Der Selbststilisierer

Joseph Beuys, Meister der Selbstinszenierung, vermischte gern Wirkliches mit Imaginärem. Kein Wunder, ist doch für ihn jeder Mensch ein Künstler. Kunst wird seiner Meinung nach im Kopf des Betrachters erzeugt.

In einer kritischen Besprechung der Beuys-Biographie von Hans Peter Riegel heißt es:

Vor allem aber fand Beuys sich wichtig genug, um alle über tatsächliche Details seines Lebens zu täuschen. Riegel verwendet unter Gebrauch von Dokumenten aus dem Militärhistorischen Archiv in Freiburg viel Einsatz auf die längst erfolgte Widerlegung der Legende, Beuys sei nach heldenhaftem Flugzeugabsturz auf der Krim von Tataren gerettet und in Fett und Filz geborgen worden. Beuys war kein Pilot, sondern blickte als Funker hilflos mit dem Rücken zum Cockpit in den Himmel und wurde wohl nicht Opfer feindlichen Beschusses, sondern einer Bruchlandung durch menschliches Versagen. Gerettet wurde er von Deutschen, die Schäden beschränkten sich auf eine Gehirnerschütterung, und beim behaupteten Eisernen Kreuz kann es sich nach Faktenlage nur um Erfindung handeln.

Beuys behauptete seine Autorität bis zum Ende mit einem angefangenen Naturwissenschaftsstudium, aber ein reguläres Studium kommt kaum in Frage: Riegel legt angesichts zweimaligen Sitzenbleibens und den Erinnerungen eines Mitschülers überzeugend dar, dass Beuys ohne Abitur in den Krieg zog. Stimmt das, dann konnte er sich nur unter Täuschung an der Akademie einschreiben.

Mehr: www.faz.net.

 

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