vORSICHT sATIRE

Nachfolgend ein Gastbeitrag von Johannes Strehle:

vORSICHT sATIRE

Difficile est, satiram non scribere, steht schon in der entmythologisierten Vulgata.

(Um einem möglichen Missverständnis vorzubeugen: Die Satire richtet sich nicht gegen Andreas Müller – ganz im Gegenteil.)

Der Blog Aufklärung 2.0 wird leider geschlossen. Andreas Müller kooperiert künftig mit Theoblog.

Zunächst die Realsatire:

ideaSpektrum hat in der Ausgabe 50/2010 Unter der Überschrift »Kirche – Aufbau oder Abstieg?« ein lesenswertes Interview mit Markus Dröge veröffentlicht. Seit einem Jahr ist Markus Drögeals Nachfolger von Wolfgang Huber Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) mit 1,1 Millionen Mitgliedern. (1960 hatte diese Landeskirche 2 Millionen Mitglieder mehr, 1990 nach dem Ende der atheistischen DDR immerhin noch eine halbe Million Mitglieder mehr als heute.) Diese Landeskirche »ist vor allem bekannt als Kirche der deutschen Hauptstadt, die auch als ›Welthauptstadt des Atheismus‹ bezeichnet wird.«

(Naheliegende) Frage von ideaSpektrum: Welchen Grund sollte eigentlich ein überzeugter Atheist haben, an die christliche Botschaft zu glauben?

Markus Dröge: Wir verkünden die Menschenfreundlichkeit Gottes und schätzen jeden Menschen als Persönlichkeit unabhängig von seiner Leistung. Mit dieser Botschaft können wir jeden Menschen ansprechen. Wir haben gleichzeitig mit unserer Botschaft eine starke Nähe zur Menschenwürde. So tragen wir dazu bei, dass unsere Gesellschaft von Gerechtigkeit und Nächstenliebe geprägt ist. Damit lade ich Atheisten ein, sich der christlichen Botschaft zuzuwenden.

ideaSpektrum: Ein Atheist wird Ihnen sagen: Meinen Nächsten liebe ich auch– dafür brauche ich die Kirche nicht!

Markus Dröge: Ich spreche auch keinem Nicht-Christen ab, dass er die Ethik der Bergpredigt leben kann – Mahatma Gandhi ist das beste Beispiel dafür. Ich würde aber deutlich machen, wie ich aus meinem Glauben die Kraft bekomme, Nächstenliebe zu leben …

Es ist ein Unglück für die Kirche, dass Markus Dröge nicht früher Landesbischof geworden ist. Mit dieser revolutionären, für Atheisten unwiderstehlichen Begründung hätte die Landeskirche seit 1960 nicht zwei Millionen Mitglieder verloren, und Berlin wäre heute nicht die „Welthauptstadt des Atheismus“.

Doch ein Unglück kommt selten allein. Die EKD-Synodalen waren blind. Warum haben sie nicht Markus Dröge als Vorsitzenden gewählt? Damit hätte nicht nur der unaufhaltsame Abstieg der Kirche in Deutschland beendet werden können, sondern der unaufhaltsame Aufstieg hätte begonnen. Dieser beginnt jetzt immerhin in Berlin und der übrigen EKBO. Schade, dass wir keine atheistische Regierung haben. Doch wer weiß – Markus Dröge ist alles zuzutrauen. Er wird auch eine von der christlichen Leitkultur durchdrungene Regierung überzeugen, künftig die Ethik der Bergpredigt zu leben, zumindest durch den Abzug aus Afghanistan.

Andreas Müller gehört zu den ersten Opfern des neuen Landesbischofs. Er konnte als überzeugter Atheist der Begründung von Markus Dröge nicht widerstehen. Deshalb schließt er seinen Blog und kooperiert künftig mit TheoBlog.

In Berlin, Brandenburg und der schlesischen Oberlausitz stehen die Leute Schlange, um in die Kirche einzutreten, wie früher – wenn es in der DDR Bananen gab.

Durch Wikileaks wurde ein Mail-Wechsel zwischen Markus Dröge und dem Dalai Lama publik. Nach der Indiskretion reagierte der Dalai Lama indigniert. Was Markus Dröge zu sagen habe, habe er, der Dalai Lama, schon immer gesagt.

Ein Restrisiko bleibt: Dass die Atheisten Mahatma Gandhi noch überzeugender finden als Markus Dröge – was die EKD verhüten möge.

Ende der Satire

Später kommt ideaSpektrum auf Markus Dröges jüngstes »Wort des Bischofs« zu sprechen, auf das Engagement des Bischofs und der Kirche für die Senkung des Energieverbrauchs zu Lasten von Verkündigung und Seelsorge. Der Bischof bestreitet dies.

Daraufhin ideaSpektrum:

Der Berliner »Tagesspiegel« scheint einen ähnlichen Eindruck gehabt zu haben: »In der evangelischen Kirche pflegt man seit geraumer Zeit die Neigung, sich als eine Mischung von Grünen und Greenpeace mit Glockengeläut zu artikulieren … Die Kirche darf sich jedenfalls nicht wundern, wenn die Stromproduzenten bald auch ein paar Gedanken zu Schlüsselfragen der Ökumene äußern. Deren Kompetenz wäre etwa gleich hoch einzustufen.«

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5 Kommentare
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Roderich
13 Jahre zuvor

Du hast schon Recht, die Aussagen von Droege sind wirklich ziemlich nichtssagend.
– Schade, dass sich Kirche heute nicht traut, Leute mit mehr Profil an die Spitze zu waehlen.
(Das einzige mal, wenn das passiert, ist das wohl, weil sich ein Liberaler Theologe im Laufe seiner Amtszeit bekehrt und Profil entwickelt :-))

Bettina Klix
13 Jahre zuvor

@Anspielung auf einen inzwischen Abgetretenen?

Roderich
13 Jahre zuvor

@Bettina, ich meinte Herrn Huber, der ja zunaechst eher „farblos“ war, spaeter aber mehr „Freundschaft zur Evangelikalen Theologie“ (bzw. zum christlichen Absolutheitsanspruch) entwickelte, bzw. auch immer deutlichere Worte gegenueber dem Islam fand.
D.h. meinem Verstaendnis nach ist Huber etwas „weniger liberal“ geworden. Und das ist aus meiner Sicht natuerlich positiv 🙂

Bin aber kein „Huber-Kenner“.

ernst
13 Jahre zuvor

Bischof Dröge hat also kein Profil und ideaspektrum dafür umso mehr Durchblick?
Wie gut, dass die verhältnisse in der Welt, pardon: in der Kirche so einfach sind…
Natürlich müsste doch jedem glasklar sein, dass das „Engagement des Bischofs und der Kirche für die Senkung des Energieverbrauchs zu Lasten von Verkündigung und Seelsorge“ geht, nicht wahr? Das kann doch gar nicht anders sein! (*rofl*)

Über die Kirche in der „Welthauptstadt des Atheismus“ mag jeder Fromme denken, wie er will, für solche boshaften Auslassungen von idea indes müsste man sich eigentlich schämen.

Bettina Klix
13 Jahre zuvor

@Roderich: Ich habe auch an ihn gedacht. Huber ist schon etwas ganz Besonderes. Aber was rückblickend „folgerichtig“ erscheint, hätte niemand vorhersehen können – und er wohl auch nicht.

@Ernst: Ich finde auch, solche entstellenden Darstellungen sind würdelos. Ich meine, solche Stilmittel sollten für Notfälle der Abgrenzung reserviert sein.

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