Judith Butler

Judith Butler hat etwas bewegt

Die Stadt Frankfurt am Main hat am Dienstag Judith Butler mit dem Adorno-Preis geehrt. Der Tenor in der Medienberichterstattung war einhellig: Butlers Haltung gegenüber Israel ist anfechtbar, ihre Beiträge zur Gender-Problematik haben dagegen weitgehende Akzeptanz gefunden.

Eva Geulen, selbst Butler-Expertin und die Laudatorin des Abends, packte ihre Bewunderung für die Preisträgerin in den Satz: „Sie hat etwas bewegt.“ Der CDU Politiker Felix Semmelroth stellte vornehmlich ihre Leistungen für die Gender-Theorie heraus: „Ihre Stimme, und das macht auch ihre Verantwortung als öffentliche Intellektuelle aus, wird nicht nur gehört, sondern hat Gewicht, wird wahr- und ernstgenommen und dies natürlich nicht immer mit Zustimmung oder gar Wohlgefallen.“

Bei so viel Überschwang für Judith Butler bin ich gestern mit einem ihrer Standardwerke ins Bett gegangen. Ungefähr zwei Stunden habe ich mit dem Unbehagen der Geschlechter (Suhrkamp, 1991) verbracht.

Das Buch ist eine Streitschrift gegen die „Zwangsheterosexualität“ und den „Phallogozentrismus“, ein Versuch, Geschlechterordnungen zu (ver)stören. Konstruktionen von Geschlechtern sind für Butler Ausdruck politischer und gesellschaftlicher Machtdiskurse. Sogar das Inzestverbot wurde erschaffen, um die herrschende heterosexuelle Geschlechterordnung zu verfestigen.

Über allem steht die Attacke auf die binäre Ordnung. Butler treibt die Unterscheidung von biologischem Geschlecht (sex) und „seelischer“ Geschlechtsidendität (gender) soweit, dass sie die Geschlechtstidentität nicht nur vom biologischen Geschlecht entkoppelt, sondern – in gewisser Weise konsequent – behauptet, dass Gender dem biologischen Geschlecht immer schon vorausgeht. So verflüssigen sich nicht nur biologische Grenzen, sondern auch sozial konstruierte Geschlechtsidentitäten erweisen sich als unbestimmt.

Wenn wir jedoch den kulturell bedingten Status der Geschlechtsidentität als radikal unabhängig vom anatomischen Geschlecht denken, wird die Geschlechtsidentität selbst zu einem freischwebenden Artefakt. Die Begriffe Mann und männlich können dann ebenso einfach einen männlichen und einen weiblichen Körper bezeichnen wie umgekehrt die Kategorien Frau und weiblich (S. 23).

Butler will jeden Rest einer binären Unterscheidung wegspülen, um die Konfigurationen von Geschlechteridentitäten erweitern zu können. Dem humanistischen Feminismus wirft sie deshalb vor, dass er Geschlechtsidentität noch als „Attribut einer Person“ begreifen will (S. 28). „Als sich ständig verschiebendes (shifting) und kontextuelles Phänomen bezeichnet die Geschlechtsidentiät nicht ein substantiell Seiendes, sondern einen Schnittpunkt zwischen kulturell und geschichtlich spezifischen Relationen“ (S. 29).

Butler hat wirklich etwas bewegt. So manches Unbehagen der Geschlechter ist bereits in den Grundschulen angekommen. Das Konzept der Geschlechtsidentität soll in ein überarbeitetes Grundgesetz einfließen. Butler hat eben Gewicht, also Macht. Vielleicht sollte sich jemand die Mühe machen, ihre Thesen so zu formulieren, dass sie falsifizierbar, also überprüfbar, sind. Vermutlich würde sich schnell herausstellen, dass die Genderkönigin nichts an hat (vgl. hier).

Judith Butlers leninistische Denkmethoden

Die Philosophin und Gendertheoretikerin Judith Butler bekommt den Adorno-Preis der Stadt Frankfurt. Sie ist eine äußerst einseitige Israel-Kritikerin. Das passt, findet Alan Posener:

Womit wir bei der Philosophin Judith Butler wären, die in diesem Jahr den Theodor-Adorno-Preis der Stadt Frankfurt erhalten soll. Butler ist berühmt für ihre komplizierten Sätze. Dafür hat sie sogar den ersten Preis im „Wettbewerb für schlechtes Schreiben“ erhalten, der von der Zeitschrift „Philosophy and Literature“ veranstaltet wird. Der in der Laudatio zitierte Satz Butlers geht so: „The move from a structuralist account in which capital is understood to structure social relations in relatively homologous ways to a view of hegemony in which power relations are subject to repetition, convergence, and rearticulation brought the question of temporality into the thinking of structure, and marked a shift from a form of Althusserian theory that takes structural totalities as theoretical objects to one in which the insights into the contingent possibility of structure inaugurate a renewed conception of hegemony as bound up with the contingent sites and strategies of the rearticulation of power.“ Auf Deutsch: Ganz so leicht, wie sich die Marxisten die Welt erklären, ist sie nicht.

