Glauben und Denken heute – Ausgabe 1/2011

Eine neue Ausgabe von Glauben und Denken heute ist soeben erschienen. Das Journal Nr. 7 enthält folgende Beiträge:

  1. Johannes Otto: Editorial
  2. John Piper: Gibt es zwei Willen in Gott?: Göttliche Erwählung und Gottes Wille, dass alle gerettet werden
  3. Gottfried Herrmann: Das Weltbild der Bibel – überholt?
  4. Titus Vogt: Ist denn Gott ungerecht? Das sei ferne!
  5. Timm Smutny: Studieren am MBS Österreich
  6. Rezensionen
    1. Daniel Dangendorf: Musik, Tanz und Gott Tonspuren durch das Alte Testament (Michaela Geiger u. Rainer Kessler (Hg.))
    2. Ron Kubsch: Theologie – Was man wissen muss (Alister McGrath)
    3. Ron Kubsch: Theologie des Neuen Testaments (Ferdinand Hahn)
    4. Johannes Otto: Im Zweifel für den Zweifel (Ron Kubsch (Hg.))

Über das Anliegen seines Aufsatzes schreibt John Piper:

Mein Ziel ist es, in diesem Kapitel, aus der Schrift nachzuweisen, dass die gleichzeitige Existenz des Willens Gottes, dass »alle Menschen gerettet werden« (1Tim 2,4) und seines Willens, bedingungslos diejenigen zu erwählen, die tatsächlich gerettet werden, nicht ein Anzeichen göttlicher Schizophrenie oder exegetischer Verwirrung ist. Hand in Hand damit geht meine Absicht, zu zeigen, dass die bedingungslose Erwählung nicht im Widerspruchzu biblischen Äußerungen über Gottes Mitleid mit allen Menschen steht und dass sie das aufrichtige Heilsangebot an jeden verlorenen Menschen aller Völker der Welt nicht aufhebt.

Ich weise darauf hin, dass uns der Baker Verlag die Rechte für die Wiedergabe des Beitrags von Piper nur für 12 Monate abgetreten hat. Nach Ablauf dieser Frist müssen wir den Aufsatz wieder aus dem Internet entfernen. Wir verhandeln derzeit darüber, ob er anschließend als Buchbeitrag erscheinen kann.

Die Ausgabe 1/2011, Nr. 7 kann hier herunter geladen werden: gudh-007.pdf.

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28 Kommentare
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12 Jahre zuvor

Vielen Dank für die Übersetzung des Artikels von John Piper. Habe ihn soeben gelesen und finde ihn sehr hilfreich!

Schandor
12 Jahre zuvor

Ich vergleiche die beiden Willen immer mit einem Schachspiel: Angenommen, du spielst bei einem großen Turnier mit und kommst ins Endspiel. Was willst du? Gewinnen natürlich, unbedingt! Doch halt! Wirklich un-bedingt? Nein. Es stimmt zwar: Das ist es, was du voll und ganz willst. Und doch steht dahinter etwas, was du noch mehr willst und was du unbedingt gewahrt wissen willst: Die Spielregeln. Die Spielregeln entsprechen sozusagen deinem „Meta-Willen“. Die dürfen nicht gebrochen werden, denn du willst nicht um den Preis eines Betrugs gewinnen — selbst dann nicht, wenn niemand hersieht und du einen Zug gegen die Regeln tun könntest. Das entspricht nicht deiner Fairness, ja, es widerspricht eigentlich deiner ganzen Natur. Es könnte also sein, dass du das Spiel nicht gewinnen willst — nämlich genau dann, wenn du betrügen müsstest, um es zu gewinnen. Ich habe mir diesen Vergleich ausgedacht, da ich im Gespräch mit anderen Menschen etwas gebraucht habe, anhand dessen ich die zwei Willen in Gott schneller… Weiterlesen »

Lukas
12 Jahre zuvor

Und warum kann man Pipers Problem nicht einfach so lösen, dass Gott zwar alle Menschen erretten will, aber ein grosser Teil der Mensch im Herzen nicht errettet werden möchte und Gottes Angebot, auch wenn sie die perfekte Information über das Evangelium hätten, ausschlagen?
Der schweizerische evangelikale Theologe Roger Liebi lehrt, alle Menschen wären ursprünglich ins Buch des Lebens eingeschrieben, nur im Laufe des Lebens verursachen viele durch ihren Wandel und ihre Herzensentscheidung ihre Tilgung aus diesem Buche.
Scheint mir viel plausibler.
Der Akt des freien Willens liegt also eher in der Entscheidung gegen Gott als in der freien Entscheidung für Gott.
Denn Gott zwingt niemanden zum Heile.
Zwar weiss Er als Allwissender Gott im Voraus, wer erretten werden wird, aber das heisst doch nicht, dass der Mensch in dieser Hinsicht keinen freien Willen hätte.

