Jan Fleischhauer

Genderforschung – ein Riesenerfolg

Die Heinrich-Böll-Stiftung hat eine Broschüre veröffentlicht, in der vor Leuten gewarnt wird, die im Streit um Geschlechtergerechtigkeit diffamieren. Gewarnt wird etwa vor Gabriele Kuby und Gerhard Amendt. Ungefähr so: Wie kann eine Gesellschaft es zulassen, dass Kritiker der Gender-Politik ihre verleumderischen Argumente auch noch in den öffentlichen Medien präsentieren (vgl. z.B. Gender, Wissenschaftlichkeit und Ideologie, S. 62)?

Jan Fleischhauer wehrt sich:

Es scheint im Augenblick Mode zu sein, Listen von Leuten zu erstellen, von denen man sich als aufgeklärter Zeitgenosse besser fernhält, weil sie dem Fortschritt im Wege stehen. Vor ein paar Wochen hat das Umweltbundesamt die Namen bekannter „Klimawandelskeptiker“ veröffentlicht, deren Argumenten man nicht trauen darf. Jetzt sind die Gender-Leugner dran. Man mag solche Aufklärungsarbeit für einen eigenartigen Einsatz von Steuergeldern halten: Auch die Böll-Stiftung lebt fast ausschließlich von öffentlichen Mitteln, 45 Millionen Euro sind es im Jahr. Anderseits finden so eine Reihe von Menschen Beschäftigung, die es mit ihrer Qualifikation nicht leicht haben.

An den deutschen Universitäten gehören die Gender Studies zu den am schnellsten wachsenden Wissenschaftszweigen. Wie ich bei Harald Martenstein von der „Zeit“ gelesen habe, der dafür auch in der Böll-Studie steht, hat die Zahl der Gender-Professoren inzwischen locker die der Slawisten überflügelt: 173 Professuren hat Martenstein gezählt versus 100 bei den Philologen.

Universitär gesehen ist die Genderforschung also ein Riesenerfolg.

Mehr: www.spiegel.de.

Kuschel-Evangelium

Gute Nachricht für alle, die bislang vor einer kirchlichen Trauung zurückschreckten. Der Satz „Bis dass der Tod euch scheidet“ ist nicht mehr wirklich ernstgemeint. Die Selbstsäkularisierung der Protestanten strebt einem neuen Höhepunkt zu.

Jan Fleischhauer schreibt:

Auch die EKD denkt die Ehe jetzt von ihrem Ende her, also der Trennung. Deshalb empfiehlt sie auch allen, die sich binden wollen, genau zu bedenken, wie es danach weitergeht und sich beizeiten über den Stand des Scheidungsrechts zu informieren. Das gilt erst recht, wenn einer der beiden Ehepartner in der Karriere aussetzt, um Kinder groß zu ziehen. Oder wie es in der „Orientierungshilfe“ heißt: „Die neue Rechtslage sollte jungen Menschen klar sein, wenn sie sich für diese Lebensform mit traditioneller Arbeitsteilung entscheiden.“

Es wäre zu kurz gegriffen, den familienpolitischen Leitfaden als Kapitulation vor dem Wertewandel zu verstehen. Wir haben hier vielmehr das Dokument eines spektakulären Versuchs der Verweltlichung von Innen, wie ihn so noch keine der großen Religionen unternommen hat.

Die Evangelische Kirche will nicht mehr urteilen, sondern nur noch verstehen. „Fühl Dich wohl“, heißt die frohe Botschaft ihrer Vertreter. Alle sind ihr gleichermaßen lieb: Das treusorgende Paar ebenso wie der Ehebrecher oder die Geschiedene, die vier Kinder von fünf Männern hat. Selbst der Talib kann in dieser Stuhlkreis-Theologie noch auf Anteilnahme hoffen. Mit ein paar guten Worten beziehungsweise ein wenig mehr „Phantasie für den Frieden, für ganz andere Formen, Konflikte zu bewältigen“, wird schließlich alles besser, wie es die unvergessene Margot Käßmann in heiliger Teestubeneinfalt schon vor Jahren verkündete.

Hier die Kolumne: www.spiegel.de.

Warum sind so viele Journalisten links?