Und das ist richtig. Leider hat sich Judith Butler einer noch simpleren Welterklärung angeschlossen, nämlich der zuerst von Lenin formulierten Theorie des Imperialismus. Nach Lenin sind selbst die reaktionärsten Regime zu unterstützen, wenn sie nur gegen den „Imperialismus“ – also den Westen – kämpfen. Als Beispiel zitiert er den Emir von Afghanistan, der mehr gegen den britischen Imperialismus leiste als die gesamte Labour Party.

Mehr: www.welt.de.

Judith Butler – die Genderkönigin

Am 11. September bekommt die Amerikanerin Judith Butler den Theodor W. Adorno-Preis verliehen. Butler ist die bedeutendste Ikone der weltweiten Gender-Ideologie. Sie zählt fernerhin zu den Intellektuellen, die für den radikalen Abschied vom abendländischen Familienbegriff plädieren. Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat sich klar gegen die Preisverleihung ausgesprochen, weil sie israelfeindliches Gedankengut propagierte. Butler hat diese Vorwürfe als verleumderisch und haltlos bezeichnet. Wer erfahren möchte, was die Jüdin Butler über Israel, Hamas und Hisbollah denkt, kann sich z.B. die Aufzeichnung dieser Berkeley-Vorlesung und –Diskussionsrunde anschauen.

Ich habe in den vergangenen Tagen schon einige Lobtexte gelesen und Lobreden gehört. Der Beitrag, den Bettina Röhl für die Wirtschaftswoche verfasst hat, ist – wie zu erwarten – sehr scharf, hebt sich dafür aber wohltuend vom systemkonformen Geschwafel ab.

Butler ist eine genialische Propagandistin und Aktionistin. In diesen Fächern hätte sie Nobelpreisniveau. Wo sie auftritt macht sie alles mundtot und was nicht ihrer Meinung ist, echauffiert sich zumindest fürchterlich über den Unsinn, den sie als die reine und nichts als die reine Wirklichkeit verkauft. Sie sei ein schreckliches „Problemkind“ gewesen, aber ein besonders „kluges“, so Butler über Butler. So gesehen kann man sagen, Butler polarisiert. Nur eines kann man nicht sagen, dass sie bei all den Themen, die sie mit einer furchtbaren Schärfe seziert, irgendwelche Ideen anböte, die gesellschaftsnützlich wären. Man muss sich im Angesichte von Butler wohl damit begnügen festzustellen, dass sie immer wieder mit großtuerischem Alarmismus und extremistischen Argumentationen Sand ins Getriebe wirft, was ihre Jünger dann gerne so beschreiben, dass Butler wieder mal Debatten oder Denkprozesse angestoßen hätte.

Auch zur Vorbereitung ihres Auftritts in Frankfurt setzt sich Butler in deutschen Medien schon einmal vor ab in Szene und stellt die Hierarchien klar: Butler-Kritiker, die von ihr noch etwas lernen können, ganz unten und Butler selber ganz oben.

Mehr: www.wiwo.de .

Rethinking Secularism: the Power of Religion in the Public Sphere

rethinking1.jpgAm 22. Oktober kam es zu einem Zusammentreffen von Judith Butler, Charles Taylor, Cornel West und Jürgen Habermas. Das Symposium »Rethinking Secularism: the Power of Religion in the Public Sphere« bot folgende Vorträge an:

  • Judith Butler: Is Judaism Zionism? Religious Sources for the Critique of Violence
  • Jürgen Habermas: »The Political« – The Rational Sense of a Questionable Inheritance of Political Theology
  • Charles Taylor: Why We Need a Radical Redefinition of Secularism
  • Cornel West: Prophetic Religion and The Future of Capitalist Civilization …

Mitschnitte der Vorträge können hier gehört werden: blogs.ssrc.org.
Interessant fand ich eine Diskussion zwischen dem Agnostiker Jürgen Habermas und dem Kommunitarist Charles Taylor. Eine (allerdings sehr schlechte) Tonaufnahme davon sowie eine Transkription gibt es hier: blogs.ssrc.org.

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