Papst befürwortet homosexuelle Partnerschaften

Der Papst Franziskus hat einen Preis für unklare Kommunikation verdient. Mit Aussagen, die er in einer am Mittwoch in Rom vorgestellten Dokumentation gemacht hat, setzt er die Katholische Kirche und die Welt allgemein in Erstaunen. Domradio meldet:

In einer Szene sagt er: „Homosexuelle haben das Recht, in einer Familie zu leben.“ Sie seien Kinder Gottes. „Was wir benötigen, ist ein Gesetz, das eine zivile Partnerschaft ermöglicht.“ Betroffene sollten rechtlich abgesichert sein. Dafür habe er sich auch eingesetzt.

Während der Papst schon in früheren Aussagen eine Duldung eingetragener Partnerschaften für Homosexuelle signalisierte, spricht er sich dieses Mal ausdrücklich für eine solche rechtliche Form der Partnerschaft aus. Eine gleichgeschlechtliche Ehe hingegen lehnt er weiterhin ab.

Zuvor hatte er 2010 als Erzbischof von Buenos Aires anlässlich der Einführung der gleichgeschlechtlichen Ehe in seinem Heimatland Argentinien von einem „Schachzug des Teufels“ gesprochen. Die zuvor dort geltende eingetragene Partnerschaft duldete er hingegen.

Was meint Franziskus nun, wenn er von dem Recht spricht, in einer Familie zu leben? Will er damit auch das Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Partner einfordern? Was genau meint er mit: „Sie sind Kinder Gottes?“.

Klar ist bei allen offenen Fragen, dass sich der Papst von der Auffassung verabschiedet hat, die die von ihm geleiteten Kirche offiziell vertritt. In den „Erwägungen zu den Entwürfen einer rechtlichen Anerkennung der Lebensgemeinschaften zwischen homosexuellen Personen“ aus dem Jahr 2003 heißt es unter Punkt 11:

Nach der Lehre der Kirche kann die Achtung gegenüber homosexuellen Personen in keiner Weise zur Billigung des homosexuellen Verhaltens oder zur rechtlichen Anerkennung der homosexuellen Lebensgemeinschaften führen. Das Gemeinwohl verlangt, dass die Gesetze die eheliche Gemeinschaft als Fundament der Familie, der Grundzelle der Gesellschaft, anerkennen, fördern und schützen. Die rechtliche Anerkennung homosexueller Lebensgemeinschaften oder deren Gleichsetzung mit der Ehe würde bedeuten, nicht nur ein abwegiges Verhalten zu billigen und zu einem Modell in der gegenwärtigen Gesellschaft zu machen, sondern auch grundlegende Werte zu verdunkeln, die zum gemeinsamen Erbe der Menschheit gehören. Die Kirche kann nicht anders, als diese Werte zu verteidigen, für das Wohl der Menschen und der ganzen Gesellschaft.

Ich gehe mal davon aus, dass in der Katholischen Kirche in den nächsten Wochen viel diskutiert wird.

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43 Kommentare
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Theophil Isegrim
3 Jahre zuvor

Wreden sich demnächst die Katholikalen bilden? Nachdem sie sich gebildet haben, werden sie aus der Katholischen Kirchen rausgeekelt. Außerdem könnten sie dann die Ökumene mit den Egalikalen (EKD & Co) weiter voran treiben.

Matze
3 Jahre zuvor

@Theophil Isegrim
Das ist eine meiner Gedankenspiele, dass irgendwann die wahren Gläubigen aller christlichen Kirchen wegen ihres klaren Glaubenverständnisses aus ihren Kirchen rausfliegen, alle ihren unbiblischen Ballast abwerfen und sich dann ausserhalb der Kirchen zusammenfinden. Könnte ja sein, dass es so kommt :-).

Tim-Christian
3 Jahre zuvor

@Matze

Kennst Du die „Kurze Geschichte vom Antichrist“ von Wladimir Solowjew. Da gibt’s gegen Ende eine Stelle, wo sich weite Teile der Protestanten, Katholiken und Orthodoxen vom Antichristen verführen lassen, der Rest der jeweiligen Konfessionen sich hingegen zusammentut und dem Antichrist ins Angesicht widersteht. Könnte Dir gefallen 😉

Matze
3 Jahre zuvor

@Tim-Christian
nein habe ich nicht gekannt, danke für den Tipp

Helge Beck
3 Jahre zuvor

Der Papst befürwortet einen weltlichen rechtlichen Rahmen für homosexuelle Partnerschaften. Mehr nicht.

