Wenn sich Prediger an der Wirtschaft oder an Comedians orientieren, kommt heraus, was der Vertriebsprofi Steffen J. Ehl für IDEA erklärt hat:
Und zur Vortragsweise: Ich schätze es, wenn die Predigt kurz und interaktiv ist. Eine Maximaldauer von 10 bis 15 Minuten hat der verstorbene Papst Franziskus angeordnet. Auch als Freikirchler spricht er mir da aus der Seele. Kommunikation in nur eine Richtung stirbt aus – und das ist gut so.
Auch Jesus hat seine Zuhörer nicht einseitig beschallt, sondern mit Fragen geführt. Warum tun wir es ihm nicht nach und erlauben den Zuhörern eine Antwort? Die guten Predigten wiegen die qualvollen bei weitem auf. Daher werde ich weiter hoffnungsvoll den Gottesdienst besuchen – und nur bei Feuer den Notausgang verwenden.
Na dann! Die Bergpredigt umfasst in der deutschen Sprache 2.700–2.800 Wörter. Das ist unter einer halben Stunde nicht zu schaffen. Jetzt stellen wir uns mal vor, dass in einer Gemeinde der Alten Kirche der gesamte Römerbrief vorgelesen wurde (vgl. 1Thess 5,27; Kol 4,16; 1Tim 4,13). Bei rund 10.000 Wörtern braucht der Vorleser dafür schon mal siebzig Minuten.
Nicht falsch verstehen: Gespräche und Diskussionen sind in einer Kirchengemeinde wichtig und willkommen! Aber wenn sie die Auslegungspredigt verdrängen oder ersetzen, fehlt der Glaube an die Kraft des Wortes Gottes.
Mehr (hinter einer Bezahlschranke): www.idea.de.
Dann nehmen wir mal die „etwas“ längere Rede von Paulus in Apg 20,7ff ebenfalls als Referenz her. Egal ob römische oder jüdische Zeitrechnung, es ging wohl ein paar Stunden, nicht zuletzt deshalb, weil es die letzte Gelegenheit für die Gemeinde war, bevor Paulus wieder losreiste. Die Predigt stand in den Zeiten nach Luther hoch im Kurs in den evangelischen Kirchen und war das Zentrum des Gottesdienstes, bei den Reformierten wohl noch mehr als bei den Lutheranern, und diese dauerten gerne stundenlang, bis es manchem Fürsten und Bauern zu viel wurde – schließlich wurde an Sonntagen auch in der Landwirtschaft noch gearbeitet. Zu der Zeit wurden mancherorts Kanzel- bzw. Predigtuhren aufgestellt, i.d.R. vier Sanduhren, die den Ablauf von 15-30-45-60 Minuten anzeigten, um damit die Predigtlängen zu begrenzen. Selbst in unserer Dorfkirche mit einem Altar von 1733 ist noch die Halterung an der Kanzel vorhanden (und, als „Hommage“, eine einfache Sanduhr wieder montiert worden). Wer zwei- oder mehrseitige Kommunikation befürwortet sollte sich… Weiterlesen »
Klingt schon etwas pädagogisch einseitig. Die kategorische Abwertung von Frontalunterricht in den Schulen war auch bisher nicht sehr erfolgreich. Das Problem liegt wohl weniger an der „Kommunikation in einer Richtung“ als viel mehr an den Fähigkeiten des Redners. Natürlich kann eine Predigt auch mal interaktiv sein oder interaktive Anteile haben und die Länge einer Predigt sagt noch immer nichts über ihre Substanz und Praxistauglichkeit aus. Auch eine 45 Minuten Lehrpredigt kann eine Leerpredigt sein. 10-15 Minuten sind aber zu kurz, um tiefer in Texte einzutauchen und ihre Relevanz für heute darzulegen.
