Die Tyrannei der liberalen Moral

Eunice und Owen Johns aus Derby sind Christen. Sie haben bereits 15 Pflegekinder erfolgreich aufgezogen. 2007 bemühten sie sich um weitere Pflegekinder. Ihr Ersuchen wurde zurückgewiesen, da die zuständigen Sozialpädagogen der Auffassung sind, Johns‘ seien für die Erziehung von Kindern wegen ihrer ablehnenden Haltung gegenüber einem homosexuellen Lebensstil ungeeignet. Das Ehepaar klagte bis zum obersten Gerichtshof und hat im Februar 2011 verloren (vgl. hier).

Hier kommt nun der Historiker David Starkey ins Spiel. In einer britischen TV-Diskussionsrunde hat er sich folgendermaßen dazu geäußert:

Ich bin homosexuell und ich bin Atheist. Aber ich habe erheblich Zweifel an diesem Fall. Es scheint mir so, als ob wir die Tyrannei einer neuen Moral hervorbringen, die in jeder Einzelheit so repressiv ist wie die alte.

Ich habe großen Respekt vor Starkey und hoffe, dass viele Politiker sein Plädoyer für eine offene Gesellschaft ernst nehmen.

Hier Hintergrundinformationen und der Mitschnitt:


VD: EP

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Hans Otto S.
13 Jahre zuvor

Es zeugt von großer Toleranz als großer Geste, wenn schwule Gottesleugner Christen Respekt abnötigen, wenn diese Bemerkung erlaubt ist. Die neue Affenmoral wird der alten in Sachen Repressivität in nichts nachstehen, sondern wie alles Überwindende und Neue das Alte zu übertreffen sucht, so wird sich auch die neue „Moral“ der alten überlegen zeigen, da sie den Vorteil hat, sich nicht mehr an einer Topologie des Jenseits orientieren zu müssen, sondern alte, dionysische Genussbeschleunigungen für die Autonomie fruchtbar zu machen. Das Potential, das sich unter postchristlichen Vorzeichen nachhaltig als Toleranz manifestiert, ist vom fröhlichen Umschwung lustfeindlicher Körper- und Lebensbejahungen motiviert, wogegen christliche Reaktionäre wie Ewiggestrige in einem nicht endenwollenden Entrüstungssturm freilich vergeblich ihre Gemütsregungen in überzeugende Argumente umbauen. Der Last des Gegebenen und stets sich Wandelnden altvordere Moralvorstellungen oktroyieren zu wollen, ist nichts weiter als der Versuch, ein halb gesunkenes Schiff durch den alten Gesang des Christentums am Weitersinken zu hindern. Der gutgemeinte Einwand des Historikers ist indes wenig überzeugend, da… Weiterlesen »

David
13 Jahre zuvor

Ist das nicht ein sogenannter performativer Widerspruch, da Starkey bei seiner Zurückweisung des Moralismus selbst moralisiert? Ich denke, dass man nicht von privater Moral reden kann ohne dabei den Begriff der Moral zu sinnentleeren.

David
13 Jahre zuvor


Starkey klingt nach Voltaire im Bezug auf die Meinungsfreiheit, aber er sagte auch, dass es falsch ist „to impose your morality on others“. Er scheint zu meinen, dass es objektiv und moralisch falsch ist dies zu tun, was dann den Widerspruch darstellen würde. Carson spricht ja auch von einem „absolute right and wrong“, das es nicht mehr gibt. Vielleicht ist sein Verhalten liberal und modern, sein moralischer Relativismus aber postmodern? Ich lass mich gerne korrigieren.

Schandor
13 Jahre zuvor

Starker Tobak. Carsons Toleranzanalyse ist mir bestens bekannt. Starkey wirkt auf mich wenig überzeugend. Wer sich als „schwuler Gottesleugner“ outet und dabei über Moral spricht, kommt mir irgendwie verdächtig vor. Könnte er nicht einfach ein „Engel des Lichts“ sein?

: „Friedrich“ — das ist gut! Mir ist beim Lesen auch der Gedanke an den Mann aus Naumburg gekommen 🙂

13 Jahre zuvor

Die so viel beschworene Demokratie wird zum Feind des Individuums (hier der armen Kinder), wenn sie unter Verletzung der Grundrechte eine Diktatur der Mehrheit über die Minderheit befördert. Das hat Starkey für seinen persönlichen Bereich instinktiv erkannt und in seinem Kommentar auf den Punkt gebracht.

Man fragt sich, was insofern noch alles auf uns zukommt.

Gruß aus dem nur noch dem Namen nach sozialistischem Vietnam.

Martin

ernst
13 Jahre zuvor

@ Martin – Nein, nicht die Demokratie ist der Feind des Individuums! Wo sind denn die Rechte des Individuums durchgesetzt worden? In den monarchischen Systemen unterschiedlichster Provenienz? Oder in den egalitär-kollektiven sozialistischen Herrschaftstypen? Gott bewahre!

Nicht die Demokratie ist der Feind des Individuums: da sie keine Person ist, kann sie schon gar kein´Feind´ sein! Es sind aber sehr wohl die Menschen, die sich in ihr und womöglich auch durch sie für fragwürdige Ziele einsetzen.
DAss Mehrheitsentscheidungen eine totalitäre Tendenz haben können, liegt sicher in der Natur der Sache – aber sie sind beileibe keine naturgesetzlich bedingte Unabwendbarkeit.

Ich halte es, gelinde gesagt, für fragwürdig, solche derzeitigen repressiven Auswüchse vermeintlich anti-diskriminierender Maßnahmen dem demokratischen System anzulasten!

David
13 Jahre zuvor

Eine Demokratie ohne vorstaatliche Grundrechte ist potentiell eine Feindin (Personifizierung) des Individuums. Da man den Menschenrechten bereits jede metaphysische Verankerung abspricht, diskutiert man heute schon offen über gestufte Menschenwürde. Also sind zumindest besonders kleine Individuen bereits jetzt schon durch gesellschaftliche Trends und Mehrheitsentscheidungen gefährdet. Und eine Demokratie ohne jeden „metaphysischen Ballast“ …

12 Jahre zuvor

[…] Ich kann aufmerksame Staatsbürger nur bitten, genau hinzuschauen. Die Desinformationen, die Volker Beck seit Jahren verbreitet, und die politischen Forderungen, die er nachhaltig einklagt, bedrohen die Meinungsfreiheit, auf die er sich selbst über viele Jahre berufen hat. Gehören nicht Wissenschaftsfreiheit und Lehrfreiheit zu den bürgerlichen Grundrechten? Will Volker Beck die offene Gesellschaft tatsächlich stärken (vgl. auch den Beitrag: Die Tyrannei der liberalen Moral)? […]

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