Tim-Christian
3 Jahre zuvor

@Helge Beck

Ja, aber auch das ist schon merkwürdig genug. Schließlich ist es nach wie vor römisch-katholische Lehre, dass gleichgeschlechtliche Sexualhandlungen objektiv ungeordnet und daher sündhaft sind (Veritatis splendor; Katechismus). Das wäre allenfalls dann in Einklang zu bringen, wenn er klar zur Enthaltsamkeit im Rahmen einer rechtlichen Zivilunion aufgerufen hätte. Hat er aber nicht und der (beabsichtigte?) mediale Schaden ist angerichtet. Wenn die Glaubenskongregation jetzt noch mit einer Klarstellung zurückrudern sollte, würde das nicht annähernd die Aufmerksamkeit bekommen.

Helge Beck
3 Jahre zuvor

Ja aber … Diese Headline ist unnötig alarmierend, skandalierend, polarisierend wie so viele hier.

Christian B.
3 Jahre zuvor

@Tim-Christian: Danke für den Hinweis. Die„Kurze Geschichte vom Antichrist“ von Wladimir Solowjew hatte ich bisher noch nicht gekannt, aber eben online gelesen. 🙂

Chrissen
3 Jahre zuvor

Also ich finde, daß Ron einer der sachlichsten, ruhigsten und besonnensten Autoren im Internet ist, was den christlichen Bereich angeht – da kann ich nichts, was „skandalisierend“ wäre, erkennen. Ich als Schwuler kann nur schreiben, daß ich bereits eine Familie habe, nämlich die Familie aller wiedergeborener Christen in den bibeltreuen Gemeinden, mit denen ich mich eng verbunden fühle. Als homosexueller Mann, der zur Ehre Gottes enthaltsam lebt, weil Gott klar sagt, daß gelebte Homosexualität Sünde ist, freue mich immer riesig, wenn befreundete heterosexuelle Ehepaare Gemeinschaft mit mir haben. Ich genieße diese Zeit und erfreue mich an ihrer ehelichen Liebe. Klingt schwülstig, ist aber so. Noch schöner ist es, wenn mich Freunde, die schon kleine Kinder haben, besuchen oder ich umgekehrt in ihrem Haus zu Gast bin. Das ist sehr schön. Ein Gott, ein Erlöser und Erretter, eine christliche Familie weltweit! Man muß da übrigens keine „katholischen Lehren“, die ja oft genug total antichristlich und antibiblisch sind, bemühen. Gott sagt in… Weiterlesen »

Last edited 3 Jahre zuvor by Chrissen
Helge Beck
3 Jahre zuvor

This guy claims the pope was misquoted, misinterpreted and misunderstood by the media.

https://www.youtube.com/watch?v=4WX5ZtXDoI4

Maybe this helps to clarify.

Clemens Altenberg
3 Jahre zuvor

Mir scheint, hier haben manche ein Problem damit, dass Franziskus bei Homosexualität Moralität und Legalität nicht deckungsgleich sieht? Ihr wünscht euch eine Welt, in der die Moral der Bibel zum Gesetz wird? Das wäre spannend, z.B. bei:
 
„Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden“

„Darum … soll das Schlemmen der Übermütigen aufhören“

„Du sollst von dem Armen keinerlei Zinsen nehmen“

„Ihr könnt nicht Gott und dem Mammon dienen“

„Wenn du in deiner Mitte niemand unterjochst und nicht mit Fingern zeigst und nicht übel redest, sondern den Hungrigen dein Herz finden lässt und den Elenden sättigst, dann wird dein Licht in der Finsternis aufgehen und dein Dunkel wird sein wie der Mittag“
 

In so einer Welt hätte der Antichrist ein schweres Spiel…

Tim-Christian
3 Jahre zuvor

@Clemens

Auch wenn man zwischen Moralität und Legalität unterscheidet, muss die Initiative zur Legalisierung unmoralischer Verhaltensweisen ja nicht unbedingt von christlicher Seite ausgehen bzw. forciert werden.

