem Journalisten ein Interview geben. Die Agenten hätten ihn »72 Tage lang gegrillt«, sagte er der »Sunday Times«. »Sie schlugen mich und folterten mich mit Stöcken. Sie sagten mir, ich solle zurück zum Islam konvertieren. Als ich mich weigerte, nannten sie mich einen dreckigen Ungläubigen«, zitiert die Zeitung ihn. Außerdem sei er aufgefordert worden, weitere Afghanen sowie Ausländer zu benennen, die Christen seien. Als er sich weigerte, sei er erneut geschlagen worden.

Später sei er in ein normales Gefängnis in Kabul verlegt worden, wo er sowohl von Gefängnismitarbeitern als auch von Mitgefangenen geschlagen und sexuell misshandelt worden sei.

Musa ist vor neun Jahren vom Islam zum Christentum übergetreten. Zu den Gründen schweigt er, aber die »Sunday Times« schreibt unter Berufung auf Freunde von ihm, er sei von den Fernsehbildern eines Bombenanschlags im pakistanischen Karatschi erschüttert gewesen – er habe sich gefragt, warum Muslime unschuldige Menschen töteten und habe sich daraufhin taufen lassen. »Die Bibel hat mich gelehrt, meine Feine zu lieben«, zitiert die Zeitung Musa. »Sie hat mich gelehrt, die andere Wange hinzuhalten, wenn mich jemand verletzt hat.«

Ein Richter und ein islamischer Geistlicher besuchten Musa laut »Sunday Times« in seiner Gefängniszelle und drohten ihm mit seiner Hinrichtung innerhalb von drei Tagen, sollte er sich nicht wieder zum Islam bekennen. Als Musa sich weigerte, soll der Mullah die Wärter angewiesen haben, „dieses schmutzige Tier“ aus der Zelle zu holen und zu schlagen. Erst auf Druck der US-Botschaft sei er in eine sichere Zelle verlegt worden und werde von Schlägen verschont. Auch mehrere Anwälte sollen sich geweigert haben, Musa zu verteidigen, solange er sich nicht zum Islam bekenne.

Leider ist es in islamischen Staaten nicht unüblich, Apostasie (Abfall vom Islam) mit dem Tod zu bestrafen. Hier ein Video zum Thema (leider nur in Englisch):




Hier der vollständige SPIEGEL-Beitrag: www.spiegel.de.

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17 Kommentare
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Hans Otto S.
13 Jahre zuvor

Ein interessanter Gott, der seine „Kinder“ so misshandeln lässt.
Man fragt sich, wie der Islam das insgesamt aufnimmt. Dass Allah Krieger des Jihad ins Paradies aufnimmt, ist klar, und dazu zählt schließlich auch das religiös motivierte Selbstmordattentat. Was denkt sich ein Moslem jedoch über einen angeblichen Gott, der es zulässt, dass einige seiner angeblichen Kinder zu Tode gefoltert werden? Welcher Moslem will es schon mit einem solchen Gott zu tun bekommen? Könnte es sein, dass dieser Gott gar nicht groß an einer Mission unter Moslems interessiert ist? Vielleicht sollte man statt Proselytenmacherei wirklich eine mehr oder weniger friedliche Koexistenz anstreben? (Hans Küng hat da ja ganz vernünftige Vorschläge entworfen). Ob dem Frieden und dem interreligiösen Dialog dadurch nicht besser gedient wäre?
Hans Otto S.

Hans Otto S.
13 Jahre zuvor

Guter Einwand, doch trifft er nicht: Die Frage muss lauten: Wozu ist dieser Jesus Christus am Kreuz gestorben, wenn dann auch seine Nachfolger ähnliches zu dulden haben? Denn soweit ich weiß, verkünden Christen stets: Jesus Christus ist für dich gestorben! (Was freilich nicht stimmen kann, da ja jeder Mensch seinen eigenen Tod sterben muss).
Die Proselytenmacherei ist nicht als Vorwurf gedacht, sondern als Alternative. Von Verboten halte ich nichts, da die Geschichte gezeigt hat: Das funktioniert nicht. Einen Glaubenswechsel vollzieht man zwar freiwillig, doch nicht arbiträr, da liegen immer schon Motive metaphysischer Art zugrunde. Es wäre jedoch eine Alternative, den interreligiösen Dialog neu zu überdenken und auf einer höheren Basis zur Einigung zu kommen (Bestrebungen gibt es; die Sache wird seit den 90ern in der UNO heiß diskutiert, aber das ist nicht genug). Es bleibt jedem überlassen und soll das auch bleiben, was er glauben will. So geschmacklos das auch sein mag.
Hans Otto S.

