Ein evolutionsbiologisches Dogma wankt
Zum ersten Mal haben Forscher ein Gen entdeckt, das einzig und allein beim Menschen auftaucht. Es spielt eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung des Gehirns – und widerspricht einem Dogma der Evolutionsbiologen.
FOCUS-Redakteur Michael Odenwald schreibt:
Das Gen – oder besser: sein Produkt, eine kurze so genannte Mikro-RNA, die nur wenige Nukleotide enthält – ist in zwei Gehirnregionen stark aktiv, nämlich im präfrontalen Cortex, einem Teil der Großhirnrinde, sowie im Kleinhirn. Dort kontrolliert es Prozesse der Entscheidungsfindung und steuert unsere Sprachfähigkeit, indem es die Funktion weiterer Gene reguliert.
Damit, sagen Taylor und seine Kollegen, wirke es sich an entscheidender Stelle auf die hoch entwickelten Gehirnfunktionen aus, die uns zu Menschen machen. Dabei weist es eine bislang einzigartige Entwicklungsgeschichte auf. Bislang galt es in der Evolutionsbiologie als eine Art Dogma, dass die Unterschiede zwischen den Arten aus Veränderungen bereits vorhandener Gene resultierten. Diese konnten mutieren, im Erbgut plötzlich doppelt auftauchen, Teile verlieren oder sogar ganz aus dem Genom entfernt werden.
Anders bei miR-941: Das Gen erschien laut Taylor sozusagen mit einem Schlag und voll funktional im menschlichen Genom.
Mehr: www.focus.de.
VD: TS