Neue Wege in der Liebe: Die Nashville-Erklärung

Vor zwei Tagen habe ich mir die TV-Sendung „Neue Wege in der Liebe: Moderne und traditionelle Beziehungsmodelle“ angesehen. Die Sexologin und Paartherapeutin Ann-Marlene Henning stellt dort heraus, dass die „Verhandlungsmoral“ die alte „Verbotsmoral“ längst abgelöst hat und alles möglich ist, was jemand begehrt (siehe dazu auch: Die Postmoderne, 2007, S. 53–57). Da ist etwa Sylvia, die sich als geborene Polyamore bezeichnet und jetzt, da sie gleichzeitig mehrere Menschen beiderlei Geschlechts liebt, endlich glücklich ist. Oder da sind Uli und Martin, die ihre Beziehung als offen bezeichnen und in ein Liebesnetzwerk eingebettet sind. Entscheidend ist, was ich fühle, die Lust. Letztes Tabu ist der Zwang. Das verbreitetste Modell – so Ann-Marlene Henning – sei es, in einer Hauptbeziehung zu leben und gleichzeitig mehrere Nebenbeziehungen zu haben. Dabei läuft alles transparent. Zur Offenheit gehört das Gespräch über mein Netzwerk und den letzten Höhepunkt. Die Beziehungszeiten werden übrigens immer kürzer. Das Singledasein ist – vielleicht eine logische Konsequenz – ein wachsendes Format. Bei allem gesetzgeberischen Einsatz für die Ehe, den wir in den letzten Monaten erlebt haben, finde ich – nebenbei – interessant, dass die polyamoren Netzwerke und das Singledasein so im Trend liegen.

Machen wir uns nichts vor. Die Sexualethik ist seit Jahren ein wichtiger Prüfstein für die Bekenntnisfestigkeit der christlichen Kirchen. Der Druck von außen und innen wird in den nächsten Jahren weiter zunehmen. Vor allem die junge Generation wird über die Kultur und die Schule beflügelt, neue Beziehungsmodelle attraktiv zu finden und sie auch mal auszutesten.

Um so wichtiger ist es, dass Pastoren, Gemeindeleiter und Jugendleiter (!) Farbe bekennen. Keine Meinung zu haben, sich aus dem Prozedere einfach schick herauszuhalten, ist, seien wir ehrlich: billige Anpassung.

Mehr als 150 evangelikale Leiter aus den USA haben nun eine theologische Stellungnahme zur Sexualethik veröffentlicht, das so genannte Nashville-Statement. Zu den ersten Unterzeichnern gehören Theologen wie J.I. Packer, Wayne Grudem, Mark Dever, Heath Lambert, Vaughan Roberts, John Frame, Kevin DeYoung, Thomas Schreiner oder Michael Reeves. Auch der Philosoph J.P. Moreland oder die Literaturwissenschaftlerin Rosaria Butterfield haben die Erklärung unterschrieben (an dieser Stelle kann gezeichnet werden).

Die Nashville-Erklärung kann hier heruntergeladen werden: The-Nashville-Statement-and-Initial-Signatories-List.pdf.

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30 Kommentare
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6 Jahre zuvor

Gibt es Pläne diese Erklärung auch ins Deutsche zu übersetzen?
(Das wäre doch was für E21 🙂 )

Ralf E
6 Jahre zuvor

Wenn „alles geht, was begehrt wird“, dann warte ich nur drauf dass Inzest und KiPo auch noch als Tabus fallen.
Brave New World

Klippdachs
6 Jahre zuvor

Ich verfolge seit einiger Zeit die Entwicklung im Internet bezüglich Umgang mit Homosexualität (SSA) im US-Evangelikalismus. Im Gegensatz zur deutschsprachigen evangelikalen Welt findet dort eine sehr lebhafte und vor allem breitgefächerte Diskussion statt. Die einen sehen in der Problematik in erster Linie einen Angriff auf Orthodoxie in Sachen Sexualethik, Gender etc, den es mit allen Mitteln abzuwehren gilt. Andere hingegen machen sich Gedanken über die Frage, wie kann jemand glauben und leben, wenn er homosexuell empfindet und seine entsprechenden Neigungen aus Gehorsam gegenüber Gott nicht leben möchte. Bitte vergesst eines nicht: es geht hier um Ethik, die von den allermeisten gar nichts und von einigen wenigen sehr viel abverlangt. Bevor ihr anfangt, Kulturkämpfe zu führen, denkt daran, wie eure Verlautbarungen, Statements und Worte auf eure homosexuell empfindenden Mitchristen wirken, die sonntagmorgens in euren Kirchen und Gemeinden neben euch sitzen, oft von den meisten unerkannt (so wie ich selbst). Seid so gut und nehmt die untenstehenden Links zur Kenntnis. Auch wenn… Weiterlesen »

Klippdachs
6 Jahre zuvor

@ Ron: Kannst du mir das erklären?

