Die klimareligiöse Welle als Absage ans Christentum

Die neuen Höllenpredigten kommen aus dem Lager der Klimaschützer. Die radikalen Weltretter malen endzeitliche Szenarien an die Wand, um illegale Mittel zu heiligen, meint Martin Grichting in einem Artikel, den er für die NZZ geschrieben hat. Wo der Glaube an das Evangelium schwindet, macht sich eine überschätze und repressive Zivilreligion breit:

Angesichts der Bedrohungen durch die Welt, die auch menschengemacht sein können, soll der Christ sein Mögliches tun, aber immer im Rahmen dessen, was ihm zusteht, weil er stets auf Gottes Wegen gehen soll. Das hebt sich ab vom Zwanghaften wider- und postchristlicher Ideologien, die mit eigenen Kräften und nicht selten gewaltsam versuchen, das Elysium zu schaffen.

Vor diesem Hintergrund muss man die gegenwärtige klimareligiöse Welle als Absage an das Christentum deuten. Von Bismarck stammt das Diktum: «Wir Deutschen fürchten Gott, aber sonst nichts in der Welt.» Heute scheint es umgekehrt: Man fürchtet zwar Gott nicht mehr, aber dafür so ziemlich alles andere auf der Welt. Das Fürchten ist gegenwärtig der grosse Treiber. Hans Jonas hat es «zur ersten, präliminaren Pflicht einer Ethik geschichtlicher Verantwortung» erklärt.

Vergröbert bei Greta Thunberg heisst das: «Ich will, dass ihr in Panik geratet, dass ihr die Angst spürt, die ich jeden Tag spüre.» Dies ist kein Ausweis christlicher Gottesfurcht, sondern diesseitiger Zukunfts- und Todesfurcht. Das dadurch geschaffene Klima ist geeignet, den Boden für freiheitsentziehende oder gewalttätige Vorgehensweisen zu bereiten. Bei Jonas ist das schon vorgedacht, wenn er zur «Kupierung von Produktionskapazitäten» schreibt: «freiwillig, wenn möglich, erzwungen, wenn nötig».

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