Gender

Der Casus Kathleen Stock

Die britische Philosophin Kathleen Stock hat nach Protesten gegen ihre Thesen zur Genderforschung ihre Professur niedergelegt. Sie ist ein weiteres Opfer der Transgender-Aktivisten. Für die Wissenschaft, die Gesellschaft und die Menschen ist das nicht gut. Die Welt schreibt: 

Stock sprach sich in den Anhörungen sowie bei weiteren Gelegenheiten auf Grundlage ihrer wissenschaftlichen Auffassungen gegen eine solche Regelung aus. Pointiert gesagt, vertrat sie die Auffassung, dass man sein biologisches Geschlecht nicht ändern könne. Damit teilt sie die Auffassung von Genetikern, die darauf hinweisen, dass biologische Frauen zwei X-Chromosomen haben und biologische Männer ein X- und ein Y-Chromosom – und sich daran auch durch Geschlechtsangleichungen nichts ändere.

Das aber steht quer zu der Behauptung von Genderwissenschaftlern und Aktivisten, die das Geschlecht vor allem für ein soziales Konstrukt halten, das man ändern könne.

Mehr (allerdings hinter einer Bezahlschranke): www.welt.de.

Übergriffige Gender Studies

Inzwischen mehren sich Wortmeldungen, die vor einer Übergriffigkeit der Gender Studies warnen. Die Genderforschung in der Tradition von Judith Butler setzt voraus, dass das Geschlecht nur ein soziales Konstrukt ist und von einem Individuum durch einen reinen Sprechakt entworfen werden kann (z.B. „Ich fühle mich als Mann.“). Das Geschlecht steht demnach nicht in einer Beziehung zum Körper, sondern kann sich in gnostischer Weise von leiblichen Vorgaben emanzipieren.

In der englischsprachigen Welt organisieren sich inzwischen Naturwissenschaftler, die eine Vereinnahmung der Naturwissenschaft durch Gender-Ideologen wahrnehmen (siehe dazu das „Project Nettie“). Aber auch in Deutschland formiert sich Protest gegen diesen unwissenschaftlichen Essentialismus eines gefühlten Geschlechts. Hans Peter Klein, emeritierter Professor für Didaktik der Biowissenschaften an der Goethe-Universität Frankfurt, warnt etwa davor, dass die Gender-Forschung in etliche Fachbereiche hineinregiert. Die FAZ schreibt in der heutigen Ausgabe (18.08.2021, Nr. 190, S. N 4): 

Das bedeutet nichts anderes, als dass jetzt die Biologie, erforscht durch alte weiße Männer, komplett neu erforscht werden muss aus der Perspektive einer politischen Ideologie heraus“, sagt Hans Peter Klein, emeritierter Professor für Didaktik der Biowissenschaften an der Goethe-Universität Frankfurt. Besonders verwundert ihn die Übergriffigkeit und eine gewisse kulturalistische Arroganz: „Es ist ein Kennzeichen aller Fachbereiche, sich nicht in die Inhalte anderer Fachbereiche einzumischen. Die Gender Studies aber schwingen sich zu einer Metadisziplin auf, die genau das betreiben.

Gerade im Raum der medizinischen Genderforschung wird deutlich, dass es elementare Unterschiede zwischen Männern und Frauen gibt. Vera Regitz-Zagrosek, Kardiologin und Gründungsdirektorin des „Berlin Institute for Gender in Medicine“ an der Charité Berlin, erklärt das am Beispiel des Immunsystems:

So ist zum Beispiel das Immunsystem der Frauen schlicht ein anderes: Es ist effektiver in der Abwehr akuter Infektionen wie zum Beispiel mit Coronaviren. Männer sterben deutlich häufiger an Covid-19 … Die Immunantwort weiblicher Entzündungszellen ist selbst in der Petrischale deutlich unterscheidbar von der männlicher Entzündungszellen. (Ebd.)