Zur Länge einer Predigt habe ich mir schon viele Gedanken gemacht. Soll man sagen, dass es auf den Prediger ankommt? Da gibt es solche, bei denen mir bereits 5 Minuten zu lang erschienen. Einige Prediger halte ich 15 Minuten aus und frage mich dann, ob er wusste wo er inhaltlich landen wollte? Dann gibt es Prediger die so witzig predigen, dass man von einer Anekdote zur nächsten lacht und sich am Ende vorkommt wie bei einem Standup Comedian. Das Gegenteil gibt es auch. Eine Verkündigung, trockener als Arrakis aus Dune der Wüstenplanet. Wäre da nicht auch der Prediger, an dessen Lippen man quasi hängt, würde ich komplett für Kurzpredigten plädieren. Ich habe Predigten gehört, bei denen hätte ich noch weitere 1,5h zuhören können. Da stimmte einfach alles und der Tiefgang war überragend. Spannend vorgetragen, Besonderheiten aus dem Grundtext angesprochen und Hintergründe zur hebräischen Kultur und der Mischna gaben jede Menge Mehrwert. Man kam mit den eigenen Notizen gar nicht hinterher.… Weiterlesen »
Nicht falsch verstehen: Gespräche und Diskussionen sind in einer Kirchengemeinde wichtig und willkommen! Aber wenn sie die Auslegungspredigt verdrängen oder ersetzen, fehlt der Glaube an die Kraft des Wortes Gottes. Es wird ja viel reformiert, von einem Papst wurde gar die ganze Liturgie über den Haufen geworfen. Aber die „Wochenschau von der Kanzel“ ist nicht überholt und muss unbedingt bleiben? Die letzte Auslegungspredigt, die ich gehört habe, begründete mit dem Pentateuch, warum keinesfalls eine bestimmte Partei gewählt werden können, außerdem sei ja auf der Picknickdecke genügend Platz für alle Welt usw. Spätestens an dem Punkt war dann klar, dass die Zeiten des Medieval Re-enactment endgültig vorbei sind. Das typisch evangelische Gebäude mitsamt Holzgestühl repräsentiert den technischen Stand vor 500 Jahren: Völlig aus der Zeit gefallen, Notizen macht man dort nicht, dafür fehlt es schon an Platz für den Laptop, Strom und Internetzugang. Also an allem, was man inkl. Tisch im Hörsaal einer modernen Hochschule vorfindet. Wenn es überhaupt ein Pult… Weiterlesen »
„Ihr könnt predigen, über was ihr wollt, aber predigt niemals über vierzig Minuten.“ Dieser bekannte Satz wird ja mittlerweile sogar schon Martin Luther zugeschrieben
Das Zeitalter des Gottesdienstes wurde Karfreitag 2020 offiziell beendet. Jetzt steht nur noch die Klagemauer.
Ich weiß, es haben noch nicht alle bemerken wollen und tun weiter so, als stünde der Tempel noch.
Maximal 30 Minuten. Ich fand es immer grässlich, wenn 45 Minuten oder fast bis zu einer Stunde in einem einschläfernden Tonfall, superleise und in einer betäubenden Langsamkeit gekrampft gepredigt wurde. Gekrampft deshalb, weil sich eben nach einer halben Stunde bei den meisten Leuten, die predigen, tatsächlich „irgendwie“ alles, was sie schon am Anfang gesagt haben, wiederholt und wiederholt und wiederholt – und das dann auch noch bemüht in einer anderen Wortwahl, die sich darin erschöpft, „den Herrn“ ja „ganz groß“ machen zu wollen, was zu den Standardfloskeln gehört … Das war dann mehr Folter als eine lehrreiche Inspiration zum Nachdenken/Verinnerlichen. Es soll keine Altersdiskriminierung sein, aber vor allem bei älteren Leuten ist mir das aufgefallen.
Schlimm wurde es ja, wenn man in dieser oder jener Gemeinde dieses Einschläfernde, Langsame und Leise versucht hat, mit Lautsprechern auszugleichen. Horror.
Ich muss einen Prediger nur einmal hören, um zu wissen, ob er in Predigtdienst berufen wurde. Und die meisten sind es halt einfach nicht. Sie gelangten vorrangig durch Nepotismus auf ihren Posten und tun dann alles dafür, noch die letzten frommen Schäfchen zu vertreiben. In deutschen Kirchen findet man seit Mitte des 19. Jahrhunderts vorrangig Kaufleute, die manchmal auf Theologie umgeschult haben. (Die Parallelen zu den bekanntesten Häretikern des 1. Jahrhundert sind auffallend.) Und so fallen dann auch die Predigten aus.
Keine Predigt ist besser als eine schlechte Predigt.