Der Glaube an Gott im säkularen Zeitalter

Nachfolgend eine Rezension zu dem Buch (zuerst erschienen in Glauben und Denken heute, 1/2020, Nr. 25, S. 69–71):

  • Gerhard Kardinal Müller. Der Glaube an Gott im säkularen Zeitalter. Freiburg, Basel u. Wien: Verlag Herder, 2020. 495 S., 58,00 Euro.


Gerhard Kardinal Müller, von 1982 bis 2002 Professor für Dogmatik an der Universität München, von 2002 bis 2012 Bischof von Regensburg und von 2012 bis 2017 Präfekt der Kongregation für Glaubenslehre, ist einer der bedeutendsten katholischen Denker der Gegenwart. Viele nicht-katholische Theologen kennen ihn durch seine Dogmatik, die inzwischen in zehn Auflagen bei Herder erschienen und in mehrere Sprachen übersetzt worden ist. Der kürzlich verstorbene Neutestamentler Klaus Berger, der übrigens nach eigener Aussage bis 1995 kein Lehrbuch der Systematischen Theologie besessen hat, bezeichnete das Lehrwerk als „ein didaktisch gelungenes Buch“ mit „gediegenen Informationen, die stets das Wesentliche bieten“ (FAZ, 12.04.1995, Nr. 87, S. 11). Ich greife genau aus diesen Gründen gern auf das kompakte Lehrbuch zurück. Entsprechend groß waren meine Erwartungen, als ich mit der Lektüre von Der Glaube an Gott im säkularen Zeitalter begonnen habe.

Der Band geht auf Vorlesungen sowie frühere Beiträge, die aktualisiert wurden, zurück. Auf Einladung der Katholischen Universität Lublin in Polen unterrichtete Kardinal Müller vom 7. bis 21. Oktober 2018 für Hörer aller Fakultäten. Viele Studenten und Professoren erbaten im Anschluss die hier besprochene Veröffentlichung, die übrigens nicht als systematisches Lehrbuch oder geschlossene Monographie verstanden werden darf (vgl. S. 19–20). In einer Zeit, in der der Glaube nur noch ein Angebot unter anderen ist, möchte Müller zu zentralen Fragen und neuralgischen Punkten Stellung nehmen. Er schreibt dabei auch als Seelsorger, der die Fragen und Nöte der Menschen kennt (vgl. S. 22).

Müller trägt seine Apologetik auf der Grundlage der katholischen Gnaden- und Erkenntnislehre vor, wie wir sie eingängig etwa bei Thomas von Aquin finden. Er steht methodisch also in der Schuld Aristoteles’, dessen Philosophie „ihrem Wesen nach nicht heidnisch, also vom Götterglauben durchdrungen, sondern vernünftig und darum geeignet“ ist, „sich argumentativ mit der durch die Vernunft erfassten Wirklichkeit von Mensch, Welt und Gott auseinanderzusetzen“ (S. 291).

