Was ist anders an der christlichen Hoffnung?

Alistair Begg schreibt über das Wesen der christlichen Hoffnung (Mutiger beten, 2024, S. 71–72):

Wenn wir das Wort „Hoffnung“ benutzen, drücken wir damit meistens Unsicherheit aus: „Ich hoffe, ich stolpere nicht.“ „Ich hoffe, es regnet morgen nicht.“ „Ich hoffe, der Aktienmarkt kommt wieder von allein in Gang.“ Mit Zuversicht hat das alles nichts zu tun.

Aber das Neue Testament kennt keine Ungewissheit, wenn es das Wort„Hoffnung“ verwendet. Gott will, dass wir „erkennen, zu welcher Hoffnung wir von ihm berufen sind“ (Eph 1,18). Diese Hoffnung zu kennen bedeutet, einer Realität gewiss zu sein, die man noch nicht vollständig erfahren hat. Sie steht nicht unter Vorbehalt.

Sie ist uns von dem Gott versprochen worden, der die Wahrheit ist. Es ist eine sichere Hoffnung, die uns vertrauen lässt. Diese Hoffnung beruht auf diesem Wissen: „ [Die] er ausersehen hat, die hat er auch vorherbestimmt, dass sie gleich sein sollten dem Bild seines Sohnes“ (Röm 8,29), und: „Der in euch angefangen hat das gute Werk, der wird’s auch vollenden“ (Phil 1,6).

Paulus sagt also den Christen in Ephesus: „Ich bete darum, dass ihr die Hoffnung, zu der Gott euch in Christus Jesus berufen hat, wirklich erkennt.“ Er meint damit nicht einfach nur ein intellektuelles Wissen, sondern sowohl intellektuelles als auch erfahrungsgemäßes Wissen. Hoffnung ist objektiv – sie ist eine Realität, die auf Wahrheit beruht. Und Hoffnung ist subjektiv – die Realität muss ich auch mit dem Herzen wahrnehmen. Biblische Hoffnung versetzt unser Herz in die Lage, ruhig zu bleiben, wenn wir daran denken, dass wir eines Tages sterben werden. Biblische Hoffnung bedeutet, dass unser Herz beim Gedanken an den eigenen Tod sagt: „Jesus ist auferstanden. Mein Glaube ruht in ihm. Er ist meine Hoffnung. Er wird mich nicht im Stich lassen.“

[#ad]

Parlamentsdebatte zur Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen

Gestern Abend habe ich für 15 Minuten in die Parlamentsdebatte zur Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen bis zur zwölften Schwangerschaftswoche und mithin zur Reform des umstrittenen Paragrafen 218 reingeschaut. Ich muss sagen, es war schwer zu ertragen, was dort vor allem Politiker von der SPD, von den Grünen und den Linken vorgetragen haben. Hier mal eine Ausschnitt aus der Rede von Ulle Schaus (Bündnis 90/ Die Grünen):

Wir legen heute mit 328 Abgeordneten aus Koalition und Opposition einen Gesetzentwurf zu einem Gesetz vor, das Frauen seit 153 Jahren kriminalisiert. § 218 StGB symbolisiert seit 1871, dass eine Frau nicht das Recht hat, selbst über ihre Schwangerschaft und somit ihr Leben und ihren Körper zu bestimmen. Der § 218 im Strafgesetzbuch ist zutiefst patriarchal. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNIS- SES 90/DIE GRÜNEN, der SPD und der Linken und des Abg. Stefan Seidler [fraktionslos]) Meine Damen und Herren, die Welt hat sich verändert. Dass Frauen frei und gleichberechtigt leben können, wünschen wir uns alle, und zwar in allen Lebenslagen. Der § 218 StGB verhindert dies. Abtreibungen sind noch immer ein Tabu. Frauen, die abtreiben, erleben immer noch Stigmatisierung. Mir hat die katholische Bischofskonferenz auf meine Frage: „Warum muss der Schwangerschaftsabbruch im Strafgesetzbuch stehen, warum dort?“ geantwortet: Damit eine Frau sich schuldig fühlt. – Schuldgefühle für Frauen? Damit muss endgültig Schluss sein.

