Demut

Apologetik, Praktische Theologie

Lernende in Sachen Demut

In dem Artikel „Lernende in Sachen Demut“ erörtert Thomas Jeising Hochmut, Demut und falsche Demut. Er schreibt: 

Martin Luther zeigt im ganzen Zusammenhang, wie wichtig es ist, dass Christen jeder Obrigkeit untertan sind und sich auch einander unterordnen. Luther hält fest, dass Unterordnung in den weltlichen Sachen von allen Christen gefordert ist, dass man der Obrigkeit – welcher Art sie auch ist – aber widerstehen muss, wenn sie sich gegen den Glauben an Christus stellt und einen anderen Glauben fordert. Allerdings betrifft das nicht die Liebe zu den Menschen. Die Liebe ist immer demütig. Sie liebt sogar die Feinde des Evangeliums. Aber der Glaube, der darf sich nicht gegen Gottes Wahrheit und sein Evangelium unterordnen und sich vor falscher Lehre demütigen.

Offenbar ist das bei vielen Christen heute anders. Man ist bereit, sich und das eigene Gewissen vor allen möglichen falschen Lehren zu demütigen. Müsste man nicht zuerst vor Gott demütig sein, sich unter seine gewaltige Hand beugen (vgl. 1Petr 5,6), sowie sein Wort und seine Wahrheit anerkennen? Oft wird dann die Liebe zu den Menschen mit Demut vermischt oder verwechselt. Aus Liebe zu Menschen Kompromisse in Sachen des Glaubens zu machen, kann nicht richtig sein. Menschen zu lieben, selbst wenn man ihnen klar und scharf widersprechen muss, das ist biblisch. Es ist doch so: „Unglaub’ und Torheit brüsten sich frecher jetzt als je“. Das dichtete Philipp Spitta schon vor 200 Jahren. Aber es ist seitdem nicht besser geworden. Nur beugen sich jetzt vor dem Unglauben und der offensichtlichen Dummheit Christen, die es aus Gottes Wort besser wissen könnten. Paulus meint, dass selbst Gottes „Torheit“ noch klüger ist als die größte menschliche Weisheit (vgl. 1Kor 1,25).

Mehr: www.evangelium21.net.

Ethik, Feuilleton, Postmoderne

Das spurenlose Leben

Andreas Reckwitz hat in seinem Buch Die Gesellschaft der Singularitäten den Nachweis erbracht, dass in der Kultur der Postmoderne das Allgemeine und Standardisierte nicht mehr viel zählt. Der Durchschnittsmensch steht unter einem Konformitätsverdacht. Das Maß aller Dinge sind die Besonderen, die authentischen Subjekte mit originellen Biographien und Interessen. Die  spätmodernen Gesellschaften feiern jene, die sich von anderen unterscheiden (vgl. hier).

Timo Frasch bestätigt in einem FAZ-Kommentar die Gier nach Bedeutung und benennt damit verbundene Probleme. Viele Menschen gehe es wie Wladimir Putin: Sie wären gerne eine Großmacht. Sie wollen im Hier und jetzt „die Bewunderung, die Liebe oder die Angst der anderen“.

Und was er dann schreibt, klingt ein wenig nach der „Alles ist eitel“-Passage im biblischen Buch Prediger (vgl. bes. Pred 1,1–11):

Alles, was wir im Leben tun, tun wir im Bewusstsein, dass uns nicht unendlich viel Zeit dafür bleibt. In Wahrheit finden wir uns mit unserer Sterblichkeit aber gar nicht ab, sondern versuchen ihr ein Schnippchen zu schlagen, indem wir Kinder zeugen, Häuser bauen oder Bücher schreiben, von denen wir hoffen, dass sie „bleiben“. Alles vergebens. Denn je mehr Menschen auf der Welt gelebt haben, desto mehr konkurrieren um die knappen Ressourcen Erinnerung und Gedenken. Selbst wenn wir nach unserem Tod noch im Internet zu finden sind – keiner wird mehr danach suchen. Den meisten Literaturnobelpreisträgern geht es ja jetzt schon so. Die angeblich ganz Großen wie Cervantes oder Beethoven werden, sollte die Menschheit überleben, natürlich auch weiterleben. Doch als was? Als Projektionen, die vermutlich von Cervantes und Beethoven im Himmel, sollte es den denn geben, nicht wiedererkannt werden.

