ELIZA

JWeizenbaum.jpgMitte der 80ger Jahre habe ich viele Nächte an meinem Atari ST verbracht, um ein Seelsorgemodell in eine Software einzubauen. Der Computer stellte dem Anwender Fragen (z.B. »Wie fühlen Sie sich?«), die dieser über einen Kommandozeileninterpreter beantworten konnte (z.B .»Den Umständen entsprechen sehr gut«). Durch diese Fragetechniken sollte die Software dem Ratsuchenden helfen, sich selbst besser zu verstehen.

Vorbild für diese kleine Anwendung mit dem Namen LALEO war das Programm ELIZA von Joseph Weizenbaum. ELIZA erweckte den Anschein, es könne mit dem Menschen sinnvoll kommunizieren. In einer Zeit, in der Psychologen (oder naive Studenten) glaubten, einen Teil der psychologischen oder seelsorgerlichen Beratung automatisieren zu können, illustrierte Weizenbaum so auf komische Weise die überzogenen Erwartungen an die Künstliche Intelligenz.

Der Jude Weizenbaum schrieb einige bedeutende Bücher, unter anderen »Die Macht der Computer und die Ohnmacht der Vernunft« sowie später »Wer erfindet die Computermythen? Der Fortschritt in den großen Irrtum«.

Der geniale Mann blieb mit seiner Kritik an der IT-Besessenheit ein Außenseiter. Leider! Gestern ist er im Alter von 85 Jahren in Berlin verstorben. Der Heise Verlag hat einen Nachruf veröffentlicht: www.heise.de. Einer seiner letzten Texte ist bei der Süddeutschen Zeitung abrufbar: www.sueddeutsche.de.

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