Kant und die Theologie (Teil 2)

Im Oktober 2012 kam es in der chilenischen Presse zu einem Schlagabtausch zwischen dem Kantianer Pfarrer Richard Wagner und dem Philosophieprofessor Daniel von Wachter. Ich geben den Disput in zwei Teilen mit freundlicher Genehmigung wieder. Hier die Replik von Daniel von Wachter auf den Beitrag von Richard Wagner:

Die Anti-Vernünftigkeit Kants und die Umdeutung des Gottesbegriffs

Daniel von Wachter

Herr Wagner trägt in diesem Artikel eine Lehre Immanuel Kants und die Auffassung vor, man könne durch das Universum keine Erkenntnis über Gott gewinnen. Das folgende ist eine Gegendarstellung.

Aufklärung

Herr Wagner stellt seine Position als die „aufgeklärte“ dar, welche bedauerlicher- und seltsamerweise „immer noch“ nicht alle angenommen hätten, was entweder ein Mangel an Kenntnis dieser Position oder ein Mangel an Vernunft sein müsse. Das ist die Rhetorik derjenigen Bewegung des 18. und 19. Jahrhunderts, die sich in aller Bescheidenheit „Die Aufklärung“ und ihre Gegner als die Abergläubischen, Unvernünftigen und Dogmatischen dargestellt haben. Es ist normal zu glauben, daß man selbst recht hat und die anderen irren – das liegt in der Natur einer Überzeugung. Aber die bloße Behauptung, die Vernunft gepachtet zu haben, sollte keinen vernünftigen Menschen überzeugen. Es kommt auf die Argumente, die Begründungen an, und bei jenen Autoren des 18. und 19. Jahrhunderts sind die Begründungen ebenso dünn wie die Behauptungen der eigenen Aufgeklärtheit laut. Die Rhetorik des Man-kann-heute-nicht-mehr-X-glauben oder des Wir-haben-das-Mittelalter-überwunden will, ohne sich die Mühe des Begründens zu machen, den Eindruck erwecken und darauf hinwirken, daß der Glaube an den Schöpfergott, an Wunder, an die Existenz der Seele, an die Willensfreiheit und an objektive Moral aussterben werde. Doch das werden sie ebensowenig wie die materialistischen Gegenpositionen aussterben werden. Es bleibt die Aufgabe eines jeden Menschen, nach der Wahrheit zu suchen.

Immanuel Kant

Herr Wagner glaubt an die Lehren Immanuel Kants und meint zudem, diese müßten jeden Vernünftigen überzeugen. Dazu muß sich jeder selbst ein Urteil bilden. Doch es ist keineswegs so, wie Theologen manchmal meinen, daß man „seit Kant“ dieses oder jenes nicht mehr glauben könne. Es kommt in der Philosophie selten oder nie vor, daß eine Position unhaltbar wird und ausstirbt. Das liegt wohl nicht zuletzt daran, daß in der Philosophie auch starke irrationale Beweggründe wirken.

Zur Auflockerung sei meine Einschätzung Kants genannt, mit der ich nicht allein stehe, und wenn ich es täte, wäre sie deshalb noch lange nicht falsch: Kant litt unter einem neurotischen Sicherheitsbedürfnis. Er wollte keine Metaphysik dulden, welche Gründe und Wahrscheinlichkeiten abwägt. „Ich verbitte mir das Spielwerk von Wahrscheinlichkeit und Mutmaßung“, schrieb er. In der Metaphysik dürfe es um nichts weniger denn „apodiktische Gewißheit“ gehen. Die Existenz von vom Menschen unabhängigen Gegenständen war ihm deshalb unerträglich. Daher machte er seine pubertäre „kopernikanische Wende“ und sagte, nicht unser Denken richte sich nach den Gegenständen, sondern die Gegenstände richten sich nach unserem Denken. Wir erschaffen die Gegenstände. Das ist ein Musterbeispiel von Irrationalität, denn der vernünftige Mensch hält seine Wahrnehmungserlebnisse, seine Eindrücke weder für unfehlbar, noch verwirft er sie völlig, geschweige denn, daß er glaubt, die Gegenstände hingen von ihm ab. Passend zu seiner Irrationalität hat Kant in die deutsche Philosophie den dunklen, unklaren Stil eingeführt, der manchen zwar beeindruckt, aber das wissenschaftliche Niveau senkt.

