Leib-Seele-Problem

„Ich bin nicht schön anzusehen“

In einem Artikel geht Sam Allberry auf fünf Mythen ein, denen wir in Bezug auf unser Körperbild oft erliegen. Er schreibt unter anderem: 

Ein Teil unserer Unsicherheit liegt vielleicht gar nicht so sehr darin begründet, wie wir selbst über unseren Körper denken, sondern vielmehr darin, wie andere es tun. Ein Schulfreund von mir hatte ein paar auffällige Muttermale im Gesicht und wurde so zur Zielscheibe einiger Jungs, die alles benutzten, um andere zu ärgern. Jahre später vertraute er mir seinen Schmerz über diese Erfahrung an, die sogar zu Langzeit-Schlafstörungen geführt hatte.

Solche Erfahrungen sind nichts Ungewöhnliches. Sei es ausgelöst durch Mobbing oder etwas ganz anderes: Es kann passieren, dass wir befürchten, aufgrund unseres Aussehens Probleme mit anderen zu bekommen. Wir fühlen uns wie eine wandelnde Zielscheibe.

Tatsache ist, dass wir es mit unserem Aussehen nie allen recht machen können. Selbst wenn wir unseren Körper in Form bringen oder das Geld haben, uns einer Schönheitsoperation zu unterziehen – wir werden immer Makel haben. Nichts wird das endgültig verhindern können. Wir werden nie das Ideal erreichen, von dem wir glauben, es erreichen zu müssen, um die Erwartungen anderer zu erfüllen.

Und deshalb ist das Evangelium eine solch gute Nachricht. Die Bibel sagt uns, dass Jesus uns durch seinen Tod erkauft hat. Folglich gehören wir nun ihm: „Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des in euch wohnenden Heiligen Geistes ist, den ihr von Gott empfangen habt, und dass ihr nicht euch selbst gehört? Denn ihr seid teuer erkauft; darum verherrlicht Gott in eurem Leib und in eurem Geist, die Gott gehören!“ (1Kor 6,19–20).

Es gibt viel dazu zu sagen, aber lasst uns fürs Erste Ruhe in dieser Wahrheit finden: Wenn unser Körper Jesus gehört, ist Jesus der einzige, dem unser Körper gefallen muss. Und das ist viel leichter, als es unserer Gesellschaft oder unseren Schulfreunden recht zu machen. Paulus ermahnt uns: „Dass ihr eure Leiber darbringt als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Opfer“ (Röm 12,1). Ein Körper, der Jesus gefällt, ist einer, der ihm und seinen Absichten hingegeben ist. Und wenn er sich über einen solchen Körper freut, merken wir schnell, dass letztlich nur das zählt.

Mehr hier: www.evangelium21.net.

„Fleisch“ bei Paulus

Der Apostel Paulus erwähnt in seinen neutestamentlichen Briefen mehrmals den Kampf zwischen Geist und Fleisch. So heißt es beispielsweise in Rom 8,13: „Wenn ihr nämlich nach dem Fleisch lebt, müsst ihr sterben; wenn ihr aber durch den Geist tötet, was der Leib aus sich heraus tut, werdet ihr leben“ (vgl. Rom 8,4; Gal 5,16).

Es liegt nahe, den Begriff „Fleisch“ so zu verstehen, als bezeichne er den menschlichen Leib oder Körper. Tatsächlich gebraucht Paulus in Rom 8,13 „Fleisch“ (griech. sarx) und „Leib“ (griech. soma) synonym. Wer nach dem Fleisch (griech. sarx) lebt, wird sterben, wer durch den Geist  (griech. pneuma) die Handlungen des Leibes (griech. soma) tötet, wird leben. Ebenso wird in 1Kor 6,16, 2Kor 7,5 oder Eph 5,31 mit „Fleisch“ der Leib oder der ganze Mensch bezeichnet. Selten meint sarx die Substanz „Fleisch“, da die griechische Sprache dafür zusätzlich das Wort kreas bereitstellt. Eine Ausnahme ist 1Kor 15,39, wo zwischen verschiedenen Fleischarten unterschieden wird: „Nicht alles Fleisch ist dasselbe Fleisch; sondern ein anderes [ist das] der Menschen und ein anderes das Fleisch des Viehes und ein anderes das der Vögel und ein anderes das der Fische.“