Und Heidi Reichinnek (Die Linke) sehnt sich zurück nach den Verhältnissen, wie wir sie in der DDR hatten:

In der DDR waren Schwangerschaftsabbrüche nämlich nicht kriminalisiert. Deswegen haben auch Millionen ostdeutscher Frauen bei dem von Ihnen hochgelobten Kompromiss ihre Freiheitsrechte verloren, über ihren eigenen Körper entscheiden zu dürfen. Das ist die Wahrheit.

Ich verweise hier noch einmal auf den sachlichen und kompetenten Beitrag „Ein Körper, zwei Personen“, der sämtliche in der Debatte vorgetragenen Argumente für eine grundsätzliche Freigabe von Schwangerschaftsabbrüchen widerlegt. Kurz: „Der Fetus kann selbst Patient sein“, insofern ist das Geschwätz von der Hoheit über den eigenen Körper eben wirklich nur Geschwätz.

Es fällt mir immer schwerer, Politikern zu vertrauen, für die die Würde der Schwächsten buchstäblich nichts bedeutet.

Noch eine Nebenbemerkung: Ich habe in den letzten Tagen aufgrund abtreibungskritischer Statements auf der Plattform „X“ ca. 30 Follower verloren. Wer meint, bei „X“ gäbe es nur noch rechtskonservative Trottel, ist einem Mythos aufgesessen.

Hier das Protokoll zur Debatte: dserver.bundestag.de/btp/20/20203.pdf.

Das christliche Weltbild und die Naturwissenschaften

Müssen wir befürchten, dass mit der Absage an den christlichen Glauben auch das Bildungs- und Wissenschaftsniveau sinkt? Mehrere Wissenschaftshistoriker sind jedenfalls der Meinung, dass nicht nur die Aufklörung, sondern auch das Christentum die neuzeitliche Wissenschaft beflügelt hat. Francis Schaffer schreibt (Wie können wir denn leben?, 2000, S. 127–128):

Der Beginn der modernen Naturwissenschaft stand nicht in Konflikt mit der Lehre der Bibel; ganz im Gegenteil, an einem kritischen Punkt beruhte die wissenschaftliche Revolution auf der Lehre der Bibel. Sowohl Alfred North Whitehead (1861–1947) als auch J. Robert Oppenheimer (1904–1967) haben darauf hingewiesen, daß die moderne Naturwissenschaft aus dem christlichen Weltbild heraus entstanden ist. Whitehead war ein weithin respektierter Mathematiker und Philosoph. Nachdem Oppenheimer 1947 Direktor des Institute for Advanced Studies an der Princeton Universität geworden war, schrieb er über eine ganze Reihe von Themen in bezug auf Naturwissenschaft, neben seinen Veröffentlichungen in seinem Fachbereich über die Struktur des Atoms und der Atomenergie. Soweit ich weiß, waren beide keine Christen und hätten sich selbst nicht als Christen bezeichnet; jedoch erkannten beide ohne Einschränkung, daß die moderne Naturwissenschaft aus dem christlichen Weltbild geboren wurde.Oppenheimer zum Beispiel stellte das in seinem Artikel „On Science and Culture“ („Über Wissenschaft und Kultur“) in Encounter (Oktober 1962) dar. In den Harvard University Lowell Lectures mit dem Titel Science and the Modern World (1925) („Wissenschaft und die moderne Welt“) erklärte Whitehead, das Christentum sei die Mutter der Wissenschaft wegen „der mittelalterlichen Lehre von der Rationalität Gottes“. Whitehead sprach auch von Vertrauen auf die „verständliche Rationalität eines persönlichen Wesens“. Er er klärte in diesen Vorlesungen, daß die frühen Naturwissenschaftler wegen der Rationalität Gottes einen „unumstößlichen Glauben daran besaßen, daß jedes einzelne Ereignis zu den vorausgegangenen Ereignissen in einer Weise in Beziehung gesetzt werden kann, in der allgemeine Prinzipien zum Ausdruck kommen. Ohne diesen Glauben wären die unglaublichen Anstrengungen der Wissenschaftler ohne Hoffnung gewesen.“ Mit anderen Worten: Weil die frühen Naturwissenschaftler glaubten, die Welt sei von einem vernünftigen Gott geschaffen worden, überraschte es sie nicht, daß es menschenmöglich war, auf der Grundlage der Vernunft wahre Dinge über die Natur und das Universum herauszufinden.