Die FAZ fasst die Sichtweise von Hans Peter Klein so zusammen:

Selbstverständlich spielen Rollenklischees, Zuschreibungen, Kultur und Tradition eine Rolle bei Gesundheit und Krankheit – auch diese Aspekte bezieht die Gendermedizin mit ein. Daher auch der Name der Disziplin, schließlich benennt „Gender“ das soziale Geschlecht, „Sex“ das biologische. Doch empirisch belegt ist eben auch die Tatsache, dass biologisches Geschlecht sehr wohl außerhalb von gesellschaftlichen Zuschreibungen existiert – es ist Fakt, dass für Menschen kein anderer Fortpflanzungsweg existiert als über die Zweigeschlechtlichkeit. Es ist gerade Kennzeichen der naturwissenschaftlichen Forschungsmethodik, dass sie ihre Thesen mit Daten beweisen muss. Sichere Medikamente und Impfstoffe müssen verschiedene Phasen der Erkenntnisgewinnung erfolgreich durchlaufen, bevor sie auf den Markt kommen, ansonsten werden sie verworfen. „Dies steht im Gegensatz zu einer Ideologie, die wie die Gender Studies ihre Theorie gerade nicht empirisch untermauern, sondern als eine Wahrheit vorgeben, die keines Beweises bedarf – sehr zum Leidwesen vieler empirisch arbeitender Sozialwissenschaftler, in deren Fachbereich sie meistens verortet sind”, so Hans Peter Klein. (Ebd.)

Der, die, was?

James Der die WasPeter Prock stellt das Buch Der, die, was? für E21 vor:

Erfrischend ist auch der „Aufruf zu einem respektvollen Umgang“ (Kapitel 7 ab S. 147). Ich beobachte nicht selten unter uns Christen, dass wir uns in der Auseinandersetzung mit der Lüge schnell zu hitzigen Diskussionen hinreißen lassen, anstatt von Liebe geprägt zu reagieren. Dadurch aber kommen wir nicht nur nicht ans Ziel, sondern verunglimpfen dabei leider auch das Zeugnis für das Evangelium. So konsequent wir einerseits unsere Kinder schützen müssen, so sehr sind wir andererseits herausgefordert, die Wahrheit in Liebe zu sagen (vgl. Eph 4,15) und Menschen (wie z. B. Lehrer, Politiker etc.) über die Unwahrheit dieser Ideologie zu informieren.

Dieses Buch ist ein Muss für alle Eltern, für Lehrer und für all jene, die sich für die Thematik interessieren oder davon betroffen sind (und das sind leider immer mehr Menschen in unserer Gesellschaft). Sharon James gelingt es, in einem Buch von nur 172 Seiten auf leicht lesbare Art und Weise doch ziemlich tief in die Materie einzudringen, den Bezug zum Alltag herzustellen und konkrete Handlungsempfehlungen abzugeben.

Zum Schluss noch ein Tipp: Der herausgebende CLV-Verlag ermöglicht sogar den PDF-Download seiner Bücher, so auch von Der, die, was?. Der Preis von 9,90 € sollte uns aber vom Kauf der Printausgabe nicht abhalten.

Hier mehr: www.evangelium21.net.

Das Buch gibt es hier: clv.de.

Der Gender-G*tt

In der Ausstellung „G*tt w/m/d“ zeichnet das Bibelhaus Erlebnis Museum in Frankfurt/Main ein queeres Gottesbild. Karsten Huhn berichtet für idea:

Diese Ausstellung ist ein von der evangelischen Kirche finanzierter Skandal. Der erste Blick fällt auf das Objekt „Conchita Wurst auf der Mondsichel“. Die Holzskulptur des österreichischen Künstlers Gerhard Goder erinnert an eine katholische Heiligendarstellung. Doch statt Maria oder Jesus Christus abzubilden, hebt es den Sänger und Travestiekünstler Conchita Wurst auf den Sockel.

Mit dieser Skulptur, die einen auch vom Begleitkatalog sowie von der Internetseite anlächelt, ist der Ton der Sonderausstellung „G*tt w/m/d. Geschlechtervielfalt seit biblischen Zeiten“ gesetzt. Travestie trumpft Theologie. Hier geht es auch nicht um „archäologische Erkenntnisse aus dem Heiligen Land“ – wie der Pressetext behauptet –, sondern darum, ein Gender-Weltbild zu propagieren, das mit der Bibel kaum, mit dem Dichten und Trachten der Ausstellungsmacher aber sehr viel zu tun hat.

