Das prophetische Amt der Kirche

In dem Vortrag „Gedenkt der Tage, in denen ihr viel Leidenskampf erduldetet“ habe ich im Januar 2025 über Grenzen der christlichen Gehorsamspflicht gesprochen. Das Volk Gottes soll einerseits gegenüber der weltlichen Stadt eine wohlwollende Haltung einnehmen und der Obrigkeit gehorchen. Was aber, wenn von der Kirche etwas verlangt wird, was in Gottes Augen ein Gräuel ist? Im Vortrag heißt es: 

Diese Gehorsamspflicht ist für uns leicht anzunehmen, solange wir voraussetzen, dass die Obrigkeit die Übeltäter bestraft und diejenigen, die Gutes tun, unterstützt. Schwieriger wird es, wenn nicht mehr so klar erkennbar ist, ob die Obrigkeit wirklich das Gute will.

Wie verhalten wir uns in einer Zeit des Umbruchs? Das Abendland öffnet sich mehr und mehr für Maßstäbe, die im Widerspruch zu den Ordnungen stehen, die der Schöpfer dieser Welt eingestiftet hat. Wie wollen wir uns da verhalten?
Die kurze Antwort lautet: Wir können nicht bei allem mitmachen! Es gibt eine Gehorsamsgrenze: Wenn weltliche Anforderungen gegen Gottes Willen verstoßen, gilt: „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen“ (Apg 5,29). Dieses „mehr gehorchen“ in Apg 5 steht im Kontext der Evangeliumsverkündigung. Die Apostel wollten sich keinesfalls verbieten lassen, im Namen von Jesus zu lehren. Christen sind berufen, durch ihre Worte und ihr Leben ein Zeugnis für Gottes Liebe und Wahrheit abzulegen, sogar dann, wenn es ihnen verboten wird.
Aber auch am allgemeinen Aufstand gegen Gottes Maßstäbe dürfen wir uns nicht beteiligen (prophetisches Amt, schöpferische Gegenkultur). Wir können uns den damit verbundenen Konflikten nicht mehr einfach dadurch entziehen, dass wir uns verstecken. In immer mehr Bereichen des alltäglichen Lebens wird Christen eine Entscheidung abverlangt.

Wie schwer solche Konflikte in der Praxis wiegen können, möchte ich an einem Brief von Präses D.E. Wilms illustrieren. Wilms erzählt in einem Schreiben, dass er Karl Barth zum 70. Geburtstag zukommen ließ, den Einsatz der Bekennenden Kirche im Jahre 1940 gegen das Euthanasieprogramm der Nationalsozialisten.  

Um was ging es? Im Frühjahr und Sommer 1939 begann eine Planungsgruppe mit der Organisation einer geheimen Aktion zur Ermordung behinderter Kinder. Am 18. August 1939 erließ das Reichsinnenministerium einen Erlass, der alle Ärzte, Schwestern und Hebammen verpflichtete, Neugeborene und Kinder unter drei Jahren, die Anzeichen einer schweren geistigen oder körperlichen Behinderung aufwiesen, zu melden. Ab Oktober 1939 drängten die Gesundheitsbehörden die Eltern behinderter Kinder, ihre Kleinkinder in eine der dafür vorgesehenen Kinderkliniken in Deutschland und Österreich zu geben. In Wirklichkeit waren diese Kliniken Tötungsanstalten. Eigens angeworbenes medizinisches Personal verabreichte den Kindern tödliche Überdosen von Medikamenten oder ließ sie verhungern. Zunächst nahmen die Ärzte und Klinikleiter nur Säuglinge und Kleinkinder in das Programm auf. Mit der Ausweitung des Programms wurden später auch Jugendliche bis 17 Jahre einbezogen. Nach vorsichtigen Schätzungen sind in den Kriegsjahren mindestens 10.000 körperlich und geistig behinderte Kinder durch das Kindereuthanasieprogramm zu Tode gekommen (wiedergegeben in Anlehung an encyclopedia.ushmm.org).

Als die Bekennende Kirche von diesem Programm erfuhr, wusste sie sich in eine Entscheidung gerufen. Sie durfte zur Ausmerzung sogenannten unwerten Lebens nicht schweigen. Was aber genau sollte sie tun? 

Präses Wilms schreibt („Nach der Lektüre von ‚Der Schutz des Lebens‘“, in: Antwort, 1956, S. 16–21, hier S. 17–18): 

Wir kamen von einer altpreußischen Bekenntnissynode in Leipzig, wohin wir aus Berlin ausgewichen waren. Es war ziemlich gefährlich gewesen, und wir hatten hinter verschlossenen Türen und Fensterläden in einem Gemeindehaus nahe der Thomaskirche getagt. Über ein Jahr war schon Krieg, und darum wurde die Lage der Bekennenden Kirche immer bedrohlicher, zumal sie zu den Verbrechen an Menschen, an den politischen Gefangenen in den Konzentrationslagern, an den Juden und an den russischen Kriegsgefangenen nicht geschwiegen hatte. Über ein Jahr war schon Krieg und darum lief über ein Jahr, seit dem 1. September 1939, die Aktion HITLERs zur Ausmerzung unwerten Lebens, die man dann mit dem Wort „Euthanasie“ umschrieb. Sie lief geheim, aber mit unheimlicher Brutalität. Hunderte, Tausende kranker Menschen waren bereits aus den Heilanstalten verlegt worden und wenige Wochen danach gestorben, sprich: ermordet worden.