Johannes Strehle
12 Jahre zuvor

Zum Vergleich mit dem Schachspiel:

Gott ist der vollkommene Schachspieler.
Er lässt seine Gegner scheinbar gewinnen.
Sein Ziel ist es, ein scheinbar verlorenes Spiel
zur allgemeinen Verblüffung zu gewinnen,
nicht mit Müh‘ und Not, sondern souverän.
Und er wird es gewinnen
– in Übereinstimmung mit den Regeln.
„Denn gleichwie in Adam alle sterben,
so werden auch in Christus alle lebendig gemacht werden.
Jeder aber in der eigenen Ordnung:
Als Erstling Christus,
dann die des Christus bei seiner Ankunft,
dann das Ziel …
damit Gott alles in allem ist.“

Schandor
12 Jahre zuvor

@Johannes Strehle Das klingt schön, aber ein wenig nach Allversöhnung (*klingt* mir jedenfalls danach!). Im übrigen geht Dein Kommentar nicht auf die Problematik ein (aber zugestanden: Das hast Du ja auch nicht vorausgesetzt). Ja, ich glaube und hoffe auch von Herzen: Gott wird gewinnen, und gerne auch zur allgemeinen Verblüffung!! @Lukas Ins „Buch des Lebens“ eingeschrieben zu sein, nur um dann wieder ausgetilgt werden zu können, ist ein Witz, denn das sagt nicht das allergeringste aus. Das ist eine billige Hilfskonstruktion und Umdeutung zur Stützung der Theorie des neutralen (!) Willens. Selbstverständlich ist der Wille frei (die Menschen entscheiden sich ganz frei für das Evangelium), aber er ist eben nicht neutral: Die Entscheidung pro oder kontra ist vorbelastet, wie der Römerbrief deutlich macht. Zu Gott kommt nur, wen Gott zieht. Genau darin besteht ja unsere Verlorenheit: Dass wir nicht aus eigener „freier“ Entscheidung zu Gott kommen können, weil wir das im gefallenen Zustand nicht *wollen können*!!! Der Akt des freien… Weiterlesen »

Alsterstewart
12 Jahre zuvor

@Lukas
Mein Problem mit dieser Sicht ist, dass hier Gottes Allmacht durch die Willensentscheidung des Menschen beschränkt ist.

Der Mensch entscheidet hiernach, ob er im Lebensbuch stehen möchte oder nicht. Dies mag dem Bewusstsein vieler unserer Zeitgenossen plausibel erscheinen – aber ich finde dazu keine passende Bibelstelle.

Johannes G.
12 Jahre zuvor

@Alsterstewart

Falls es daran mangelt – eine „passende Bibelstelle“ kann ich gerne nennen (und es gibt auch noch ein paar mehr):

Matthäus 23,37

Jerusalem, Jerusalem, du tötest die Propheten und steinigst die Boten, die zu dir gesandt sind. Wie oft wollte ich deine Kinder um mich sammeln, so wie eine Henne ihre Küken unter ihre Flügel nimmt; aber ihr habt nicht gewollt.

PS: Und nein, ich bin kein Arminianer und ich stimme auch nicht mit der Sichtweise von Herrn Liebi überein. Ebenso bin ich aber auch kein Calvinist 😉

Liebe Grüße
Jo

Schandor
12 Jahre zuvor

Übersetzt:

Jerusalem, ach, Jerusalem! Du tötest die, die ich dir als Sprachrohre Gottes gesandt habe. Wie oft wollte ich deine Kinder um mich sammeln wie eine Henne ihre Küken, aber du hast es nicht zugelassen!

(du/Jerusalem=die pharisäische Obrigkeit, an die Jesus sich wendet; „deine Kinder“=die Einwohner Jerusalems).