Können wir durch das Universum Erkenntnis über Gott gewinnen?

Herr Wagner nennt die Überlegungen über Gott als Ursache des Universums „rührend-naiv“. In wenigen Zeilen will er – an entsprechende Behauptungen im Werke Kants angelehnt – zeigen, daß gleichermaßen schlüssige Gedankengänge über die letzte Ursache zu widersprüchlichen Ergebnissen führen. Das soll zeigen, daß wir durch solches Denken keine Erkenntnis über Gott gewinnen können.

Doch wie schon unzählige Kritiker Kants dargelegt haben, sind die genannten Gedankengänge keineswegs schlüssig. Kaum ein Philosoph sagt, alles müsse eine Ursache haben. Die Frage ist, ob das Universum eine Ursache hat, nämlich Gott. Entweder das Universum (in seiner gesamten zeitlichen Ausdehnung) oder Gott hat keine Ursache. Die Diskussion über diese Themen ist heute ausführlicher und gründlicher denn je. Da gibt es viele Positionen, aber wenn man da in seiner Position einen Widerspruch hat, muß man halt etwas an der Position ändern. Unvermeidliche Widersprüche gibt es da keine.

Herr Wagner trägt die Kantische These vor, Kausalität sei nichts in der Welt, sondern eine Weise, wie wir unsere Erfahrungen ordnen. Das glaube wer will, doch fragen Sie sich bitte, was vernünftiger ist: zu glauben, daß es eine unabhängig von unserem Denken bestehende Tatsache ist, daß das Erdbeben das Herunterfallen der Autobahnbrücke des Vespucio Norte verursacht habe, oder daß diese Verursachung nur etwas in unserem Kopf sei. Um Kants Lehren zu beurteilen muß man so direkt und einfach fragen: Ist es vernünftig, das zu glauben? Hier kommt der im Titel von Wagners Artikel genannte Kaiser ins Spiel: die Frage ist, ob der Kaiser nackt und Kant und die Kantianer unvernünftig sind.

Der Schöpfer

Herr Wagner will – Autoren wie Schleiermacher und Bultmann folgend – die Aussage „Gott ist der Schöpfer des Universums“ uminterpretieren in eine Aussage über Wert, Sinn oder Gefühl. Er behauptet wohl, daß sie nichts über eine Ursache des Universums sage, daß sie sich durch keine Beobachtungen des Universums belegen lasse. Damit wendet er sich gegen alle Überlegungen dazu, daß die Lebewesen, unser Körper oder andere Aspekte des Universums Hinweise auf Gott gäben. Doch zu sagen, die Aussage „Gott ist der Schöpfer des Universums“ sei eine Aussage nur über Sinn und Gefühl, ist so absurd und verwirrend wie zu sagen, die Aussage „Die Ampel ist rot“ bedeute in Wirklichkeit: „Ich will nicht mehr weiterfahren.“ Es ist offensichtlich falsch, d.h. es widerspricht den normalen Regeln der Sprache. Nach den normalen Regeln der Sprache bedeutet „Gott ist der Schöpfer des Universums“ das, was der normale Nicht-Theologe darunter versteht: Daß Gott das Universum erschaffen hat und es erhält. Theologen machen seit zwei Jahrhunderten diese Sinnveränderungsverrenkungen, weil sie nicht direkt und klar sagen wollen, was sie meinen, z.B. daß es nicht wahr sei, daß Gott der Schöpfer des Universums sei.

Die Frage ist, ob es einen Gott gibt. Wenn es ihn gibt, ist er der Schöpfer und Erhalter des Universums. Christliche Philosophen haben seit eh und je gründlich und auf dem jeweiligen Stand der Naturwissenschaft dargelegt, daß vieles im Universum, etwa der Menschliche Körper oder der Urknall für die Existenz Gottes spricht. Es sind Indizien für die Existenz Gottes. Das heißt, daß die Annahme der Existenz Gottes diese Dinge erklärt und es weniger wahrscheinlich ist, daß sie von niemandem geschaffen wurden.