Wir wußten das! Landesbischof WURM hatte in seinem Brief an den Reichsinnenminister diese Verbrechen beim Namen genannt und Anklage gegen die Mörder erhoben. Wir brachten damals von dieser Leipziger Synode eine Tageszeitung aus Leipzig – nur von einem Tag mit nach Hause, in der allein vier bis fünf Todesanzeigen standen, die bei näherem Zusehen klar als Anzeigen von diesem Ausmerzungstod zu erkennen waren. Und dann haben wir einander zu Hause in unserer Kirche gefragt: Müssen wir jetzt nicht laut sagen, rufen, schreien, daß hier unschuldige und hilflose Menschen ermordet werden von einer Obrigkeit, die für den Schutz des Lebens verantwortlich ist, und von Ärzten, deren höchstes Gesetz es sein muß, Leben zu erhalten, zu retten und zu heilen? Muß sich die christliche Gemeinde nicht jetzt ganz offen vor diese Kranken, ihre „geringsten Brüder“ stellen und bereit sein, die Folgen solchen Eintretens auf sich zu nehmen? Ich hatte als Kandidat in Bethel eine Zeitlang Epileptiker und Geisteskranke gepflegt und war zwei Jahre Pastor in einer Betheler Zweiganstalt gewesen, und es war von daher sehr eindrücklich die Achtung vor dem ärmsten Menschenleben mit mir gegangen. Was hatten wir an Dankbarkeit für empfangene Liebe und an rührender Anhänglichkeit unter unsern Kranken erfahren; ja, wie hatten sie uns zuweilen, wenn der Vorhang der Dunkelheiten ihrer Krankheit sich mal ein wenig lüftete, beschämt, weil wir dann ihren Glauben oder irgendeine sehr klare menschliche Erkenntnis sahen.

Es gab dann unter uns manche Aussprachen, und wir wurden gefragt, ob die Kirche zu diesem Verbrechen reden müsse und dürfe oder nicht, ob sie berufen sei, den Staat anzureden, ob wir Propheten sein könnten wie Nathan oder Hesekiel oder nicht nur Prediger des Evangeliums innerhalb unserer Gemeinden, ob Jesus etwas zu den Verbrechen des römischen Kaisers gesagt habe, und wir konnten nur immer wieder antworten, daß hier Menschen gemordet werden, die uns doch als unsere „geringsten Brüder“ anvertraut sind, und daß wir das wissen und darum für sie irgendwie eintreten müssen, daß wir Gottes Willen zu verkündigen haben, wie es Christus selbst getan und uns befohlen hat und also die Übertretung dieser Gebote strafen müssen in der Gemeinde und in der Welt.

Es gab das Ringen BODELSCHWINGHs mit dem Leibarzt HITLERS um das Leben seiner Kranken, das zugleich ein Ringen um diesen „Arzt“ war und bei dem BODELSCHWINGH sich selbst vor seine Pflegebefohlenen stellte.

Es gab unter uns stille Verabredungen der Brüder – keine Weisung einer Kirchenleitung! –, daß wir in dieser Sache nicht schweigen wollten, und manch einer hat das Wort gesagt „zum Schutz des Lebens“, indem er sein eigenes Leben aufs Spiel setzte, manch einer hat am Grabe eines so ermordeten Gemeindegliedes, dessen Urne mit einem Lügenbrief aus der Tötungsanstalt geschickt wurde, offen erklärt: „Dieser Bruder ist nicht auf natürliche Weise gestorben; an ihm ist ein Mord geschehen.“ Was das mitten im Kriege bedeutete, braucht wohl nicht gesagt zu werden. Aber es ist mir in meiner langen Gefangenschaft ein großer Trost in Stunden dunkler Anfechtung gewesen, daß auf meinem Schutzhaftbefehl, unterschrieben vom Gestapockef HEYDRICH, gestanden hatte: „Er hat durch öffentliche Stellungnahme zur Euthanasie Unruhe in die Bevölkerung getragen usw.“

Bildungsverfall an den Hochschulen

Frau Prof. Gülbay-Peischard beklagt die fehlende Leistungsbereitschaft an den Hochschulen. Die Wertschätzung von Bildung gehe selbst im universitären Umfeld verloren. Was sie besonders ärgert: Studenten schämen sich nicht dafür, ihre Hausarbeiten von künstlicher Intelligenz schreiben zu lassen. 

Ein paar Zitate: 

Ich würde niemandem Dummheit unterstellen. Aber ein großer Teil der Studenten ist tatsächlich unambitioniert. Aus meiner Sicht wird eine Bildungschance vertan, wenn Bildung nicht als Zweck des Studiums begriffen wird, sondern es nur darum geht, so schnell wie möglich durch diesen Parcours durchzukommen. Wenn ich auf Instagram lese, dass Studenten sich gegenseitig KIs empfehlen, mit denen die Hausarbeiten geschrieben werden, dann kann ich nur sagen: Leute, ihr verkennt den Zweck einer Hausarbeit. Natürlich geht es einerseits darum, einen Schein zu machen. Aber vor allem geht es darum, sich die Skills zu erarbeiten, die mit einer erfolgreichen Hausarbeit einhergehen: Recherchieren eines unbekannten Themas, das Strukturieren eines eigenen Vortrags und Zeitmanagement. All das fällt weg, wenn ich die KI etwas schreiben lasse. Und das fehlt den Absolventen dann im Beruf.

Tatsächlich an einer gewissen Bereitschaft, sich Stress und Leistung auszusetzen, den inneren Schweinehund zu überwinden. Viele lassen sich viel zu leicht ablenken. Es gibt Sachen, die machen wir nicht gerne. Aber es wird nicht besser, wenn wir sie aufschieben. Dieses Durchhaltevermögen fehlt vielen Studenten. Manche überschätzen sich zudem gnadenlos selbst.

Und in der Schule kommt noch dazu, dass Eltern dies geradezu fördern, indem sie jede schlechte Note kritisieren und bekämpfen, statt dem Kind zu sagen: Na ja, wenn du eine Fünf bekommen hast, hast du offensichtlich nicht genug gelernt. Stattdessen werden die Lehrer angegangen und im Zweifel sogar über das Schulamt Druck gemacht. Warum sollten Lehrer sich das antun?