Da der thomistische Ansatz bei der Behandlung konkreter Sachverhalte vorausgesetzt wird, sei er kurz skizziert: Unser Wissen von Gott kann nicht aus der Gottesidee logisch deduziert und damit rationalisiert werden. Wir können uns aber durch die Vernunft der Existenz Gottes versichern und sie vermittels seiner Wirkungen argumentativ darstellen, wenn er sich „im ‚Gleichnis des Seins‘ durch die Werke der Schöpfung (Röm 1,10 [vermutlich Röm 1,20, Anm. R. K.]) und im Urteilsspruch des Gewissens (Röm 2,16 [vermutlich Röm 2,15, Anm. R. K.])“ kundtut, ohne „dass er sein Wesen und Sein kund macht, so dass er mittels der Begriffsbildung unter die Herrschaft einer endlichen Vernunft geraten und somit verdinglicht werden könnte“ (S. 62–63). „Dem Glauben des Menschen an Gott geht die Liebe Gottes zu ihm voraus, die unser Herz öffnet und den Geist empfänglich macht, so dass der Glaube an Gott im Menschen nichts weniger als die antwortetende Liebe ist“ (S. 64). Der Mensch erkennt den sich offenbarenden Gott nicht „kraft des eigenen Lichts seines natürlichen Denkvermögens (lumen naturale), sondern durch das eingegossene Licht des Glaubens (lumen fidei)“ (S. 64). Wir Menschen können also mit der Vernunft die Welt denkend erkennen und durchdringen. Gotteserkenntnis braucht hingegen die Unterstützung von „Gnade und Offenbarung“, die quasi die natürliche Reichweite unendlich steigert (vgl. S. 64). Die Aufgabe der Theologie ist es, die „innere Vernünftigkeit aufzuzeigen, die sich aus der Selbstmitteilung Gottes als ‚Gnade und Wahrheit‘ (Joh 1,17) ergibt, um zum rechten Handeln in Kirche und Welt anzuleiten“ (S. 65). Versuche, den Glauben rationalistisch, also mit der natürlichen Vernunft begründen zu wollen, bedeuteten nur, den christlichen Glauben „dem Spott der Ungläubigen auszusetzen“ (S. 65–66). „Der Glaubende ist gehalten, jedem der nach dem Logos des Glaubens fragt (1Petr 3,15), eine rationale Antwort (= Apo-Logia) zu geben und Schwierigkeiten seiner freien Annahme zu überwinden. Der Glaube bleibt aber frei und kann nicht durch Vernunftgründe logisch erzwungen werden oder rationalistisch ad absurdum geführt werden. Der theologale Glaube ist von Seiten Gottes ein Geschenk seiner Gnade; aber von Seiten des Menschen eine Sache des freien Willens – credere est voluntatis“ (S. 289). Die natürliche Vernunft erkennt maximal, dass Gott ist. Wer Gott ist, kann aus dem Seienden nicht erschlossen werden. Kardinal Müller beruft sich hier auf Gedanken, die Dietrich Bonhoeffer in seiner Habilitationsschrift Akt und Sein (1931) geäußert hat: „Einen Gott, den ‚es gibt‘, gibt es nicht; Gott ‚ist‘ im Person-bezug, und das Sein ist sein Personsein“ (S. 67–68). Die Offenbarung Gottes durch Jesus Christus in seinem Wort geht über die Wirkungen der Schöpfung hinaus und vermittelt uns Menschen diese personale Beziehung zu Gott dank der inneren Kraft des Heiligen Geistes (vgl. S. 67).

Von diesen Voraussetzungen ausgehend nähert sich Müller nun den verschiedenen Anfragen, mit denen der christliche Glauben im säkularen Zeitalter konfrontiert wird. Wenn er vom säkularen Zeitalter spricht, dann bezieht er sich vor allem auf die Analyse des kanadischen Philosophen Charles Taylor, nach der der Glaube nicht mehr die alles bestimmende Wirklichkeit, sondern nur eine Option ist.1 „Gott darf im öffentlichen Leben, im Staat und allen Kulturinstitutionen, den Wissenschaften, dem öffentlichen Recht, der Moral, der Wirtschaft und Politik, der Schule und Erziehung, der Kunst und Literatur nicht mehr vorkommen. Er gilt nicht mehr fraglos als gemeinsamer Bezugspunkt der Wirklichkeitserschließung und Lebensbewältigung“ (S. 96).

Kardinal Müller erörtert insgesamt 20 Themen. Der Band wird mit einem Beitrag über Polen, ein Land, das die Freiheit liebt und einen christlichen Humanismus hervorgebracht hat, eröffnet. Es folgen Kapitel über die Gotteslehre, die kirchliche Tradition, die Selbstsäkularisierung des Christentums, Glaube und Vernunft, die Dreieinigkeitslehre, die Theodizee und so fort. Er kritisiert Atheismus, Posthumanismus, Relativismus und die Genderideologie. Stellenweise deckt der Kardinal den totalitären Anspruch atheistischer oder positivistischer Strömungen rigoros auf: „Gegenwärtig erleben wir im ‚Westen‘ eine neue Phase der De-Christianisierung von Gesellschaft, Kultur, der Wissenschaften, Erziehung und den Medien. Sie wird vorangetrieben durch demokratisch nicht legitimierte überstaatliche Organisationen“ (S. 371). Gleich anschließend schreibt er:

