Praktische Theologie

Brief des Athanasius über die Psalmen (Teil 2: Jedes biblische Buch erfüllt eine spezielle Aufgabe)

2. Unsere ganze Schrift, mein Sohn, das Alte und das Neue Testament, ist von Gott eingegeben und nützlich zur Belehrung, wie es geschrieben steht. Das Buch der Psalmen bietet allerdings dem aufmerksamen Leser etwas Besonderes.

Jedes Buch hat eine spezielle Aufgabe, mit der es sich befasst. So befasst sich der Pentateuch mit der Erschaffung der Welt, den Taten der Patriarchen, dem Auszug Israels aus Ägypten und neben der Gesetzgebung auch mit der Anordnung des Zeltes und mit dem Priestertum. Der Triteuch [Josua, Richter und Ruth] beschäftigt sich mit der Landnahme, den Taten der Richter und dem Stammbuch Davids, die Bücher der Könige und Paralipomenon schildern die Taten der Könige, das Buch Esras die Befreiung aus der Gefangenschaft, die Rückkehr des Volkes und den Bau des Tempels sowie der Stadt. Die Propheten schreiben über die Ankunft des Heilands und Erinnerungen an die Gebote und Tafelsprüche gegen die Übertreter sowie Prophezeiungen für die Heiden.

Das Buch der Psalmen aber trägt wie ein Garten in sich die Früchte aller anderen Bücher und spiegelt wider, was ihnen eigen ist, indem es darüber Lieder singt.

Brief des Athanasius über die Psalmen (Teil 1: Marcellinius studiert mit Eifer die Psalmen)

Die Auszüge des Briefes sind wiedergegeben nach der Übersetzung von Josef Fisch. Der Text wurde sprachlich überarbeitet. Auf Nennung biblischer Referenzstellen und erklärender Anmerkungen wird an dieser Stelle verzichtet (sie werden aber irgendwann in einem Buch zu finden sein).

1. Ich bewundere dich, lieber Marcellinius, wegen deiner Festigkeit in Christus. Denn du erträgst nicht nur die gegenwärtigen Prüfungen, von denen du schon so Viele erdulden musstest, in angemessener Weise, sondern vernachlässigst auch die geistliche Arbeit nicht. Denn als ich mich bei dem Überbringer des Briefes darüber erkundigte, was du nach überstandener Krankheit für ein Leben führst, erfuhr ich, dass du dich mit der ganzen göttlichen Schrift beschäftigst. Mit noch größerem Eifer befasst du dich jedoch mit dem Buch der Psalmen und bist besonders darauf bedacht, den in jedem Psalm verborgenen Sinn zu finden. Deshalb spende ich dir nun meinen Beifall, da auch ich mich von diesem Buch wie von der ganzen Schrift außerordentlich angezogen fühle.

In so einer Gemütslage traf ich einmal einen rüstigen Greis. Ich will dir schreiben, was dieser mir mit dem Psalterium in der Hand damals sagte. Das, was er vortrug, war anziehend und scharfsinnig entwickelt. Er sagte Folgendes: …

The Gospel and Your Self

imagesIst Gott dafür da, uns ein leichtes, erfolgreiches und spirituell erfülltes Leben zu »gewährleisten«? Glauben wir an Gott, um jemand zu haben, der uns bei der Verwirklichung unserer Ziele hilft, uns Kraft ist für die Dinge, die wir wollen? Oder sind wir dafür da, Gott bedingungslos, demütig und hingebungsvoll die Ehre zu geben (wie auch immer er uns führt)?

Tim Keller gibt in einer Predigt über Jesaja 6 eine Antwort: download.redeemer.com.

Wieviel Psychotheraphie verträgt die Seelsorge?