[#ad]

Zahl der Hassverbrechen gegen Christen in Deutschland verdoppelt

In Europa gibt es eine wachsende Zahl von Hassverbrechen gegen Christen. Das zeigt eine neue Studie von „Observatory on Intolerance and Discrimination against Christians in Europe” (OIDAC). Zehn europäische Staaten haben demnach für das Jahr 2023 insgesamt 1230 antichristliche Hassverbrechen gemeldet. Die FAZ berichtet darüber, was die OIDAC-Direktorin Anja Hoffmann mitgeteilt hat:

Hoffmann fordert, dass in der neuen EU-Kommission ein Koordinator zur Bekämpfung religiöser Hassverbrechen gegen Christen eingesetzt werde, wie es ihn bisher schon für Juden und Muslime gebe.

Die meisten festgestellten Hassverbrechen betreffen Kirchen oder Friedhöfe, die geschändet werden. Die größten Zahlen werden aus Frankreich gemeldet, insgesamt fast tausend Angriffe, davon 84 gegen Personen. Beunruhigend ist die Zunahme von Brandstiftungen. So wurden im Januar 2023 vier Kirchen in Paris in Brand gesetzt, etwa durch Molotowcocktails. Insgesamt gab es im vergangenen Jahr acht bestätigte Fälle, in den ersten zehn Monaten 2024 bereits 14.

In Deutschland ist die Zunahme am höchsten, nämlich um mehr als das Doppelte auf 277 offiziell registrierte Fälle. Dabei geht OIDAC von einer hohen Dunkelziffer aus, da in Deutschland Vandalismus oder Brandstiftungen überhaupt nur dann in der zentralen Statistik auftauchen, wenn sie als politisch motiviert eingestuft werden. Die Organisation hat daher von den Behörden der Bundesländer Daten über Fälle von Vandalismus gegen Glaubensstätten angefordert, aufgrund derer sie die Gesamtzahl der Sachbeschädigungen auf mindestens 2000 schätzt.

Schwierig einzuordnen sind Fälle, in denen antireligiöse und politische Motive gemischt zu sein scheinen. Wie bei einem Vorfall in Großbritannien, für den ein Islamist in Middlesborough im April dieses Jahres zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt wurde. Er hat zunächst versucht, mit zwei Messern bewaffnet seinen Mitbewohner zu töten, weil der zum Christentum übergetreten war und es „verdient hat zu sterben“.

Mehr (hinter einer Bezahlschranke): www.faz.net.

Wegen Säkularisierung viele Kitas in Deutschland bedroht

Bei den großen Kirchen wird das Geld wegen des dramatischen Mitgliederschwunds knapp. Das hat auch Folgen für die Allgemeinheit – zum Beispiel bei der Finanzierung der Kindertagesstätten in kirchlicher Trägerschaft, die ein Drittel des Angebots stellen. Das könnte bald Folgen für das Angebot von Kindergartenplätzen haben. 

DIE WELT schreibt: 

Einerseits hätten die Kirchen wie alle freien Träger „ein wohlbegründetes Interesse an der Bildungsarbeit in Kitas“ und könnten sich daher nicht aus der Trägerschaft zurückziehen. „Andererseits hat der Staat die Rechtsansprüche auf Kita-Betreuung gesetzlich ausgeweitet und muss daher seiner finanziellen Verantwortung gerade gegenüber den freien Trägern gerecht werden. Denn ohne deren Einsatz würde das System nicht funktionieren, nicht zuletzt wegen der vielen Ehrenamtlichen, die in den Kirchen und auch bei anderen freien Trägern zur Organisation des Kita-Betriebs beitragen“, sagt der EKD-Finanzer. Zu suchen sei daher „je nach regionaler oder lokaler Lage nach einem Ausgleich zwischen Staat und freien Trägern“.