Der nihilistische Atheismus hat unübersehbare Konsequenzen für das im Glauben an Gott den Schöpfer und Erlöser gründende christliche Menschenbild. Wo er sich als Staatsideologie und in kämpferischen Atheistenclubs unter den [sic!] Slogan ‚Religion ist Privatsache‘ die Vernichtung der Kirche Christi oder ihre Marginalisierung zum erklärten Ziel gesetzt hat, bewirbt er sich als neuer selbsterlöserischer Humanismus im Namen von Vernunft und Wissenschaft, Freiheit und Fortschritt in der Technik. Sein Ziel ist die restlose Kontrolle über die Natur und die Gesellschaft und über die Sprache und die innersten Gedanken und das Gewissen jedes einzelnen und aller Menschen. Wir stehen in einer totalen Gesinnungsdiktatur, wie sie die Welt noch nicht kannte oder lückenlos durchsetzen konnte. (S. 372)

Stark ist sein Verweis auf das Selbstmissverständnis, dass jede Theologie oder Epoche der Theologiegeschichte „sich der jeweils vorherrschenden philosophischen Richtung oder einem Systemdenker kritiklos“ anschließt (S. 310). Der Mahnung, dass ein Theologe die Welt in Kultur und Wissenschaft nicht sich selbst als „Raum des Unglaubens und der Gottlosigkeit“ überlassen darf, werden viele christliche Sozialethiker gern zustimmen (S. 366). Brillant auch die – aus seiner Sicht von Thomas herkommende – Überzeugung, dass nicht nur konkrete Evidenzen säkularen Denkens beantwortet werden müssen, sondern auch ihre Entstehungszusammenhänge auszuloten sind: Die Theologie „muss vielmehr die soziologischen und intellektuellen Bedingungen des Geisteslebens der modernen Welt in den Blick nehmen, um aus ihnen heraus den Zugang zur Tatsache der Selbsterschließung Gottes in Jesus Christus als das Heil jedes Menschen offenzuhalten. (S. 368)

Wer das Buch Der Glaube an Gott im säkularen Zeitalter genau liest, wird freilich schnell merken, dass der Titel eigentlich für „Der katholische Glaube an Gott im säkularen Zeitalter“ steht. Die vorgetragene Apologetik richtet sich nämlich nicht nur gegen gottlose Denkwege, sondern fernerhin gegen die Theologie der Reformation. Das folgende Zitat ist dafür programmatisch:

Die reformatorischen Formal- und Materialprinzipien (solus Christus, sola fide et gratia, sola scriptura) erfassen das Gott-Menschverhältnis dialektisch als eine Widerspruchs-Einheit auf [sic.]. Die katholische Theologie geht von einer analogen Vermittlung aus, so dass Vernunft und Glaube, Natur und Gnade, menschliche Empfänglichkeit und göttliche Gabe eher als Synthese gedacht werden, die in der Annahme der menschlichen Natur durch das göttliche Wort ihr tragendes Fundament und das Prinzip ihres Erkenntniswerdens hat. Die Analogia entis ist die Voraussetzung der Analogia fidei. Daraus ergibt sich das katholische et-et; aber in der unumkehrbaren Reihenfolge: Christus und die Kirche, Glaube und Vernunft, Gnade und Sakramente, Gottesliebe und Nächstenliebe (gute Werke). (S. 402)

Die Apologetik der katholischen Theologie blitzt da auf, wo Gerhard Müller die Heiligenverehrung verteidigt (S. 58) oder unter Berufung auf Stefan Zweig dem Genfer Reformator Johannes Calvin vorwirft, die grausame Hinrichtung des Miguel Serveto betrieben zu haben (vgl. S. 36–37). Müllers Sicht auf Calvin verwundert, hat doch die Forschung bereits vor vielen Jahren nachgewiesen, dass Zweig Castellio gegen Calvin in agitatorischer Absicht verfasste und Calvin nicht der Hauptverantwortliche für die Hinrichtung von Serveto war.2