Viele der im Meinungsgeschäft Tätigen sympathisieren mit Rot-Grün. Die Gründe liegen in einer frühen Traumatisierung auf dem Schulhof, meint der US-Autor Tom Wolfe. Die These ist – wie ich finde – etwas weit hergeholt. Trotzdem liest sich „der Fleischhauer„ zum politischen Spektrum des Journalismus in Deutschland wieder packend:

Es gibt im Journalismus ein paar Wahrheiten, die meist ungesagt bleiben, auch wenn sie axiomatisch sind. Schlechte Nachrichten verkaufen sich besser als gute, weshalb Chefredakteure Kriege, Unfälle und andere Katastrophen lieben. In Redaktionskonferenzen reden vor allem diejenigen, die nachher am wenigsten zum Gelingen beitragen. Und die meisten Journalisten sind im Herzen links.

Was die politische Überzeugung angeht, sind die Zahlen eindeutig. Nach einer der größten Studien zum Thema, 2005 durchgeführt vom Hamburger Institut für Journalistik unter 1500 Journalisten aller Gattungen, verteilt sich die politische Sympathie der im Meinungsgeschäft Tätigen wie folgt:

  • Grüne: 35,5 Prozent,
  • SPD: 26 Prozent,
  • CDU: 8,7 Prozent,
  • FDP: 6,3 Prozent
  • Sonstige: 4
  • keine Partei: 19,6 Prozent.

Dem bürgerlichen Lager neigen also gerade mal 15 Prozent der in Deutschland arbeitenden Journalisten zu.

In einer Zeit, in der die Welt vornehmlich durch kleine digitale Fenster mit bewegten Bildern wahrgenommen wird, lässt sich erahnen, was das bedeutet.

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Mitleid mit Martenstein

Der Zeit-Kolumnist Harald Martenstein hat erlebt, wie schnell man als Autor einen Shitstorm auslöst. Sein Vergehen? Eine Glosse über die geplanten Unisex-Toiletten in Berlin-Kreuzberg. Wenn es um Genderpolitik geht, hört in Deutschland der Spaß auf. 

Jan Fleischhauer schreibt in seiner Kolumne:

Jetzt aber hat es auch Martenstein richtig erwischt. Er halte sich sicher für „liberal, aufgeschlossen, aufgeklärt“, schrieb am Dienstag der berühmte Medienjournalist Stefan Niggemeier in seinem Blog über den noch berühmteren Kollegen. Tatsächlich liefere er dem bürgerlichen „Zeit“-Publikum aber „dieselbe Mischung aus Ignoranz, Intoleranz und Desinteresse an Fakten“, wie sie auch die „Bild“ auszeichne.

Was ist passiert, mögen Sie sich fragen. Hat Martenstein plötzlich die Beherrschung verloren und angefangen, wild herumzukrakeelen? Hat er einen rassistischen Witz gemacht oder sich frauenfeindlich verhalten? Nein, der Mann von der liberalen, aufgeschlossenen „Zeit“ hat sich in seiner Kolumne der vergangenen Woche über einen Beschluss der Bezirksversammlung von Friedrichshain-Kreuzberg mokiert, neben den Toiletten für Männer und Frauen auch sogenannte „Unisex-Toiletten“ für Menschen einzurichten, die nicht so genau sagen können, ob sie nun Mann oder Frau sind.

Man darf sich in der „Zeit“ über alles Mögliche auslassen, ohne dass dies Konsequenz hätte: über weiblichen Führungsstil, Tierschutz oder vermeintliche Nazis im Kulturbetrieb. Sogar das Holocaust-Mahnmal war bei Martenstein schon mal Anlass für Sottisen, ohne dass dies Anstoß erregt hätte. Nur mit den Sorgen der sexuell Unentschlossenen, beziehungsweise „Transgender“, sollte man keine Scherze treiben. Da hört der Spaß auf, wie man sieht.

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George Bushs linke Erben

Plötzlich wollen es alle gewusst haben: Präsident Mubarak ist ein Schurke und noch schlimmer sind die USA, die bis zuletzt zu ihm halten. Der Westen ist, das ist schon mal klar, an (fast allem) schuld. Jan Fleischhauer nimmt die Doppelmoral so mancher Linksdemokraten unter die Lupe und liegt, trotz gelegentlicher Übertreibungen, bei einigen Punkten ziemlich richtig:

Die offene Gesellschaft hat außerhalb von Europa weniger Freunde, als wir gerne annehmen wollen. Selbstverständlich wäre es wünschenswert, man würde nur mit Regierungen zusammenarbeiten, die unsere Vorstellungen von einem demokratischen Gemeinwesen teilen. Dann bliebe allerdings in der Region, auf die wir jetzt so gebannt schauen, nur Israel übrig, das einzige Land im Nahen Osten, das seinen Bürgern alle westlichen Freiheitsrechte garantiert, inklusive Frauen, Homosexuellen und Andersdenkenden. Aber das wäre ja irgendwie auch nicht recht.

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