Worum es dabei gehe, formuliert Simmer so: „Konkret stellt sich, wenn freie Träger zur Finanzierung von Kitas nicht mehr fähig sind, für Kommunen die Frage, womit ihnen mehr geholfen ist: mit einer Erhöhung der Zuschüsse an die freien Träger? Oder damit, dass diese ausscheiden, die Kommunen selbst die Kita in vollumfängliche Verwaltung übernehmen müssen und dabei auch nicht mehr auf die Hilfe der Träger und die oft unentgeltlichen Unterstützungsleistungen ihrer Ehrenamtlichen etwa in Kirchengemeinden zurückgreifen können?“

Mehr: www.welt.de.

Pascal: „Wenn Gott das Herz nicht neigt“

Blaise Pascal (Gedanken, 2016, S. 227): 

Seid nicht erstaunt, wenn ihr einfache Menschen seht, die glauben, ohne vernünftig nachtzdenken: Gott gibt ihnen ein, ihn zu lieben und sich selbst zu hassen, er neigt ihr Herz zum Glauben. Man wird nie einsichtig in die eigene Schuld und getreulich glauben, wenn Gott das Herz nicht neigt. Und man wird von da an glauben, wo er es neigt. Und das wusste David wohl. Inclina cor meum, Deus, in, usw. [vgl. Ps 118,36. in der Vulgata].

[#ad]

Folgen der Vergessenheit

Heike Schmoll bringt den wachsenden Antisemitismus auch mit der Geschichtsvergessenheit in Verbindung, die inzwischen an den Schulen zur Selbstverständlichkeit geworden ist. In Berlin und in Hamburg ist die Lage besonders schlimm. „Gerade für Schüler aus Familien mit Migrationsgeschichte wäre der Geschichtsunterricht eine Gelegenheit, nicht nur das Juden- und Christentum besser zu verstehen, sondern auch die Geschichte des Einwanderungslandes zu begreifen.“ Aber in der 5. und 6. Klasse der Grundschule und in den anderen weiterführenden Schularten wird nur noch das Mischfach Gesellschaftswissenschaften unterrichtet, das Geschichte, Geographie, Politik und Ethik umfasst.  

Sie schreibt (FAZ vom 01.12.25, Nr. 48, S. 57):

Am auffälligsten, so die Fachwissenschaftler in ihrer Kritik, sei die fehlende Grundeinführung in die Geschichte der Religion. In den wählbaren Vertiefungsmodulen im ersten Halbjahr war Religion bisher nur noch als Teil des Oberthemas „Umbrüche, Transformationen und Krisen“ in den Blick gekommen. Bei der Vormoderne wurden als mögliche Schwerpunkte „Entstehung und Ausbreitung des Islams“ und „Die Reformation im Europa als Ausgangspunkt für Transformation“ genannt. Die Weichenstellung für die erste radikale Transformation, die im spätrömischen Reich einsetzende Verbindung von Staat und christlicher Religion, die in Byzanz und im Westen über mehr als ein Jahrtausend fortgesetzt wurde, wurde dagegen nicht einmal auf dem Gymnasium eingeführt. Das bedeutet, dass die historischen Grundlagen aller drei abrahamitischer Religionen ausfallen. Das ist umso fataler, als es in Berlin auch keinen Religionsunterricht als Wahlpflichtfach wie in anderen Bundesländern gibt. Die derzeitige Berliner Koalition wollte ihn laut Koalitionsvertrag einführen, doch daran hat von Anfang an niemand geglaubt. Inzwischen spricht niemand mehr davon.

Für eine respektvolle Interaktion von Schülern unterschiedlicher Herkunft und die Entwicklung ihrer historischen Identität sind solche Grundlagen allerdings unerlässlich. Historische Kenntnis allein wird nicht ausreichen, um antisemitische Gesinnungen zu verhindern, aber politische Bildung auch nicht. Es tut sich eine riesige Kluft zwischen den Sonntagsreden mit dem gemeinsamen Kampf gegen Antisemitismus gerade an Schulen mit mehrheitlich muslimischer Schülerschaft und der schulischen Wirklichkeit auf.

