Einstein und die Religion

Wie die FAZ berichtete, hat die Princeton University Press die „Collected Papers of Albert Einstein“ kostenlos online zugĂ€nglich gemacht. “Von nun an kann jeder unter http://einsteinpapers.press.princeton.edu durch alle bisher edierten Schriften und Briefe Einsteins navigieren. Das Material ist das der bislang erschienenen 13 BĂ€nde der ‚Collected Papers‘ und reicht von den Jugendjahren des 1879 geborenen Physikers bis ins Jahr 1923. In den kommenden Jahren wird es weiter ergĂ€nzt werden.“

Band 13 der Schriften enthÀlt ein Dokument, dem Einsteins Einstellung zur Religion entnommen werden kann (S. 622, siehe zu Anlass und Quelle S. 623). Ich zitiere:

Als man Professor Einstein um seine Meinung ĂŒber Religion bat, hat er auf nĂ€chstfolgende Fragen untenstehende Antworten erteilt:

[Fragen]

1) Denken Sie, dass wissenschaftliche Wahrheit und religiöse Wahrheit auf verschiedenem Standpunkten stehen?

2) Fördern sich die Beiden, das heisst kann die wissenschaftliche Entdeckung den religiösen Glauben verbessern und Aberglauben beseitigen, weil dass religiöse GefĂŒhl zur wissenschaftlichen Entdeckung Anstoß geben kann?

3) Welchen Begriff haben Herr Professor ĂŒber „Gott“?

4) Wie ist die Meinung des Herrn Professor ĂŒber den „Heiland“?.

[Antworten]

1) Es ist schon nicht leicht, mit dem Wort „wissenschaftliche Wahrheit“ einen klaren Sinn zu verbinden. So ist der Sinn des Wortes „Wahrheit“ verschieden, je nachdem es sich um eine Erlebnistatsache, einen mathematischen Satz oder eine naturwissenschaftliche Theorie handelt. Unter „religiöser Wahrheit“ kann ich mir etwas Klares ĂŒberhaupt nicht denken.

2) Wissenschaftliche Forschung kann durch Förderung des kausalen Denkens und Überschauens den Aberglauben vermindern. Es ist gewiss, dass eine mit religiösem GefĂŒhl verwandte Überzeugung von der Vernunft bezw, Begreiflichkeit der Welt aller feineren wissenschaftlichen Arbeit zugrunde liegt.

3) Jene mit tiefem GefĂŒhl verbundene Überzeugung von einer ĂŒberlegenen Vernunft, die sich in der erfahrbaren Welt offenbart, bildet meinen Gottesbegriff; man kann ihn also in der ĂŒblichen Ausdrucksweise als „pantheistisch“ bezeichnen (Spinoza).

4) Konfessionelle Traditionen kann ich nur historisch und psychologisch betrachten; ich habe zu ihnen keine andere Beziehung.