Mehr (hinter einer Bezahlschranke): www.welt.de.

Jesus25 – Wie geht es weiter mit den Evangelikalen im deutschsprachigen Europa

Matt Studer hat selbst an der Jesus25-Konferenz teilgenommen und in einem ausführlichen Blogbeitrag seine Eindrück und Hoffnungen formuliert. Darin heißt es: 

Ankern hiess also, sich auf die Grundlagen des evangelikalen Glaubens zu besinnen und diese für unsere Zeit neu zu formulieren. Von welchen Grundlagen spreche ich hier? Ich meine die Basics, wie sie z. B. im Nicäno-Konstantinopolitanischen Glaubensbekenntnis formuliert wurden: Wer ist Gott, wer der Mensch? Was ist das Evangelium? Konkret wurden an der Konferenz drei Themen betont: Der Sühnetod Jesu im Zusammenhang mit unserem Heil (wie werden wir erlöst?), das evangelikale Bibelverständnis und eine positive, heilsame Sicht auf die biblische Sexualethik. Gerade diese drei Punkte werden von der progressiv-postevangelikalen Strömung hinterfragt und rekonstruiert, so dass es Not tut, sich zu besinnen, was wir eigentlich glauben und wie wir es wieder relevant kommunizieren könnten. Natürlich könnte man sagen, dass man ausgerechnet die drei Steckenpferde der Evangelikalen herausgesucht hat. Gäbe es nicht auch noch andere Themen, bitte schön? Die Antwort lautet: Ja, man hätte auch über die Trinität sprechen können (vielleicht auch sollen?), um nur ein weiteres Kernthema zu nennen. Ich meine dennoch, dass die drei gewählten Impulse wichtig waren, weil dies die Themen sind, die von progressiver Seite her zur Debatte stehen.

Dazu ein paar kritische Anmerkungen meinerseits: Der evangelikale Glaube hat, was seine Kernüberzeugungen betrifft den Anspruch, echter biblischer Glaube zu sein. Wir glauben, dass unsere Kernüberzeugungen nicht einfach Ausdruck irgendeiner Zeit oder Strömung, geprägt von einzelnen Persönlichkeiten sind. Vielmehr behaupten wir, dass diese Überzeugungen biblisch sind und sich mit der Lehre Jesu und der Apostel decken. Wir behaupten also frech und freudig, dass wir den richtigen christlichen Glauben haben – zumindest was den Kern betrifft. Das ist für uns innerhalb der evangelikalen Bubble selbstverständlich. Für Leute ausserhalb dagegen kann es ein Affront sein. Deswegen schlage ich vor, dass wir uns (gerade wenn es um eine Standortbestimmung geht), stärker historisch verorten. Woher kommen wir (Reformation, Erweckungsbewegung, Pietismus, Puritanismus?)? Denn sonst stehen wir in der Gefahr unseren historischen Bezugsrahmen aus den Augen verlieren. Es klingt dann zumindest nach aussen hin so, als ob unsere Kernüberzeugungen einfach unsere eigenen Präferenzen widerspiegeln. Dabei könnten wir ja gerade zeigen, dass unser Glaube auf eine lange, sich durch die Jahrhunderte hindurchziehende Geschichte beruft. Ich bin mir sicher, dass der mit der Konferenz publizierte Band zur evangelikalen Bewegung in Deutschland, Österreich und der Schweiz dies nachholt. Aber irgendwo in den Keynotes hätte ich diesen historischen Bezugsrahmen sinnvoll gefunden. Und wenn wir schon dabei sind, schlage ich vor, dass wir wieder vermehrt beginnen, die frühen Jahrhunderte der Kirche (gerade was mein evangelikales Bibelverständnis betrifft, habe ich in der Schule der patristischen Väter und bei Augustinus und Thomas von Aquin dazugelernt) zu studieren und in unsere Präsentation einzuflechten. Die evangelikale Bewegung, wenn sie die authentische christliche Lehre für sich beanspruchen will, muss zeigen, dass ihre Lehre kein Novum ist, sondern sich in der Kirchengeschichte immer wieder manifestiert hat (sogar vor der Reformation!). Dieser historische Fokus macht uns auch glaubwürdiger, wird uns doch manchmal nicht zu unrecht vorgeworfen, wir seien Geschichtsvergessen. Initiativen aus dem englischen Raum wie Credomag oder Roland Werners neues Buch Faszination frühe Christen (auf Deutsch!) würden hier wertvolle Impulse geben. PS: Dazu gehört der Dialog mit der römisch-katholischen und anderen Kirchen. Leute wie Gavin Ortlund von Truth Unites leisten viel hinsichtlich dieses Dialogs zwischen Evangelikalen und Geschwistern aus anderen Traditionen, allerdings im angelsächsischen Sprachraum. Wir brauchen solche Initiativen auch im deutschsprachigen Raum, meine ich.

Gefreut hat mich, dass die globale evangelikale Bewegung und die verfolgte Kirche eine Erwähnung fanden. Es ist so wichtig, dass wir hier und da über den eigenen Tellerrand hinausschauen, gerade weil die westliche Christenheit global gesehen längst nicht mehr am Drücker ist (zumindest zahlenmässig). Ich bin hier auch erst am Anfang, aber ich schlage vor, dass wir vermehrt von unseren Geschwistern aus Afrika, Lateinamerika und Asien dazulernen.

Mehr hier: www.mindmatt.com.

Die Probleme mit Matthew Bates’ Perspektive auf die Glaubensrechtfertigung

Seit Jahren macht Matthew Bates von sich reden, indem er einen dritten Weg jenseits von Katholizismus und Protestantismus propagiert. Er hat einen gewissen Erfolg, sogar Scot McKnight oder Michael F. Bird empfehlen – nicht ganz überraschend – seine Schriften.