Wagners Aussage, wir hätten „keine allgemein überzeugende philosophische Metaphysik“ und Kant habe die vergangene Metaphysik „zertrümmert“ ist, läßt Kants neurotisches Sicherheitsbedürfnis durchscheinen: Natürlich haben wir keine metaphysische Auffassung, die von allen – z.B. sowohl von mir als auch Herrn Wagner – angenommen wird, aber wir haben heute gründliche philosophische Untersuchungen der Indizien für und gegen die Existenz Gottes. Wer das nachprüfen möchte, sehe sich einmal die Sparte „Metaphysics“ auf philpapers.org an. Kant und Herrn Wagner ist das zu wenig „allgemein überzeugend“ und nennt den Streit deshalb einen „aussichtslosen Streit um des Kaisers Bart“. Zeigte die Metaphysik „allgemein überzeugend“, ob es einen Gott gibt, gäbe es dazu weder im Mercurio noch in der Philosophie Diskussionen. Alle Irrationalität würde überwunden. Herr Wagner bräuchte keine Artikel mehr schreiben, und ich auch nicht. Die Menschen müßten nicht mehr mit der Gottesfrage und dem Sinn ihres Lebens ringen. Wenn es einen Gott gibt, wäre das nicht in seinem Sinne, denn wir hätten dann keine Freiheit, ihn und das Evangelium anzunehmen oder abzulehnen, ihn zu lieben oder nicht. Die Existenz Gottes und die Wahrheit des Evangeliums sind nicht zuletzt durch die von Herrn Wagner als aussichtslos bezeichneten Überlegungen (ich empfehle, sie durch das Lesen des Buches „Gibt es einen Gott?“ des Oxforder Philosophen und Theologen Richard Swinburne zu vertiefen) hinreichend gewiß, so daß wir gerufen sind, Vergebung durch Christi Tod zu erflehen und Gott unser Leben zu verschreiben. Aber sie sind nicht so offensichtlich, daß wir nicht die Freiheit hätten, das Evangelium abzulehnen.

Prof. Dr. Dr. Daniel von Wachter

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16 Kommentare
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Schandor
11 Jahre zuvor

Es gab einmal eine Zeit, da wandten sich die Pfarrer — Gott zu verteidigen! — gegen die Philosophieprofessoren. Wie seltsam sich die Zeiten ändern können — und, muss man sagen: Gott sei dank, hin zur Vernunft.

11 Jahre zuvor

Wo Kant recht hatte: Wir können Gott nicht mit unserem Verstand erkennen. Wo Kant unrecht hatte: Diese Begrenztheit des menschlichen Erkenntnisvermögens bedingt nicht die Begrenztheit des göttlichen Offenbarungsvermögens. Dass Gott sich jedoch offenbart hat – allgemein in der Natur und speziell in der Menschwerdung Christi – davon zeugt das am besten bezeugte und überlieferte Schriftstück der Antike: Die Heilige Schrift. Und was wir in der Bibel lesen, ist weder selbstverständlich, denn die Berichte sind voller Wunder, noch Nonsense, denn es handelt sich um Tatsachenberichte – wie z.B. diesen hier: http://goo.gl/RT0JH

Markus
11 Jahre zuvor

Natürlich kann man Gott aus der Natur erkennen. Wie Daniel von Wachter sagte, handelt es sich um Indizien und zwar um teilweise extrem starke. Kant konnte diese Indizien nicht zunichte machen. Vielmehr nannte er die Tatsache der Naturgesetze einen Grund immerwährenden Staunens. Die (speziellen) Naturgesetze sind was Empirisches, nichts Transzendentales, sonst bräuchte man nicht forschen. Erster Gottesbeweis. Roger Penrose schätzte überdies die Negentropie des Universums auf 10 hoch 10 hoch 123. Zweiter Gottesbeweis. Kant hat sicher dahingehend recht, daß wir, wenn wir Naturwissenschaft betreiben, unsere Mannigfaltigkeit der Sinnesdaten systematisch ordnen. Allein daraus folgt, daß Geist und Bewußtsein nicht in Begriffen der empirischen Naturwissenschaft reformuliert oder gar erklärt werden können. Dritter Gottesbeweis. Freilich sind dies keine Beweis im strikt quasi-mathematischen, apodiktischen Sinne, wie dies manche Rationalisten wollten. Aber solche Beweise haben wir ja sonst auch nicht (von formalen Axiomensystemen abgesehen, aber die sagen per se ja nichts über die Realität). Die heilige Schrift sagt in diesem Sinne in Römer 1 klar,… Weiterlesen »

Schandor
11 Jahre zuvor

never mind

Roderich
11 Jahre zuvor

@Schandor,

was meinst Du mit „never mind“? Du meinst, Dein Kommentar von oben hätte kommentiert werden müssen? Es war doch nur ein kurzer zustimmender Kommentar.