Während früher die Religion den Größenwahn noch relativieren konnte, will heute fast jeder – da die Ewigkeitsperspektive fehlt – die maximale Selbstverwirklichung in der Zeit: „Die Selbstermächtigung des Menschen, die natürlich auch viel Gutes gebracht hat, wurde seinerzeit noch abgefedert durch die Religion. Aber auch das könnte sich bald erledigt haben. Dann sagt keiner mehr, Staub bist du und zum Staub kehrst du zurück, sondern nur noch: Du kannst alles schaffen, wenn du es nur wirklich willst.“

Dabei, so das Fazit von Frasch, braucht es dringend mehr Menschen, die damit zufrieden sind, keine Spuren zu hinterlassen.

Hier mehr (allerdings hinter einer Bezahlschranke): www.faz.net.

Zitate

John Bunyan: Wahre Gottesfurcht bewirkt Demut

41 h7jCWTZL SX309 BO1 204 203 200Der Prediger John Bunyan schreibt in seinem Buch Gottesfurcht (Herold, 2020, S. 101–102):

Als der Apostel Paulus die römischen Christen vor dem Gift des Stolzes warnte, führte er ihnen die Gottesfurcht als Gegengift vor Augen: „Sei nicht hochmütig, sondern fürchte dich!“ (Röm 11,20). Stolz oder Hochmut ist eine besonders verachtenswerte Sünde. Es war diese Sünde, die Satan zu Fall brachte, und die auch zum Fall des Menschen führte (vgl. 1.Tim 3,6). Ich würde sagen, dass Stolz die Ursünde und damit eine sehr tödliche Sünde ist. Aber gegen diese tödliche Sünde hat Gott eben ein Gegenmittel: die Demut. Über dieses anmutige Kleidungsstück sagt der Apostel: „Umkleidet euch mit Demut im Umgang miteinander!“ (1.Petr 5,5). Die Frage ist jetzt allerdings, wie wir diese Demut erhalten. Darauf antwortet der Apostel: durch die Gottesfurcht! „Sei nicht hochmütig, sondern fürchte dich!“ Das bedeutet: Fürchte dich vor dir selbst und sei ständig darum besorgt, dass dein böses Herz nicht in die Falle des Teufels gerät, und er daraus einen Vorteil ziehen könnte. Fürchte dich, damit du nicht vergisst, was du von Natur aus bist. Vergiss nicht, wie sehr du fortwährend die Vergebung und Unterstützung des Heiligen Geistes benötigst, damit du nicht stolz über deine eigenen Fähigkeiten wirst und vergisst, was du alles von Gott empfangen hast. Fürchte Gott, das wird dich in deinen eigenen Augen klein machen und dich demütig halten und dich dahin bringen, dass du Gott um Barmherzigkeit anflehst. Die Gottesfurcht wird auch bewirken, dass du niedrig über dich selbst denkst und deinen Nächsten höher achtest als dich selbst. Auf diese Weise wirst du demütig wandeln und fortwährend von Gott gelehrt werden. „Er leitet die Sanftmütigen im Recht und lehrt die Sanftmütigen seinen Weg“ (Ps 25,9).

Die Gottesfurcht bewirkt diese wundervolle Demut. Aber sie bewirkt nicht nur Demut, sondern sie bewahrt sie auch. Wenn ein Mensch Gott im Glauben fürchtet, nimmt ihm dies sein Vertrauen auf sich selbst und bewirkt, dass er alle Hilfe und Weisheit von Gott erbittet und bereitwillig auf seinen Rat hört.

Das Buch kann direkt beim Herold Verlag bestellt werden: herold-mission.com.

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