Häufig ist bei Paulus „Fleisch“ ein Gegenbegriff zum „Geist“ (griech. pneuma). „Fleisch“ steht dort nicht für eine Substanz oder den Leib, sondern für den der Macht der Sünde unterworfenen Menschen. Der Unterschied zwischen „Fleisch“ und „Leib“ liegt darin, dass der Leib in die neue Schöpfung übergeht, das sarx dagegen nicht. „Fleisch“ ist der Mensch, sofern er zur Seinsweise dieser sündigen Welt gehört und mit ihr vergeht.

Herman Ridderbos schreibt in seiner bedeutsamen Untersuchung zur Theologie des Paulus H. Ridderbos, Paulus, 1970, S. 81):

So war angesichts der radikalen Umkehr, die Paulus auch in der menschlichen Existenz sich vollziehen sah, „Fleisch“ der gegebene Begriff, um die alte Existenz zu beschreiben, die sich mit der Sünde identifiziert hat. Ebenso vertritt „Geist“ als Bezeichnung des göttlichen Lebens, des Schöpferischen und Wunderbaren bei Paulus die neue Schöpfung. Fleisch und Geist bilden so keinen metaphysischen oder natürlichen, sondern einen heilsgeschichtlichen Dualismus, der das Ethische mit umfaßt. In dieser Weise kann „Fleisch“ sich ohne Verlust der theologischen Basis auf das Sündige an sich beziehen.

Sehr deutlich wird das an Röm 8,6–10, wo wir lesen:

Das Sinnen des Fleisches ist Tod, das Sinnen des Geistes aber ist Leben und Frieden; ja, das Sinnen und Trachten des Fleisches ist Feindschaft gegen Gott, denn es unterzieht sich dem Gesetz Gottes nicht, ja, es vermag es nicht. Die aber vom Fleisch bestimmt sind, können Gott nicht gefallen. Ihr aber lasst euch nicht vom Fleisch bestimmen, sondern vom Geist, wenn wirklich der Geist Gottes in euch wohnt. Wer aber den Geist Christi nicht hat, der gehört nicht zu ihm. Wenn aber Christus in euch ist, dann ist der Leib zwar tot um der Sünde willen, der Geist aber ist Leben um der Gerechtigkeit willen. Wenn aber der Geist dessen in euch wohnt, der Jesus von den Toten auferweckt hat, dann wird er, der Christus von den Toten auferweckt hat, auch euren sterblichen Leib lebendig machen durch seinen Geist, der in euch wohnt.

Wenn Paulus schreibt, dass wir als Sünder vom sarx bestimmt sind (Röm 7,14), dann meint er damit also unsere sündhafte Natur, zu der auch unser Denken und Trachten gehört (vgl. Gen 6,5; 8,21). Wir sind als vollständige Menschen Sünder. Die Sünde „berührt“ uns nicht nur oberflächlich, sondern verdirbt uns „durch und durch“. So wie der christliche Glaube die Verdorbenheit des ganzen Menschen bekennt, hofft er umgekehrt auf seine vollständige Erlösung, Heiligung und Verherrlichung.

Paulus sieht den Menschen als eine Einheit von Leib, Seele und Geist. Eine platonisch begründete Leibfeindlichkeit muss als unbiblisch zurückgewiesen werden. Wenn wir eine Unterscheidung von Leib und Seele behaupten, ist der Leib niemals im moralischen Sinne als die niedere Seite der menschlichen Natur zu betrachten und der Geist als die höhere. Die gnostisch platonische Auffassung, dass uns der Leib mit seinen Trieben zur Sünde verführt und der Geist mit Gott in Verbindung steht, lässt sich biblisch nicht begründen.

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