Zudem ist die nötige Trennschärfe auch nicht immer gegeben. Das zeigt das Thema Abtreibung. Man kann als Christ in einer pluralistischen Gesellschaft evtl. noch der Meinung sein, dass der säkulare, weltanschaulich neutrale Staat einen rechtlichen Rahmen auch für Beziehungen bereitstellen kann, die dem eigenen religiösen Bekenntnis zuwider laufen. Die Tatsache aber, dass der Staat die Vernichtung ungeborenen Lebens erlaubt und subventioniert, kann m.M.n. niemals im Sinne einer legitimen Meinung im pluralistischen Spektrum akzeptiert, sondern nur bekämpft und, solange das Unrecht eben dauert, ohnmächtig ertragen werden.

Clemens Altenberg
3 Jahre zuvor

@ Tim

Stimmt, doch warum sollte das beim Thema Ausbeutung und Selbstbereicherung nicht auch gelten? Ist genauso unbiblisch wie Abtreibung und Homosexualität. Doch weil der Papst vor allem dagegen seine Stimme erhebt ist er gleich Marxist oder gar Satanist? Wenn Franziskus jetzt bei der Sexualmoral zu durchlässig ist, warum setzt niemand das gleiche Maß an bei den einflussreichen superreichen Predigern, die die sozialen Aspekte des Evangeliums ignorieren (und der von ihnen hochgehaltenen Sexualmoral auch nicht immer treu sind)?

Tim-Christian
3 Jahre zuvor

@Clemens

1.) Der Papst wird nicht deshalb als Marxist bezeichnet, weil er sich gegen Ausbeutung und Selbstbereicherung ausspricht. Das haben Päpste vor ihm im Sinne der katholischen Soziallehre auch getan (s. Rerum novarum). Der Punkt ist, dass Franzikus sich dabei der Sprache der marxistisch inspirierten, südamerikanischen Befreiungstheologie bedient. Er selbst bezeichnet ausgesprochene Marxisten als seine Mentoren (z.B. Esther Ballestrino). Und er hat aus der Hand von Evo Morales ein Kruzifix angenommen, dass man nur als kommunistisches Spottkruzifix bezeichnen kann (https://www.theguardian.com/world/2015/jul/13/pope-francis-communist-crucifix-gift-bolivia). So etwas hätte sich JPII, der die kommunistische Unterdrückung in Polen am eigenen Leibe erfahren hat, niemals gefallen lassen!

2.) Ich weiß nicht, zu welcher Konfession oder Gemeinde du dich hältst, aber sowohl im Umfeld von Theoblog und E21 als auch in klassisch-reformatorischen Kirchen werden das „Prosperity Gospel“ und die Televangelists mit ihren unsäglichen Eskapaden mindestens ebenso kritisiert wie der gegenwärtige Papst!

Alex
3 Jahre zuvor

Was ich an der Diskussion nicht verstehe ist das Messen mit zweierlei Maß:
Auf der einen Seite wird das Thema der Homosexualität und eine klare Positionierung dazu in sogenannten Bibel treuen (was immer das sein soll) Gemeinden so hoch gehängt, auf der anderen Seite werden zentrale und unser Leben auf den Kopf stellende Aussagen des Evangeliums zum Thema Nachfolge und Leben als Christ auf der Erde schön ignoriert oder zumindest nicht ernst genommen. Wie passt das zusammen?

Liegt es nicht daran, dass man so seine eigenen Unzulänglichkeit und Unzufriedenheit mit einem frommen Mantel überdecken kann??!!

Bevor es überhaupt irgendetwas über sein Gegenüber und seine Sexualmoral zu sagen gibt, gilt es seine eigene Heuchelei zu bekennen!!!

Tim-Christian
3 Jahre zuvor

@Alex

Den Schuh zieh ich mir nicht an. Ich persönlich hab das Thema mehr als satt! Aber es wird halt allerorten, quasi als politisch korrektes Schibboleth, an uns Christen herangetragen. Zudem befinden wir uns auch innerkirchlich in einem Anwehrkampf gegen Neuerer, die die klassische Lehre abwerfen und Sünde salonfähig machen wollen. Da
gilt es auch klar und deutlich Stellung zu beziehen. Vielleicht wird der Kampfplatz in hundert Jahren ein ganz anderer sein, und dann wird jemand fragen: Warum reden wir eigentlich soviel über… und vernachlässigen
… ?

