Buchmesse

Buchmesse 2012: Fehlt nur noch eine Hüpfburg

Die Buchmesse wird langsam, aber sicher zur Spielzeugmesse: In Frankfurt sah man ein Fanal dessen, was passiert, wenn eine markthörige Branche ihren Kern verleugnet und sich infantilisiert.

Jan Wiele zieht Bilanz über eine konsumorientierte Veranstaltung, bei der ein grenzdebiler Erotikbestseller als Hoffnungsträger aufscheint. Große Erzählungen gibt es nicht mehr, also werden kleine Feuchtgebiete erforscht.

Henning Mankell stellt das neue Wallander-Ballerspiel für die Playstation vor, Arnold Schwarzenegger hält vor Hunderttausenden als Comicfiguren verkleideten Teenagern eine Rede mit dem Titel „Selfmade – dein Weg zum Terminautor“, und unter der S-Bahn-Brücke am Rand des Messegeländes präsentiert der Suhrkamp Verlag mit den zwei letzten verbliebenen Mitarbeitern ein paar versprengten Literatur-Nerds Peter Handkes Jukebox-App: So könnte in nicht allzu ferner Zukunft die sogenannte Frankfurter Buchmesse aussehen.

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Schönere Bücher

Die Buchmesse steht an. Es steht gut um die gesellschaftliche Rolle der Literatur, doch schlecht ums Buchgeschäft: Das Buch hat sich vom Leitmedium zum Liebhaberobjekt gewandelt. Anderas Platthaus meint, dass die Bücher schöner werden müssen, damit sie nicht vollends durch eBooks ersetzt werden:

Doch was verlieren wir dabei? Das Buch als Objekt. Das ist nicht immer ein Verlust – man denke nur an die kiloschweren Ausstellungskataloge. Deren Todesglöckchen läutet schon: Die Museen werden alsbald ihre aufwendigen Publikationen als Dateien verkaufen; man spart Gewicht, und Farbintensität wie Leuchtkraft auf den modernen Tablet-Bildschirmen sind so gut, wie man es seit seligen Diapositiv-Zeiten nicht mehr gesehen hat. Aber auch auf dem Feld der klassischen Literatur – Belletristik und Sachbücher – wird das Buch Bestand haben, wenn sich die Verlage wieder darauf besinnen, was Ausstattung, Haptik, Verarbeitung bedeuten. Ja, das Buch ist ein Liebhaberobjekt. Und zwar eines, bei dem man nicht so einfach fremdgehen kann; es sei denn, man vergibt alle handwerklichen Vorteile und sieht nur noch den Text. Das ist bei vielen druckkostenbezuschussten Dissertationen der Fall, aber wer will solche Bücher schon lesen? Kurt Tucholsky würde heute nicht mehr fordern: „Macht unsere Bücher billiger!“, sondern: „Macht unsere Bücher schöner!“

Ich selbst habe inzwischen auch einen Kindle und bin dankbar dafür, besonders während der Reisen. Auf echte Bücher möchte ich trotzdem nicht verzichten.

Hier der Kommentar von Anderas Platthaus: www.faz.net.

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