Die Notwendigkeit der göttlichen Belehrung

Wilhelm Niesel schreibt in seiner Untersuchung zur Theologie Calvins (Wilhem Niesel, Die Theologie Calvins, 2. Aufl., München: Kaiser Verlag, 1957, S. 24–25):

Die ersten Worte der Institutio können nicht bedeuten, daß Calvin im folgenden seine eigenen Gedanken über Gott und den Menschen entwickeln wolle. Theologen und Philosophen versuchen das zwar immer wieder; aber Calvin weiß sehr wohl, daß »alles, was wir von uns selbst von Gott denken und auch reden, eitel Narrheit und kraftlos Ding ist«. Der menschliche Geist ist zu schwach, als daß er zu Gott dringen und ihn erfassen könnte. Wollen wir etwas Zutreffendes über Gott und damit auch über sein Verhältnis zum Menschen sagen, dann müssen wir von Gott selbst darüber belehrt werden. Das geschieht in der Heiligen Schrift. Sie allein gibt uns Aufschluß über Gott und uns selbst. »Zum Wort muß man kommen, in welchem Gott uns wohl und mit lebendigen Farben aus seinen Werken beschrieben wird, da die Werke Gottes nicht nach unserem verkehrten Urteil, sondern nach der Richtschnur der ewigen Wahrheit geschätzt werden«. Es ist so, »daß niemand auch das allergeringste Stücklein von der rechten heilsamen Lehre begreifen kann, er sei denn ein Schüler der Heiligen Schrift«. Also nicht Entfaltung einer philosopbia humana, wohl aber Darstellung der philosophia christiana, die uns in der Bibel von Gott gegeben ist, das scheint das Ziel der Theologie Calvins zu sein.

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