Generation „Maybe“

Oliver Jeges, 29 und Volontär an der Axel-Springer-Akademie, beschreibt sich und seine Generation als verunsichert: „Wir 20- bis 30-Jährigen sind eine Generation ohne Eigenschaften. Gut ausgebildet, aber ohne Plan, ohne Mut, ohne Biss. Weil alles möglich ist, sind alle heillos überfordert.“

Weiter heißt es in dem Die WELT-Beitrag:

Was früher der Inbegriff von Biederkeit war, gilt mittlerweile wieder als erstrebenswert. Bei Licht betrachtet kommt eine Generation zum Vorschein, die sich lieber für spießige Fernsehserien wie „Desperate Housewives“ oder „How I Met Your Mother“ interessiert als für Ideen.

Eine Umfrage hat vor Kurzem ergeben, dass jeder Fünfte unter 30 Auschwitz nicht kennt. Man darf vermuten, dass es sich dabei nicht nur um Bildungsverlierer handelt. Aber nicht nur ein scharfes Bewusstsein, auch der Mut scheint auf der Strecke zu bleiben. Weder im Beruf („Irgendwas mit Medien“) noch im Privaten („Irgendwann möchte ich auch Kinder haben“) wollen wir uns festnageln lassen. Wir wollen nicht planen, sondern in den Tag hinein leben. Den Eigenschaftslosen fehlt der Kompass.

Wir schlafwandeln durch eine vernetzte Welt voller Möglichkeiten und fühlen uns verunsichert angesichts der Fülle von Optionen. Wir wollen Lebenskünstler sein und denken wie Beamte. Wir verwalten das Erbe unserer Eltern und Großeltern. Ein postmodernes „Anything goes!“ hat uns überrumpelt, und jetzt wissen wir nicht mehr weiter. Wir haben uns in eine Mentalität des Entweder-oder verrannt, die uns zum Verhängnis wurde; wollen überall dabei sein und nichts verpassen. Ein Irrweg. Der Mut zur Entscheidung ist wieder gefragt. Auch wenn das manchmal unangenehm ist.

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6 Kommentare
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Dennis
12 Jahre zuvor

Wie ich diese Artikel hasse. Eigentlich muss ich zugeben, dass ich sie auch ganz gerne lese. Weil ich selber in dem beschriebenen Alter bin und Gesellschaftsanalysen mag. Was ich hingegen nicht mag ist dieser Drang meine Generation zu erklären und ihr irgendein Schlagwort zu verpassen. In regelmäßigen Abständen kann man irgendwo lesen, welche Generation wir sind. Generation Praktikum, Generation nicht – erwachsen – werden, Krisenkinder, Generation facebook etc. Vieles wird richtig beobachtet, aber viele bleiben bei der Beobachtung stehen und bleiben vor allem pessimistisch. Zwingt uns das Leben nicht irgendwann von selbst Entscheidungen zu treffen. Ich habe noch im Ohr, wie ein Lehrer uns teilweise auslachte, als wir als in einem Kurs vor dem Abitur unsere Zukunftspläne vorstellten. Uns wurde nicht viel zugetraut. Wenn ich aber 12 Jahre später schaue, bin ich beeindruckt, was die Leute heute alles machen und was sie erreicht haben. Selbst wo Menschen grandios gescheitert sind, haben sie den Mut einen Neustart zu wagen. Und es… Weiterlesen »

Lukas
12 Jahre zuvor

Auch ich gehöre zu dieser Generation und muss dem Artikel leider in großen Teilen zustimmen. Das tragische ist in gewisser Weise, dass wir die Generation ohne Visionen sind. Meist mit den besten Absichten, aber ohne Inspiration. Dieser Generation fehlt – wie inzwischen allen noch übrig gebliebenen Generationen – Gott. Nicht mehr und nicht weniger.

Hanni
12 Jahre zuvor

Sehr wahr was der Autor da schreibt. Ich bin 42 und kann mich auch noch immer nicht entscheiden, was ich werden will, wenn ich einmal „erwachsen“ bin. Es sind nicht nur die 20 bis 30Jährigen, wie in dem Artikel beschrieben, sondern auch alle anderen die sich noch Jung geblieben fühlen, denen es ähnlich ergeht. Bisher dachte ich dass nur ich so unentschlossen bin, aber anscheinend bin ich damit nicht alleine.

Schandor
12 Jahre zuvor

@Hanni

Da bist Du zu beglückwünschen! Schlimmer ist es, wenn man in diesem Alter feststellen muss: Aus mir ist nichts geworden bzw. ich bin nichts geworden, seit ich erwachsen geworden bin. Nur: Was ist damit gemeint? Der berufliche Erfolg? Die Persönlichkeit?

12 Jahre zuvor

@Schandor „Was ist damit gemeint?“ Genau, am Konkreten mangelt es in dem Artikel. Er spricht vieles an, aber kaum etwas deutlich aus. Deshalb liest er sich so gut, man findet sich irgendwie wieder aber man braucht auch keine Konsequenzen zu ziehen. Irgendwie scheint es mir, der Autor selbst ist Opfer seiner Generation, die er beschreibt. Es fehlt der Kompass, ja, aber auch in dem Artikel. Es ist eine Beschreibung der großen Unverbindlichkeit ohne Plädoyer für verbindliche Maßstäbe, ein Gejammer über die heutige Orientierungslosigkeit, ohne selbst Orientierung zu bieten.

11 Jahre zuvor

guter artikel – danke für den link!

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