Roderich
11 Jahre zuvor

Kant war wohl auch gar nicht gegen das „Intelligent Design“ Argument. In der Kritik der reinen Vernunft [Akademie-Ausgabe S. B854] sagte er: so ist doch die zweckmäßige Einheit eine so große Bedingung der Anwendung der Vernunft auf Natur, daß ich, da mir überdem Erfahrung reichlich davon Beispiele darbietet, sie gar nicht vorbeigehen kann. [[Das klingt jetzt nach Verona-Feldbusch-Grammatik, war aber damals wohl richtiges Deutsch]]. Zu dieser Einheit aber kenne ich keine andere Bedingung, die sie mir zum Leitfaden der Naturforschung machte, als wenn ich voraussetze, daß eine höhere Intelligenz alles nach den weisesten Zwecken so geordnet habe. Folglich ist eine Bedingung einer zwar zufälligen, aber doch nicht unerheblichen Absicht, nämlich, um eine Leitung in der Nachforschung der Natur zu haben, einen weisen Welturheber vorauszusetzen. Der Ausgang meiner Versuche bestätigt auch so oft die Brauchbarkeit dieser Voraussetzung, und nichts kann auf entscheidende Art dawider angeführt werden; daß ich viel zu wenig sage, wenn ich mein Fürwahrhalten bloß ein Meinen nennen wollte,… Weiterlesen »

Roderich
11 Jahre zuvor

,

velleicht nur, weil sie – rein formal gesehen – ebenso umstürzlerisch war.

Man könnte auch beide als gegen die jeweilige kirchliche Lehre stehend ansehen; wobei Kopernikus ja recht hatte (und die Kirche vorher auch nur der vorherrschenden Wissenschaft folgte – damals dachten alle, die Erde wäre im Mittelpunkt), wohingegen Kant wohl unrecht hatte).

Dass der Verstand die Kategorien von Raum und Zeit „erschafft“, macht für mich auch keinen Sinn. Dem widerspricht, dass der Verstand gar nicht so eine Denkleistung erbringen könnte, ständig „Raum und Zeit“ zu schaffen, um die Sinneseindrücke zu ordnen, und dass jeder andere Mensch dann die gleichen subjektiven Prozesse ganz parallel durchführen müsste und das gleiche Universum schaffen müsste, immer parallel. … Es ist vielmehr so, dass der Verstand – wohl durch ein Wunder Gottes – das abbildet, was auch wirklich da ist, nämlich Gegenstände in Raum und Zeit. Raum und Zeit sind schon da. Auch von Gott geschaffen.

Markus
11 Jahre zuvor

Roderich, gut, daß Du gegen die landläufige Meinung aufzeigst, daß Kant durchaus auch theoretische Gründe – wenn auch nicht apodiktischer Art – für die Existenz Gottes sah. Dies wird auch klar, wo er deutlich macht, wir sollen unter der Annahme forschen, daß die Welt wirklich nach Zwecken geordnet ist. Aber warum sollen wir dies? Die einzige vernünftige Antwort lautet: Einfach deshalb, weil es der Fall ist. Die Antwort „es sieht alles so aus, als ob es einen Gott gibt, aber wir leugnen es trotzdem“ kann vor der Vernunft nicht bestehen. Der Atheismus hat – von einem argumentativen Standpunkt aus – keine Chance.

Kants Beweggrund kommt hier gut zum Ausdruck:

„Durch diese [KdV] kann nun allein dem Materialism, Fatalism, Atheism, dem freigeisterischen Unglauben, [] selbst die Wurzel abgeschnitten werden“

 

Markus
11 Jahre zuvor

Zur „kopernikanischen Wende“.