„Geschlechtervielfalt und die Gender-Frage bestehen schon immer“, behauptet der Museumsdirektor und evangelische Pfarrer Veit Dinkelaker. In der Bibel gebe es keine Eindeutigkeit: „Adam ist androgyn“ (er weist also männliche und weibliche Merkmale auf). Jesu Blick auf die Geschlechter sei revolutionär, und vom Apostel Paulus ist im Brief an die Galater 3,28 zu lesen: „Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt einer in Christus Jesus.“ Ethnische, religiöse, soziale und geschlechtliche Unterschiede gelten in der neuen Welt nicht mehr. Dinkelaker: „Ein Programm, das wir noch einlösen müssen.“

Mehr: www.idea.de.

Genderforschung und Antisemitismus

In seinem Beitrag „Wie Genderforschung und Antisemitismus sich die Hand reichen“ beschreibt Walter Krämer für Die Welt, wie zahlreiche Genderforschungsinstitute aus den USA zur Solidarität mit Palästina aufgerufen haben, ohne sich irgendwie kritisch mit dem Hamas-Regime zu befassen:

In den USA haben 149 Departments der Gender Studies, Departments of Women, Gender and Sexuality Studies oder Departments of Feminist and Gender Studies an 149 Colleges und Universitäten zur Solidarität mit palästinensischen Antisemiten aufgerufen. Außer Stanford waren keine Spitzenplätze dabei, weder aus Harvard, Yale oder Princeton waren dergleichen Verirrungen zu vernehmen, aber die reine Menge beeindruckt auch so.

Ebenfalls beteiligt war das Center for Race and Gender an der Universität Berkeley, das Center for the Study of Gender and Sexuality an der New York University oder das Center for the Study of Women an der University of California, Los Angeles, neben verschiedenen ähnlichen Instituten in England, Island, Norwegen, Australien oder Argentinien … Man könnte aber auch mal anfangen, darüber nachzudenken, ob nicht eine intensive Beschäftigung mit Genderfragen zu viel Energie von anderen Bereichen des Gehirns abzieht und zu systematischen Fehleinschätzungen von wahren Verhältnissen und Fakten führt. 

Überraschend ist das übrigens nicht. Denn die Genderkönigin Judith Butler, die selbst Jüdin ist, verbreitet seit Jahren israelfeindliches Gedankengut

Mehr (allerdings hinter der Bezahlschranke): www.welt.de.

Das grammatische Genus und die Biologie

Aus einem FAZ-Leserbrief (04.01.2021, Nr. 2, S. 5):

Wahrscheinlich ist es ungeschickt, dass die deutsche Grammatik die Begriffe „Maskulinum“, „Femininum“ und „Neutrum“ als Fachtermini aus dem Latein übernommen hat. Denn grundsätzlich hat das grammatische Genus mit dem biologischen Sexus nichts zu tun. Schon in der F.A.Z. vom 2. September 2019 legte Wolfgang Krischke dar, dass grammatisches Genus und biologischer Sexus nur bei einem kleinen Bruchteil des Wortschatzes übereinstimmen. Die übrige Zuordnung des Genus zu den Substantiven ist historisch wohl zufällig, kann bei der Entwicklung der indogermanischen Sprachen eventuell mit bewegten und unbewegten Dingen zu tun haben. 

Bei der Gleichsetzung von Genus und Sexus ist also offensichtlich etwas „verrückt“, also in einen Topf geworfen worden, was nicht zusammengehört. Daher kann unser Staat (generisch männlich) glücklicherweise auf politisch korrekte Weise „der Staat“ bleiben, obwohl dieses Gebilde auch Frauen und Diverse mit umfasst. Und unsere Gesellschaft (generisch weiblich) darf auch so bleiben, wie sie ist, auch wenn Männer Teil derselben sind. Und auch wenn im Inneren der generisch weiblichen Gesellschaft ein männlicher „Gesell“ steckt, muss der Begriff nicht in „Gesellendenschaft“ umformuliert werden. Als Beispiel für die sprachlich willkürlichen Verteilung der Genera mag die Tierwelt dienen: die Amsel, der Specht, das Tier. 

