Das männliche Geschlecht in der Krise

Männlichkeit ist offenbar eine Idee von gestern. Das hat Folgen für die Gesellschaft. Inzwischen raten selbst Feministinnen zur Aufwertung männlicher Tugenden. Der Soziologe Walter Hollstein schreibt in einem Gastbeitrag für die FAZ:

Der amerikanische Präsident Barack Obama hat im Spätsommer 2016 im Magazin „Glamour“ den Essay „So sieht ein Feminist aus“ publiziert. Der Vater zweier Töchter notiert: „Michelle und ich haben unsere Töchter dazu erzogen, das Wort zu ergreifen, wenn sie Doppelmoral sehen oder denken, dass sie wegen ihres Geschlechts oder ihrer Rasse unfair behandelt werden (…) Und ja, es ist wichtig, dass ihr Papa ein Feminist ist, denn jetzt erwarten sie das von allen Männern.“ Männer nimmt Obama dabei nur als Unterstützer des Feminismus wahr. Und da schließt sich der Kreis zwischen den Präsidenten. Während „Clinton und Obama die Frauenkarte gespielt haben“, so der Rechtsgelehrte Glenn Reynolds, seien Jungen und Männer sozial immer weiter zurückgefallen. Er ist nicht der Einzige. Die Politologin Katherine J. Cramer hat in ihrem Buch „The Politics of Resentment“ eindrücklich beschrieben, wie viel Wut und Groll es in der Arbeiterklasse in Wisconsin gibt – einem Bundesstaat, der die Wahl Trumps mitentschieden hatte. Rechtsprofessorin Joan C. Williams erklärt in der „Harvard Business Review“ den Erfolg Trumps mit den lange ignorierten Bedürfnissen arbeitender Männer.

Mehr:  www.faz.net.

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6 Kommentare
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Johannes Strehle
6 Jahre zuvor

Unbedingt lesenswert. Der Artikel handelt ausschließlich von der westlichen Gesellschaft. Der Feminismus ist doch, wenn ich nicht irre, ein Kind der westlichen Kultur, d. h. ein Enkel der 1500 Jahre vom Christentum, nicht unbedingt von der Bibel geprägten Kultur. Der Feminismus muss dann doch auch als Reaktion auf den Entwurf und die Praxis des Männer- und Frauenbildes der Kirchen verstanden werden, angefangen von der beim besten Willen nicht mit der Bibel begründbaren Zölibatspflicht der römisch-katholischen Kirche und ihren Restriktionen für Sexualität in der Ehe, beide mit direkten und indirekten Folgen. Wie der Papst und sein Gefolge das Zölibat interpretiert haben, hat Luther zu denken gegeben. Auch der Pietismus ist nicht für ein Bibel-konformes Männer- und Frauenbild bekannt. Die ironische Pointe: Die evangelische Theologie und die EKD sind die Vorkämpfer für Feminisierung. Und die Freikirchen folgen der EKD. Früher waren viele Gemeinden Karikaturen des Patriarchats oft heimischer Pantoffelhelden, heute dominiert das Matriarchat. Dass das Aufwachsen von Kindern bei gleichgeschlechtlichen Paaren für… Weiterlesen »

Florian
6 Jahre zuvor

Strehle,

„Der Feminismus ist […] ein Enkel der 1500 Jahre vom Christentum, nicht unbedingt von der Bibel geprägten Kultur“

Sehr richtig. Das Christentum hat sich ja – wie der Islam – auch an Platon und Aristoteles orientiert, deren Geschlechterbild patriarchalisch war. In der Überwindung dieser Autoritäten (bspw. Heliozentrismus, 17 Jhd oder Nicht-euklidische Geometrie, 19Jhd) wurde Feminismus erst richtig denkbar.