Kant hat meiner Ansicht nach hier schon etwas Wichtiges gesehen. Nämlich, daß wir vieles, was wir wie selbstverständlich zu beobachten meinen, zum Beispiel Ursache und Wirkung, gar nicht wirklich beobachten. Wir beobachten ein regelmäßiges Vorher und Nachher, wie in einem Film. In einem Film verursacht das Frühere auch nicht das Spätere, aber wir meinen es. Gibt es wirklich Ursache und Wirkung in der Welt unserer Sinnesdaten (also der „Natur“, zumindest wie sie uns vermittelt ist)? Es ist zu einfach, sich hier einfach auf den „gesunden Menschenverstand“ zu berufen.

Zu den Gegenständen: Kant unterscheidet verschiedene Begriffe von Gegenständen. Daß es (in einem bestimmten Sinne) Gegenstände gibt, die sich (wieder in einem bestimmten Sinne) nach unserem Erkenntnisvermögen richten, sehen wir wieder an dem Film-Beispiel: Was beobachten wir tatsächlich? Und was ergänzt unser Verstand, meist automatisch und unbewußt?

 

Roderich
8 Jahre zuvor

Zur Kopernikanischen Wende: Arthur F. Holmes
https://www.youtube.com/watch?v=Wc9Q3TBFMFs&t=57m16s

Markus Jesgarz
4 Jahre zuvor

Dies ist ein Kommentar zu der Aussage von Prof. Dr. Dr. Daniel von Wachter unter „Immanuel Kant“ am Ende: Zur Auflockerung sei meine Einschätzung Kants genannt, mit der ich nicht allein stehe, und wenn ich es täte, wäre sie deshalb noch lange nicht falsch: Kant litt unter einem neurotischen Sicherheitsbedürfnis. Er wollte keine Metaphysik dulden, welche Gründe und Wahrscheinlichkeiten abwägt. „Ich verbitte mir das Spielwerk von Wahrscheinlichkeit und Mutmaßung“, schrieb er. In der Metaphysik dürfe es um nichts weniger denn „apodiktische Gewißheit“ gehen. Die Existenz von vom Menschen unabhängigen Gegenständen war ihm deshalb unerträglich. Daher machte er seine pubertäre „kopernikanische Wende“ und sagte, nicht unser Denken richte sich nach den Gegenständen, sondern die Gegenstände richten sich nach unserem Denken. Wir erschaffen die Gegenstände. Das ist ein Musterbeispiel von Irrationalität, denn der vernünftige Mensch hält seine Wahrnehmungserlebnisse, seine Eindrücke weder für unfehlbar, noch verwirft er sie völlig, geschweige denn, daß er glaubt, die Gegenstände hingen von ihm ab. Passend zu seiner… Weiterlesen »

Markus Jesgarz
3 Jahre zuvor

Dies ist ein Kommentar zu der Aussage: https://theoblog.de/kant-und-die-theologie-teil-2/19013/#comment-86555 Die Antwort auf Kants Agnostizismus liegt in den bereits gegebenen Antworten, nämlich in der thomistischen Darstellung des Wissens und des Realismus in Bezug auf die Natur. Meine Meinung ist:  1. Herr Alasdair MacIntyre hat recht, dass das Projekt der Aufklärung im Sinne einer rationalen Grundlegung moralischen Handelns gescheitert ist. 1. Im Beitrag von Wikipedia zu „Immanuel Kant“ steht unter „Praktische Philosophie“ und „Grundlegung der Moralphilosophie“ am Anfang: https://de.wikipedia.org/wiki/Immanuel_Kant#Grundlegung_der_Moralphilosophie Die Frage: „Was soll ich tun?“ ist die grundlegende Frage der kantschen Ethik. Aber eine Antwort auf diese Frage war erst durch erkenntnistheoretische Untersuchungen in der Kritik der reinen Vernunft möglich, durch die Kant ein theoretisches Fundament für die praktische Philosophie geschaffen hatte. Die Fragen nach der Grundlegung der Moralphilosophie, die in den Schlusskapiteln der Kritik der reinen Vernunft nur angedeutet sind, führt Kant 1785 in der Grundlegung zur Metaphysik der Sitten (GMS) aus. Hier wird der kategorische Imperativ als grundlegendes Prinzip der Ethik… Weiterlesen »