Halbarminianer? ….* oder ..*.* 😉

lg
Schandor

ps: Übersetzen ist keine Sache der Philologen. Genausowenig wie Kunst Sache der Tischler 😉

Johannes G.
12 Jahre zuvor

@Schandor,

ich weiß jetzt nicht, was deine „Übersetzung“ ggf. für neue Erkenntnisse liefert – falls dies deine Absicht war. Die Aussage ist: Gott „wollte“ und der Mensch „wollte nicht“ bzw. die Tatsache, dass der Mensch (welcher Mensch auch immer hier angesprochen ist) nicht wollte, wird als Begründung angegeben, weshalb nicht das eintrat, was Gott „wollte“.

Es gibt keine „Halbarminianer“, genausowenig wie es „Halbcalvinisten“ gibt. Ich halte von diesem Begriffswirrwar überhaupt nichts (Ich habe z.B. auch schon von einem 0 Punkt Calvinisten gelesen… 😉 ). Man sollte die Dinge eindeutig benennen und wenn die Begriffe nicht passen, sollte man sie vermeiden.

Liebe Grüße
Jo

Schandor
12 Jahre zuvor

@Johannes G. Ein „Begriffswirrwar“ ist es freilich, aber so ist es nun mal: Es werden halt Kategorisierungen getroffen. Doch dass man Begriffe vermeiden sollte, wenn man Dinge nicht eindeutig benennen kann, halte ich für Utopie. Es ist einfach der Versuch, Verständnis zu vermitteln/erlangen. Wenn er hier fehlgeschlagen ist, ist er hier eben fehlgeschlagen. Aber ich erkläre es: Ein „Halbarminianer“ ist eine Definition. Was ein Arminianer ist, ist klar: Er verficht alle Punkte der Remonstranten. Der Calvinist bestreitet die fünf Punkte der Remonstranten. Was aber, wenn jemand vier Punkte der Remonstranten teilt, einen jedoch nicht? Wie sollen wir ihn hier und jetzt nennen? Es geht doch nicht darum, dass unsere Definition für alle Ewigkeit gelten soll. Und tierischer Ernst soll hier doch auch nicht aufkommen müssen, oder? Wenn man streng logisch vorgeht — und das scheinst Du zu tun — kann es freilich keine „Halbarminianer“ oder „Halbcalvinisten“ geben, da stimme ich Dir unumwunden zu. Nun kenne ich zufällig jede Menge Menschen,… Weiterlesen »

Johannes G.
12 Jahre zuvor

Hallo Schandor, zu erläutern wie ich das verstehe, dürfte den Rahmen hier sprengen 😉 Meine Sichtweise bietet auch nicht den Charme einer auflösenden Letztbegründung. Ich meine weder die calvinistische noch die arminianische Sichtweise werden den biblischen Aussagen gerecht. Beide scheitern meiner bescheidenen Meinung nach an einer defizitären Metaphysik bzw. dem Versuch das „Ewige“ im „Zeitlichen“ abschließend erklären zu wollen. Piper z.B. schreibt im hier diskutierten Artikel am Schluss folgendes: Da nicht alle Menschen errettet werden, müssen wir uns entscheiden, ob wir (mit den Arminianern) glauben, dass Gottes Wille, alle Menschen zu erretten, von seiner Verpflichtung gegenüber der menschlichen Selbstbestimmung gezügelt wird, oder ob wir (mit den Calvinisten) glauben, dass Gottes Wille, alle Menschen zu erretten, von seiner Verpflichtung gegenüber der Verherrlichung seiner souveränen Gnade gezügelt wird! Eine Begründung, weshalb man diese Dichotomie vertreten muss, bleibt er allerdings schuldig. Er wirft den Arminianern hingegen vor, ihre Schlussfolgerungen aufgrund von philosophischen Überlegungen zu treffen, macht hier aber selbst eine Aussage, die nirgends… Weiterlesen »

Johannes G.
12 Jahre zuvor

Hallo Schandor,

mein Beitrag ist kurz nach der Veröffentlichung verschwunden. Entweder muss er noch freigegeben werden (ich hatte ein paar Links eingefügt), oder er hat sich ins Nirvana verabschiedet 😉

„Tierischen Ernst“ will ich übrigens sicher nicht einfordern. Das sollte kein erhobener Zeigefinger sein 😉 Aber das Problem ist nun einmal, dass so Aussagen wie „Ich bin ein 2,5 Punkte Calvinist“ für sich genommen gar nichts aussagen. Welche „Punkte“ sind denn jeweils gemeint und ist ein 2 Punkte Calvinist nicht vielleicht doch ein 3 Punkte Arminianer? D.h. man muss sich sowieso erklären und die Begriffe sind meiner Meinung nach dabei wenig hilfreich.