Aus der jüngsten Shell-Studie geht hervor, dass die Gottesfrage für Jugendliche mit christlichem Hintergrund dramatisch abfällt (auf 38 Prozent), bei muslimischem aber konstant hoch bleibt (72 Prozent). Über die Qualität der religiösen Unterweisung wird man andernorts Rückschlüsse ziehen müssen, aber der Befund als solcher ist Anlass genug, das Wissen über Christentum und Judentum gerade bei Kindern aus Migrantenfamilien, aber auch bei den vielen Agnostikern zu vertiefen. Genau das geschieht an den Schularten unterhalb des Gymnasiums in Berlin genauso wenig wie eine Unterweisung in der älteren und mittleren Geschichte.

Weihnachten 2024

Wir nähern uns der Adventszeit 2024. Schon in wenigen Wochen feiern wir wieder Weihnachten. Vielleicht sogar bewusster, als in den letzten Jahren. Denn die Krisen im Land und in der Welt lassen besser erahnen, wie verloren die Welt ist und wie sehr wir auf einen Retter angewiesen sind. Auch wenn die Finsternis es nicht ergreift – das Licht scheint.

Ich möchte mich auch in diesem Jahr bei allen TheoBlog-Lesern für das Interesse, die Dialoge sowie die vielen anregenden Kommentare bedanken! Schön, dass sich so viele Leute hier Anregungen und Denkanstöße einholen.

In diesem Jahr gibt es leider keine Weihnachtsaktion mit einer Verlosung der Bibelsoftware Logos. Wie viele Leser gewiss mitbekommen haben, hat die Firma Faithlife auf eine Abo-Modell umgestellt. In Zukunft werden also keine Versionen mehr angeboten, sondern verschiedene Abonnements angeboten. Weitere Informationen dazu gibt es hier: de.logos.com.

Trotzdem möchte ich darauf hinweisen, dass die Arbeit für den TheoBlog Zeit und auch Geld kostet. Besonders seit der Verabschiebung der Europäischen Datenschutzverordnung sind die Kosten für datenschutzkonforme Dienste in die Höhe geschossen. Auch Abos für Zeitschriften etc. haben ihren Preis. Daher bin ich dankbar für jeden, der mit einer Spende dem TheoBlog „unter die Arme greift“. Dafür gibt es eine Bankverbindung oder ein Paypal-Formular.

Vielen Dank für Deine Unterstützung!

Ein Körper, zwei Personen

Wer Mensch ist, ist es von Anfang an. Das Grundgesetz spricht ausnahmslos jedem Menschen die Menschenwürde zu. Trotzdem gibt es es eine starke Reformbewegung, die Schwangerschaftsabbrüche vollständig entkriminalisieren möchte. Politker der SPD und der Grünen gehen in die Offensive und wollen sogar, dass die Krankenkassen die Kosten für die Abtreibungen übernehmen. 

Einige Intellektuelle haben heute in der FAZ ihren Unmut über diese Entwicklung zum Ausdruck gebracht, denn die Pränatalmedizin erkennt immer deutlicher: „Schwangerschaft bedeutet das weitgehend autonome Heranreifen eines genetisch wie strukturell neuen Menschen im Körper einer Frau“. 

In „Ein Körper, zwei Personen“, schreiben sie (28.11.2024, Nr. 278, S. 8):

Die wissenschaftlichen und praktischen Erkenntnisfortschritte, welche die Pränatalmedizin in den vergangenen dreißig Jahren (seit der Neufassung der §§ 218 ff. StGB) gemacht hat, lassen sich dahingehend zusammenfassen, dass der Fetus als eigenständiges Wesen immer früher und immer präziser in seiner individuellen genetischen und strukturellen Verfasstheit erkenn- und darstellbar ist. Damit ist eine ganzheitliche (genetisch-körperliche) Analyse des Gesund heitszustands des Feten bei Abschluss der Embryonalperiode (zwölfte Schwangerschaftswoche – SSW) mit einer hohen diagnostischen Genauigkeit möglich.

Der ungeborene Mensch tritt damit für den diagnostizierenden Arzt wie für die Schwangere zunehmend aus dem unscharf ausgeleuchteten Bezirk einer eher abstrakten, allgemein gehaltenen Vagheit heraus in den Fokus einer hellen, klaren Begrifflichkeit und damit Individuation. Aus den Möglichkeiten der Diagnostik haben sich inzwischen auch Möglichkeiten der Therapie entwickelt. Der Fetus kann selbst Patient sein.

