Zur Verteidigung der religiösen Meinungsfreiheit

In Brasilien wurde  ein Gesetzentwurf (PL 122/2006) zur »Bekämpfung der Homophobie« vorgelegt. Der Entwurf bezeichnet »jede einschüchternde oder erniedrigende Handlung … ethischer, philosophischer oder psychologischer Art« gegenüber Homosexuellen und ihrer Lebensweise als Straftat.

Aufgrund dieses Gesetzentwurfs begannen homosexuelle Aktivisten in Brasilien mit dem aktiven Widerstand gegen christliche Psychologen, die  eine Therapiemöglichkeit für Homosexuelle anbieten, ihre Homosexualität ablegen möchten  (wie im Fall der Diplom-Psychologin Rozangela Justino) sowie gegen Pfarrer, die öffentlich Christen empfehlen, ihre homosexuelle Orientierung abzulehnen.

Im Jahr 2007 äußerten evangelische Christen und Christen anderer Strömungen, dass sich künftig strafbar mache, wer Homosexualität öffentlich als Sünde bezeichne, falls dieses Gesetz in Kraft trete. Dies sei mit der in der brasilianischen Verfassung verankerten Freiheit der religiösen Meinungsäußerung nicht vereinbar. So veröffentlichte die Universidade Presbiteriana Mackenzie auf ihrer Internetseite Teile einer Stellungnahme der Presbyterianischen Kirche Brasiliens zu diesem Thema. Die hundertjährige Hochschule mit mehr als 45.000 Studenten steht in Trägerschaft der presbyterianischen Kirche Brasiliens. Verantwortlich für den Beitrag zeichnete Rev. Dr. Augustus Nicodemus Gomes Lopes als Vertreter des Universitätsträgers.

Seit einiger Zeit bezichtigen die Schwulenbewegungen – mit breiter Unterstützung der Medien – den Text und die Universitätseinrichtung der Homophobie. Dabei wird fälschlicherweise die Meinung vertreten, dass es Anliegen der Hochschule sei, das Recht auf homophobes Verhalten zu fördern.

In verschiedenen Internetauftritten der homosexuellen Gemeinschaft findet sich nun das  Foto von Rev. Lopes, begleitet von Hassreden und üblen Kommentaren gegen ihn, evangelische Christen und die Heilige Schrift. Angesichts dieser Entwicklungen beschlossen brasilianische Christen die gemeinsame Herausgabe eines Manifestes, das ich hier wiedergebe (danke Cris):

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Manifest

Wir, Angehörige verschiedener christlicher Denominationen in Brasilien, bekunden unsere Solidarität mit der Presbyterianischen Kirche, mit der Universität Mackenzie und mit ihrem Vertreter des Trägers.

Wir sind gegen die undifferenzierte Verwendung des Ausdruckes »Homophobie«. Dieser Ausdruck wird im Zusammenhang mit Mördern, Aggressoren und Verächtern von Homosexuellen ebenso verwendet wie im Zusammenhang mit christlichen Leitern, die aufgrund der Heiligen Schrift Homosexualität als Sünde bezeichnen.

Unser Recht auf Gewissens- und Ausdrucksfreiheit darf uns nicht vorenthalten und mit der Anwendung von Gewalt verwechselt werden.

Wir vertreten die Auffassung, dass die Nennung von Sünde ein wichtiger Bestandteil der Verkündigung des Evangeliums Jesu Christi ist, um die Menschen zur freiwilligen Umkehr aufzurufen. Keinerlei Hass darf sich in die Verkündigung der Liebe und der Gnade Gottes hineindrängen.

Als Christen befolgen wir das biblische Gebot, allen Menschen das Evangelium des Heils anzubieten. Jesus Christus starb, um Menschen mit Gott zu versöhnen. Wir glauben gemäß der Heiligen Schrift dass »alle gesündigt haben und der Herrlichkeit Gottes ermangeln« (Römer 3,23).

Wir alle sind Sünder. Eine Trennung zwischen »Sündern« und »Nicht-Sündern« existiert nicht. Die Bibel enthält lange Listen, die Sünden aufzeigen und lässt uns wissen, dass ohne Gottes Vergebung der Mensch bereits verloren und verdammt ist. Wir wissen, dass »Unzucht, Verdorbenheit und Ausschweifung; Götzenanbetung und magische Praktiken, Feindschaft, Streit und Rivalität, Wutausbrüche, Intrigen, Uneinigkeit und Spaltungen, Neid, Trunk und Fresssucht und noch vieles dergleichen« Sünde ist (Galaterbrief 5,19–20). Entsprechend ihrer überlieferten und geschichtlichen Auslegung bezeichnen die jüdisch-christlichen Schriften homosexuelles Verhalten als Sünde, wie die  biblischen Texte Leviticus 18,22, 1. Korinther 6,9–10, Römer 1,18–32 u.a. darlegen.

Wenn wir die Umkehr und die Bekehrung der Verlorenen wollen, müssen wir auch die Sünde der praktizierten Homosexualität benennen. Wir wünschen nicht die Änderung des Verhaltens durch die Kraft des Gesetzes, sondern durch die Bekehrung des Herzens. Die Bekehrung des Herzens geschieht nicht durch äußeren Druck, sondern durch das gnädige und überzeugende Handeln des Heiligen Geistes Gottes, welcher, wie der Herr Jesus Christus lehrte, »den Menschen zeigen wird, was Sünde, was Gerechtigkeit und was Gericht ist« (Johannesevangelium 16,8).