Die weitreichende Differenz zwischen katholischer und protestantischer Apologetik tritt vor allem dort offen zutage, wo Müller herausstreicht, dass nach katholischer Ursündenlehre die Fähigkeiten der natürlichen Vernunft nicht gravierend betroffen sind, auch nicht im Blick auf den theologischen Horizont der Ontologie, also „der Erkenntnis der Existenz Gottes durch die natürliche Vernunft“ (S. 312). Hier grenzt er sich drastisch von der reformatorischen Erkenntnislehre ab, nach der die menschliche Vernunft keinen Weg zu Gott findet, da sie selbst erlösungsbedürftig ist. Reformatorische Theologie deutet den Menschen nicht als ein Geschöpf, das seinen Schöpfer sehnsüchtig sucht und ihn hören will (vgl. dagegen S. 74), sondern als „Feind Gottes“ (Röm 5,10; Kol 1,21; Eph 2,16) und „Gotthasser“ (Röm 1,30). Der Mensch lebt im Stand der Sünde eben nicht im neutralen Raum auf die Gnade wartend, sondern im aktiven Widerspruch gegen Gott. Es braucht einen göttlichen Eingriff, der ihn in die Krise stürzt und zugleich zu neuem Leben erweckt.

Gerhard Kardinal Müller hat mit Der Glaube an Gott im säkularen Zeitalter einen respektablen Sammelband zur Fundamentaltheologie vorgelegt. Er formuliert seine Argumente erwartungsgemäß präzise und glänzt stellenweise mit seiner Kritik des Zeitgeistes. Dass er als ehemaliger Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre ein durch und durch katholisches Buch geschrieben hat, wird ihm niemand vorwerfen. Vor allem katholische Christen werden daher gern auf das Buch zurückgreifen. Protestanten können von der Lektüre ebenfalls profitieren, da es solide und aktuell in die konfessionelle Fundamentaltheologie einführt und die Unterschiede zwischen thomistischer und reformatorischer Verteidigung des Glaubens veranschaulicht.

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15 Kommentare
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Markus Jesgarz
3 Jahre zuvor

Meine Meinung ist: 1. Der römische Katholizismus ist nicht nur eine Entwicklung der christlichen Wahrheit. Im Beitrag: Eine Bewertung von John Henry Newmans Essay über die Entwicklung der christlichen Doktrin http://normangeisler.com/evaluation-jhnewman-dev-christian-doctrine/ von Dr. Norman L. Geisler steht unter „Pagan Religions are the Source of Many Roman Doctrines and Practices“ („Heidnische Religionen sind die Quelle vieler römischer Lehren und Praktiken“): Newman räumte ein, dass „Eusebius uns auf verschiedene Weise mitteilte, dass Konstantin, um den Heiden die neue Religion zu empfehlen, die äußerlichen Ornamente, an die sie in ihrer eigenen gewöhnt waren, in sie übertrug“. Dazu gehörten Weihwasser, Tempel, heilige Tage, priesterliche Gewänder, Bilder, Weihrauch und Kerzen. Diese „sind alle heidnischen Ursprungs und durch ihre Aufnahme in die Kirche geheiligt“ (369). „Sie [die Kirche] braucht daher nicht, wegen des absurden Gebrauchs der Griechen, unseren so frommen Gebrauch abzuschaffen“ (371). „Die Kontinuität dieser verschiedenen eigenen Prinzipien bis zum heutigen Tag und ihr Wirken sind zwei verschiedene Garantien dafür, daß die theologischen Schlußfolgerungen, denen… Weiterlesen »

philipp
3 Jahre zuvor

Hallo Ron,
wie würdest du denn in Kürze den Unterschied zwischen thomistischer und reformatorischer Verteidigung des Glaubens beschreiben?
Grüße philipp

Johannes G.
3 Jahre zuvor

@Ron,   zunächst einmal vielen Dank für die Buchbesprechung. Wenn der Stapel auf meinem Schreibtisch nicht bereits so hoch wäre, würde ich in das Buch direkt mal reinschauen 😉   Bezugnehmend auf deinen Kommentar würde ich jedoch nicht zwischen „katholischer“ und „protestantischer“ Apologetik unterscheiden. Meiner Einschätzung nach vertritt die große Mehrheit protestantischer Apologeten den Standpunkt, dass Natürliche Theologie durchaus ihren Nutzen hat (vor allem in der Auseinandersetzung mit dem Atheismus) und unterscheidet sich somit nicht wesentlich vom katholischen Ansatz. Tlw. empfinde ich hier die katholische Sichtweise sogar bedeutend zurückhaltender bzw. misst diese der Gnade meiner Auffassung nach oft sogar einen sehr viel differenzierteren und höheren Stellenwert bei als bei so manchem Protestanten…   „Reinformen“ wären meiner Auffassung nach, dass einerseits die menschliche Vernunft völlig untauglich ist, um irgendetwas über Gott herausfinden und aussagen zu können und andererseits, dass die menschliche Vernunft hinreichend ist, um das Wesen Gottes zu erfassen und das Evangelium annehmen zu können.   Liebe Grüße Jo  … Weiterlesen »

