Kultureller Selbstmord des Westens

Im Dante-Jahr erscheint in den Niederlanden die „Göttliche Komödie“ ohne die Passagen über Propheten Mohammed. Der Grund: Man möchte die Gefühle von Muslimen nicht unnötig verletzen.

Der Historiker Christophe de Voogd sieht in solchen Werkfälschungen eine Form des „kulturellen Selbstmords“ und kommentiert in der WELT das Ereignis folgendermaßen:

Dabei handelt es sich zunächst um die Unkenntnis, was Literatur bedeutet, die ja einen permanenten Angriff auf Vorurteile darstellt, auf die Bequemlichkeit und das Sich-Abgrenzen gegen andere, denn sie ist per definitionem ja die Öffnung gegenüber allem Möglichen, die imaginäre Überwindung der konzentrischen Kreise, der Conditio humana, der Aneignung, wie man heutzutage sagt, sowohl des Autors als auch des Lesers anderer Schicksale als des eigenen.

Die Unkenntnis des Textes von Dante, der auch eine große Anzahl von Päpsten und Helden in sein Inferno schickt, aber auch Homosexuelle, die also auch eine diesbezügliche Säuberung des Textes verlangen könnten, um nicht verletzt zu werden. Und aus Dante einen frühen Islamophoben zu machen, das dürfte all diejenigen zum Schmunzeln bringen, die die Huldigungen Saladins oder Avérroes in seinem Werk kennen. Hinzu kommt auch noch die allerdings umstrittene Hypothese, dass Dante sich auch von der muslimischen Eschatologie inspirieren ließ.

Mehr, allerdings hinter einer Bezahlschranke: www.welt.de.

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