Weiterhin liebe Grüße 😉
Jo

Schandor
12 Jahre zuvor

@Jo Ja, 2,5 geht gar nicht 🙂 Ich habe es so gemeint: Manche Menschen haben eine etwas — hm — „katholischere“ Auffassung vom Sündenfall. Sie glauben, der Mensch sei im Sündenfall „sehr krank“ geworden. Mit einer „völligen Unfähigkeit“ können sie wenig anfangen (der von mir so geschätzte C. S. Lewis etwa). Andere halten den Sündenfall des Menschen für dermaßen vollständig, dass sie mit Paulus sagen: Ihr wart tot (in Sünden und Übertretungen). Tot also, nicht todkrank. Manche sind der Auffassung, Christus sei für die Sünden aller Menschen gestorben, eine Auffassung, die ein George Whitfield etwa für Gotteslästerung hielt (Nachweis kann ich erbringen). (Ach so, ja: Whitfield hat sich nicht als „Calvinist“ bezeichnet…) Wieder andere meinen, sie seien vor Grundlegung der Welt schon von Gott ausgesucht worden, wogegen noch ganz andere sicher sind, es sei letztlich (!) ihrer eigenen freien Willensentscheidung zuzuschreiben, dass sie wiedergeboren sind usw. usf. Naja, und da gibt es oft eben keine klaren Abgrenzungen, und einzig deshalb… Weiterlesen »

Schandor
12 Jahre zuvor

@Jo

bin am Nachdenken 😉
lass mir ein wenig Zeit…

lg
Schandor

Schandor
12 Jahre zuvor

@Jo Vorab soviel: „Die meisten Arminianer würden übrigens Pipers Formulierung nicht zustimmen. Sie begründen ihre Sichtweise nicht mit der “Verpflichtung Gottes gegenüber der menschlichen Selbstbestimmung”, sondern mit synthetischen Aussagen wie “Schuld setzt Freiheit voraus” oder “Liebe ist nur durch Freiheit möglich”. Dazu habe ich noch nichts gelesen, was mich vom Gegenteil überzeugen konnte“ Ich habe auf diesem Blog schon zweimal die Richtung hin auf die unterschiedliche Komplexität einer Handlung Gottes und einer Handlung des Menschen hingewiesen. Die beiden von Dir unter Hochkomma gesetzten Aussagen stehen quasi auf einer „höheren Ebene“ (wobei „höher“ hier im Sinne etwa von Programmiersprachen steht; so ist BASIC höher als C, C dagegen „höher“ als Assembler), als meine Handlungstheorie. Für mich sind solche Aussagen allzu einfach und erklären in Wahrheit gar nichts. Es sind Aussagen, die mir mehr von dem Verlangen des Menschen geprägt zu sein scheinen, autonom zu sein. Ja, das tief/abgründige Verlangen, „eine Handlung von selbst zu beginnen“ (Kant), ist einfach zu deutlich… Aber… Weiterlesen »

Johannes G.
12 Jahre zuvor

Hallo Schandor, nur eine kurze Anmerkung: Die genannten Aussagen sind natürlich keine „Erklärungen“ sondern einfache Feststellungen bzw. Axiome. Meine Neigung diesen Aussagen zuzustimmen fällt in die selbe Kategorie wie meine Zustimmung bezüglich der mathematischen Gesetze. Ich „sehe“ einfach, dass diese Aussagen wahr sein müssen – unabhängig davon, was mein „Verlangen“ mir sagt. Natürlich kann ich mich irren, aber das Problem von Überzeugungen ist ja gerade, dass wir sie nicht nach unserem Belieben abändern können. Wenn du mir irgendein überzeugendes Argument liefern kannst, welches erklärt, wie Liebe und Schuld in einer deterministischen Welt möglich sind, bin ich mit Freuden bereit meine Sichtweise zu ändern (und wie bereits erwähnt: streng genommen ändert sie sich dann von ganz alleine 😉 ) Liebe Grüße Jo, der wenig Verlangen danach hat, eine Handlung selbst zu beginnen. Schon eher danach, sie erfolgreich zum Abschluss zu bringen 😉 PS: Das nächste Mal verwende ich für verlinkte Texte dann auch die passenden URL-Tags. So Sachen passieren, wenn man… Weiterlesen »