Schandor
13 Jahre zuvor

Hm. Leidenstheologie? Leiden um des Zeugnisses willen? Was, wenn wir gar keins sind? Und was, wenn Jesu Aussage für seine Zeit gilt, nicht aber für unsere? Ist seine Aussage in jedem Fall paradigmatisch zu interpretieren? (Ich frage nicht als Besserwisser, sondern als Wissenwollender, aber wohlgemerkt nicht als Neu-gieriger, sondern als Alt-gieriger ;-). Die Aussage des Paulus steht m. W. in einem bestimmten (und durchaus ironischen) Kontext, oder irre ich mich da? Will Paulus seine Leser nicht ironisch wachrütteln, ja, zurecht-weisen? Könnte es sein, dass er nicht paradigmatisch alle Christen meint, sondern die Riege der Apostel? Ich teile Hans Ottos Einschätzung nicht (@Hans Otto: sorry!), aber diese Verse als Apologetik zu einer möglichen Leidenstheologie könnte ich so auch nicht lesen… Seelisch bäumt sich mir alles auf, wenn ich von den Gräueltaten der Moslems lese. Ich habe vor Jahren ein Buch von Philip Yancey gelesen („Enttäuscht von Gott“). M. E. hat er es umsonst geschrieben, wenigsten für jemanden, der an so etwas… Weiterlesen »

Johannes Strehle
13 Jahre zuvor

@Schandor:
„Schmerz verträgt keine Theologie.“
Wie ist das gemeint?

Schandor
13 Jahre zuvor


Das ist interessant — danke für den Link, da muss ich mich sofort einlesen.

Strehle
Naja, Philip Yancey sagt, dass man einem Leidenden nicht mit Theologie kommen dürfe, es sei eben „Kryptonid“ für jede Theologie. Und damit hat er sowas von recht! Wenn mir einer theologisch kommt, während ich leide, dann weiß ich schon, was ich von einem solchen Menschen zu halten habe…
lg
Schandor

Johannes Strehle
13 Jahre zuvor

@ Schandor

„Philip Yancey sagt, dass man einem Leidenden nicht mit Theologie kommen dürfe … Und damit hat er sowas von recht! Wenn mir einer theologisch kommt, während ich leide, dann weiß ich schon, was ich von einem solchen Menschen zu halten habe…“

Je nach Leid und Schmerz und
je nach dem, was im konkreten Fall mit Theologie gemeint ist,
kann die Aussage richtig oder auch grundverkehrt sein.

Roderich
13 Jahre zuvor

@Hans-Otto: Ein interessanter Gott, der seine “Kinder” so misshandeln lässt. Die erste Frage ist mal: was glaubt man ueber das Ewige Leben und das Ewige Gericht – gibt es das, oder nicht? WENN es das nicht gibt, dann sind Deine Argumente sehr gut nachzuvollziehen. WENN es das ewige Gericht bzw. Leben aber gibt, dann waere Deine Argumentation nicht korrekt. Als einen moeglichen Zugang empfehle ich die ganz hervorragende Biographie (leider bislang nur auf Englisch): „Solzhenitsyn: A Soul in Exile“ von Joseph Pearce. Pearce hat als einer der wenigen viel Zugang zu Alexander Solschenitzyn gehabt und konnte viele Interviews fuehren. Alexander S. war ja selber ca. 8 Jahre im Arbeitslager und musste am eigenen Leibe erfahren, was das Leiden bedeutet. S. war ja vorher ueberzeugter Kommunist und hat sich dann im Arbeitslager zum christlichen Glauben bekehrt. Seine Schlussfolgerung: das Leiden macht dann Sinn, wenn man versteht, dass der Sinn des Lebens nicht ist, moeglichst viel Materielles anzuhaeufen, oder dass es einem… Weiterlesen »

Schandor
13 Jahre zuvor

@Roderich Danke für diese Zeilen. Ich hab sie gleich mehrere Male gelesen. Ich gebe zu, dass auch ich so meine Schwierigkeiten mit dem Leiden habe (mit Leid an sich sowieso — wer hätte die nicht?). Zwar habe ich so einige Büchelchen gelesen, in denen dieses Thema behandelt wird, doch haben mich diese Bücher nie wirklich befriedet. Mir leuchtet ein, dass man erst am Leid wächst (und fängt das Leiden nicht schon mit Einsamkeit, mit Ablehnung, Misserfolg und dergleichen an? Auch das kann ja quälend sein über viele Jahre, nicht?), kann es theologisch/philosophisch nicht einleuchtend erklären — mir wenigstens nicht 🙂 Mir scheinen manche Christen auf Leid zu verbittern/verhärten, manche dagegen barmherziger zu werden. Dass das Leiden eine Art Vorbereitung auf das Ewige Leben ist, glaube ich auch — sonst wäre der Himmel mit rücksichtslosen Egomanen bevölkert 😉 Es kann ja nur dies der Sinn von Leiden sein: Verändert zu werden. Schwierig ist es nur, seine Augen auf das Leid gerichtet… Weiterlesen »