Wie N.T. Wright beruft sich auch Bates auf Einsichten der Neuen Paulusperspektive und verschiebt die Botschaft des Evangeliums in Richtung: auf die menschliche Treue kommt es an. Das ist nicht völlig falsch. Aber alles in allem gibt es massive Verschiebungen in der Frage der Glaubensgerechtigkeit und der Errettung. Dass dies nicht einfach zu erkennen ist, zeigt diese Zusammenfassung „seines Evangeliums“ (Matthew W. Bates, Beyond the Salvation Wars: Why Both Protestants and Catholics Must Reimagine How We Are Saved, 2025, S. 264–265):

Jesus ist der König geworden. Wir sind gerettet, wenn wir uns zu ihm bekennen und unsere Treue zu ihm leben.

Das Evangelium besagt, dass der Sohn vom Vater gesandt wurde, um der Christus, der vergebende König, zu werden – mit der Betonung auf seiner Königsherrschaft. Obwohl der rettende Glaube auch das Vertrauen einschließt, dass Jesus für unsere Sünden gestorben ist, bedeutet er in erster Linie die verkörperte Treue zu ihm als König. Der rettende Glaube schließt regelbasierte Ansätze zur Erlangung des Heils, wie etwa Gesetzeswerke, aus, schließt aber gute Werke ein, die mit Hilfe des Geistes als Ausdruck der Treue vollbracht werden. Die Taufe ist das wichtigste Ereignis, um sich entschieden zu König Jesus zu bekennen und so den Heiligen Geist zu empfangen – obwohl Gott Menschen auch ohne die Taufe rechtfertigen kann und dies auch getan hat. Die Gnade ist ein unverdientes, freies Geschenk, aber die rettende Gnade, das Christusgeschenk, kann von uns nur dann wirksam empfangen werden, wenn wir als Antwort darauf zunächst und beharrlich unsere Treue zurückgeben.

Rechtfertigung lässt sich am besten als einverleibte Gerechtigkeit darstellen. Eine Person wird zum ersten Mal gerechtfertigt, wenn sie in den gerechtfertigten Leib des Königs eintritt, wenn der Heilige Geist diese Person einhüllt. Die gegenwärtige Rechtfertigung dieser Person muss durch eine fortwährende Treueerklärung aufrechterhalten werden, damit die Rechtfertigung beim Endgericht ratifiziert werden kann. Es ist möglich, die anfängliche Rechtfertigung zu haben, diesen Status aber zu verlieren, indem man vom Glauben abfällt und sich von Christus und der Gemeinschaft des Heiligen Geistes löst. Das Auferstehungsleben des Königs ist bereits in jeder Person am Werk, die in der Gegenwart gerechtfertigt ist, so dass sie über eine tatsächliche menschliche Gerechtigkeit verfügt, die fortwährend aus dem König Jesus hervorgeht, wenn sie sich weiterhin zur Treue bekennt. Die endgültige Rechtfertigung hängt von der Treue zu König Jesus ab, so dass wir mit unserem Körper gute Taten vollbringen und in und durch ihn moralisch gerecht sind. Die Verkörperung ist jetzt und für immer bedeutsam. Gottes letzte Vision für die menschliche Erlösung ist die Auferstehung zu einer neuen Schöpfung. Vereint in der Wahrheit, werden wir an der Seite Jesu in auferstandenen Körpern über die neue Schöpfung herrschen. All dies führt uns zum Kern der christlichen Mission der Jüngerschaft: weltweite Treue zu Jesus, dem König.

Zum besseren Verständnis dieser Verschiebungen empfehle ich die Diskussion „Has the Church Misunderstood the Gospel for 2000 Years?“ zwischen Albert Mohler, Tom Schreiner, Jim Hamilton und Steve Wellum:

Die Illusion einer digitalen Schule

Deutschland will bis 2030 Milliarden in die Digitalisierung von Schulen investieren. Doch ausgerechnet Vorreiter Dänemark lässt am Sinn der Offensive zweifeln. Denn Auswertungen zeigen, dass der bedingungslose Digital-Kurs längst nicht den erhofften Erfolg gebracht hat. Im Gegenteil. Felix Seifert berichtet:

Denn: Beispiele wie Dänemark zeigten, dass die elektronische Ausstattung nicht automatisch zu tiefgreifenderem Themenverständnis – und damit besseren Schülern – führe. „Die elektronischen Tools sind oft nicht dazu geeignet, Themen tiefgehender zu reflektieren. Es ist etwa ein riesiger qualitativer Unterschied, ob ich eine WhatsApp-Nachricht tippe oder einen kohärenten längeren Text verfasse.“

Studien der Norwegischen Universität für Wissenschaft und Technologie (NTNU) bestätigen das: Die Wissenschaftler stellten dort mittels Gehirnscans fest, dass etwa das Schreiben per Hand eine höhere geistige Aktivität auslöst als bloßes Tippen am Computer. Renkls Urteil: „Es muss ein Nutzungskonzept für die digitalen Medien geben. Dann kann ihr Einsatz eine sinnvolle Ergänzung sein. Wir sollten uns aber immer fragen: gibt es wirklich einen benennbaren Vorteil?“

Wie sich das auf die Strategie bei den Bildungsausgaben auswirken kann, zeigt etwa das Beispiel Harvard. Der Elite-Universität im US-Bundesstaat Massachusetts steht zusammengerechnet jedes Jahr ein Vermögen von 31 Milliarden Dollar (etwa 27 Milliarden Euro) aus Spendengeldern zur Verfügung. Und bis dato setzte die Universität trotzdem weiterhin auch auf Kreidetafeln und ausgedrucktes Unterrichtsmaterial.

Mehr (hinter einer Bezahlschranke): www.welt.de.