Ergänzend sei auch noch auf die Argumentation von Dr. Falkenau in der F.A.Z. hingewiesen: Die Artikel „der“, „die“, „das“ sind weder generisch noch biologisch festgelegt. Ihre Funktion ändert sich, ob sie im Nominativ stehen oder im Plural, Genitiv oder Dativ. Schlussfolgernd ist festzustellen: Die irrtümliche biologische Interpretation der grammatischen Genera rechtfertigt keine schwerwiegenden verholzenden und verballhornenden Eingriffe in die deutsche Sprache. Ernsthafte Literatur verträgt kein Gendern, Gedichte mit Schrägstrichen, Binnen-I’s und Sternchen können nur Witzgedichte sein. „Wander*innen“ können keine Nachtlieder singen. 

Hängen Sprache und Denkweise kausal zusammen?

Mit geschlechtergerechter Sprache wird einen Sprachgebrauch bezeichnet, der in Bezug auf Personenbezeichnungen die Gleichbehandlung von Frauen und Männern und darüber hinaus „allen Geschlechtern“ zum Ziel hat. Es geht dabei nicht nur um die sprachliche Sichtbarmachung von Geschlechtern, sondern um die Überwindung von Frauenfeindlichkeit oder etwa Homophobie. Der Umbau der Sprache soll dazu beitragen, die Art und Weise, wie Menschen denken und handeln, zu verändern.

Der in Ungarn aufgewachsene Chemiker Dr. Oldamur Hollóczki zeigt in einem aktuellen FAZ-Beitrag, dass es so einfach aber gar nicht ist. In einigen Sprachen, z.B. im Ungarischen oder im Estnischen, haben Pronomina kein Geschlecht. „Sätze nach dem Muster ‚er/sie liebt ihn/sie‘ und ‚er/sie ist klüger als er/sie‘ werden in diesen Sprachen in allen hier logisch möglichen Geschlechterkombinationen völlig gleich klingen und aussehen.“ Das, was viele Sprachpolizisten in Deutschland erreichen wollen, indem sie das Gender-Sternchen einführen, ist also ansatzweise in Ungarn oder in Estland schon gegeben. Heißt das nun, das es in diesen Ländern weniger Frauenfeindlichkeit gibt?

Vieles spricht dafür, dass es keinen kausalen Zusammenhang von gendersensibler Sprache und gendersensiblem Handeln gibt. Die Beziehung von Sprache und Denken ist verwickelter. Oldamur Hollóczki:

Die Stellung der Frauen in einer Gesellschaft wird seit Beginn der Emanzipationsbewegung anhand vieler Kriterien bewertet. Ich möchte mich auf drei beschränken. Nach dem Bericht der zuständigen europäischen Kommission über die Frauengleichstellung von 2019 schwankt der Bezahlungsunterschied im Erwerbsleben in vielen Ländern der Union ungefähr zwischen zehn und zwanzig Prozent, wobei Belgien, Italien, Luxemburg, Polen, Rumänien und Slowenien im einstelligen Bereich bleiben, während die damals noch zur Union gehörigen Briten wie Estland, Deutschland und die Tschechische Republik Werte über zwanzig Prozent erzielen. Finnland und Ungarn liegen im Durchschnittsbereich.

Was das zweite Kriterium, die Quote von Frauen in Führungspositionen, anbelangt, stehen Ungarn und Estland unterm europäischen Durchschnitt, vergleichbar anderen osteuropäischen Staaten, während Finnland bei den skandinavischen im Spitzenbereich liegt. Schließlich der dritte Punkt, die in Datenbanken registrierte Gewalt gegen Frauen: Eine europaweite Studie der „FRA European Union Agency for Fundamental Rights“ zeigt aufs Neue weit gestreute Werte für die fraglichen Länder. In Ungarn (28 Prozent) und in Estland (22 Prozent) ist der Prozentsatz von Frauen, die körperliche und/oder sexualisierte Gewalt gemeldet haben, niedriger als im europäischen Durchschnitt (33 Prozent), niedriger auch als in Deutschland (35 Prozent) oder in Frankreich (44 Prozent), in Finnland dagegen auffällig höher (47 Prozent). Diese Werte ähneln jedes Mal stark denen der direkten Umgebung.

