Gott nach unserem Bild

Luke Stannard schreibt in seinem Aufsatz „Gott nach unserem Bild“ über den Open Theism (Glauben und Denken heute, Nr. 30, 2/2022, S. 16–27):

Der Offene Theismus hat es mit einem grundlegenden Problem zu tun, das tiefer geht als die bloße Darbietung einer alternativen Sichtweise von Gottes Charakter. Ungeachtet gegenteiliger Beteuerungen präsentieren die Anhänger des Offenen Theismus kein Bild von Gott, das dem Zeugnis der Heiligen Schrift besser entspräche. Vielmehr verbirgt sich hinter der Fassade eines Wesens, das liebevoller und sympathischer ist, eine radikal andere Sicht von Gott. Der Schaden, der dadurch angerichtet wird, ist sehr ernst, weil er so subtil ist. Was so ansprechend klingt und so logisch erscheint, verdeckt ein größeres Problem – nämlich dass ein neues Bild von Gott entworfen wird, das den Menschen als Ausgangspunkt nimmt. Das Ergebnis ist eine Figur, die eine idealisierte Version des Geschöpfes ist, ein Schöpfer, der erschaffen wurde, und ein Gott, der nichts anderes ist als ein vergöttlichter Mensch. Dies zeigt nicht nur einen schwerwiegenden Mangel des Offenen Theismus auf, sondern beinhaltet auch zahlreiche Konsequenzen für unsere Werke und Gemeinden.

Der vollständige Aufsatz kann hier heruntergeladen werden: OT_LS.pdf.

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7 Kommentare
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Udo
1 Jahr zuvor

Diese Denkweise ist wohl auch in deutschen Freikirchen weiter verbreitet als man denkt (wenn Gott z. B. nur noch „der Papi“ ist). Sie passt in unsere postmoderne Kultur und ist wohl auch als Erwiderung auf einen starken Determinismus in der neocalvinistischen Theologie Amerikas zu sehen. Daher mal ein Statement eines Lutheraners: “Ich warnte vor der Gefahr, dass die seelsorgerlichen Absichten ein bestimmtes Gottesbild hervorbringen, das das Zeugnis der Heiligen Schrift einseitig wahrnimmt. Es irritiert, dass von der Liebe Gottes die Rede ist, dies aber nicht ausreichend auf Christus als Mitte der Schrift bezogen wird. Der gefallene Mensch ist nie ein Gegenüber Gottes «auf Augenhöhe». Das Anthropomorphismus-Problem (die Gefahr, Gott nach menschlichem Mass aufzufassen) wird im Offenen Theismus zwar erörtert, dennoch erliegt er dieser Gefahr: Besonders kritisierte ich in diesem Zusammenhang das Programm des Offenen Theismus, Gottesprädikate wie Allmacht und Allwissenheit umzuinterpretieren. Die Rede von Gottes «Abenteuer mit der Welt und dem Menschen» ist durch Schrift und Bekenntnis nicht gedeckt.“ (Prof.… Weiterlesen »

1 Jahr zuvor

[…] Der Offene Theismus hat es mit einem grundlegenden Problem zu tun, das tiefer geht als die bloße Darbietung einer alternativen Sichtweise von Gottes Charakter. Ungeachtet gegenteiliger Beteuerungen präsentieren die Anhänger des Offenen Theismus kein Bild von Gott, das dem Zeugnis der Heiligen Schrift besser entspräche. Vielmehr verbirgt sich hinter der Fassade eines Wesens, das liebevoller und sympathischer ist, eine radikal andere Sicht von Gott. Der Schaden, der dadurch angerichtet wird, ist sehr ernst, weil er so subtil ist. Was so ansprechend klingt und so logisch erscheint, verdeckt ein größeres Problem – nämlich dass ein neues Bild von Gott entworfen wird, das den Menschen als Ausgangspunkt nimmt. Das Ergebnis ist eine Figur, die eine idealisierte Version des Geschöpfes ist, ein Schöpfer, der erschaffen wurde, und ein Gott, der nichts anderes ist als ein vergöttlichter Mensch. Dies zeigt nicht nur einen schwerwiegenden Mangel des Offenen Theismus auf, sondern beinhaltet auch zahlreiche Konsequenzen für unsere Werke und Gemeinden. Der vollständige Aufsatz kann… Weiterlesen »

Alex aus Cloppenburg
1 Jahr zuvor

Interessant wäre doch zu wissen, wer in Deutschland die Vertreter des Offenen Theismus sind.
Dass „Gott keinen Plan für dein Leben hat“, habe ich bisher in keiner Gemeinde gehört.