Wie sich an Amerikas Elite-Universitäten Antisemitismus ausbreitete

An vielen Elite-Universitäten in den USA und auch in Deutschland hat man über Jahre zugelassen, dass Antisemiten mehr und mehr an Einfluss gewinnen konnten. Christine Brinck erklärt:

Die intellektuelle Integrität der Universität ist in den letzten 20 Jahren allzu oft auf dem Altar der Ideologien geopfert worden. Administrationen wurden aufgebläht mit Politkommissaren, die für ethnische Buntheit und Bevorzugung nichtweißer Gruppen zuständig waren und sexuelle Belästigung ahnden sollten. Der Antisemitismus reckte sein hässliches Haupt. Rassismus, Dekolonisierung und Weiße Vorherrschaft gerieten ins Zentrum der Lehre. Über Jahre waren gewaltige Summen aus arabischen Ländern, vor allem aus Katar, in die Nahost-Institute geflossen, und mit den Geldern kamen israelfeindliche Curricula und arabische Studenten, welche als Führungskader fungierten.

Bei der Anhörung im US-Kongress zu den Vorgängen demontierten sich die Präsidentinnen von Harvard und Pen selbst. Verstieß denn nicht der Aufruf zum Genozid an Juden gegen die Regeln der Universität? Gewunden antworteten sie: Das hänge vom „Kontext“ ab. Den Uni-Vorständen blieb nichts anderes übrig, als die beiden zum Rücktritt zu drängen.

Ein Blick nach Deutschland. Hierzulande haben viele Uni-Verwaltungen auch nicht gegen den Antisemitismus im Gewande des „Antizionismus“ durchgegriffen. Erst als die Gewalt überkochte, begann man, das Hausrecht durchzusetzen. Nach der Vandalisierung des Emil-Fischer-Hörsaals an der Humboldt-Universität wurde die Polizei gerufen. Die Zerstörungswut der Studenten war die Antwort auf die Ausweisung von vier ausländischen Aktivisten, die 2024 das FU-Präsidium besetzt hatten.

Der neueste Antisemitismus-Report von Harvard räumt nun vorsichtig jahrelange Fehlentwicklungen ein: sinkende intellektuelle Standards, ein von Vorurteilen gesteuertes Curriculum und eine gewisse „Faulheit“, jüdische oder israelische Perspektiven im Kontext des Israel-Palästina-Konflikts zu berücksichtigen. Manche Abteilungen opferten historische Fakten der politischen Agenda. Ein Professor leugnete gar, dass Juden irgendeine historische Beziehung zum Land Israel hätten.

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John Sott: Liebe und Gehorsam gehören zusammen

John Stott sagt über 1Joh 5,2–3: „Daran erkennen wir, dass wir Gottes Kinder lieben, wenn wir Gott lieben und seine Gebote halten. Denn das ist die Liebe zu Gott, dass wir seine Gebote halten; und seine Gebote sind nicht schwer“ (The Letters of John: An Introduction and Commentary, 1988, S. 173):

Denn die Liebe zum himmlischen Vater ist so sicher und unausweichlich mit der Liebe zu seinen Kindern auf der Erde verbunden, dass Johannes fortfahren kann: „Daran erkennen wir, dass wir die Kinder Gottes lieben: indem wir Gott lieben“. Es ist ebenso unmöglich, die Kinder Gottes (als solche) zu lieben, ohne Gott zu lieben, wie es unmöglich ist, Gott zu lieben, ohne seine Kinder zu lieben (4,20–21). Eine familiäre Beziehung verbindet die beiden Lieben.

Die Liebe zu Gott hat eine zweite unausweichliche Konsequenz, nämlich den Gehorsam. Wenn wir Gott wirklich lieben, lieben wir nicht nur seine Kinder, sondern wir finden uns auch in der Lage wieder, seine Gebote auszuführen“. In Vers 3 geht Johannes noch weiter. Die Verbindung zwischen den beiden ist so unerbittlich, dass die Liebe zu Gott, die in einem Sinne in den Gehorsam mündet, in einem anderen Sinne mit ihm identifiziert werden kann. Die Liebe zu Gott ist nicht so sehr eine emotionale Erfahrung als vielmehr eine moralische Verpflichtung. In der Tat ist agapē, ob sie nun Gott oder den Menschen gilt, immer praktisch und aktiv. Die Liebe zu unseren Brüdern und Schwestern drückt sich „mit Taten und in der Wahrheit“ aus, insbesondere im aufopfernden Dienst (3,17–18); die Liebe zu Gott in der Ausführung seiner Gebote. Jesus sagte dasselbe über die Bedeutung der Liebe zu sich selbst (Johannes 14,15.21).

Es sollte uns auch nicht schwer fallen, unsere Liebe durch unseren Gehorsam auszudrücken, denn seine Gebote sind nicht beschwerlich oder „lästig“ (…). Die pingeligen Vorschriften der Schriftgelehrten und Pharisäer waren „schwere Lasten, die schwer zu tragen waren“ (Mt 23,4; vgl. Lk 11,46), aber das Joch Jesu ist leicht und seine Last leicht (Mt 11,30). Gottes Wille ist „gut, wohlgefällig und vollkommen“ (Röm 12,2). Es ist der Wille eines allwissenden, allliebenden Vaters, der unser höchstes Wohl anstrebt.

Wie geht Säkularisierung?