Hier der lesenswerte Artikel: www.faz.net.

Sprachverordnung

Die Frankfurter Stadtverwaltung will durch die Verwendung von „geschlechtergerechter Sprache“ Klischees und Stereotype überwinden, so etwa eine binäre Sicht auf das menschliche Geschlecht. Die Handreichung soll sich auch an die Öffentlichkeit richten. Damit schreibt die Behörde vor, wie Menschen zu sprechen und damit auch zu denken haben:

Wie es in der Broschüre heißt, soll eine geschlechtersensible Sprache traditionelle Normen und Rollenbilder in Frage stellen und zur Überwindung von Klischees und Stereotypen beitragen. Frauen und Männer sollten sich gleichermaßen angesprochen fühlen, aber auch diejenigen sollten einbezogen werden, die sich nicht eindeutig einem biologischen oder sozialen Geschlecht zuordnen könnten oder wollten. Zu den „überholten Sprachgewohnheiten“, die geändert werden müssten, zähle das generische Maskulinum. Weil es Frauen und nichtbinäre Personen nur „mitmeine“, aber nicht eindeutig benenne, sei es für „eine der Sorgfalt und Genauigkeit verpflichtete Kommunikation nicht geeignet“.

Einer der Tipps lautet deshalb, sogenannte Doppel-Kurzformen wie „Liebe Mitarbeiter*innen“, „liebe Mitarbeiter:innen“ oder liebe „Mitarbeiter_innen“ zu verwenden. Das Sternchen, der Doppelpunkt und der Unterstrich verwiesen auf die Vielfalt diverser Geschlechtsidentitäten: „Auch intergeschlechtliche, trans* und queere Personen fühlen sich hiervon angesprochen und repräsentiert.“ Beim Sprechen könnten die Zeichen durch ein kurzes Innehalten kenntlich gemacht werden.

Mehr hier: www.faz.net.

Geschlechterunterscheidung wirkt destruktiv

Marie-Claire Wygand dreht den Spieß einfach um. Die Unterscheidung zwischen Mann und Frau sowie das traditionelle Verständnis von Familie mache den Menschen krank. Insofern sei es an der Zeit, den Kindern so früh als möglich beizubringen, dass die Geschlechter soziale Konstruktionen sind. Um die toxische Männlichkeit aufzubrechen, könnten Männer etwa ab und an Kleider anziehen. Das behauptet sie in einem Artikel, der kürzlich bei ze.tt erschienen ist.

Bei ze.tt einem Partner der Wochenzeitung Zeit, kann man nachlesen, wie bei jungen Menschen durch gezieltes Training die Heternormativität aufgebrochen werden soll. Aber nicht nur das: Menschen, die das anders sehen, werden pathologisiert und ihnen wird eingeredet, dass sie andere in den Suizid treiben. Wenn das nicht perfide ist, weiß ich nicht mehr weiter. Fällt denn niemandem auf, dass das auch eine Art und Weise ist, den Diskurs zu beenden und Hass zu schüren?

Der Beitrag offenbart dabei allerlei denkerische Schwächen, die aufgezeigt und angesprochen werden sollten, so etwa die Vorstellung, Geschlecht sei eine Eigenschaft, die nur im Denken als soziale Rolle existiere und Objekten sprachliche zugeschrieben werde. Dass das Quatsch ist, sollte ein Blick in die Tierwelt vermitteln. Die sexuelle Fortpflanzung funktioniert dort nicht, weil die Tiere „doing gender“ praktizieren, sondern weil sie sich paaren. Jede einzelne Zelle hat ihr Geschlecht (vgl. hier).