Roderich
13 Jahre zuvor

@Schandor: „Es kann ja nur dies der Sinn von Leiden sein: Verändert zu werden.“ Ja, auch, aber nicht nur, wuerde ich sagen. Jesus hatte es nicht noetig, veraendert zu werden. Ich denke, das Leiden hat auch einen mysterioesen („transzendenten“) Sinn, den wir nicht verstehen. So denke ich, das „Veraendert werden“ ist eher ein (wenn auch sehr wesentlicher) „Nebensinn“, sozusagen ein positives Nebenprodukt. Es ist ja ein sehr weites Feld – u.a. auch, da man da viel spekulieren kann. Nur noch ein bis zwei Gedanken: – Wenn es keinen Suendenfall gegeben haette, dann haette es auch kein Leiden gegeben. – Das Leiden kann uns zeigen, dass es in dieser Welt noch nicht „das Endgueltige“ ist, d.h. kann uns auch helfen, dass wir uns „in dieser Welt“ (mit seinen Reizen) nicht zu gemuetlich einrichten, sondern uns auch sehnen nach einem besseren, anderen Leben. – Wenn wir als Christen uns ganz nach dem Willen Gottes richten, Ihm nachfolgen, als Einzelne, als Gemeinden, und… Weiterlesen »

Hans Otto S.
13 Jahre zuvor

„Es ist ja eigentlich noch schlimmer: Jesus Christus stirbt am Kreuz als Gottes Sohn.“

Soweit bekannt, war Jesus von Nazaret sündlos, und glaubt man den reformatorischen Theologen, so wurde er gar zum Fluch, „zur Sünde“ (kat exochen) gemacht. Mitunter musste er das größte denkbare Leid ertragen.
Man muss daher das Leid umgekehrt proportional zur Sündhaftigkeit des Menschen verstehen. Je unschuldiger jemand ist, desto mehr hat er zu leiden (subjektiv, nicht objektiv). Wer unschuldig einsitzt, leidet stärker als ein zurecht verurteilter Mörder. Insofern ist die Leidenstheologie sachlogisch nachzuvollziehen.

„„Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe“, sagt Jesus in Matthäus 10,16.“

Das ist an die Adresse der Apostel gerichtet, nicht an die Märtyrer in Afgahnistan, siehe dazu die Selbsteinschätzung des Paulus von Tarsus (1. Korinther 4,9).

Hans Otto S.

Johannes Strehle
13 Jahre zuvor

Zu Leid und Schmerz:

Darf ich von C. S. Lewis
„Über den Schmerz“/ „The Problem of Pain“ und
„Das Gewicht der Herrlichkeit“
als allgemein bekannt voraussetzen?

Meine Sicht in Kürze:

Das Ziel Gottes für den Menschen ist (notwendigerweise)
seine (Gottes) Herrlichkeit, d. h. maximale unendliche Herrlichkeit.
Der einzige oder kürzeste Weg zu diesem Ziel
ist die Menschheitsgeschichte.
Gott hat Ziel und Weg (Leid) abgewogen.
Die Bibel informiert uns über das Abwägungsergebnis.
Im Rückblick werden wir Gott recht geben.
Das ändert nichts oder wenig daran,
dass wir das Leid auf dem Weg
schwer erträglich oder unerträglich finden.
(Wie zum Beispiel beim Zahnarzt)
Im Bild des sogenannten verlorenen Sohnes:
Der (Rück-)Weg ins Vaterhaus
führt durch den Schweinestall.

Schandor
13 Jahre zuvor

Gut gebrüllt, Löwe!
Lewis‘ Buch hab ich zweimal gelesen — der Gedanke mit dem Zahnarzt ist gut, wenngleich oft nicht hilfreich. Denn wenn man erfährt, dass gerade wieder Christen zu Tode gefoltert wurden, steht man mit einem Büchlein von Lewis und der Zahnarztgeschichte etwas hilflos da…
Was aber, wenn man nicht mehr kann?

Roderich
13 Jahre zuvor

@Schandor: Gott um Kraft bitten, siehe Hebr. 4

Johannes Strehle
13 Jahre zuvor

@ Roderich

Ergänzung zu „Jesus hatte es nicht noetig, veraendert zu werden.“:
„obwohl er Sohn (Gottes) ist,
hat er (als Mensch) an dem, was er litt, den Gehorsam gelernt“

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