Roderich
6 Jahre zuvor

@Klippdachs,

es geht um Menschen und nicht nur um Orthodoxie.

Falscher Gegensatz. Gerade eine klare Orthodoxie ist nötig und das beste FÜR die Menschen.
Es geht ja um das ewige Heil von homosexuell empfindenden Menschen. Wer diesen Lebensstil auslebt, kann auf lange Sicht nicht im Reich Gottes bleiben und muss die Ewigkeit getrennt von Gott bleiben.

Würdest Du dem zustimmen?

ali
6 Jahre zuvor

Wir brauchen dieses Papier dringend in unserer Sprache.

6 Jahre zuvor

Falls Ihr Unterstützung bei der Übersetzung braucht, melde Dich gern bei mir. Viel geht nicht aber etwas sicher. Es sollte vor allem eine C.A.-nahe Terminologie verwendet werden, um die Verbindung zu den Bekenntnisdokumenten auch sprachlich zu wahren. Also z.B. „Wir verwerfen“ anstatt „ablehnen“, „verneinen“ etc.

Schandor
6 Jahre zuvor

@ali

Ich frag einen Bekannten – gut möglich, dass er das anfertigt.

Ben
6 Jahre zuvor

„Um so wichtiger ist es, dass Pastoren, Gemeindeleiter und Jugendleiter (!) Farbe bekennen.“ Stimmt, aber was ich erlebe ist, dass viele Eltern auch die sexuelle Erziehung (vielleicht aus Scham, aus Angst vor Konfrontation, was auch immer) gerade den Pastoren, Gemeindeleitern und vor allem Jugendleitern überlassen. Gerade wir Eltern sind (vielleicht) mehr denn je herausgefordert, mit unseren Kindern zu reden, Unterhaltungen aufzubauen, Tabuthemen zu enttabuisieren und vor allem sie selbst in der Heiligen Schrift zu unterweisen und im Gebet Gottes Fürsorge anzubefehlen.
Mir fehlt sehr häufig in unseren deutschen Gemeinden der Aufruf an die Eltern, die Ermutigung und auch Anleitung für Eltern, die geistliche und auch sexuelle Erziehung nicht anderen zu überlassen. Vielleicht irre ich mich auch aber bisher bin ich persönlich überzeugt, dass dies für die kommende Generation unserer Gemeinden die wichtigste Handreichung ist!

6 Jahre zuvor

[…] besorgt worden; ich hoffe auf eine deutschsprachige Unterzeichnerliste. Johannes Traichel und Ron Kubsch haben bereits Bezug auf die Erklärung genommen. Auch das Pro-Medienmagazin und idea.de […]

6 Jahre zuvor

@Ben: Klasse Kommentar! Aus meiner Sicht triffst du ins Zentrum. Habe deine Aussagen in meinem Post ergänzt.

Klippdachs
6 Jahre zuvor

@Roderich Zu deiner Frage: da hast du meine volle Zustimmung. Bezüglich einem eventuellen Gegensatz von Orthodoxie und Empathie: für mich ist das auch kein Gegensatz. Die Medaille hat bekanntlich aber zwei Seiten, wenn auch nicht Gegensätze. Konkret heißt das für mich: Ich habe einerseits die Überzeugung, dass die Bibelstellen zum Thema HS auch heute so auszulegen sind, wie es fast 2000 Jahr Konsens war. Andererseits gehöre ich aber auch zu den Menschen, die selbst weit überwiegend homosexuell empfinden und nicht wissen, ob sie jemals in der Lage sein werden, einen Menschen des anderen Geschlechts zu heiraten (ich hoffe zwar noch darauf). Wenn ich nun diese beiden Seiten zusammen nehme, stellt sich für mich die Frage, wie ich mein Leben „über die Bühne“ kriege, ohne in Selbsthass, Depression und Vereinsamung zu enden. SSA ist nicht einfach (nur) eine Neigung zu einer bestimmten Sünde, die die meisten Menschen nicht haben sondern sie ist eng verknüpft mit der Frage nach der eigenen Identität… Weiterlesen »

Roderich
6 Jahre zuvor

@Klippdachs, danke auch von mir für Dein offenes Statement. Inhaltlich würde ich Dir in den Kernpunkten jedenfalls zustimmen – evangelikale Gemeinden müssen sicherlich aufpassen, nicht pharisäisch daherzukommen. Es muss in evangelikalen Gemeinden Raum für homosexuell empfindende Menschen sein, die damit kämpfen, aber prinzipiell den Weg der Nachfolge gehen wollen. Nur – wie stellst Du Dir das persönlich vor? Soll ein Pastor darüber regelmäßig predigen, dass für solche Leute zwar die Gebote Gottes gelten, aber für ihre Personen die Annahme? Soll es dazu eine Art „AG“ geben? Workshops zur Sensibilisierung? Meines Erachtens mag es zwar hier und da den „Richtgeist“ geben, aber ich persönlich glaube, wenn ein homosexuell Empfindender sich gegenüber einem Pastor und den Ältesten einer evangelikalen Gemeinde (oder der gesamten Gemeinde) ehrlich „outen“ würde, dass er so empfindet, gleichzeitig aber sagt, dass er einen homosexuellen Lebensstil nicht gutheißt, und die Fürbitte benötigt, würde er in den allermeisten evangelikalen Gemeinden angenommen werden / sein. Am schlimmsten ist meines Erachtens das… Weiterlesen »

Kenna
6 Jahre zuvor

Warum bezeichnet das Nashville-Statement das, was sie verwirft, an keiner einzigen Stelle als Sünde?
Ist dies bedenklich oder nicht?