In der FAZ „duellierten“ sich Friedrich Wilhelm Graf und Detlef Pollack in Sachen Säkulariserungthese. Friedrich Wilhelm Graf ist als Vertreter der liberalen Theologie (Mitglied der Ernst-Troeltsch-Gesellschaft) mit den Untersuchungen der neuesten Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung (siehe dazu hier) nicht ganz zufrieden (vgl. Friedrich Wilhelm Graf, „Wie viele Gesichter hat Christus?“, FAZ vom 19.04.202, Nr. 92, S. 11). Es gebe methodische Mängel und überhaupt sollten wir die Umfragen nicht überbewerten. Denn (ebd.): 

Theologen wie Soziologen neigen oft dazu, selbst bei schwacher empirischer Grundlage starke Deutungen zu verkünden. Aber Glaubenswelten gehen in der vermeintlichen Alternative von „Wiederkehr der Götter“ und „Säkularisierung“ nicht auf. Die Lage in Berlin ist anders als die in Frankfurt oder Freiburg. Deshalb scheinen analytische Demut und Behutsamkeit geboten. Vieles verstehen wir nicht oder nur sehr unvollkommen. In der Loffeld-Debatte haben französische Geistliche darauf hingewiesen, dass die Generation Z in den letzten beiden Jahren die Messen am Aschermittwoch gestürmt habe. Gerade im musikalischen Christentum, das in der Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung absurderweise keinerlei Rolle spielte, lässt sich nur wenig Erosion beobachten. Samstag für Samstag ist die Berliner Hohenzollernkirche mittags zum „Noon Song“ mit einem diversen Publikum dicht gefüllt. Karten für die zahlreichen Aufführungen von Johannes- und Matthäuspassion sind in München ausverkauft. Am Karfreitag findet im höchst weltlichen „Bergson Kunstkraftwerk“ ein Passionskonzert statt. Vielleicht ist „Säkularisierung“ doch weniger klar, weil vielschichtiger und komplizierter, als viele theologische wie soziologische Religionsdeuter derzeit meinen. Sich die Grenzen des eigenen Deutenkönnens einzugestehen, mag nicht die schlechteste epistemologische Tugend sein.

Anders sieht das der Theologe und Soziologe Detlef Pollack. In „Warum so hilflos? Religionssoziologie ist weiter, als es Friedrich Wilhelm Graf für möglichg hält“ (FAZ vom 07.05.2025, Nr. 105, S. 12) wirf er Graf vor, mit einem zu weiten Religionsbegriff zu operieren. Wenn man, wie Graf, das Weihnachtschristentum, Passionsrituale oder fluide Spiritualität einrechne, lasse sich die Lage zwar positiver deuten. Das täusche aber darüber hinweg, dass es um den Gottesglauben alles andere als gut bestellt sei. 

Heute … ist der Gottesglaube zu einer Option unter anderen geworden, die man wählen kann oder auch nicht und für die sich viele nicht mehr entscheiden. Für den Zeitabschnitt, für den repräsentative Umfragen vorliegen, lässt sich der Bedeutungsrückgang des Gottesglaubens empirisch gut nachvollziehen. 1949, zum Zeitpunkt der Gründung der Bundesrepublik, gaben 88 Prozent der Bundesbürger an, an Gott zu glauben, 78 Prozent ohne Vorbehalte und weitere zehn Prozent gemäß eigener, nichtkirchlicher Vorstellungen. Heute bekennen sich in Westdeutschland noch etwa 50 Prozent zum Glauben an Gott oder ein höheres Wesen, etwa 20 Prozent sagen, sie wüssten nicht, was sie glauben sollen, und 30 Prozent lehnen den Transzendenzglauben ausdrücklich ab. Mehr als 50 Prozent erklären, ihnen seien religiöse Fragen egal.

Diese Entwicklung ist bekannt.

Pollack macht jedoch interessanter Weise noch auf einen Prozess aufmerksam, über den weniger gesprochen wird. Es geht – mit meinen Worten ausgedrückt – um Folgendes: Indem die Vertreter der liberalen Theologie die Augen vor der dramatischen Entwicklung verschließen, verhindern sie ein Umdenken in den Kirchen. Da, wo keine Krise ist, braucht man auch nicht über die Ursachen und Richtungswechsel nachzudenken. Anstatt das Sterben der Kirchengemeinden auch mit der Kraftlosigkeit der liberalen Theologie in Verbindung zu bringen und eine andere Richtung einzuschlagen, werden die Prozesse der Entkirchlichung kleingeredet. 

Im O-Ton klingt das so: 

Es ist an der Zeit, dass die führenden Vertreter der liberalen Theologie die Befunde der empirischen Analysen zur Kenntnis nehmen. Das wäre auch deswegen wichtig, weil die Immunisierungsstrategie der liberalen Theologie das kirchliche Handeln alleinlässt. Die religionssoziologisch diagnostizierten Krisenprobleme, die nicht nur die Kirche, sondern auch den Glauben und die Religion in allen ihren Dimensionen betreffen, sind in der kirchlichen Praxis längst angekommen. Die liberale Theologie hat so in den letzten Jahren nicht ohne Erfolg an ihrer eigenen handlungspraktischen Irrelevanz gearbeitet.

Der Kritik Grafs an der Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung ist eine gewisse Tragik nicht abzusprechen, falls man die Säkularisierungstendenzen wie ich mit Bedauern beobachtet. Die von einem überlegenen Standpunkt aus proklamierten Urteile bleiben weit hinter dem erreichten Stand der religionssoziologischen Diskussion zurück. Graf kennt weder die neuere religionssoziologische Literatur, noch scheint er überhaupt die Studie, die er zerreißt, gelesen zu haben. Stattdessen bedient er sich veralteter Argumentationsmuster, mit denen die Religionssoziologie seit Jahrzehnten umgeht.

Sein Text ist damit nicht nur ein Zeugnis theologischer Realitätsverweigerung, sondern auch eine Manifestation der aporetischen Situation, in die sich die liberale Theologie gebracht hat. Sie meint, mit historisierenden Einordnungen, begriffstechnischen Manövern und methodologischen Blindflügen ihre Sache retten zu können. Aber sie zeigt damit nur ihre argumentative Hilflosigkeit und wird so selbst zu einem Ausdruck dessen, was sie bekämpft: zu einem Symptom der Säkularisierung.

