EKD beschließt Absage an die Judenmission

Dürfen Christen unter Juden missionieren?  Das Das Zentralkomitee der Katholiken hat sich dagegen ausgesprochen. Auch der Vatikan hat ein Dokument herausgebracht, in dem die katholische Kirche ausdrücklich auf jeden Versuch, Juden zum Christentum zu bekehren, verzichtet. Es heißt dort z.B.: „Aus dem christlichen Bekenntnis, dass es nur einen Heilsweg geben kann, folgt aber in keiner Weise, dass die Juden von Gottes Heil ausgeschlossen wären, weil sie nicht an Jesus Christus als den Messias Israels und den Sohn Gottes glauben.“ Pater Norbert Hofmann erläuterte das Dokument mit den Worten: „Dieses Dokument bringt insofern auch neue Perspektiven, als es sagt: Die Juden sind gerettet, ohne an Jesus Christus als den Sohn Gottes und den Messias Israels zu glauben. Und das liegt im Heilsratschluss Gottes, das zu bewerkstelligen“ (vgl. hier).

Am 9. November hat die EKD-Synode nachgezogen und auf dem Weg zum Reformationsjubiläum beschlossen, Juden nicht mehr zu missionieren. In einer Pressemitteilung heißt es:

Am heutigen 9. November hat sich die EKD-Synode einstimmig gegen die Missionierung von Juden ausgesprochen. Damit knüpft sie an die Erklärung zu Luthers Antijudaismus aus dem vergangenen Jahr an, in der sie sich von Luthers Schmähungen gegenüber den Juden distanziert hatte.

„Wir bekräftigen: Die Erwählung der Kirche ist nicht an die Stelle der Erwählung des Volkes Israel getreten. Gott steht in Treue zu seinem Volk“, heißt es in der heute verabschiedeten Erklärung. „Christen sind – ungeachtet ihrer Sendung in die Welt – nicht berufen, Israel den Weg zu Gott und seinem Heil zu weisen. Alle Bemühungen, Juden zum Religionswechsel zu bewegen, widersprechen dem Bekenntnis zur Treue Gottes und der Erwählung Israels.“

„Mit der heutigen Kundgebung gehen wir einen weiteren Schritt auf dem Weg der Einkehr und Umkehr in unserem Verhältnis zu den Juden“, erläuterte die Präses der Synode der EKD, Irmgard Schwaetzer. „Sie ist ein wichtiger Beitrag dafür, dass die Geste der Schuldanerkennung und Verantwortungsübernahme gegenüber unseren jüdischen Geschwistern Substanz hat, die für die Eröffnungsveranstaltung der Woche der Brüderlichkeit 2017 in Frankfurt geplant ist.“

Die heutige „Erklärung zu Christen und Juden als Zeugen der Treue Gottes“ zeichnet einen Weg nach, der mit der Synode 1950 in Berlin-Weißensee begann. Diese hatte die theologische Einsicht in die bleibende Erwählung Israels festgehalten.

EKD-Vizepräses Klaus Eberl stellte auf der Synode den Entwurf der „Erklärung zu Christen und Juden als Zeugen der Treue Gottes“ vor und geht auf ihren Entstehungsprozess ein.

Die „Erklärung zu Christen und Juden als Zeugen der Treue Gottes“ gibt es hier. Einblicke in die theologische Begründung und in die geführte Diskussion sind auf der Internetseite  www.evangelisch.de zu finden. Waldemar hat einige Bibelstellen aufgeführt, die zeigen, dass der Apostel Paulus in die Synagogen gegangen ist, um seinen jüdischen Geschwistern das Evangelium zu verkündigen: www.jesus24.de. Eine überwiegend positive Deutung der Erklärung durch den Pietisten Steffen Kern wurde bei PRO veröffentlicht: www.pro-medienmagazin.de.

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12 Kommentare
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Armin Gritzan
7 Jahre zuvor

Bin mal gespannt, wann ein ähnliches Schreiben aus den evangelikalen Lagern kommt….

Thomas S.
7 Jahre zuvor

Unfassbar. Jüdischen Menschen den Messias zu bezeugen, wird geradezu als antisemitischer Akt dargestellt. Was für eine Verdrehung der Aussagen des NT!
Im Übrigen: Hätte man mal bei messianischen Gemeinden nachgefragt, hätte man erfahren, dass Christsein und Jude-Sein kein Widerspruch darstellt und das Judenmission keinesfalls bedeutet, „Juden zum Religionswechsel zu bewegen“.