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Noch etwa Mitte der 50er Jahre gab es in evangelikalen Seminaren und Ausbildungsstätten keine Seelsorgemodelle, mit denen man angehende Pastoren auf die seelsorgerlichen Herausforderungen im Gemeindealltag vorbereitet hat. Auch gab es damals kaum Literatur zu seelsorgerlichen Themen (die alte reformatorische Literatur war in Vergessenheit geraten). Seit den 60er Jahren dagegen boomt der Markt und es erscheinen jedes Jahr unzählig viele neue Ratgeber und Handbücher zur Seelsorge und Lebenshilfe. Seit dieser Zeit muss sich ein engagierter Christ und Seelsorger nicht mehr nur mit der Spannung von Psychologie (oder Psychotherapie) und Seelsorge auseinandersetzen. Was den Laien oder Profi erwartet, ist ein schier unüberschaubarer Markt an säkularen Forschungszweigen und Therapieformen sowie ein beständig wachsendes Angebot teilweise unverträglicher christlicher Seelsorgemodelle.

Anbei ein Vortrag, den ich im Jahr 2004 zum Thema gehalten habe. Doris Nauer hat in ihrem Aufsatz »Leadership in a Multidimensional Concept of Pastoral Counseling« den Ansatz wie folgt eingeordnet: »Radikale Reflexion der theologischen Tradition, der biblischen Verwurzelung, des ausdrücklich christlich-geistlichen Profils und der spirituellen Dimension der pastoralen Seelsorge« (Nauer/Naua/Witte, Religious Leadership and Christian Identity, Tilburg Theological Studies, Münster: LIT Verlag, 2004, S.72).

Hier der Aufsatz: mbstexte001.pdf.

Bisher unbekannte Predigten von Augustinus entdeckt

Augustinus.jpgForscher der Österreichischen Akademie der Wissenschaften haben in der Universitätsbibliothek von Erfurt sechs bisher unbekannte Predigten des frühchristlichen Kirchenvaters Augustinus (354–430) entdeckt. Dies meldet die EKD unter Berufung auf den Nachrichtendienst epd.

Die Texte seien in einer über 800 Jahre alten Handschrift mit mehr als 70 weiteren Predigten von spätantiken und mittelalterlichen Theologen enthalten. Zu der Sammlung gehörten auch 20 Predigten des Kirchenvaters, die bereits bekannt sind.

Hier geht es zur Meldung der EKD: www.ekd.de.

Reine Narren werden sie sein

JCalvin.jpgJohannes Calvin schrieb 1536 über eitle geistliche Leiter, die ihre eigenen Gedanken mehr lieben als das Wort Gottes:

Es hätte sich freilich für jene (Kirchenhäupter) geschickt, Beschützer und Wächter des Friedens und Heils zu sein, für dessen Erhaltung sie bestimmt sind. Doch ist es etwas anderes zu leisten, was man schuldig ist, und zu schulden, was man nicht leistet. Und doch wolle man nicht diese unsere Worte in dem Sinne aufnehmen, als sei ich dafür, dass man das Ansehen der Hirten ohne Unterschied, Überlegung und Auswahl erschüttern solle. Nur möchte ich unter ihnen selbst eine Auswahl getroffen sehen, damit man nicht alle, die da Pastoren (Hirten) heißen, sofort als solche anzusehen brauche. Denn daran müssen wir doch schlechterdings festhalten, dass ihre ganze Amtstätigkeit durch den Dienst am Worte Gottes, ihre ganze Weisheit durch die Erkenntnis dieses Wortes, ihre ganze Beredsamkeit durch die Verkündigung dieses Wortes begrenzt sei. Weichen sie davon ab, so müssen sie nach ihrer Einsicht für matt und stumpf, nach ihrer Zungenfertigkeit für Stammler und nach allen Seiten hin für unzuverlässige und pflichtvergessene Menschen gelten, mögen sie nun Propheten sein oder Bischöfe oder Lehrer oder gar nochirgend etwas Größeres! Nicht von dem einen oder andern will ich reden: nein, die gesamte Körperschaft der Priester wird, falls sie Gottes Wort hintansetzen und so von ihrem eigenen Sinne sollte sich treiben lassen, zu reinen Narren werden.

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