Aber hier der O-Ton:

Denn die traditionellen Rollen, die noch immer tief verankert sind, machen krank: Nicht nur einzelne Menschen, sondern die ganze Gesellschaft leidet darunter. Sexismus und Homophobie sind immer noch an der Tagesordnung. Wenn Jungen lernen, dass sie nicht schwach oder zart sein und über Gefühle sprechen dürfen, sorgt das dafür, dass sie als Männer eher suizidgefährdet sind und eine verkürzte Lebenserwartung haben. Sie lernen nicht, sich Hilfe zu holen und ihre Gefühle zu kommunizieren.

Mehr: ze.tt.

Warum ist es aussichtslos, mit Genderaktivisten zu diskutieren?

Die Gesellschaften triften immer weiter auseinander. Debatten gewinnen jene, die den stärksten Druck ausüben, ob in der Klimapolitik, der Bildung oder der Genderpolitik. Es gibt nicht um Vernunft, Argumente und gemeinsame Lösungsansätze, sondern um Macht. Die Schweizer Journalistin Claudia Wirz hat in der NZZ einen eindrucksvollen Beitrag zur Diskussionskultur geschrieben und dazu aufgefordert, mehr Fragen im sokratischen Sinne zu stellen.

Als ein Beispiel dient ihr eine Journalistin, die einmal angefangen hat, Fragen zur staatlichen Frauenförderung zu stellen:

Und so stellt sie Fragen zu staatlicher Frauenförderung. Sie fragt, ob die Frauen diesen «safe space» überhaupt brauchen. Ob eine zentralistische Frauenförderung die Frauen nicht erst recht entmündigt? Sie fragt, ob die Frauen etwas merken würden, wenn alle Gleichstellungsbüros auf einmal geschlossen würden; ob Frauenquoten zum Geist des Rechtsstaats passen. Ist nicht der Grundsatz, dass vor dem Gesetz alle gleich sind, eine Errungenschaft aufgeklärter Gesellschaften?

Auch will die Journalistin wissen, was es mit der Gendersprache auf sich hat. Kann die Chefin belegen, dass Frauen durch Wörter wie «Fussgängerstreifen» wirklich systematisch diskriminiert werden? Und kann sie belegen, dass «Zebrastreifen» tatsächlich die frauenfreundlichere Variante ist? Verdrängt das Zebra die Frau nicht genauso, wie es der Fussgänger tut, oder sogar noch mehr? Die Chefin erklärt, dass Quotenregelungen notwendig seien und auch keine Diskriminierung darstellten, bis die Frauen endlich «angemessen» vertreten seien.

Wirz erwähnt noch ein zweites Beispiel: Eine Zürcher Gemeinderätin sollte von einem rot-grünen Gremium gezwungen werden, einen Text in gendergerechter Sprache abzufassen. Die Unbeugsame konnte sich der erzwungenen Sprache nur entziehen, in dem sie rechtlichen Beistand in Anspruch nahm:

Das liess die Gemeinderätin nicht auf sich sitzen und rekurrierte beim Bezirksrat. Sie und ihr Anwalt Lukas Rich hatten eine ganze Palette von Argumenten auf ihrer Seite: Der Gemeinderatsbeschluss habe keine rechtliche Grundlage, sei willkürlich. Er verstosse gegen das Verbot des überspitzten Formalismus als besondere Form der Rechtsverweigerung, verletze die politischen Rechte der Gemeinderätin und missachte den Grundsatz der Ver­hältnismässigkeit sowie den Anspruch auf Meinungsfreiheit. Ein Zwang zum Gendern zielt also – zumindest aus der Sicht der Rekurrentin – mitten ins Herz der Demokratie.

Der Bezirksrat hiess den Rekurs gut. Er kam zu dem Schluss, dass es für eine autoritäre Durchsetzung der Gendersprache keine gesetzliche Grundlage gibt.

Kurz: „So betrachtet lässt die Unerbittlichkeit der Gemeinderatsmehrheit tiefe Einblicke in deren Demokratieverständnis zu. Ausgerechnet jene Kreise, die sonst nicht genug von Toleranz, Diversität und Inklusion sprechen können, versuchen auf diese indirekte Weise den politischen Gegner auszubremsen. Toleranz mit den Gleichgesinnten – Intoleranz gegenüber allen anderen.“

Ein uneingeschränkte Leseempfehlung: www.nzz.ch.

VD: PP

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