6 Jahre zuvor

[…] besorgt worden; ich hoffe auf eine deutschsprachige Unterzeichnerliste. Johannes Traichel und Ron Kubsch haben bereits Bezug auf die Erklärung genommen. Auch das Pro-Medienmagazin und idea.de […]

Schandor
6 Jahre zuvor

1. Die Schöpfungsordnung wird allmählich so oder so zur historischen Eskapade.
1.1 Mann und Frau – das war einmal.
1.2 Wer nur genug Worte findet, kann alles umdeuten.
1.2.1 Und deutet es auch um.
2. Er weiß, dass er sich im Unrecht befindet.
2.1 Deshalb muss er die, die ihm sein Unrecht sagen, zum Schweigen bringen.
2.2 Die, die dazu schweigen, sind auf seiner Seite.
2.2.1 Sie dürfen zwar leben bleiben, werden im Jüngsten Gericht aber verdammt, weil sie verleugnet haben.
3. So hat jeder seine Last zu tragen.

7. Wer Böses tut, der tue weiterhin Böses, und wer unrein ist, der sei weiterhin unrein; aber wer gerecht ist, der übe weiterhin Gerechtigkeit, und wer heilig ist, der sei weiterhin heilig.

Klippdachs
6 Jahre zuvor

@ Roderich

ein Nachtrag, das ist mir noch wichtig: meine prinzipielle Zustimmung zu den drei letzten Absätzen deines Beitrages. Meine gewissen Bedenken zu dem speziellen Statement habe ich geäußert aber ja, grundsätzlich ist eine Positionierung wichtig und richtig. Danke auch für die Bitte um Differenzierung im letzten Absatz. Ich muss da für mich nochmal nachdenken. Bin vielleicht etwas übers Ziel hinausgeschossen.

Schandor
6 Jahre zuvor

@Kenna

Wenn man die Verwerfungen als Sünde bezeichnen möchte, muss man homosexuelles Empfinden als Sünde bezeichnen,
denn wenn das Begehren als concupiscentia Sünde ist, dann neben hetero- auch homosexuelles. Denn was ist sexuelles Empfinden denn anderes als ein Aussein-auf etwas, also jedenfalls ein Begehren?

Die Ausrede „I’m born this way“ ist ja keine vor Gott.

Mir fallen drei Möglichkeiten ein (es mag mehr geben):

1) Es war einfach ein Versehen, das nicht Sünde zu nennen, was Sünde ist.
2) Das Empfinden (hetero- wie homosexuell) ist nicht Sünde. (Was aber wäre dann die concupiscentia?)
3) Es ist zwar Sünde, aber man setzt voraus, dass das ohnehin allgemein bekannt ist.

Zu Bedenken ist der Umstand allemal.

Roderich
6 Jahre zuvor

Weil wir schon über mögliche Zusätze diskutiert haben, nur kurz das Statement eines Unterzeichners, der zwar auch eine Ergänzung gut fände, aber es doch gerne unterzeichnet hat:

Robert J. Gagnon (Unterzeichner):

„In the interests of getting more to sign the Nashville Statement, it might be advisable for the framers of the Nashville Statement to add a sentence, possibly an Article, that confesses Christian complicity (in the aggregate) in failing to keep God’s standards for sexual ethics (premarital sex, pornography, divorce-and-remarriage; some would also add contraception), thereby leading to the present predicament. I don’t think that there is anyone among the initial signatories who thinks otherwise. Possibly this is something that the initial signatories could vote on. This, however, could not be an invitation to an unending series of (or even a few) additional amendments. My signature remains regardless because it is a good statement as is. Article 10 is a great step in the right direction.“

6 Jahre zuvor

[…] eine geben, werde ich sie gerne durch den offiziellen Text austauschen (das konservative Netzwerk E21 versucht sich gerade an einer offiziellen Übersetzung). Ich habe mich bemüht, fair und korrekt zu […]

Roderich
6 Jahre zuvor

Hier als kurze Ergänzung eine Art „Kommentar“ zum Nashville-Statement von W.L. Craig, der es unterzeichnet hat (Interview von Kevin Harris mit WLC): http://www.reasonablefaith.org/the-nashville-statement

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