Ehrlichkeit lohnt sich. Immer?
Wer am vergangenen Samstag die Sportschau gesehen hat, wurde mit einer denkwürdigen Begebenheit konfrontiert. Der ehemalige Nationalspieler Gerald Asamoah hat, seit dem er beim FC St. Pauli spielt, wieder einen Lauf. Beim Spiel gegen Hannover kam er jedoch ins Stocken, als der Schiedsrichter kurz vor Abpfiff nachfragte, welche Mannschaft denn nun den Eckstoß zu bekommen habe. Asamoah gab ehrlich zu, dass die Ecke Hannover gehört.
Alles gut? Kommt darauf an, wer gefragt wird. Denn der Christ Asomaoh wurde für seine Ehrlichkeit, die St. Pauli einen Eckball kostete, hart bestraft. Als kurze Zeit später Hannover 96 eine Ecke ausführte, fiel der 1:0 Siegtreffer für Hannover. Die Mannschaft von Asamoah, die besser gespielt hat und den Sieg (oder zumindest ein Unentschieden) verdient hätte, ging als Verlierer vom Platz. Der Trainer war sauer.
Begebenheiten wie diese bringen die einseitige »Folge Jesus nach und alles wird gut«-Verkündigung ins Wanken. Beispiele kenne ich viele. Da ist der Unternehmer, der nicht »blendet« und wegen seiner Ehrlichkeit einen lukrativen Auftrag verliert. Eine junge Frau sagte mir einmal, ihr Leben sei anstrengender geworden, seit dem sie Jesus Christus vertraut. In der Famlie und am Arbeitsplatz gäbe es deutlich mehr Konflikte.
Jesus nachfolgen heißt eben nicht immer, dass die »Performance« besser wird. Als der Apostel Paulus beispielsweise in Damaskus seinem HERRN begegnete, wurde er geschlagen und geblendet (vgl. Apg 9). »Denn ich werde ihm zeigen wie viel er leiden muss um meines Namens willen«, bekam er von dem Auferstandenen zu hören. Ein Leiter musste plötzlich geleitet werden. Der erfolgsverwöhnte Gesetzestreue wurde für mehrere Jahre ins Abseits gestellt, um auf seinen hindernisreichen Missionarsdienst vorbereitet zu werden. Jesus hat nicht gelehrt: »Folgt mir nach und alles wird besser«. Er kommunizierte die Bedingungen der Jüngerschaft recht klar. Wir sollen die Kosten überschlagen. »Keiner von euch kann mein Jünger sein, der nicht allem entsagt, was er hat« (Lk 14,33, vgl. Lk 14,25–35).
»Mit St. Pauli, das zu brav für einen Sieg auftrat, nähert sich der nette Asamoah dem Abstiegskampf« schriebt die FAZ am Montag. Langfristig lohnt es sich trotzdem, ehrlich zu sein. Wer Jesus vertraut, wird nicht abgeschrieben. Jesus Christus ist uns oft besonders dann ganz nah, wenn wir, vielleicht wegen unserer Ehrlichkeit, ins Schleudern kommen.