Frank Hinkelmann: „Mit dem Glauben an den Sühnetod Jesu steht und fällt sehr viel“

Prof. Frank Hinkelmann, Rektor des Martin Bucer Seminars, sprach mit dem Medienmagazin PRO über evangelikale Baustellen und das Anliegen von Jesus25:

Im freikirchlichen und evangelikalen Bereich werden Glaubensgrundlagen zunehmend hinterfragt. Welche sind das?

In Teilen des freikirchlichen und pietistischen Bereichs werden theologische Grundüberzeugungen wie der Sühnetod Jesu, seine leibliche Auferstehung und anderes in Frage gestellt. Damit ist vor allem die sogenannte postevangelikale Bewegung gemeint. Um Menschen in unserer postmodernen Gesellschaft erreichen zu können, meinen sie, dass man den Glauben in manchen Bereichen erst mal dekonstruieren muss; dass man fragen muss, was Sünde eigentlich heute meint. Statt die Antworten dazu in der Heiligen Schrift selbst zu finden, ziehen sie das gesellschaftliche Verständnis dafür heran.

Wir von der Initiative „Jesus25“ sind der Überzeugung, dass es gute Gründe gibt, an den traditionellen christlichen Werten, die uns übrigens auch mit den anderen christlichen Konfessionen verbinden, festzuhalten. Diese Diskussionen im deutschsprachigen Kontext sind vor allem ein westeuropäisches Phänomen. In weiten Teilen Europas, geschweige denn in der Welt, steht das zumindest innerhalb der evangelikalen Bewegung nicht zur Debatte.

Wie definieren Sie „evangelikal“ theologisch?

Es ist ein ganz klares Festhalten an der Autorität der Heiligen Schrift. Der Sühnetod Jesu, sein stellvertretender Opfertod am Kreuz, ist für die evangelikale Bewegung immer konstituierend gewesen.Es ist drittens eine Betonung von Wiedergeburt und Bekehrung. Viertens Jüngerschaft und Nachfolge, das schließt Mission und Evangelisation mit ein. Und ich würde auch sagen, dass dieses Wissen um eine konfessionsübergreifende Gemeinschaft von Gläubigen dazu gehört, die gleichzeitig aber auch Teil einer örtlichen Gemeinde sind.

Mehr: www.pro-medienmagazin.de. Zur Eröffnung eines MBS-Studienzentrums in Dresden siehe hier.

Carl Trueman: Die Entweihung des Menschen

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Vor über achtzig Jahren hielt C.S. Lewis eine Reihe von Vorlesungen, aus denen später sein Werk Die Abschaffung des Menschen hervorging. Mitten im Zweiten Weltkrieg erkannte Lewis darin das zentrale Problem der Moderne: Der Welt war der Sinn und die Bedeutung wahren Menschseins abhandengekommen.

Diesen Gedanken greift Carl R. Trueman in seinem Essay Die Entweihung des Menschen auf und führt ihn weiter.Er zeigt darin, dass die Abschaffung des Menschen heute um eine weitere Dimension ergänzt werden muss: die Entweihung des Menschen. Sie manifestiert sich im Kampf gegen die Autorität des Körpers – insbesondere gegen seine Geschlechtlichkeit und Sterblichkeit – und prägt maßgeblich das Selbstverständnis unserer Zeit.

Die Entweihung des Menschen kann hier bestellt oder heruntergeladen werden: www.evangelium21.net.

Freiheitsverständnis und Freiheitsorientierung der jungen Generation

Die rot-grüne Bildung- und Medienpolitik zeigt Wirkung: Unter jungen Menschen gibt es eine Sehnsucht nach einem starken Staat. Die FAZ schreibt über die Allensbach-Studie „Freiheitsverständnis und Freiheitsorientierung der jungen Generation“:

Dass die freie Marktwirtschaft ein hohes Maß an Freiheit bietet, darüber scheinen sich junge Leute einig zu sein. Wenn es jedoch um die Frage geht, wo sie selbst gerne leben würden, wiegen die Vorzüge eines paternalistischen Staates stärker. So könnte man die Ergebnisse einer Allensbach-Studie zusammenfassen, die nun unter dem Titel „Freiheitsverständnis und Freiheitsorientierung der jungen Generation“ vom liberalen Prometheus-Institut veröffentlicht worden ist. Die Daten, die der Studie zugrunde liegen, stammen zwar noch aus dem September 2024, nehmen rückblickend jedoch die FDP-Wahlflaute vorweg.

Folgt man den Sechzehn- bis Neunundzwanzigjährigen, ist auf die unsichtbare Hand des Marktes kein Verlass mehr. Zumindest dann nicht, wenn es um Klima- und Umweltschutz, die Versorgung mit schadstofffreien Lebensmitteln oder die Förderung kultureller Einrichtungen geht. Dass derlei Belange in die Pflicht des Staates fallen, darüber ist sich die junge Generation einiger als die Gesamtbevölkerung, wie der Vergleich zwischen den Alterskohorten in der repräsentativen Umfrage zeigt: Für 85 Prozent der Jugend ist die Regierung für den Klimaschutz verantwortlich, gegenüber 80 Prozent in der Gesamtbevölkerung.

Mehr (hinter einer Bezahlschranke): www.faz.net.

Deutsche Kirchentage – wo der Geist fehlt und der Event regiert

Der Kirchentag 2025 in Hannover zeigt, warum die Gläubigen in Scharen aus der Kirche austreten. Veranstaltungen wie „BDSM und Christsein“ oder „Die Bibel queer gelesen“ sind nicht mutig – sondern Ausdruck zeitgeistiger Anbiederung. Kein Wunder, dass Ersatzreligionen blühen, meint Harald Martenstein:

Mutig wäre es heute zum Beispiel, Frauen zum Kirchentag einzuladen, die der Lebensrechtsbewegung angehören und Abtreibungen ablehnen. Sie berufen sich immerhin häufig auf die Bibel.