Clemens Altenberg
3 Jahre zuvor

@ Tim

Ja, dieses Kruzifix ist geschmacklos, aber wo der Kapitalismus so brutal wütet wie in Lateinamerika (hab dort gelebt) und „dank“ einer Propagandaidee, die Edward Bernays für die United Fruit ausarbeitete – alles was ein bissl sozial war als kommunistisch zu brandmarken und zu verfolgen (siehe das letzte Buch von Mario Vargas Llosa: Tiempos recios) – kann ich verstehen warum der Papst hier Gnade walten lässt.
Es ist auch nicht verboten, dass Bergoglio als Christ mit einer Marxistin wie Esther Ballestrino befreundet war, wenn sie so ein guter und beeindruckender Mensch wie sie war. Sie hat die Madres de Plaza de Mayo gegründet und wurde von der „christlichen“ Militärjunta aus einem Flugzeug geworfen.

Auf Theoblog habe ich noch nichts über Jerry Falwell Jr. oder Paula White gelesen, vielleicht hab ich’s auch nur übersehen.

Last edited 3 Jahre zuvor by Clemens Altenberg
Alex
3 Jahre zuvor

@Tim-Christian

Ich bin mir jetzt nicht ganz sicher was du genau satt hast? Die Diskussion um Homosexualität??? Oder um Nachfolge???

Wieso ist es für dich so schlimm von der klassischen Lehre abzuweichen? Wer entscheidet denn überhaupt was die klassische Lehre ist? Diese ist doch immer einem Prozess unterworfen. Um es theologisch auszudrücken: Kerygma und Ereignis stehen in Wechselwirkung!

Tim-Christian
3 Jahre zuvor

@Clemens

Ich habe, glaube ich, auch nicht behauptet, dass es verboten ist, mit Marxisten befreundet zu sein. Ich persönlich bin allerdings der Meinung, dass Marxismus, Befreiungstheologie und Eine-Welt-Ideologie im Denken dieses Papstes einen zu großen Platz einnehmen.

Über Falwell und Konsorten muss man auch nicht explizit schreiben, da sie – dankenswerterweise – bei uns nicht annähernd das Medienecho erzeugen, das der Papst mit seinen schädlichen Aussagen auslöst. Dafür findest Du auf TheoBlog aber generelle Kritik am ‚Prosperity Gospel‘. ZB hier:

https://theoblog.de/uber-den-fluch-des-wohlstandsevangeliums/266/

Last edited 3 Jahre zuvor by Tim-Christian
Tim-Christian
3 Jahre zuvor

@Alex

Ich meine natürlich das Thema HS. Die klassische evangelische Lehre findet sich in den reformatorischen Bekenntnisschriften. Und ein Abweichen davon ist schlimm, weil es gleichzeitig ein Abweichen von der biblischen Wahrheit ist, die ein Wert an sich ist.

Last edited 3 Jahre zuvor by Tim-Christian
Helge Beck
3 Jahre zuvor

„DIE biblische Wahrheit“ scheint kein Wert an sich zu sein, sonst wären die reformatorischen Bekenntnisschriften nicht nötig gewesen?

Tim-Christian
3 Jahre zuvor

@Hel(l)ge 😉

Mit „Wert an sich“ will ich zum Ausdruck bringen, dass die Schrift die „einzige Regel und Richtschnur [ist], nach welcher zugleich alle Lehren und Lehrer gerichtet und geurteilt werden sollen“ (Epitome). Sie selbst bedarf keiner weiteren innerweltlichen Beglaubigung durch externe Quellen oder Institutionen, da sie sich als Wort Gottes selbst authentifiziert (Autopistie) und schlichtweg wahr ist.

Nichtsdestotrotz braucht die Kirche Bekenntnisse und Bekenntnisschriften, da die Schrift von Häretikern falsch ausgelegt, von Gegnern der Religion bewusst verdreht und sogar von wohlmeinenden Lesern stellenweise falsch verstanden werden kann. Zum Schutz davor, und damit nicht jede Generation dieselben alten Kontroversen jedes Mal neu ausfechten muss, gibt es Bekenntnisse. Diese stehen damit aber nicht über der Schrift, sondern im Dienst des rechten Verständnisses der Schrift.

