Liebe auf Distanz

Die professionalisierte Betreuung von Kindern wird von Politik und Unternehmerverbänden phrasenhaft als Lösung für die Arbeitsmarkt- und Nachwuchsprobleme angepriesen. Können Kinder an die Frühförderung delegiert werden, stehen dem Markt ausreichend Arbeitskräfte zur Verfügung und die Kinder dem Erwerbsleben oder der Selbstverwirklichung junger Eltern nicht mehr im Weg. So jedenfalls wird es uns – mit Nachdruck – erklärt.

Ausgerechnet im fortschrittlichen Frankreich zeigt sich nun, dass die frühe staatliche Betreuung ihren Preis hat: Frauen entfremden sich zunehmend von ihren Kindern. Margarete Moulin schildet in der ZEIT ungeschminkt die Folgen die Verstaatlichung von Kindererziehung:

Die französische Frau als Heldin, die Beziehung, Kinder und Beruf problemlos unter einen Hut bekommt. Die Frau als „Superwoman“. Dieser Mythos entstand im Windschatten der Frauenbewegung in den 1980er Jahren. Fast alle der heute 20- bis 40-jährigen Französinnen sind früher selbst in einer Fremdbetreuung untergebracht gewesen und folgen jetzt demselben Prinzip. Über 60 Prozent der Mütter, die Kinder unter sechs Jahren haben, arbeiten Vollzeit. In Deutschland sind es nur gute zwölf Prozent. „Ich und alle meine Freundinnen sind Töchter solcher Supermütter“, sagt Maryline Jury. „Um die Fassade zu wahren, haben wir es so gemacht wie sie. Denn sonst sähe es so aus, als wären wir weniger befreit!“

Ein Vollzeitjob für beide Eltern bedeutet jedoch zwangsläufig, dass die Kinder oft neun Stunden oder mehr weggegeben werden müssen. Vor allem in den französischen Städten ist es üblich, dass abends eine assistante maternelle die Kinder von der Betreuung abholt, weil papa et maman noch keine Zeit haben.

Das hat Folgen: In einer aktuellen Unicef-Studie zum Wohlergehen von Kindern in 30 verschiedenen Ländern wurden Kinder und Jugendliche gefragt, wie sie selbst ihre Beziehung zu Eltern und Gleichaltrigen einschätzten. In dieser Untersuchung landete Frankreich auf dem letzten Platz.

Mehr: www.zeit.de.

VD: JH

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7 Kommentare
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rolf eicken
10 Jahre zuvor

@Ron Vielen herzlichen Dank für das Ansprechen dieses Themas. Es scheint sich in der „Grande Nation“ noch nicht herumgesprochen zu haben, dass die psychische Grundstruktur eines Menschen in den ersten max. 7 Jahren eines Kindes angelegt wird. Ein Kleinkind braucht 1-3 feste Bezugspersonen in den ersten 3 Jahren. Und vor allem eines: Liebe!!! und Geborgenheit, aber auch ein vorsichtiges Heranführen an die Dinge des Lebens. Sonst ziehen wir uns lauter Psychopahten heran, die ihre Eltern hassen, weil sie keine Zeit für sie hatten. Wieviele „antiautoritär erzogene Psychokrüpplel“ der 68er bevölkern heute die Arztpraxen, weil sie mit der Welt nicht zurechkommen, in der man nicht a priori der Größte ist? Das Abschieben der Kleinkinder, nur damit die Mutter der Wirtschaft als Arbeitskraft zur Verfügung steht, ist ein Verbrechen an den Kindern. Da helfen auch keine noch so wohlfeil ausgedachte Psychosprüche und Pro-KITA-Begründungen, um die Mütter zu beruhigen und ihnen einzureden, sie täten das Richtige. Zum Schluß noch das, was am Schluß… Weiterlesen »

10 Jahre zuvor

Da haben wir dann wohl eher de Richtige Entscheidung getroffen. Liebe, Zeit und Geld in die Kinder investiert. Gutes Essen, Bildung und Geborgenheit. Da bleibt hoffentlich genug an Vorbild hängen.

10 Jahre zuvor

Es ist auffallend, wie sehr Satan versucht, die Arbeit, die einen Teil der Gottes-Ebenbildlichkeit des Menschen ausmacht, vom Menschen zu entfremden. In den meisten Männerdomänen ist das seit Beginn der Industrialisierung längst geschafft. Der Mensch fertigt zB nur noch Einzelteile an und ist so vom Ergebnis der Arbeit entfremdet. Oder man spezialisiert sich auf einzelne Dienstleistungen und ist so ebenfalls vom Ergebnis entfremdet. Ich meine das so: Gott hat am Schluss der Schöpfung alles angeschaut und das Ergebnis gesehen und konnte es bewerten (sehr gut!) Wenn das heute nur noch das Qualitätsmanagement oder der Tester macht, ist der einzelne Teilebauer vom Endergebnis entfremdet. Lange Zeit gab es noch zwei Arbeitssparten, wo dies nicht der Fall war: Krankenpflege und Erziehung. In der Krankenpflege wird jedoch durch das Zeitmanagement und den Druck auch immer mehr erreicht, dass der Krankenpfleger / Arzt vom Patienten entfremdet wird. Und in der Erziehung dasselbe: Die Mutter muss arbeiten gehen, damit man überleben kann, die Erziehung wird… Weiterlesen »

10 Jahre zuvor

[…] Beitrag erschien zuerst auf: theoblog.de […]

10 Jahre zuvor

Wie weit die Entwicklung in Deutschland ist, dürfen meine Frau und ich (und unser Sohn) gerade erfahren: er ist 2 1/2 Jahre alt und wenn meine Frau mit ihm zu Veranstaltungen (Kinderturnen u.ä.) für kleine Kinder geht, ist er meist der älteste: alle anderen in seinem Alter sind mittlerweile in der Kita „untergebracht“ damit Mama wieder in die Produktion kann. Da ist es schwer, standhaft zu bleiben … und doch wissen wir, dass es für den Kleinen das beste ist!

Roderich
10 Jahre zuvor

@Jonas,
interessante Gedanken. Karl Marx hat sich ja im „Kapital“ über diese Entfremdung beschwert. Er hat es aber wohl (aus Beobachtung damaliger Verhältnisse) etwas übertrieben… Ich glaube nicht, dass Arbeitsteilung per se schlecht sein muss. Sonst könnte man wohl nie einen Düsenjet herstellen. (Bis ein Ingenieur den alleine entworfen, die Teile gekauft, zusammenmontiert und verschweißt hätte… das würde dauern). In Arbeitsteilung kann sich ja auch eine dienende Haltung ausdrücken. Diese Arbeitsteilung gibt es ja auch im Leib Christi. Man darf in Bescheidenheit seinen Teil zum Gesamten beitragen.

Gerade für die Frage der Kindererziehung fände ich die Arbeitsteilung zwischen Erziehung (Mutter) und Broterwerb (Vater) gar nicht so schlecht.
Hier ging es aber wohl weniger

8 Jahre zuvor

[…] TheoBlog ist allerdings nicht katholisch sondern sieht die Welt nach eigener Beschreibung aus „der Perspektive reformatorischer Theologie“ – und schreibt treffend über Kinderfremdbetreuung: Liebe auf Distanz […]

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