Wir möchten uns vergewissern, dass die eventuelle Einführung sogenannter Anti-Homophobie-Gesetze uns nicht daran hindern wird, in aller Freiheit diese Einladung des Evangeliums an alle zu richten, eine Einladung, die auch abgelehnt werden kann. Wir sind gegen jede Art von Gesetz, die das homosexuelle Verhalten verbietet. So sind wir auch gegen jedes Gesetz, das die Gewissensfreiheit, ein wertvolles Gut der gesamten brasilianischen Gesellschaft, einschränken sollte. Die Bundesverfassung (Artikel 5) versichert uns, dass wir alle vor dem Gesetz gleich sind. Sie sieht vor, dass die Gewissens- und Glaubensfreiheit unantastbar sind und dass niemandem aufgrund  religiösen Glaubens oder aufgrund  philosophischer oder politischer Überzeugung Rechte vorenthalten werden.

Wir sind ebenfalls gegen jede äußere Gewalt, Einschüchterung, Bedrohung, Aggression in Wort und Tat, die auf Veränderung der Einstellungen abzielen.

Die Kriminalisierung einer Meinung akzeptieren wir nicht als Instrument sozialer Veränderungen. Sie wäre verfassungswidrig und würde nicht wünschenswerte und endlose Kettenreaktionen von Gewaltherrschaft auslösen, würde die Grundlagen der Demokratie verletzen.

Die Toleranz ist ein für alle verbindliches Prinzip.

Wir versuchen nicht homosexuelles Verhalten unter Anwendung von Zwangsmaßnahmen zu unterdrücken und erwarten, dass diese Maßnahmen ebenso wenig dazu eingesetzt werden, unsere Verkündigung unseres Glaubens zu unterdrücken.

Wir wollen, dass unsere Freiheit, die Umkehr zu und die Vergebung von Gott öffentlich zu verkündigen, erhalten bleibt.

Wir wollen, dass unser Recht erhalten bleibt, konfessionelle Ausbildungsstätten zu gründen, welche die christliche Weltanschauung vertreten. Wir wollen, dass den Religionsgemeinschaften die Freiheit garantiert wird, sich zu allen gesellschaftlich relevanten Themen zu äußern.

Daher erklären wir unsere vollständige Unterstützung für die Verlautbarung der Presbyterianischen Kirche von Brasilien, wie sie auf der Internetseite der Universidade Presbiteriana Mackenzie wiedergegeben wurde.

Homosexuelle Aktivisten, welche die Haltung der Universidade Presbiteriana Mackenzie kriminalisieren wollen, müssen sich darauf einstellen, damit die Presbyterianische Kirche von Brasilien, die evangelischen Kirchen des gesamten Landes, die Katholische Kirche und die Jüdische Gemeinde von Brasilien, anzugreifen sowie, in letzter Konsequenz, die jüdisch-christlichen Schriften zu zensieren. Einzelpersonen, Religionsgemeinschaften und Institutionen haben die gesetzliche Zusicherung, ihr Bekenntnis und ihre Gewissensüberzeugungen, die sie dem Wort Gottes unterstellen, zum Ausdruck bringen zu dürfen. Wir positionieren uns mit aller Entschlossenheit, damit uns diese Freiheit nicht genommen wird.

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5 Kommentare
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13 Jahre zuvor

Ich glaube, dass ich kann es sagen, dass wir Christen aus Brasilien danken Dir sehr, und wir danken hauptsächlich Gott, der mit uns ist und hilft!

Ich hoffe, dass dieses Manifest darf ein Vorbil für alle Christen überall sein.

Gott segne Dich, mein Freund.

Cristiano.

13 Jahre zuvor

Ich bin Brasilianerin, also danke!

Gott segne!

13 Jahre zuvor

Ich finde, das ist typisch Mensch: Gib dem Unterdrückten Macht und Einfluss, und er fängt an, andere zu unterdrücken. Denn wer fordert, dass das Äußern der Ansicht, Homosexualität sei Sünde oder falsch, verboten bzw. unter Strafe gestellt wird, der fordert damit ja nicht weniger als die Abschaffung der Meinungsfreiheit. Was soll das werden? Tyrannei mal andersrum? Wen wundert da noch „homophobes Verhalten“?

Brasilien hat immerhin schon vor knapp 200 Jahren die Bestrafung homosexuellen Verhaltens abgeschafft. Und nun sollen Andersdenkende bestraft werden? Das ist meines Erachtens kein guter Weg!

Schandor
13 Jahre zuvor

So ist es!
„A law-order can have peace only by denying the possibility of peace with evil. … Those who seek peace with evil are seeking not hte peace they profess but slavery [sic], and the surest peace of all is death and the tomb“ (Rushdoony, Institutes of Biblical Law, S. 95)

13 Jahre zuvor

Herr Prof. Kubsch,

I’m a Baptist minister, professor of systematic theology, and co-author of perhaps the first systematic theology published in Brazil. Currently I serve with the editor of a evangelical publisher in that country, Editora Fiel.

Thank you for publishing the text UNIVERSITÄT MACKENZIE: ZUR DER RELIGIÖSEN MEINUNGSFREIHEIT VERTEIDIGUNG, which was published on the blog that I moderates (http://blogfiel.com.br/mackenzie-university-in-defense-of-freedom- of-religious-expression # deutsch).

In Christ, or savior,

Franklin Ferreira, Th.B, Th.M.

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