FL
6 Jahre zuvor

@Johannes Strehle: Sie sagen: „In einem wesentlichen Punkt fällt der Autor leider auf die Begriffsverschiebungen der Feminisierungspolitik herein. Front National, FPÖ, AfD oder SVP verfolgen keine „rechte“ Politik, sondern eine radikalpopulistische Rechtsaußenpolitik, die der Diffamierung „rechter“, wertkonservativer Politik in die Karten spielt.“ Können Sie diese Aussage begründen? Allein die Tatsache, so verschiedene Parteien wie FN, FPÖ, AfD und SVP in einen Topf zu werfen, erscheint mir fragwürdig. Die AfD wurde in den deutschen Medien von Anfang an als rechte bis rechtsextreme Partei bezeichnet und wird dies immernoch, obwohl sich die politische Ausrichtung mit dem Weggang der Lucke-Fraktion stark verändert hat. Vorher war die AfD eine wirtschaftsliberale Partei mit wertkonservativem Flügel. Heute mag man sich darüber streiten, welches Label passend ist. Die SVP mit dem Label „radikalpopulistische Rechtsaußenpolitik“ zu bezeichnen, halte ich für völlig daneben. Wenn ich dieser Etikettierung folge, sind 1/3 der Schweizer also radikal rechtsaußen (die SVP hat 2015 ca. 30% der Stimmen geholt und ist bereits seit 1999… Weiterlesen »

Johannes Strehle
6 Jahre zuvor

@ FL Zunächst stimme ich voll zu: „Wir Christen (sollten) mit Begriffen richtig umgehen und uns vor Pauschalisierungen und wenig aussagekräftigen-diffamierenden Etiketten fernhalten.“ Als Antwort und Erklärung: Walter Hollstein spricht abwertend vom „Arsenal rechter Politik – ob Front National, FPÖ, AfD oder SVP“. Ich habe diesen „Verbund“ in meiner Kritik übernommen und versucht zu sagen, was er offensichtlich mit „rechter Politik“ meint. Auf die Gleichsetzung von rechts mit rechtsaußen stößt man heute regelmäßig. (Damit hat sich auch der neue Vorsitzende der Deutschen Evangelischen Allianz präsentiert.) Diese Gleichsetzung ist im Sinne des linken Mainstreams. (Links ist per se gut, rechts ist per se schlecht.) Dem habe ich widersprochen. Das habe ich kritisiert. Zu den Dauer-Pauschalierungen gehört aus durchsichtigen Gründen, die genannten und weitere Parteien in Europa (wie die Schwedendemokraten, die Wilders-Partei, die UKIP) und ihre Wähler in einen Topf zu werfen. Das Ignorieren der Protestwähler ist für die etablierten Parteien bequem. Am Beispiel Schweden: Schweden war, wenn es passte, für die… Weiterlesen »

FL
6 Jahre zuvor

Strehle
Herzlichen Dank für Ihre Erklärungen/Präzisierungen. Nun ist Ihr erster Beitrag für mich verständlich und meine Kritik trifft auf Ihre Aussagen nicht mehr zu.
Bezüglich der SVP: Wie viele der SVP-Wähler Protestwähler sind, kann ich nicht sagen. Insgesamt halte ich den Anteil an Protestwählern in der Schweiz für niedriger, als in anderen europäischen Ländern. Durch die direkte Demokratie ist m.E. das Potenzial zur Frustration der Wähler geringer und damit sinkt auch die Menge an Protestwählern. Viele wichtige Entscheidungen landen sowieso vor dem Volk und wenn man eine parlamentarische Entscheidung in Zweifel zieht, kann man das Referendum ergreifen.

6 Jahre zuvor

Wenn eine Gruppe von Menschen privilegiert ist gegenüber einer anderen, dann wird die Abschaffung von Privilegien klar als „zurückfallen“ wahrgenommen – und das führt oft zu Wut und Groll. So war das schon bei der Entstehung des Ku Klux Klans. Man kann jetzt diskutieten, was Schlimmer ist: Trump oder KKK. Man könnte auch diskutieren, ob die Politik, Afroamerikanern gleiche Rechte zu gewähren angesichts der Konsequenz KKK richtig war, ebenso wie hier die Frauenrechte ob der Wahl von Trump kritisiert werden. Bei beidem hab ich nen klaren Standpunkt, bei dem ich mich auf Martin Luther King beziehe. Nach seinem Letter from Birmingham Jail entstand der Haß bei KKK und die Wut bei den Arbeitern in Wisconsin und anderswo nicht erst durch Rassen- und Geschlechtergleichheit – er wird dadurch nur für alle sichtbar. Für die Unterdrückten – hier die Afroamerikaner, dort die Frauen – ist dieser Haß und diese Wut schon immer tägliches Geschäft, mit dem sie sich konfrontiert sehen. Ausweichen kann… Weiterlesen »

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