Nachdem eine Pastorenfrau Markus 3,28–30 gelesen hatte, überkam sie der Eindruck, dass sie einmal den Heiligen Geist verflucht und damit die unverzeihliche Sünde der Lästerung des Heiligen Geistes begangen hatte. Sie hat dies gebeichtet und Buße getan, aber sie fand keinen Frieden. In ihrer Not bat sie Francis Schaeffer, der damals in Huémoz (Schweiz) lebte, um einen seelsorgerlichen Rat. Ich zitiere aus seinem Antwortbrief (Letters of Francis A. Schaeffer: Spiritual Reality in the Personal Christian Life, 1985, S. 145–146):
Wenn wir die Passagen in den Evangelien über die unverzeihliche Sünde untersuchen, bezieht sich das nur auf eine Sache, nämlich auf diejenigen, die sagen, dass Christus sein Werk in der Macht des Teufels verrichtet hat. Wenn es sich nur um diese Stellen in den Evangelien handeln würde, dann gäbe es eigentlich überhaupt kein Problem, denn das hat eindeutig keinen Bezug zu Ihnen. Es gibt jedoch eine Stelle in einem der Briefe, in der von einer unverzeihlichen Sünde die Rede ist und die über das hinauszugehen scheint, was in den Evangelien steht [vermutlich ist 1Joh 16–17 gemeint, Anm. R.K.].
Dennoch glaube ich, dass die Antwort, die von den meisten aufmerksamen Theologen, die das Wort Gottes lieben, gegeben wurde, die richtige und die einzig mögliche biblische Antwort ist, nämlich dass die Sünde gegen den Heiligen Geist ein fortwährender, nicht endender und beständiger Widerstand gegen das Wirken des Heiligen Geistes im Leben eines Menschen ist, der ihn zum Heil führen will.
Ich möchte Ihnen von ganzem Herzen ans Herz legen zu erkennen, dass die Art des Studiums von „Beweistexten“, die wir alle in gewisser Weise betreiben, nicht wirklich die richtige Art ist, die Bibel zu lesen. Die gesamte biblische Lehre zu einem Thema ist immer reichhaltiger als ein einzelner Abschnitt. Die Bibel spricht zu uns in Gleichgewichten – und es ist die Fülle des Gesamtgleichgewichts der Schrift, die uns die Fülle der Lehre Gottes vermittelt.
Wenn wir die Frage der unverzeihlichen Sünde im Licht der gesamten Lehre des Neuen Testaments betrachten, bin ich sicher, dass die Erklärung, die ich oben gegeben habe, die einzige biblische ist. Die unverzeihliche Sünde ist nicht etwas, das man einmal getan hat und das, wenn man es getan hat, nicht mehr zu ändern ist. Sie ist der ständige, unablässige Widerstand gegen das gnadenvolle Wirken des Heiligen Geistes zur Erlösung. Dies ist eindeutig nicht Ihr Fall: Was Sie getan haben, war falsch, aber es ist nicht falscher, als wenn ich und andere Christen gegen Gott murren, was wir alle tun. Sowohl in Ihrem als auch in meinem Fall sollte die Sache unter das Blut Christi gebracht, dort belassen und vergessen werden – mit einem „Dankeschön“ an den liebenden Vater, der den liebenden Sohn in den Tod geschickt hat, damit wir diese Vergebung erhalten können.
Sobald wir diese oder eine andere Sünde unter das Blut Christi gebracht haben, ist es eine Entwertung des Werkes Christi, wenn wir uns weiter damit beschäftigen. Sein Tod hat unendlichen Wert, weil er Gott ist und jede Sünde bedeckt. Daher sollte ein Christ nichts auf seinem Gewissen haben. Sobald wir wissen, dass wir gesündigt haben, sollten wir diese spezielle Sünde unter das Blut Christi bringen. Und wenn sie einmal da ist, ist es entehrend für den unendlichen Wert des Werkes Christi, sie noch auf dem Gewissen zu haben.
Ich bitte Sie, diese Sache ein für allemal unter das vollendete Werk Christi zu stellen; und wenn Satan Sie danach mit Sorgen darüber verführt, weisen Sie ihn zurück, indem Sie in Ihrem Kopf oder laut sagen: „Lass mich in Ruhe. Das ist vergeben aufgrund des Werkes Christi, als er am Kreuz starb.“