Last edited 3 Jahre zuvor by Tim-Christian
Helge Beck
3 Jahre zuvor

„Die Schrift“ ist Ausdruck/Ergebnis von sozialem Konsens, ebenso alle Bekenntnisse und Bekenntnisschriften. Sozialer Konsens ist beständigem Wandel unterworfen.

Tim-Christian
3 Jahre zuvor

Was die Entstehung der Schrift anbelangt, den Heiligen Geist nicht vergessen! Sicherlich ging es dabei auch menschlich zu, aber doch so, dass am Ende das unfehlbare Erzeugnis stand, welches Gott von Anfang an im Sinn hatte. Und davon gilt: Verbum Dei manet in aeternum.

Alex
3 Jahre zuvor

Tim Christian, folgende Anfragen:
1. Eine Entwicklung oder einen Prozess innerhalb der Schrift a priori auszuschließen (so macht es bei dir den Eindruck) beruht auf welchen Gründen?
2. Warum sollen die reformatorischen Bekenntnisschriften immer gültig sein? Und warum sind sie richtiger oder wichtiger als die katholische Lehre?
3. Exegetischen Ergebnissen von einzelnen Reformatoren wird heute teilweise aus gutem Grund widersprochen, z. B. die Auslegung von Luther zu Römer 7. Hat diese Tatsache für dich eine Relevanz?

Helge Beck
3 Jahre zuvor

Tim Christian deine Glaubensmeinung in allen Ehren und da hört dann auch jedes normale vernünftige Gespräch auf, die historischen Belege sind halt da und werden ganz anders interpretiert von der Mehrzahl der unvoreingenommenen Laien und Gelehrten.

Tim-Christian
3 Jahre zuvor

@Alex 1.) Das kommt darauf an, was Du unter Entwicklung verstehst. Auch ich würde z.B. sagen, dass es eine progressiv verlaufende Heils- und Offenbarungsgeschichte gibt, die mit dem Kommen Christi und dem apostolischen Zeugnis von ihm ihren Höhepunkt erreicht (vgl. Lk 16,16; Heb 1,1.2). Das hat aber, frei nach Irenäus, etwas mit der göttlichen Pädagogik mit dem gefallenen Menschengeschlecht zu tun, und nicht damit, dass Menschen Religion selbstständig weiterentwickeln und den jeweiligen Gegebenheiten anpassen. 2.) Hierauf gibt es zwei mögliche Antworten: Sie sind gültig, sofern sie schriftgemäß sind (Quatenus-Bindung). Oder. Sie sind verbindlich, weil sie schriftgemäß sind (Quia-Bindung). Ich persönlich tendiere zur letzteren Sichtweise. Die römisch-katholischen Lehren hingegen sind nicht schriftgemäß (e.g. Rechtfertigung) oder gehen in unzulässiger Weise über die Schrift hinaus (e.g. Assumptio-Dogma). 3.) Doch, natürlich. Die Bekenntnisse sind aber nicht einfach Privattheologie der großen Reformatoren. In der Konkordienformel wird Luther zuweilen sogar kritisiert und Kirchenväter-Zitate belegen die Übereinstimmung mit der alten Kirche. Als Lutheraner muss ich also keineswegs… Weiterlesen »

Last edited 3 Jahre zuvor by Tim-Christian
Tim-Christian
3 Jahre zuvor

@Helge

Unvoreingenommen – oder ungläubig? Oder ist das bei Dir Deckungsgleich?

Clemens Altenberg
3 Jahre zuvor
Alex
3 Jahre zuvor

Auch in der Frage des Papsttums gibt es in der gegenwärtigen theologischen Diskussion Annäherungen zwischen ev. und kath. Kirche…

Tim-Christian
3 Jahre zuvor

@Clemens Nein, das ist sie mitnichten! Ich habe dieses Dokument wirklich eingehend studiert und halte es für einen ökumenischen Taschenspielertrick. Strittige Punkte werden ausgeklammert, Differenzen verschleiert und mit Worthülsen überdeckt, in die jede Seite das Ihre hineinlesen kann. Mit dieser Kritik stehe ich auch keinesfalls alleine da: „Hingegen protestierten damals und später über 200 evangelische Theologieprofessoren vehement gegen den Text, weil sie darin lutherisch-protestantische Grundüberzeugungen verwässert, ja die evangelische Kirche katholisch „über den Tisch gezogen“ sahen. Gerade führende evangelische Theologen und Kenner der Rechtfertigungslehre wie Jörg Baur, Eberhard Jüngel und Christoph Markschies gehörten zu den profilierten Kritikern der Erklärung. Aus katholischer Sicht hat vor allem der Münchener Dogmatiker und spätere Kardinal Leo Scheffczyk (1920–2005) fundamentale und noch zu wenig rezipierte Anfragen formuliert. Er bemängelt in mehreren Aufsätzen (abgedruckt in: „Ökumene. Der steile Weg der Wahrheit“, Siegburg 2004) und in einem Interview mit dieser Zeitung („Die Tagespost“ vom 10. Juli 1999) die Distanz der Erklärung zum Rechtfertigungsdekret des Tridentinums als Norm… Weiterlesen »

Alex
3 Jahre zuvor

Tim, das mag zwar sein. Aber in deinem selbst eingestellten Link schlägt die katholische Kirche doch ein weiteres Vorgehen zur Klärung der noch vorhandenen Unstimmigkeiten vor. Du siehst, es ist ein Prozess…

Tim-Christian
3 Jahre zuvor

Ja, ein Prozess – aber im kafkaesken Sinn.

Helge Beck
3 Jahre zuvor

Eine allgemein verständliche Diskussion ist beim Versuch den „heiligen Geist“ als Argument vorzubringen gescheitert.

Tim-Christian
3 Jahre zuvor

@Helge

Nicht in der Theologie, von der wir hier ja sprachen. Dass das von vielen Theologen heute so gesehen wird, zeigt nur, wie glaubensmäßig bankrott die akademische Theologie vielerorts ist. Man lässt den Heiligen Geist und die klassische Inspirationslehre fahren, ohne dafür genuin theologische (!) Gründe zu haben und verschreibt sich stattdessen atheistischen Methoden. Das hat dann aber mehr mit dem weltanschaulichen Aufstieg von Szientismus und Rationalismus im 18./19. Jahrhundert zu tun als mit guter Theologie.

Last edited 3 Jahre zuvor by Tim-Christian
Alex
3 Jahre zuvor

Tim, jetzt mal ehrlich: Keine theologischen Gründe gegen die klassische Inspirationslehre???? Echt jetzt???

Tim-Christian
3 Jahre zuvor

@Alex

Dann statt Fragenzeichen mal Butter bei die Fische. Warum spielen Inspiration und kanonische Schriftauslegung in der akademischen Theologie seit dem 19. Jahrhundert (fast) keine Rolle mehr? Gab es da irgendwelche bahnbrechenden Erkenntnisse oder gar Neoffenbarungen, die uns dazu zwingen, 2 Tim 3,16 nicht mehr zu glauben?

Alex
3 Jahre zuvor

Es geht doch nicht darum, dass wir gezwungen werden, etwas auf nur eine Art zu sehen. Theologie treiben ist immer auch verbunden mit Vorverständnis. Es geht also um Plausibilität und Entscheidung zwischen unterschiedlichen Möglichkeiten.

Was die akademische Theologie angeht: HKM?!

Aber diese ist für dich, so wie ich dich bisher verstanden habe, sicherlich nur ein Ausdruck von Unglauben und keine theologische Arbeit. Und dann drehen wir uns im Kreis….

Tim-Christian
3 Jahre zuvor

@Alex

Entschuldige, aber Du bist hier doch derjenige, der die von Aposteln, Kirchenvätern, Reformatoren und Bekenntnissen vertretene klassische Lehre im Kommentarbereich eines reformatorischen Blogs in Frage stellt, ohne genau zu benennen, warum und weshalb.

Die HKM ist in der Tat eine atheistische Methode, die ich in Teilen nichtsdestotrotz für gewinnbringend halte. Das Elend ist aber, dass sie innerhalb der akademischen Theologie zur dominanten, wenn nicht gar einzigen Methode avanciert ist und alles andere inzwischen als unwissenschaftlich abgelehnt wird. Und diese Hegemonie oder Alleinherrschaft der HKM gründet nicht auf genuin theologischen Argumenten, sondern ist schlichtweg dem Wechsel weltanschaulicher und philosophischer Voraussetzungen geschuldet. Anstatt hier zu widerstehen und (auch) auf dem eigenen Erbe zu beharren, haben sich weite Teile der westlichen Kirche auf diese Weise nach und nach selbst säkularisiert. Dafür zahlen wir nun seit mehreren Jahrzehnten die Quittung.

Tim-Christian
3 Jahre zuvor

Die HKM lehne ich keineswegs rundweg ab, sie ist aber bestenfalls eine Facette zum besseren Verständnis der Schrift. Das Problem ist doch, dass sie im 19. Jh. innerhalb der akademischen Theologie zur dominanten, wenn nicht gar einzigen Methode erhoben wurde, und alle anderen Ansätze nunmehr als unwissenschaftlich gelten. Und diese Hegemonie der HKM hat eben nichts mit genuin theologischen Argumenten zu tun, sondern gründet ganz einfach in einem weltanschaulichen und philosophischen Wandel. Anstatt diesem zu widerstehen und das eigene Erbe zu bewahren, hat sich die westliche Theologie einer (ihrem Selbstverständnis nach!) atheistischen Methodik verschrieben und sich so mehr und mehr selbst säkularisiert. Die Quittung zahlt die Kirche seit Jahrzehnten.

Alex
3 Jahre zuvor

Versteh mich nicht falsch, natürlich ist die HkM kein „Generalschlüssel“, auch wenn dieser Methode nicht selten diese Funktion für alle Bibelstellen zugeschrieben wird. Es gibt Auswüchse innerhalb dieser Methode, die nicht mehr nachzuvollziehen sind. Und welche Auswirkungen es auf den Alltag der Kirchen hat, habe ich am eigenen Leib als Verantwortlicher in diesen Strukturen erlebt.
Aber es macht auf mich den Eindruck, dass du von der anderen Seite vom Pferd fällst. Was sollen den genuin theologische Gründe sein? Alle theologischen Aussagen die wir tätigen haben eine Hermeneutik im Hintergrund, derer wir uns bedienen. Auch du bedienst dich einer, die genauso paradigmatisch ist und Prämissen enthält, die du nicht weiter hinterfragst. Warum sonst gibt es so viele unterschiedliche Lehrmeinungen und entsprechende Denominationen? Und das ist ja soweit auch in Ordnung! Aber das was mich stört, wenn ich das so sagen darf, ist die Tatsache, dass bei deinen Aussagen immer indirekt eine Verurteilung des Glaubens anderer mitschwingt.

Tim-Christian
3 Jahre zuvor

Lieber Alex, das hast Du gut erkannt. Ich teile deine Wertschätzung eines innerkirchlichen Pluralismus nämlich keineswegs. Ich halte es da mit Luther: „Spiritus sanctus non est scepticus.“ Meiner Meinung nach ist es ein großes Übel unserer Kirchenzeit, dass viele Bischöfe und Pastoren ihrer Hirtenpflicht nicht mehr nachkommen, indem sie es unterlassen, klare Verurteilungen auszusprechen und so notwendige Grenzen zu ziehen. Besagter Luther konnte seinerzeit zu den sogenannten Zwickauer Propheten sagen: „Eurem Geist hau‘ ich auf die Schnauze.“ Heute liegen an den Büchertischen selbst evangelikaler Gemeinden Bücher aus, die geistlich nicht minder gefährlich sind als die Botschaft dieser reformatorischen Schwärmer. Man führe sich das mal vor Augen: Von Paulus an (vgl. Gal 1,8) bis zur „Barmer Erklärung“ waren die Kirchen immer in der Lage, klare Anathemata und Verwerfungen zu formulieren, um die Gläubigen vor falscher Lehre zu schützen. Heute macht man plötzlich eine Tugend daraus, wenn Ratsvorsitzende eine adoptianistische Christologie vertreten (Schneider) oder die Heilsnotwendigkeit des Glaubens an Jesus leugnen (Bedford-Strohm),… Weiterlesen »

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