Schandor
12 Jahre zuvor

@Jo

Ach, wie sehne ich mich danach, das jetzt alles gleich zu lesen und zu überprüfen! — Allein, ich fürchte, mein Lebensweg lässt mir die Zeit momentan nicht. Aber das werde ich nachholen, wenn ich darf. Was Du über Überzeugungen sagst, könnte man glaube ich nicht besser ausdrücken. Aber WENN ich dazukomme, diese Dinge zu überprüfen, dann wappne Dich! 🙂 🙂
Ach, hoffentlich geht’s uns nicht irgendwann so, dass wir ausrufen: totaliter aliter! (Das werden alle ausrufen, außer den ……isten 😉 🙂 🙂

Liebe Grüße und schönen Abend!

Schandor

Johannes G.
12 Jahre zuvor

Aber WENN ich dazukomme, diese Dinge zu überprüfen, dann wappne Dich!

Das rate ich Dir auch, wenn du Dir die Texte dann anschaust 😉 Aber mache Dir keinen Stress und wir müssen das hier auch nicht ausdiskutieren. Wenn die Aufsätze zum besseren Verständnis meiner Position beitragen, ist aus meiner Sicht schon viel gewonnen 🙂

Liebe Grüße
Jo

Schandor
12 Jahre zuvor

@Jo

Ist ok! Bin schon gespannt!

Liebe Grüße und gute Nacht,

wünscht
Schandor

Schandor
12 Jahre zuvor

@Jo Bevor ich mich durch den ganzen philosophischen Wust an „Erklärungen“ durcharbeite, eine kurze Zwischenfrage: Weshalb gibt es keine deutschsprachige Literatur, die sich der Sache angemessen widmet? Könnte es sein, dass es sich dabei um eine Sache geht, die man in der anglophonen Welt anders versteht als bei uns? Ich finde einfach nichts zu diesem Thema in deutscher Sprache. Weshalb nur nicht? Mich macht auch stutzig, dass gerade der Thomismus die richtige Erklärung sein soll, also offenbar auf einen Theologen zurückzuführen ist, der ausgerechnet Aristoteles in sein System aufgenommen hat. Bitte versteh mich nicht falsch: Überzeugung ist ja kein Kriterium für Stimmigkeit (da wirst Du mir recht geben) noch für Richtigkeit. Ich weiß nur nicht, weshalb man sich durch viele englische Arbeiten durchquälen muss, die noch dazu von Begrifflichkeiten durchsetzt sind, die zeitweilen selbst höchst problematisch sind, und die Sache in der deutschen Theologie so nicht vorzukommen scheint? Ich wünschte mir, es gäbe die Quintessenz der kombattanten Auffassungen auf deutsch,… Weiterlesen »

Johannes G.
12 Jahre zuvor

Hallo Schandor, wie ich bereits geschrieben habe bin ich der Ansicht, dass der thomistische Ansatz die beste Erklärung liefert, wie die Souveränität Gottes und die Handlungen des Menschen – so wie ich sie in der Schrift finde! – zusammen gedacht werden können. Ob dieser Ansatz wirklich korrekt ist, kann ich nicht mit Sicherheit sagen. Ich würde ihn auch nie als dogmatische Lehre verteidigen. Ich halte ihn jedoch für die plausibelste mir bekannte Erklärung. Dem calvinistischen und arminianischen Ansatz kann ich nicht zustimmen, da ich darin innere Widersprüche finde und ich die beiden Ansätze vor allem auch nicht mit der Schrift in Einklang bringen kann. Wobei ich, wie schon an anderer Stelle erwähnt, den calvinistischen Ansatz näher an der Schrift sehe. Ich bin davon überzeugt: Steht letztlich nicht Gott hinter ALLEM (=hat es so beschlossen/dekretiert/vorherbestimmt — aus welchen Gründen auch immer), dann ist er nicht allmächtig Deinem ersten Satz stimme ich vollumfänglich zu. Ich denke jedoch nicht, dass diese erste Aussage… Weiterlesen »

Schandor
12 Jahre zuvor

@Jo

„Genau hier liegt der Unterschied des Thomisten zum Calvinisten“
Oh, ja, ich weiß wohl!

