Blut muss fließen

Mit Gewalt und Sadismus buhlen Kriminalromane und Kinofilme erfolgreich um ihr Publikum. In der herrschenden Ästhetik der Verrohung ist kein Platz mehr für Schönes, Subtiles oder Zwischentöne. Jürgen Bräunlein hat einen bemerkenswerten Kommentar über die »Kultur der Abstumpfung« geschrieben.

Das Problem einer Gesellschaft, die sich schleichend in einer Abstumpfungskultur eingerichtet hat, in der nur mehr die Schläge mit dem Holzhammer zählen, liegt im Verlust aller Differenzierungen. Die Zwischentöne und die Nuancen, der Feinsinn und das bloß Angedeutete gehen verloren. Am Ende wird nur Aufsehenerregendes überhaupt noch registriert. Wie der Philosoph Christoph Türcke in seinem Buch „Erregte Gesellschaft“ feststellt, wird die Wahrnehmung des Spektakulären, die Sensation, zur Wahrnehmung schlechthin. Wo der Extremfall von Wahrnehmung zum Normalfall geworden ist, wird das Subtile in der Kultur ausgelöscht. Es benötigt Zeit, Konzentration und Anstrengung. Genau das ist dem Schock und der Überwältigung fremd.

Hier: www.merkur.de.

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3 Kommentare
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markus
13 Jahre zuvor

Etwas Offtopic: Die letzen (Kriminal-)Romane Hakan Nessers haben mich in dieser Hinsicht mehr als überrascht: Sie lassen auf der einen Seite blutrünstige Opferschilderungen vermissen, beschreiben dafür komplexe ethische Motive (besonders „Mensch ohne Hund“) und untypische Auflösungen („Eine ganz andere Geschichte“ !!!). Und sie leben von einem – in quasi in doppelter Hinsicht – suchenden Kommissar, da dieser sich nämlich sehr spannende, humorvolle und tiefe Gedanken über Gott und Glauben macht. Und ein, sagen wir unorthodoxes, aber aktives Gebetsleben führt.

Lars
13 Jahre zuvor

„Der zerstörte Leib ist zur Attraktion einer verrohten Kultur des Zuschauens geworden.“

Man denke an die millionenschwere Kunst eines Damien Hirst.

11 Jahre zuvor

[…] dass wir das Ende der Metaphysik das Ende unserer Suche nach Gott erleben dass keine Ideologie je Blut muss fließen TheoBlogUnd sie leben von einem in quasi in doppelter Hinsicht suchenden Kommissar da dieser sich […]

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