Für den behandelnden Arzt ergibt sich daraus die Notwendigkeit, in einem Schwangerschaftskonflikt sowohl die individuelle Lage der Schwangeren zu erfassen und ihr gerecht zu werden als auch die fetale Individuation zu adressieren. Wenn Ärzte zögern, einen Schwangerschaftsabbruch auf Wunsch der Schwangeren vorzunehmen, dann nicht, weil der Schwangerschaftsabbruch mit Strafe bedroht ist, sondern weil sie sich ihrem Selbstverständnis nach auch für das Wohl des von ihnen in seiner Individualität erfassten Ungeborenen als eines zweiten Patienten verantwortlich fühlen und wissen.

Mehr: zeitung.faz.net.

[#ad]

Tim Keller: Richter

Richter Keller.

Das Buch der Richter erinnert an die heutige Zeit. Die Zusammenfassung des Buches könnte lauten: „In jenen Tagen gab es keinen König in Israel; jeder tat, was in seinen Augen recht war“ (Ri 21,25; a. 19,24; 17,6).

Leider wird über das Buch wenig gesprochen – etwa in Predigten oder Hauskreisen. Das mag unter anderem daran liegen, dass es voller Gewalt „steckt“ und Bibellesern keinen leichten Zugang bietet. Der bei Verbum Medien neu erschienene Kommentar in der Reihe „Die Bibel erklärt“ erleichtert es, sich dem Buch mit Unterstützung zu nähern. Tim Keller hilft mit seiner Auslegung, die Bedeutung der Erzählungen von den zweifelhaften Helden zu verstehen. Er zeigt, wie das wiederholte Scheitern der Richter uns auf den wahren Helden Jesus hinweist und wie dies unser Herz und unser Leben verändern kann. Neben dem Kommentar gibt es ein Arbeitsbuch für Gruppen und Leiter, um das Buch in Kleingruppen zu erarbeiten.

Hier eine Leseprobe.

[#ad]

Andreas Reckwitz: Vom Umgang mit Verlusten

Nach Jahrzehnten des wirtschaftlichen, kulturellen und individuellen Wachstums müssen wir uns nun an Unangenehmes gewöhnen: Verlust von Ressourcen, Waohlstand, Status und Perspektiven. Sind Verlusterfahrungen schon zum Signum unserer Gesellschaft geworden?

Der Soziologe Andreas Reckwitz hat ihm DLF (auf der Grundlage seines neuen Buches) über Verlustangst durch Krieg, Klimawandel und alltäglichen Alltag gesprochen: 

 

Die anglikanische Kirche auf der Suche nach einem Oberhaupt

Justin Welby ist als Oberhaupt der anglikanischen Kirche, die außerhalb Großbritanniens vor allem in Afrika und Amerika viele Gemeinden hat, zurückgetreten. Sie verliert damit nun ein geistiges Oberhaupt, das in den vergangenen zwölf Jahren versucht hat, die religiösen und gesellschaftlichen Fliehkräfte durch Kompromissen zu bremsen.

Die FAZ berichtet (23.11.2024, Nr. 274, S. 10): 

Die Führungskrise trifft die Church of England in einer Zeit, in der sie von der Glaubenskrise erfasst ist, die alle Konfessionen in der westlichen Welt erschüttert. Die Zahl der Einwohner von England und Wales, die sich selber als „Christen“ einschätzen, ist erstmals auf weniger als 50 Prozent gefallen – die größten Zuwächse gibt es in der Gruppe jener, die sich gar keiner Religion zuordnen. Und die Zahl der Teilnehmer an Sonntagsgottesdiensten sinkt immer weiter, obwohl doch die Königsfamilie jede Woche den Kirchgang durch Fotos vorbildhaft dokumentiert. Während 2012, zu Beginn der Ära Welbys, noch mehr als eine Million regelmäßige sonntägliche Kirchgänger gezählt wurden, waren es im vergangenen Jahr weniger als 700.000.