Felixpe
1 Jahr zuvor

Das Lustige mit Gott ist, jeder hat seine eigene Vorstellung von ihm. Erstens gibt es Uneinigkeit darüber, ob es überhaupt einen Gott gibt und wenn ja, wie viele. Siehe andere Religionen und Atheisten. Aber selbst, wenn wir nun mal annehmen, dass Gott wahrhaftig ist, sind wir noch lange nicht am Ende: Denn im Christentum ist man sich zwar einig, dass es nur 1 Gott gibt. Wer oder was dieser Gott aber *genau* ist, was er tut oder getan hat, was für Eigenschaften er hat, darüber ist man sich sehr uneinig. Es tun sich so viele Fragen über Gott auf: Ist Gott allmächtig? Kann Gott die Logik außer Kraft setzen? Und wenn ja, was für einen Sinn hat die Logik überhaupt noch, ist dann nicht jede noch so absurde Idee wahr? Ist Gott allwissend? Ist Gott wie der Mensch? Oder ist Gott am Ende nur eine abstrakte Idee? Ist Gott omnipräsent? Ist Gott Teil des Universums, ist er selbst das Universum,… Weiterlesen »

Chrissen
1 Jahr zuvor

@Felixpe: Ich habe wiederholt den Eindruck, daß Du schreibst, um einfach nur geschrieben zu haben – Kritiksucht. Nur zu Deinem letzten Absatz: Der etwas altmodische Begriff „Torheit“ bedeutet so viel wie „Dummheit“ oder „mangelnde Intelligenz“ und „töricht“ bedeutet so viel wie „dümmlich“ oder auch „unvernünftig“. Für, bei und vor Christus bin ich gerne dumm, ungebildet, unvernünftig, naiv oder all das, worüber Du Dich erhebst als „Mega-Brain“ und Ungläubiger. 1. Korinther 1,18-31: Denn das Wort vom Kreuz ist denen, die verloren gehen, Torheit; uns aber, die wir gerettet werden, ist es Gottes Kraft. Denn es steht geschrieben: »Ich werde die Weisheit der Weisen vernichten, und den Verstand der Verständigen werde ich verwerfen.« Wo ist ein Weiser? Wo ein Schriftgelehrter? Wo ein Wortstreiter dieses Zeitalters? Hat nicht Gott die Weisheit der Welt zur Torheit gemacht? Denn weil in der Weisheit Gottes die Welt durch die Weisheit Gott nicht erkannte, hat es Gott wohlgefallen, durch die Torheit der Predigt die Glaubenden zu retten.… Weiterlesen »

Udo
1 Jahr zuvor

@Felixpe: Ich benutze mal deine Worte: Ich habe mir mal das Lesen deines Kommentars angetan.
Man kann natürlich viele Nebelkerzen zünden und irgendetwas behaupten, wenn der Tag lang ist. Ich greife einmal eine These heraus:
Es gibt eine riesige Menge an Bibelübersetzungen mit Unterschieden, die die Bedeutung des Textes radikal verändern könnten.“ Welche Bibelübersetzungen sollen das sein? Welche Texte würden radikal verändert?
Dein Kommentar, ich benutze wieder deine Worte, „klingt für mich eher wie billigste Verleumdung eines religiösen Gegners“ statt ein sachlicher Diskussionsbeitrag zu sein.
Beim nächsten Mal bitte etwas mehr Niveau und sich besser informieren, bevor die verbale Bazooka herausgeholt wird.
Mein Rat: den Hass gegen den einzigen wahren Gott, der sich uns als Vater, Sohn und Heiliger Geist offenbart hat, ablegen und die Bibel mal richtig studieren (dazu braucht man Intellekt ;-)). Er ist ein redender Gott, und was wir von ihm wissen können, hat er uns in der Bibel mit menschlichen Worten mitgeteilt.

Felixpe
1 Jahr zuvor

@Udo: Dass es Inkonsistenten in Bibelübersetzungen gibt, sollte doch Allgemeinwissen sein. o_O

Ein Beispiel für einen relevanten Unterschied: 1. Korinther 6,9-10. In der Neuen evangelistischen Übersetzung ist explizit von Homosexualität die Rede, in der Lutherbibel allerdings von Knabenschändern. Das ist ein großer Unterschied.
Der Bibleserver ist sehr hilfreich: https://www.bibleserver.com/Ne%C3%9C.LUT/1.Korinther6%2C9

Diese Bibelstelle wird zusammen mit ein paar anderen sehr gerne als »Argument« dafür genommen, dass Homosexualität böse sein soll. Noch mehr dazu hier: https://www.forgeonline.org/blog/2019/3/8/what-about-romans-124-27

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