Wäre es möglich, der Einfachheit halber auf einen jener „inneren Widersprüche“ des Calvinismus einzugehen? Nicht aus lauernder Rechthaberei heraus frage ich, sondern um zu lernen. Ich kann nämlich überhaupt nicht sehen, inwiefern mein von Dir zitiertes Zitat nicht „vollumfänglich“ stimmen soll (und zuwenige Emoticons gibt es hier leider auch, sonst hätte ich hier eins für Ratlosigkeit/Achselzucken gesetzt).
Am Ende stellt sich vielleicht heraus, dass es sich um einen „Streit um Worte“ handelt, nicht um die Sachen selbst…?
Ich *kann* leider aus Zeitgründen die Artikel nicht alle durcharbeiten, so sehr sie mich auch interessieren.
Vielleicht könntest Du mir *den* Artikel benennen (und vielleicht auch die Stelle), die den Knackpunkt enthält? Oder muss man einfach alles studieren?
Bitte um Hilfe,
ersucht
Schandor

🙂

Johannes G.
12 Jahre zuvor

Hallo Schandor, lies dann einfach den ersten Artikel. Der hat nur wenige Seiten, ist sehr ansprechend geschrieben und fasst das Wesentliche recht gut zusammen. Wobei mir da die Annahme dass Gott außerhalb der Zeit existiert, zu wenig bei der Erklärung berücksichtigt wird. Koons schreibt z.B. davon, dass Gott zwar plant, aber dass er keinen komplett aus detaillierten Plan im Sinne unserer Vorstellung hat. Wenn man annimmt, dass Gott innerhalb der Zeit existiert, hört sich das ziemlich nach „Open Theism“ an. Streng genommen „plant“ ein Gott außerhalb der Zeit jedoch überhaupt nicht, da es für ihn weder Vergangenheit noch Zukunft nach unserer Vorstellung gibt. Ironischerweise sind sich Thomismus und der „Open Theism“ in manchen Punkten durchaus sehr ähnlich. Die Grundannahmen könnten jedoch interessanterweise kaum gegensätzlicher sein 😉 Lass dich daher nicht von den Vergleichen in diese Richtung abschrecken. Liebe Grüße Jo PS: Ein innerer Widerspruch ist z.B. die Frage nach dem Ursprung des Bösen und der Sünde. Was ich ja bereits… Weiterlesen »

Schandor
12 Jahre zuvor

@Jo „lies dann einfach den ersten Artikel.“ Ok, ich mach mich dran. Das Konzept des „Open Theism“ ist ein äußerst dürftiger, ja geradezu schwachsinniger Versuch, die Komplexität des Allmächtigen in Begrifflichkeiten zu fassen. Genauso wie der Molinismus. Es ist einfach unfassbar, dass derlei Unfug bis in akademische Kreise gelangt. Und wenn ich auch nicht so weit gehe, wie Du vielleicht zu befürchten Grund zu haben gemeint hast, den Thomismus als katholizistische (und daher falsche) Variante von vornherein wegen seiner katholischen Implikationen zu verurteilen, so misstraue ich ausnahmslos JEDWEDER Quelle, die aus dem verseuchten Jesuitismus kommt (Molina!). Oops, eine Ausnahme lasse ich gelten: den großen Balthasar Gracian 😉 Der Ursprung des Bösen und der Sünde liegt im Dunkeln. Gott selbst hat die Antwort darauf indirekt in Hiob 38ff. gegeben: DAS GEHT EUCH NICHTS AN! Aber wie Du sagst: Man kann darüber nachdenken, und das habe ich getan, und zwar hier: http://theoblog.de/ligon-duncan-wie-haben-wir-die-souveranitat-gottes-zu-verstehen/11575/ Sünde hat zuerst und zunächst mit einer Handlung zu tun,… Weiterlesen »