Johannes G.
3 Jahre zuvor

@Ron Danke für die Rückmeldung 🙂 Mir ist jedoch noch nicht so ganz klar, wie das „zwischen den Stühlen sitzen“ hier genau funktioniert und daher möchte gerne nochmals nachfragen 😉 Nehmen wir beispielhaft den aristotelischen bzw. thomistischen Gottesbeweis, an dessen Ende die notwendige Existenz eines notwendigerweise singulären unbewegten Bewegers steht, der als das Sein selbst bzw. das Seiende angesehen werden muss. Dieses Argument ist entweder stichhaltig oder nicht. Wenn es stichhaltig ist und ein Mensch die zu Grunde liegenden Prämissen akzeptiert, dann folgt daraus notwendigerweise der Monotheismus. Wenn dieses Argument nicht die Existenz des Gottes der Bibel beweist, dann müsste gezeigt werden, dass die Schlussfolgerung aus diesem Argument im Widerspruch zum Gotteskonzept der Bibel steht. Hier scheint mir jedoch genau das Gegenteil der Fall zu sein: Alle weiteren Eigenschaften Gottes, die sich aus diesem Argument deduzieren lassen (Allmacht, Allgüte, Ewigkeit, Allwissenheit, Unveränderlichkeit, Unteilbarkeit etc. etc.) entsprechen ohne Einschränkung exakt dem Wesen Gottes, wie es uns die Bibel beschreibt. Mir ist nicht… Weiterlesen »

Markus Jesgarz
3 Jahre zuvor

Dies ist ein Kommentar zu der Aussage: https://theoblog.de/der-glaube-an-gott-im-saekularen-zeitalter/35452/comment-page-1/#comment-87287 Die reformatorische A. (Apologetik) ist da wenig optimistisch (im Vergleich zu der thomistischen Apologetik).  Meine Meinung ist: 1. Die Anhänger von Johannes Calvin sind sich nicht einig in ihrer Interpretation seines apologetischen Ansatzes. Im Beitrag: Baker Encyclopedia of Christian Apologetics https://www.difa3iat.com/wp-content/uploads/2014/05/Baker-Encyclopedia-Of-Christian-Apologetics.pdf von Norman L. Geisler steht ab der Seite 204 von 1503 in der Seitenanzeige: Calvin, Johannes. Johannes Calvin (1509-1564) wurde in Noyon in der Picardie (Frankreich) geboren, wurde aber der Reformator von Genf (Schweiz). Als humanistischer Gelehrter in Paris, als er sich zu reformatorischen Prinzipien hingezogen fühlte, stützte er einen Großteil seines theologischen Denkens auf die Schriften des Augustinus. Zusätzlich zu seiner Systematisierung der Theologie, Unterricht in der christlichen Religion (Institutio Christianae Religionis), https://www.calvin-institutio.de/display_page.php?elementId=61 war der Reformator John Calvin ein Pionier protestantischer Exegeten der Bibel. Calvins Kommentare zur Heiligen Schrift sind immer noch weit verbreitete Kommentare. Durch die Genfer Akademie leisteten Calvin und seine Kollegen auch Pionierarbeit in der Evangelisationsausbildung, der… Weiterlesen »