Egal, was man davon hält: Aus christlicher Sicht sollte auch jemand, der für einen Embryo ähnliche Rechte fordert, wie Wespen sie bei uns haben, immer noch als ein menschliches Wesen gelten, mit dem ein Gespräch zulässig ist.

Die Gläubigen laufen der Kirche aus dem gleichen Grund davon, aus dem die sogenannten kleinen Leute der SPD davonlaufen. Ihr Bedürfnis nach Respekt oder, bei den Gläubigen, das Bedürfnis nach Spiritualität wird nicht ausreichend gestillt.

Die Ersatzreligionen blühen ja, man denke nur an die Klimareligion mit ihrer Weltuntergangserzählung, mit Heiligen, Sündenkatalogen und Bußritualen. Als die evangelische Kirche anfing, ganz im Hier und Jetzt zu leben, als NGO unter NGOs, hat sie ihre Trumpfkarten aus der Hand gegeben, etwa die innige Jenseitshoffnung und die Nächstenliebe, die nicht an politische Bedingungen geknüpft ist.

Mehr (hinter einer Bezahlschranke): www.welt.de.

England & Schottand: Keine Transgender mehr im Frauenfußball

Nach dem jüngsten Urteil des Obersten Gerichtshofs zur Definition des Begriffs „Frau“ werden Frauen in England und Schottland nicht mehr gezwungen sein, gegen Männer zu spielen, die sich als weiblich identifizieren. Der englische Fußballverband kündigte an, dass ab dem 1. Juni nur noch biologische Frauen in Frauenspielen eingesetzt werden dürfen. In Schottland soll mit Beginn der Saison 2025/26 eine neue Regelung für Wettbewerbsspiele eingeführt werden. Derzeit können Männer in beiden Ländern auf Einzelfallbasis, d.h. nach Senkung des Testosteronspiegels, im Frauenfußball mitspielen.

Eine gute Entscheidung! Hoffen wir, dass sie standhält, auch wenn eine ehemalige transsexuelle Richterin plant, beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) in Berufung zu gehen.

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Pressefreiheit weltweit unter Druck

Die Lage der Pressefreiheit ist laut Reporter ohne Grenzen weltweit so kritisch wie nie zuvor. In ihrer aktuellen Rangliste der Pressefreiheit stuft die Organisation Deutschland auf Platz 11 von insgesamt 180 Staaten ein.

Die FAZ schreibt:

Die Lage der Pressefreiheit habe einen „historischen Tiefstand“ erreicht, schreibt die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) zur Veröffentlichung ihrer „Rangliste der Pressefreiheit“ 2025. In 90 von 180 beobachteten Ländern sei die Situation für Journalisten „schwierig“ oder „sehr ernst“. Dafür seien eine fragile Sicherheitslage, Autoritarismus und ökonomischer Druck verantwortlich.

„Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt nun in Staaten, in denen wir die Lage der Pressefreiheit als sehr ernst einstufen“, sagte die RSF-Geschäftsführerin Anja Osterhaus. „Autokraten ist unabhängiger Journalismus ein Dorn im Auge. Das wirkt sich auch auf ihre wirtschaftliche Überlebensfähigkeit aus. Wenn Medien finanziell ausgetrocknet werden, wer deckt dann Falschinformationen, Desinformation und Propaganda auf? Neben unserem täglichen Kampf für die Sicherheit von Journalistinnen und Journalisten setzen wir uns deshalb auch für eine Stärkung der wirtschaftlichen Grundlagen des Journalismus ein.“

In 160 von 180 Ländern können Medien kaum nachhaltig wirtschaften. In 46 Staaten konzentriere sich Medienbesitz in den Händen weniger Eigentümer. In Russland zum Beispiel werde die Medienlandschaft entweder vom Kreml oder von Kreml-nahen Oligarchen kontrolliert.

In der Liste liegt Norwegen auf Platz eins, gefolgt von Estland, den Niederlanden, Schweden, Finnland und Dänemark. Deutschland fiel um einen Rang zurück auf Platz elf. 

Mehr: www.faz.net.

Gendertheorie statt Heilsbotschaft

Nathan Giwerzew berichtet vom Ev. Kirchentag in Hannover:

Die Amtskirchen verlieren jährlich Hunderttausende Mitglieder, Konfessionslose stellen inzwischen in Deutschland die relative Mehrheit. Doch darüber wird die Grünen-Politikerin und Kirchentagspräsidentin Anja Siegesmund an diesem Mittwoch wohl nicht sprechen, wenn sie mit dem deutschen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier den 39. Deutschen Evangelischen Kirchentag eröffnet. Denn die fünf Tage dauernde protestantische Grossveranstaltung in der niedersächsischen Landeshauptstadt Hannover steht unter dem optimistischen Motto «mutig, stark, beherzt» – ein abgewandeltes Zitat aus dem Korintherbrief des Apostels Paulus.

Das Programm des Kirchentags ist ein Sammelsurium identitätspolitischer Ideen, die links der Mitte Blüten treiben. So soll es etwa auf einem Podium um das Thema «Queer in der Klimakrise» gehen, in einem anderen um «gendersensible Liturgie». In einem Workshop soll es «BIPoC/PoC-Kindern» erleichtert werden, sich «mutig und stark» zu fühlen.

Was sich hinter dem sperrigen Akronym verbirgt, wird sodann erklärt. Das Angebot richte sich «ausschliesslich an Black, Indigenous und Kinder of Color», ist im Programmheft zu lesen – also nur an nichtweisse Kinder. Mit dem Universalismus der christlichen Heilsbotschaft hat das nichts zu tun, mit sozialpädagogischen Trends und postkolonialer Theorie umso mehr.

Mehr: www.nzz.ch.

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