Schandor
12 Jahre zuvor

@Jo „Does this make God the author of sin? Yes, in a sense it does. However, although there is coequal responsibility for the existence of sin, it does not follow that there is coequal blame for sin. Blame attaches to actions, and actions are characterized by intentions. Although God and Adam bear coequal responsibility for the truth of (2) and of (3), they perform quite different actions“ (S. 23). Es ist genau, was ich gemeint habe mit meiner Handlungstheorie. Drückt nicht 1Mo 50,20 genau das aus? Nebenbei: Koons definiert Determinismus auf seine Weise. Er sagt: „Here’s what I mean by determinism: that, for each human action, all of the facts causally prior to that action together necessitate it.“ Damit ist die Sache aber nicht erklärt, denn der Determinismus bezieht sich hier nur auf unser (geschlossenes) Universum. Unser Universum *ist* zwar geschlossen (Raum Zeit), aber doch nicht für Gott! Klar steht Gott außerhalb von Raum und Zeit, aber wie etwa C.… Weiterlesen »

Johannes G.
12 Jahre zuvor

Hallo Schandor, zunächst einmal vielen Dank für das Lesen des Artikels und deine Rückmeldung 🙂 Ich mache zum Abschluss kurz noch ein paar Anmerkungen zu deinem letzten Beitrag. Koons definiert Determinismus auf seine Weise. Er sagt: “Here’s what I mean by determinism: that, for each human action, all of the facts causally prior to that action together necessitate it.” Ich wüsste nicht, was an der Definition von Koons bezüglich des Determinismus seltsam oder ungewöhnlich ist. Das Problem ist ja gerade, dass der Mensch in diesem Kausalnexus selbst keinen Handlungsspielraum hat. Ob Gott in unsere Welt von außen eingreifen kann, ist hierbei – soweit ich das sehen kann – unerheblich. Wenn wir nur durch externe Faktoren bestimmt werden und nach definierten „Programmen“ arbeiten (auch wenn uns diese Programme ev. teilweise erst zur Laufzeit eingespielt werden 😉 ), dann sehe ich nicht, wie ich einer menschlichen Handlung Sinn abgewinnen oder dem Mensch Verantwortlichkeit zubilligen kann. Und ob er das nun anhand kompatibilistischer… Weiterlesen »

Schandor
12 Jahre zuvor

@Jo Ja, ich denke auch, dass wir einander langsam annähern, und das freut mich sehr! Und ja, ich muss — wie ich jetzt sehe — auch die anderen verlinkten Dokumente noch überprüfen (komm nicht daran vorbei 😉 ) Nur kurz zum Determinismus: Das Wort hat einfach unangenehme Konnotationen, die unser am Alltagserleben orientierter Verstand ihm krumm nimmt, aber der Schweizer Philosoph Peter Bieri hat in seinem „Handwerk der Freiheit“ *bewiesen*, dass einzig der Determinismus die Willensfreiheit (und hier meine ich, dass ein Mensch grundsätzlich über die Fähigkeit verfügt, sich zu entscheiden, aber abhängig von der jeweiligen Gesamtsituation!!!) stützt. Ja, ich sage: *bewiesen* (Schopenhauer hat es auch bewiesen). Somit bin ich — mutatis mutandis — gezwungen von einer kompatibilistischen Sichtweise auszugehen. Und das Zeugnis der Schrift spricht auch VIEL mehr davon, dass Gott „plant“, „beschließt“ usw. So sehr mir der eigentliche Gedanke des thomistischen modus operandi gefällt (und einleuchtet!) — er überzeugt mich einfach (noch 😉 ? ) nicht… Und vor… Weiterlesen »

Schandor
12 Jahre zuvor

@Jo

Die zweite Arbeit ist schon aufschlussreicher. Und ich sehe schon, wo das Problem liegt: Bei der Definition des „soft determinism“, also des Kompatibilismus. Da habe ich ganz einfach eine andere Definition (meine ist komplexer, weitreichender). Denn so wie der Autor den Determinismus definiert (The basic thesis of compatibilism is that determinism is compatible with human free will. Here a standard characterization of determinism states that every event is causally necessitated by antecedent events), kann ich dem Konzept ebenfalls nicht zustimmen. Lese gefesselt weiter…

lg
S.

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