Markus Jesgarz
3 Jahre zuvor

Dies ist ein Kommentar zu der Aussage: https://theoblog.de/kant-und-die-theologie-teil-2/19013/#comment-86887 Heute werden wir also über Alasdair MacIntyre sprechen, den wohl prominentesten und einflussreichsten unter den Denkern der Anti-Aufklärungsbewegung, die leben und derzeit in den Diskussionen der zeitgenössischen politischen Theoretiker aktiv sind. Meine Meinung ist:  1. Herr Edward Feser half das Buch After Virtue von Herr Alasdair MacIntyre, um auf seiner intellektuellen Reise sich ernsthaft mit der thomistischen Literatur zu beschäftigten und schließlich den Atheismus abzulehnen. Im Interview von Connor Grubaugh: Aquin ernst nehmen https://www.firstthings.com/web-exclusives/2017/06/taking-aquinas-seriously am 30.06.2017 mit Edward Feser steht ab dem 14. Absatz: Wie haben Sie den heiligen Thomas als Philosophen entdeckt? Und was hat Sie zur analytischen Tradition innerhalb des zeitgenössischen Thomismus geführt? Ich wurde als analytischer Philosoph ausgebildet und war viele Jahre meines Studiums Atheist, auch während der Graduiertenschule. Aber es zog mich dazu, die aristotelischen Ideen ernst zu nehmen, was zum großen Teil Alasdair MacIntyres „After Virtue“ https://www.amazon.com/After-Virtue-Study-Moral-Theory/dp/0268035040/ zu verdanken ist. Darüber hinaus langweilte ich mich als Graduierter,… Weiterlesen »

Rolf Eicken
3 Jahre zuvor

Schon Platon ging davon aus, dass sinnliche Wahrnehmungen keinen Anspruch auf absolute Wirklichkeit haben. Auch W. Heisenberg spricht in der Quantenphysik davon, dass Kants „Ding an sich“ nicht objektiv sein kann, sondern z. T. auf „schließen“ und Wahrnehmung beruht. Denn in der Philosophie Kants, ist das Kausalgesetz doch nicht eine empirische Behauptung, die auf Erfahrung gründet o. widerlegt werden könnte, sondern es ist umgekehrt; die Voraussetzung für alle Erfahrung, da es zu jener Denkkategorie gehört, die Kant a priori nennt. Kant positioniert sich eindeutig, weil er erkannt hat, das Theologie von irrationalen Dingen und Einstellungen spricht, ohne jemals dafür Beweise liefern zu können und dass das daraus „Schließen“ gar keine logische Position zulässt. Heute wird das Kant`sche „a priori“ nicht beseitigt (z. B. in der modernen Physik) aber es wird in einer gewissen Weise relativiert. Nicht ohne Grund hat Einstein die Quantentheorie mit dem Argument abgelehnt: „Es kann doch nicht unsere (der Physiker) Aufgabe sein, Gott vorzuschreiben, wie er die… Weiterlesen »

Markus Jesgarz
3 Jahre zuvor

Dies ist eine Bestätigung zu der Aussage: https://theoblog.de/kant-und-die-theologie-teil-2/19013/#comment-86889 Die thomistische Metaphysik dient der evangelikalen Theologie. Im Beitrag: Was jeder Christ über Thomas von Aquin wissen muss https://ratiochristi.co.za/what-every-christian-needs-to-know-about-thomas-aquinas/ am 23. April 2020 von Richard G. Howe steht unter „Natural Theology“ („Natürliche Theologie“): Dieses strategische Verständnis der Beziehung von Glaube und Vernunft ermöglicht es Aquin, die Tiefe und den Reichtum einer Reihe von philosophischen und theologischen Konzepten zu erfassen. Aufbauend auf dem Denken der Kirchenväter argumentiert Aquin hartnäckig für die Fähigkeit der Vernunft, die Existenz und die Eigenschaften Gottes nachzuweisen. Einige theologische Traditionen, die aus der protestantischen Reformation hervorgegangen sind, haben sich dieser Sicht der Vernunft inzwischen zwar entzogen, doch ist dies eine Abkehr von der protestantischen Tradition. In Bezug auf den Nachweis der Existenz Gottes argumentierte Aquin, dass die Existenz der physischen Welt um uns herum ausreicht, um auf verschiedene Weise zu zeigen, dass es einen Schöpfergott gibt. Die berühmteste dieser Demonstrationen ist als seine „Fünf Wege“ http://www.unifr.ch/bkv/summa/kapitel3-3.htm-fünf££Wege bekannt geworden. Von… Weiterlesen »

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