Johannes G.
3 Jahre zuvor

@Ron, Es demonstriert, dass es einen unbewegten Beweger geben muss. Mehr aber auch nicht. Ich denke „da geht noch mehr“ 😉 Ich meine man muss berücksichtigen, dass die Argumente in der Summa lediglich Zusammenfassungen sind und Thomas die Prämissen sowie Schlussfolgerungen daraus an anderer Stelle sehr viel ausführlicher behandelt. Feser hat daher freundlicherweise eine „etwas ausführlichere“ Zusammenfassung zusammengstellt. (1) Veränderung ist eine Realität der Wirklichkeit. (2) Veränderung ist immer die Aktualisierung einer Potentialität. (3) Die Aktualisierung einer Potentialität ist somit eine Realität der Wirklichkeit. (4) Eine Potentialität kann nur durch etwas aktualisiert werden, was bereits aktual ist (das Kausalitätsprinzip). (5) Jede Veränderung wird somit durch etwas verursacht, was sich in Aktualität befindet. (6) Das Auftreten jeder Veränderung (V) setzt somit eine Entität oder Substanz (S) voraus, die sich ändert. (7) Die Existenz von (S) setzt zu jedem Zeitpunkt die gleichzeitige Aktualisierung des Potentials zur Existenz von (S) voraus. (8) Jede Substanz (S) benötigt somit zu jedem Zeitpunkt ihrer Existenz einen… Weiterlesen »

philipp
3 Jahre zuvor

Inteeressante Gedanken habt ihr da – deswegen habe ich auch diese Frage gestellt. Denn ich halte mich zwar zu der voraussetzungsbewussten Apologetik, habe allerdings mit dem klassischen Ansatz, dass man aus der Vernunft Gott erkennen kann, keine Probleme, da Röm 1 das aussagt (damit meine ich natürlich nur zu erkennen, dass es ein ewiges Wesen gibt) – klar wissen wir, dass der Verstand unter die Sünde versklavt ist und deswegen nicht will, aber die Schöpfung bietet trotzdem diesen Rahmen etwas von Gott zu erkennen. Vom Heil erkennen wir natürlich nur etwas durch die spezielle Offenbarung und Erleuchtung des Geistes, wie es auch Johannes G. schon geschrieben hat…

Danke euch…

Johannes G.
3 Jahre zuvor

@Ron,   zunächst einmal ist nicht entscheidend, wie viele Menschen diese Beweisführung überzeugt hat, sondern ob sie stichhaltig ist 😉 Die kontroversen Prämissen dürften sich maßgeblich in den Teilen (1) bis (14) befinden. Was ich damit zeigen wollte ist eigentlich nur, dass sich, wenn man einmal bei (14) angekommen ist, der „Rest“ recht einfach ableiten lässt und man daher durchaus einiges mehr aussagen kann als nur, dass es einen unbewegten Beweger oder vollkommen aktualer Aktualisierer geben muss.   Davon abgesehen gibt es definitiv Menschen, die aufgrund solcher Argumente Theisten geworden sind und dann begonnen haben, sich ernsthaft mit dem christlichen Glauben auseinanderzusetzen. Einer davon ist z.B. Feser 😉 Wenn du Zeit und Muße hast, kannst du dir mal die Kommentare im Blog von ihm zu Gemüte führen. Da findest du nicht wenige weitere Beispiele.   Hingegen ist mir übrigens kein ehemaliger Atheist bekannt, der durch „voraussetzungsbewusste Apologetik“ gläubig geworden ist oder sich dadurch ernsthaft mit dem Christentum auseinandergesetzt hat. Falls… Weiterlesen »

Johannes G.
3 Jahre zuvor

@Ron,   wie bereits gezeigt, führt das Argument in seiner Konsequenz nicht nur zu einem abstrakten, sondern zu einem persönlichen Sein. Aber selbst ersteres kann sicher auch bereits einen Anstoß dazu geben, die Gottesfrage ernst zu nehmen oder zumindest einmal den Naturalismus und Materialismus aufzugeben.   Ich meine dein Beispiel zeigt, unabhängig von der Methode, sehr schön auf, wie wichtig die persönliche Ebene bei diesen Fragen ist. Ich könnte jetzt einwenden, dass Edgar ja gar kein (hardcore) Atheist und sowieso bereits suchend war. Aber ich denke der entscheidende Punkt ist, dass jemand ihn mit seinen Fragen ernst genommen und ein wirkliches Interesse an ihm gezeigt hat (wie die Gespräche verlaufen sind bzw. wie argumentiert wurde, wird ja leider nicht näher ausgeführt). Überzeugungen ändern sich meiner Erfahrung nach so gut wie nie allein aufgrund einzelner Argumente oder reiner Logik, wenn nach wie vor eine „emotionale Barriere“ gegen die Schlussfolgerung dieser Argumente und / oder gegen die Menschen existiert, die diese Argumente… Weiterlesen »

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