Sektenkunde

Heilungsaufbruch im Bayrischen Wald

Bauer.jpgBeim Stöbern in meiner Bibliothek fiel mir eine alte Ausgabe der Zeitschrift Charisma in die Hände (Juli-September 2004). Titelthema ist ein Heilungsaufbruch unter Helmut Bauer im Bayrischen Wald. Untertitel: »Wer Jesus als Hobby hat, sprudelt über vor Freude und Begeisterung«.

Über den Völkerapostel heißt es:

In der Nacht von Pfingstsamstag auf Pfingstsonntag 1990, genau um Mitternacht, sei plötzlich – ganz unerwartet – der Heilige Geist über ihn gekommen, obwohl er vorher nie wirklich etwas mit Jesus zu tun haben wollte. Eine starke Kraft kam und blieb auf ihm. Gleich darauf begannen Wunder zu geschehen. Erst anschließend übergab er sein Leben Jesus. Seine ganze Familie und viele Verwandte fanden daraufhin ebenfalls zu Jesus.

Dass Wolfram Kopfermann, der in dieser Ausgabe noch überschwängliche Lobesworte für Wort+Geist fand (»Ich begrüße das, was zurzeit im Bayrischen Wald um Helmut Bauer geschieht, weil ich glaube, dass es ein ganz authentischer Aufbruch ist.«), sich inzwischen deutlich von der Bewegung distanziert, spricht für ihn (siehe Kurzfassung seiner Stellungnahme hier).

Jesus kam aus dem All

Vor 100 Jahren legte Rudolf Steiner die Grundlagen der Anthroposophie. Seine bizarre Lehre mit zwei Christusfiguren spaltete die freireligiöse Welt – und zieht Anhänger bis heute in seinen Bann. Leider!

Die esoterische Lehre Rudolf Steiners (1861–1925) von angeblichen zwei Jesus-Knaben gehört zum Repertoire anthroposophischer Spiritualität. Die Entstehung dieser Theorie vor genau einem Jahrhundert verdient es, neu beleuchtet zu werden. Ende 1909 widmete sich der Philosoph Rudolf Steiner in einem Vortragszyklus dem Lukas-Evangelium. Er war seit 1902 Generalsekretär der deutschen Sektion der 1875 in New York gegründeten Theosophischen Gesellschaft, einer esoterischen Vereinigung. Erstmals präsentierte Steiner in den Vorträgen die okkult ausstaffierte Vorstellung von den zwei Jesus-Knaben.

Danach soll das »salomonische« Jesus-Kind – so benannt nach der Abstammungslinie Jesu im Matthäus-Evangelium – im Alter von zwölf Jahren gestorben sein. Infolgedessen sei aber das in ihm wohnende Zarathustra-Ich – ein Seelenkern, der aufgrund seiner hochwürdigen Wanderschaft Jesus zum hohen Eingeweihten hatte werden lassen – in den »nathanischen« Jesus übergewechselt, in dem buddhistische Seelentradition lebte. Dessen Bezeichnung leitete Steiner von der anderslautenden Abstammungsliste Jesu im Lukas-Evangelium ab. Steiner will seine »Offenbarungen« in der »Akasha-Chronik« gelesen haben – das ist nach theosophischer Theorie ein übersinnliches »Buch des Lebens«, das in immaterieller Form ein allumfassendes Weltgedächtnis enthält.

Hier der Artikel von Werner Thiede: www.merkur.de.

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