Der ausgeschiedene Erzbischof ist mit den Konflikten in seiner Kirche ebenso öffentlich umgegangen wie mit seinen persönlichen Anfechtungen – bis hin zu Phasen der Depression. Es wird dauern, bis nach seinem Abgang ein Nachfolger gefunden ist, auch weil die Erwartungen an dessen Rolle immer vielfältiger werden. Wo sich die einen eher einen politischen Krisenmanager wünschen, hoffen die anderen auf einen spirituellen Führer, der die geistliche Faszination der Kirche stärkt. Wo viele englische Kirchenfunktionäre die Hoffnung hegen, die Zeit könne reif sein für die erste Erzbischöfin von Canterbury, droht der Klerus in manchen afrikanischen Ländern, dies werde endgültig zur Spaltung führen.

In der Findungskommission, die dem britischen Premierminister einen Namen präsentieren (und einen zweiten in Reserve halten) muss, sind erstmals auch die fünf Weltregionen der anglikanischen Gemeinschaft von je einem Geistlichen repräsentiert. Das wird die Zeit der Suche nach dem 106. Erzbischof von Canterbury kaum verkürzen. 

 

Joe Biden verleiht die „Presidential Medal of Freedom“ an Cecile Richards

Der noch amtierende US-Präsident Joe Biden, Mitglied der Katholischen Kirche, hat die ehemalige Vorsitzende der Abtreibungsorganisation „Planned Parenthood“, Cecile Richards, mit der „Presidential Medal of Freedom“ ausgezeichnet. Diese ist neben der „Congressional Gold Medal“ die höchste zivile Auszeichnung der USA. 

Die TAGESPOST berichtet: 

Über den Kurzmitteilungsdienst „X“ begründete Biden die Verleihung an die Abtreibungsaktivistin Richards: „Mit ihrem unerschütterlichem Mut leitet sie uns furchtlos dabei an, das Amerika zu sein, das wir zu sein behaupten – eine Nation der Freiheit.“ Mit ihrem Einsatz „zum Schutz der Würde von Arbeitern, zur Verteidigung und Stärkung der reproduktiven Rechte und der Gleichstellung von Frauen und zur Mobilisierung der Amerikaner, damit sie ihre Macht zu wählen ausüben, hinterlässt sie ein inspirierendes Erbe“.

Während Richards‘ mehr als zwölfjähriger Amtszeit an der Spitze von „Planned Parenthood“ stieg die Zahl der Abtreibungen um mehr als zehn Prozent. Wie der „National Catholic Register“ vermeldet, wurden in dieser Zeit jährlich mehr als 320.000 Abtreibungen durchgeführt.

Mehr: www.die-tagespost.de.

Transbewegung – eine Neoreligion

Schon mehrfach habe ich im TheoBlog über die die Biologin Marie-Luise Vollbrecht berichtet, die sich mutig zur Zweigeschlechtligkeit bekennt und dafür von Trans-Aktivisten angefeindet wird (vgl. hier, hier u. hier). 

Jasmin Kosubek hat jüngst ein längeres Gespräch mit Frau Vollbrecht über das Geschlecht, das Selbstbestimmungsgesetz und die Trans-Lobby geführt. Dabei wird übrigens deutlich, dass sie mal mit dem „New Atheism“ sympathiert hat. Wie auch immer: Wer mehr über die Transbewegung und ihre Einflussnahmen in Deutschland wissen möchte, wird bei diesem klugen Austausch fündig (besonders ab Minute 18:00):

 

[#ad]

Mutiger beten

Alistair Begg schreibt in Mutiger beten – und ich fühle mich ertappt (Verbum Medien, 2024, S. 45):

Schau dir die Gebete von Daniel an, da ist es genauso. In Daniel 9, wo beschrieben wird, dass Gottes Volk unterdrückt wird und ringsum Chaos herrscht, betet er nicht für praktische Dinge. Er spricht vielmehr über die Größe und Herrlichkeit Gottes und seines Reiches und über die Tatsache, dass Gott souverän ist. Das ist gewaltig. Ich werde demütig angesichts von Daniel, Nehemia und Paulus. Wie klein und begrenzt sind doch meine Gebete. Sie drehen sich hauptsächlich um „sei mit …“.

[#ad]

DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner