Vatikan: Juden ohne Glauben an Jesus Christus erlöst

Der Vatikan hat ein Dokument herausgebracht, in dem die katholische Kirche ausdrücklich auf jeden Versuch, Juden zum Christentum zu bekehren, verzichtet. Es heißt dort z.B.: „Aus dem christlichen Bekenntnis, dass es nur einen Heilsweg geben kann, folgt aber in keiner Weise, dass die Juden von Gottes Heil ausgeschlossen wären, weil sie nicht an Jesus Christus als den Messias Israels und den Sohn Gottes glauben.“ Pater Norbert Hofmann erläutert das Dokument mit den Worten: „Dieses Dokument bringt insofern auch neue Perspektiven, als es sagt: Die Juden sind gerettet, ohne an Jesus Christus als den Sohn Gottes und den Messias Israels zu glauben. Und das liegt im Heilsratschluss Gottes, das zu bewerkstelligen.“

Bei dem Dokument handelt es sich – so die Nachrichtenagentur kathnews unter Berufung auf den Vatikan – um keine offizielle Aussage des kirchlichen Lehramtes, sondern um „Überlegungen“ der Päpstlichen Kommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum. Ein wichtiges Ziel des Dialogs sei die gemeinsame „Bekämpfung aller Erscheinungen rassistischer Diskriminierung gegenüber Juden und aller Formen des Antisemitismus, der sicher noch nicht ausgerottet ist und immer wieder in verschiedenen Formen in unterschiedlichen Kontexten auftaucht“.

Das Dokument, das aus Anlass des 50jährigen Jubiläums von „Nostra Acetate“ verabschiedet wurde, kann hier in einer deutschsprachigen Übersetzung heruntergeladen werden: Vatikandokument-50-Jahre-Nostra-aetate.pdf.

Ebenfalls dazu ein Beitrag des DLF:

 

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18 Kommentare
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Tim-Christian
8 Jahre zuvor

‚Nostra aetate‘ war ja schon Bockmist, aber unter Franziskus scheint es sich die RKK zur Aufgabe gemacht zu haben, die EKD baldmöglichst links zu überholen. Da ergeben sich dann allerdings ungeahnte Möglichkeiten für das Reformationsjubiläum 2017. Ich seh schon vor meinem geistigen Auge, wie Franziskus und Bedford-Strohm vor der Wittenberger Schlosskirche einem homosexuellen, jüdisch-islamischen Flüchtlingspärchen den Segen erteilen, während Margot und die Wise Guys im Hintergrund inbrünstig ‚Laudato Si‘ anstimmen. Brrr.

Tim-Christian
8 Jahre zuvor

Wobei ich, nun da ich es gelesen habe, zur Ehrenrettung des Dokuments anmerken muss, dass die Heilsuniversalität Jesu keineswegs geleugnet wird. So heißt es beispielsweise unter 5,35: „Das Bekenntnis zur universalen und deshalb auch exklusiven Heilsmittlerschaft Jesu Christi gehört zum Kern des christlichen Glaubens.“ Und unter 5,37: „Es ist der Glaube der Kirche, dass Christus der Heiland für alle ist. Damit kann es keine zwei Heilswege geben, denn Christus ist der Retter der Juden, wie auch der Heiden.“ Das ist der klassische römisch-katholische Inklusivismus, der ja auch in ‚Dominus Jesus‘ nicht geleugnet wurde. Man müsste die Hauptaussage des Dokuments somit korrekterweise so wiedergeben: Die Juden werden durch Jesus Christus erlöst – allerdings ohne explizit an ihn glauben zu müssen. Auch der Verzicht auf die Judenmission wird unter 5,40 wieder leicht relativiert: „Obwohl es eine prinzipielle Ablehnung einer institutionellen Judenmission gibt, sind Christen dennoch aufgerufen, auch Juden gegenüber Zeugnis von ihrem Glauben an Jesus Christus abzulegen.“ Das alles ist aus neutestamentlicher… Weiterlesen »

Schandor
8 Jahre zuvor

@Tim-Christian

Satire – gut gebrüllt, Löwe!

Nur links ist daran nichts. Zumindest genauso wenig, wie Rom jemals (2. WK) rechts gestanden hat, wie jeder ganz genau weiß. Das Auge in der Pyramide guckt heut aber wieder äußerst listig, wie’s scheint … ⨀☪⚢⚣⚧

8 Jahre zuvor

Na endlich!
Aber Franciscus kann nicht alles sofort, ich suche nach einem besseren Wort als „dem heutigen Wissensstand entsprechend“, anpassen.
Ich halte viel von Jesuiten, z.B. auch dem verstorbenen Albert Keller SJ.
Natürlich sind auch jene erlöst, die Jesus gar nicht kennen, z.B. Indios, die man noch gar nicht entdeckt hat. Aber Jesus hat auch von jenen gesprochen, die nicht durch das Nadelöhr passen, was zum Beispiel eine der vielen unaufgelösten Stellen ist.

Im Übrigen lerne ich von Freunden, die jetzt Theologie studieren, dass doch alles etwas anders als in der Bibel dargestellt war. Man muss echt von Gott überzeugt sein um weiter glauben zu können. Was Rom da kanonisiert hat ist ja eine, wie es den Damaligen sinnvoll erschien, zusammengebastelte Geschichte. Aber meine tiefe Meinung können sie ja bei mir nachlesen.
Jesus ist jedenfalls #1. Die Amtskirche jedenfalls passt nicht durch das Nadelöhr, siehe kurante Beispiele von Kardinälen und Bischöfen.

Matze Otten
8 Jahre zuvor

Ich stelle mal die provokante Frage: Wenn Erlösung so einfach ist, wozu Christus?

Ich versuche mich als Laie mal an einer Antwort: Aus eigener Kraft, z.B. durch gute Taten, ein vorbildliches Leben, wird niemand gerecht vor Gott. Jesus Christus spricht:
„Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater, denn durch mich.“ (Johannes 14:6)
Wenn es für mich nicht ausreicht, Gutes zu tun, vorbildlich zu leben, sondern allein der Glaube an Jesus Christus mich rettet, wie kann ich dann annehmen, dass es für jemanden Anderen ausreicht?

Wie verhält es sich für Menschen vor Christi Geburt oder denen, die noch nie von Ihm gehört haben? Ich kann es nicht beantworten. In Römer 1:20findet sich eine interessante Stelle:
„Denn Gottes unsichtbares Wesen, das ist seine ewige Kraft und Gottheit, wird seit der Schöpfung der Welt ersehen aus seinen Werken, wenn man sie wahrnimmt, sodass sie keine Entschuldigung haben.“

Carolus
8 Jahre zuvor

Auf der „Freien Welt“ steht gar zwei Mal „acetate“ (Essigsäurederivate), so dass man von einem üblen Zynismus ausgehen könnte. …

Roderich
8 Jahre zuvor

Rudolf,

Na endlich!

Was meinst Du mit „na endlich“? Was findest Du gut an dieser Sache?
– Glaubst Du, dass es stimmt, dass Christus für unsere Sünden gestorben ist?
– Oder glaubst Du, dass es noch andere Wege zu Gott gibt? (Wozu musste Christus dann sterben?)
– Wenn Christus der einzige Weg ist: warum sollen wir diese Tatsache den Juden nicht predigen?

Im Übrigen lerne ich von Freunden, die jetzt Theologie studieren, dass doch alles etwas anders als in der Bibel dargestellt war.

Kannst Du das etwas spezifizieren? Was hat genau nicht gestimmt?
Und welche Auswirkung hat das auf die Kernaussage des Neuen Testamentes, die an Jesu Leben, Sterben am Kreuz und Auferstehung hängt? Bezweifelst Du diese Kernaussagen?

PeterG
8 Jahre zuvor

Im Übrigen lerne ich von Freunden, die jetzt Theologie studieren, dass doch alles etwas anders als in der Bibel dargestellt war.

Nur gut, dass die Theologie alles besser weiß. Ich frage mich nur: woher?

vg
Peter

Tim-Christian
8 Jahre zuvor

@Matze Otten Die Frage ist ja nicht, ob es Erlösung ohne Jesus Christus bzw. an Jesus Christus vorbei geben kann. Das muss von jedem gläubigen Christen verneint werden. Das glauben übrigens auch die Katholiken nicht (s.o.). Die Frage ist, ob Menschen, die noch nie von Jesus Christus gehört haben, durch Jesus Christus, der allein der Weg, die Wahrheit und das Leben ist, erlöst werden können. Also: Kann Gott Menschen, zu denen das Evangelium noch nicht vorgedrungen ist, durch seine Gnade und Güte zur Buße leiten? Kann Gott auch in den Heiden ein ausreichendes Mindestmaß an Glauben sowie die Erkenntnis der eigenen Sündhaftigkeit und Erlösungsbedürftigkeit wirken? Nach dem Motto: „Nun erfahre ich in Wahrheit, dass Gott die Person nicht ansieht; sondern in jedem Volk, wer ihn fürchtet und recht tut, der ist ihm angenehm“ (Apg 10,34.35). Und: „Aber ohne Glauben ist’s unmöglich, Gott zu gefallen; denn wer zu Gott kommen will, der muss glauben, dass er ist und dass er denen,… Weiterlesen »

Jorge
8 Jahre zuvor

Hallo! Eine Angleichung an die EKD ist hier meine ich nicht zu befürchten. Dieser Interpretation liegt der Denkfehler zugrunde, beim Verzicht auf Judenmission handele es sich um eine Frucht neumodisch-liberaler Gleichgültigkeit. Das ist aber gar nicht der Fall, es ist vielmehr ein Wendung zurück zu den Wurzeln der Urkirche. [Zitat:] Das alles ist aus neutestamentlicher Perspektive natürlich ebenfalls suboptimal bzw. falsch. [Zitat Ende] Im Gegenteil. Im NT gibt es ja eben gerade keine Heidenchristen, die nichtchristliche Juden missionieren. Die (späte) Einsicht der röm. Kirche entspricht vielmehr exakt der ntl. Linie, die Judenmission den Judenchristen zu überlassen und ansonsten abzuwarten, wie sich die Heilsgeschichte entwickelt. Dass Protestanten das so schwer einsehen, liegt meiner Ansicht nach an der abnabelungsfreudigen Grundbefindlichkeit prot. Denkens. So wie der Protestant meint, auch ohne die Gesamtkirche Anschluss an die Heilsgeschichte zu finden, so meint er vllt. auch, ein Christ könnte ohne den Anschluss an das Judentum zu Christus finden. Das geht aber nicht. Wir sind ja bloß… Weiterlesen »

PeterG
8 Jahre zuvor

Hallo Jorge!

Im NT gibt es ja eben gerade keine Heidenchristen, die nichtchristliche Juden missionieren.

Damit würdest du behaupten, dass z. B. Titus, als er in Jerusalem oder Korinth war, nicht auch unter Juden missionierte. Kannst du das belegen?

vg
Peter

Tim-Christian
8 Jahre zuvor

@Jorge Mit Verlaub, wir Christen sind kein bloßes Anhängsel der heutigen Juden. Wir stehen in einer Kontinuitätslinie mit den gläubigen Juden des AT, die auf die Erfüllung der Messias-Verheißung gewartet haben. Durch den Glauben an Christus sind wir in ihm Kinder Abrahams (vgl. Gal 3,29) und – zusammen mit den Christus-gläubigen Juden! – das „Israel Gottes“ (Gal 6,16), „das heilige Volk, das Volk des Eigentums“ (1 Pet 2,9). Wir sind eingepropft in die Wurzel der Patriarchen; diejenigen Juden hingegen, die den Messias ablehnen, wurden „ausgebrochen um ihres Unglaubens willen“ (Röm 11,20). Schließlich ist Christus „gesetzt zum Fall und zum Aufstehen für viele in Israel“ (Lk 2,34). Deshalb zitiert Petrus in seiner Predigt vor den Juden auch Dtn 18: „Und es wird geschehen, wer diesen Propheten nicht hören wird, der soll vertilgt werden aus dem Volk“ (Apg 3,23). Es stimmt natürlich schon: Das Heil kommt von den Juden – insofern aus ihnen der „Christus herkommt nach dem Fleisch, der da ist… Weiterlesen »

Tim-Christian
8 Jahre zuvor

Nachtrag: Ein sehr brauchbarer und, wie ich finde, differenzierter Text zum Thema findet sich im ‚Betheler Bekenntnis‘ von 1933, an dem u.a. auch Dietrich Bonhoeffer mitgearbeitet hat. Da ich ihn im Internet nirgendwo finden kann, erlaube ich mir mal, eine längere Passage hier reinzustellen. Unter der Überschrift „Die Kirche und dir Juden“ heißt es dort: „Die Kirche lehrt, daß Gott unter allen Völkern der Erde Israel erwählt hat zu Seinem Volke. Allein in der Kraft Seines Wortes und um Seiner Barmherzigkeit willen, keinesfalls aufgrund eines natürlichen Vorzugs (2 Mose 19,5-6; 5. Mose 7,7-11). Der Hohe Rat und das Volk der Juden haben den durch das Gesetz und die Propheten verheißenen Christus Jesus verworfen nach der Schrift. Sie wollten einen nationalen Messias, der sie politisch befreien und ihnen die Weltherrschaft bringen sollte. Das war und tat der Christus Jesus nicht, er starb durch sie und für sie. Durch die Kreuzigung und die Auferweckung des Christus Jesus ist der Zaun zwischen den… Weiterlesen »

7 Jahre zuvor

[…] Dürfen Christen unter Juden missionieren?  Das Das Zentralkomitee der Katholiken hat sich dagegen ausgesprochen. Auch der Vatikan hat ein Dokument herausgebracht, in dem die katholische Kirche ausdrücklich auf jeden Versuch, Juden zum Christentum zu bekehren, verzichtet. Es heißt dort z.B.: „Aus dem christlichen Bekenntnis, dass es nur einen Heilsweg geben kann, folgt aber in keiner Weise, dass die Juden von Gottes Heil ausgeschlossen wären, weil sie nicht an Jesus Christus als den Messias Israels und den Sohn Gottes glauben.“ Pater Norbert Hofmann erläuterte das Dokument mit den Worten: „Dieses Dokument bringt insofern auch neue Perspektiven, als es sagt: Die Juden sind gerettet, ohne an Jesus Christus als den Sohn Gottes und den Messias Israels zu glauben. Und das liegt im Heilsratschluss Gottes, das zu bewerkstelligen“ (vgl. hier). […]

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