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Die Blogosphäre ist der Albtraum für Kontrolleure

Bloggen ist eine Informationsrevolution, denn jeder kann sich ohne Hilfe eines Verlages an ein Millionenpublikum wenden. Vielen passt das nicht – und daran scheiden sich die Geister. Denn genau wie Gutenbergs Erfindung des Buchdrucks führt die neue Technologie zu einem epochalen Machtwechsel.

Wer diese Revolution verstehen will, sollte Scott Rosenbergs Buch »say everything« lesen. Rosenberg ist Mitbegründer des Internetmagazins »salon.com« und selbst Blogger. Der Titel seines Buchs weist darauf hin, dass wir zum ersten Mal in einer Welt leben, in der jeder alles allen sagen kann. Was bedeutet das? Zunächst bedeutet es einen epochalen Machtwechsel. Vor der Erfindung des Buchdrucks wurde nur das verbreitet, was Mönche mühselig abschrieben. Die Kirche kontrollierte das Schreiben und also das Denken. Mit Gutenberg wanderte die Kontrolle des geschriebenen Wortes in die Hand des Verlegers. Wer keinen Verleger fand, existierte für die Welt nicht. Jetzt liegt die Kontrolle in der Hand eines Kollektivs namens Blogosphäre. Ich werde geklickt, also bin ich.

Hier der lesenswerte Artikel von Alan Posener: www.welt.de.

Robert bloggt hier nicht mehr

Robert Basic, Deutschlands meistzitierter Blogger, möchte seinen Blog basicthinking.de bei ebay.de versteigern und rechnet mit 10.000 bis 100.000 Euro. Dieser Verkauf spiegelt einen Trend, den die FAZ beim Namen nennt:

Kommerziell bleiben deutsche Blogs trotz aller Vermarktungsversuche bedeutungslos. Seit gut einem Jahr stagnieren die Besucherzahlen, auch die gegenseitigen Verlinkungen gehen zurück. Wer attraktiv für Werbekunden sein will, für den ist das Bloggen ein aufreibendes, hochfrequentes Geschäft.

Hier der Artikel von Thomas Thiel: www.faz.net.

Es tut sich was

In der christlichen Bloggerszene bewegt sich etwas. Immer mehr reformatorisch orientierte Christen publizieren in eigenen Blogs zu spannenden Themen. Auf vier verhältnismäßig junge Projekte möchte ich kurz hinweisen:

  • Johannes Otto beschäftigt sich in seinem NachfolgeBlog mit der Frage, wie Nachfolge Jesu heute aussehen kann (und natürlich mit vielen anderen Dingen). Johannes hat entscheidende Anstöße durch die Lektüre von Bonhoeffers »Nachfolge« empfangen und so wundert es nicht, dass ihn der Tiefgang mehr interessiert als das seicht-fromme Gerede.
  • Einen ähnlichen Schwerpunkt setzt Christian Meyer (Hitsch) aus der Schweiz in seinem Blog: Unterwegs in Seinen Fußspuren. Christians drittes Blog-Projekt ist theologischer konzipiert als die Vorgänger und dennoch sehr verständlich, vielfältig und authentisch gestaltet.
  • Daniel Dangendorf ist ein begeisterter Theologiestudent und zugleich professioneller Musiker, der sich gern und intensiv mit fast allem in diesen Bereichen und besonders mit den dazugehörigen Schnittstellen befasst. Es lohnt sich, seinen Blog Theologia et musica zu abonnieren.
  • Nicht jeder, der die Institutio von Johannes Calvin kennenlernen möchte, wird sie sich kaufen (können). Matthias Viraureus veröffentlicht (sicher mit viel Aufwand) Abschnitte der Institutio in seinem Blog Institutio Reformata. So kann jeder Interessierte die Texte via RSS-Feed abonnieren oder sich per eMail häppchenweise zustellen lassen. Ein disziplinierter Student könnte auf diese Weise im Calvinjahr 2009 das ganze Werk lesen.

Ich möchte an dieser Stelle diesen Betreibern und den vielen anderen (mir noch unbekannten), die sich in ihren Blogs für eine gesunde biblisch-reformierte Weltsicht einsetzen, herzlich danken. Was für ein Segen, wie ermutigend. Weiter so!

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