Johannes Strehle
7 Jahre zuvor

In Pfingstpredigten in evangelisch-lutherischen Gottesdiensten habe ich mir wiederholt sagen lassen, Pfingsten sei der Geburtstag der Kirche. Allerdings kann sich der mündige Christ in der EKD wie auch in Freikirchen nur mit hohem Aufwand und fragwürdigem Erfolg vor einem Gottesdienst informieren, was der diensthabende Theologe glaubt und nicht glaubt, oder gar warum. Ich habe mir also sagen lassen: Pfingsten ist der Geburtstag der Kirche. Wenn ich die Bibel ohne die Brille der theologischen Abart der historisch-kritischen Methode des Bibelverständnisses lese, stelle ich fest, dass Pfingsten ausschließlich christliche Judenmission war, durch einen Apostel, der nach Auffassung der Katholischen Kirche der erste Papst war. Die religiösen Führer waren schon damals gegen Judenmission. Beim jüdischen Volk kam sie dagegen gut an. So gut, dass die religiösen Führer heftig und nicht zimperlich reagierten: Sie ließen die Apostel verhaften und untersagten ihnen, im Namen Jesu zu sprechen und zu lehren, und ließen sie unter Drohungen wieder frei. Da die Apostel noch keine „Sicht auf das… Weiterlesen »

Jutta
7 Jahre zuvor

.. zu viel theologisieren schadet. Die Bibel ist Gottes Wort und keine Theo-logie.
Und es ist ganz klar was darinnen steht.
Unser Herr sagt: ICH bin der Weg und die Wahrheit und das Leben.
NIEMAND kommt zum Vater denn durch MICH.
Deutlicher geht es doch nicht, oder ?

Theophil Isegrim
7 Jahre zuvor

Von der Katholischen Bischofskonferenz habe ich nicht viel Ahnung. Aber es scheint ja schlimm um diese bestellt zu sein.

Die EKD? Naja, die EKD. Ein irrgeleiteter Funktionärsklub, der in Wolkenkuckkucksheim lebt und nur noch existiert, weil so viele passive Mitglieder Kirchensteuern zahlen. Sie meinen auch noch, das hätte Bedeutung, wenn sie irgendwas bekräftigen. Wenn sie nicht umkehren zu Jesus und Buße tun, dann haben sie eh keine Zukunft mehr.

Steffen Kern ist wohl auch schon zu lange im Dunstkreis der EKD. Er sollte sich ein anderes Mileu suchen. Ein geistliches, denn: Schlechter Umgang verdirbt gute Sitten (1. Kor. 15,33)

Richtig erholsam ist dagegen der Beitrag von Till Roth

https://www.bibelundbekenntnis.de/stellungnahmen/brauchen-juden-jesus-zum-ewigen-heil-synoden-beraten-ueber-judenmission/

FL
7 Jahre zuvor

Ich verstehe das Papier nicht. Da wird die Judenmission abgelehnt, genauso wie der „Religionswechsel“ von Juden zu Christen. Andererseits wird das Christuszeugnis nicht kleingeredet, sondern als wichtig anerkannt. Doch worin unterscheidet sich Mission von Christuszeugnis? Und wie kommt Steffen Kern zu dieser Aussage: „Letztlich bleibt der Weg Gottes mit seinem Volk Israel ein Geheimnis.“
Kann mir einer der hier mitlesenden das erklären. Und das meine ich nicht sarkastisch, zynisch oder ähnlich. Ich verstehe weder das Papier, noch die Stellungnahme von Steffen Kern im pro. Diese ist hier zu finden:
http://www.pro-medienmagazin.de/kommentar/detailansicht/aktuell/ekd-zur-judenmission-weil-gott-treu-ist-98254/

Johannes Strehle
7 Jahre zuvor

Paulus’ Missionsmethode: „…damit ich jedenfalls einige rette“ „Ich bin den Juden wie ein Jude geworden, damit ich Juden gewinne; denen unter Gesetz wie unter Gesetz, obwohl ich selbst nicht unter Gesetz bin, damit ich die unter Gesetz gewinne; den Gesetzlosen wie ein Gesetzloser, obwohl ich nicht ohne das Gesetz Gottes bin, sondern unter dem Gesetz Christi, damit ich die Gesetzlosen gewinne; ich bin den Schwachen ein Schwacher geworden, damit ich die Schwachen gewinne; allen bin ich alles geworden, damit ich jedenfalls einige rette. Alles aber tue ich um des Evangeliums willen“ Doch „Christen sind nicht berufen, Israel den Weg zu Gott zu weisen.“ So steht es unmissverständlich in der Kundgebung“ der Synode, die sich auf Paulus beruft. Jürgen Kaube, einer der Herausgeber der FAZ und Feuilletonchef sprach im Zusammenhang mit dem Reformationsjubiläum von „Produktpiraterie“. „Aber die eigene Gesinnung ist von Luthers Ideengut und Temperament so weit entfernt wie nur irgend denkbar. Es steht „Luther“ drauf, aber es ist kein Luther… Weiterlesen »

Stephan
7 Jahre zuvor

Apg 17,11: sie (die Juden in Beröa) nahmen das Wort bereitwillig auf und forschten in der Schrift, ob es sich so verhielte.
Wer in der Schrift forscht, kommt nicht umhin, dass Judenmission sogar Priorität hat (1. Röm 16). Daher freue ich mich, gerade hier in den Kommentaren biblisch hinterlegte Argumentationen zu finden, die zeigen, dass die EKD und S.Kern falsch liegen (meiner Meinung nach: nur noch politische Spielchen machen).

Vielleicht erinnert sich noch jemand an die letzte ProChrist-Reihe mit U.Parzany, der krankheitsbedingt an einigen Abenden von S.Kern vertreten wurde. Welch ein Unterschied, ein Parzany, der von Anfang an mit der Bibel argumentiert, und dann ein Kern, der 40 Minuten belangloses Zeugs erzählt, um dann in den letzten 5 Minuten ein oder zwei Bibelzitate hinterher zu werfen. War ProChrist vorher schon mit seinem Rahmenprogramm bedenklich, ist es jetzt mehr aus meiner Sicht gar nicht mehr tragbar.

Christin
7 Jahre zuvor

Dazu ein Auszug aus Luthers Predigt zu Matth. 22, 41-46 Da nun die Pharisäer bei einander waren, fragt des sie Jesus, und sprach: Wie dünket euch um Christo? Wessen Sohn ist er? Sie sprachen: Davids. Er sprach zu ihnen: Wie nennet ihn denn David im Geist einen Herrn, dar er sagt: Der Herr hat gesagt zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, daß ich lege deine Feinde zum Schemel deiner Füße. So nun David ihn einen Herrn nennet, wie ist er denn seinen Sohn? Und niemand konnte ihm ein Wort antworten, und durfte auch niemand von dem Tage an hinfort ihn fragen. Das ist nun die Frage, da die Pharisäer nicht antworten konnten; … Zu solcher Frage hört man nichts vom Nächsten, von der Liebe noch guten Werken; sondern allein ist es darum zu tun, daß wir lernen, wessen Sohn Christus sei? Wer solches weiß, der wird des Weges zum ewigen Leben nicht fehlen können. Denn es ist nicht… Weiterlesen »

7 Jahre zuvor

[…] Es ist erstaunlich, dass sich der Vorsitzende der DEA von dieser Position nicht nur absetzt, sondern auch jene kritisiert, die sie vertreten. In der Pressemitteilung der DEA hieß es zudem: Der Artikel in der WELT vom 14. Dezember 2015 greife „eine ganze Reihe zentraler Themen auf. Wir sind unserem Vorsitzenden Dr. Michael Diener dankbar für viele eindeutige Aussagen, etwa zum missionarischen Zeugnis gegenüber jedermann, auch gegenüber Muslimen und Juden.“ Die Nachrichtenagentur idea hatte im November 2016 freilich darüber berichtet, dass Michael Diener sich hinter das Nein der EKD-Synode zur Judenmission gestellt habe (vgl. hier). […]

6 Jahre zuvor

[…] EKDler, die mit pseudopaulinischen Argumenten die Mission unter Juden ablehnen, überfordern (vgl. hier). Ich höre es hingegen mit Freude und deute es als Bezeugung der Liebe Gottes allen Menschen […]

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