Os Guinness

Berufung

Berufung guinness 3a29dfbbDer Herold Verlag hat erfreulicherweise die erweiterte Auflage des Buches Berufung von Os Guinness herausgegeben. Schon diese Worte aus dem Eingangskapitel sind stark:

Gottes Ruf ist das Herzstück des Evangeliums, der besten Nachricht, die es gibt. Wenn wir aber entdecken wollen, was Gottes Ruf für uns alles beinhaltet, dann müssen wir ihn zuerst von all den Klischees und Verdrehungen befreien, die dem Begriff „Berufung“ noch immer anhaften. Vieler dieser Verdrehungen werden uns unterwegs begegnen, während wir die großen Wahrheiten von Gottes Ruf ausführlicher betrachten. Aber es lohnt sich, gleich zu Beginn auf zwei besonders weit verbreitete Verzerrungen hinsichtlich der Berufung einzugehen. Und zwar darauf, dass die Bedeutung der Berufung entweder unterschätzt oder sie ihres Inhalts beraubt wird. Unterschätzt wird unsere Vorstellung der göttlichen Berufung heutzutage häufig, indem wir sie auf das Leben des Einzelnen reduzieren. Alles dreht sich nur noch um uns – ich, mich und mein, „weil wir es wert sind“. Und ja, Gottes Berufung betrifft auf ganz persönliche und intime Art und Weise jeden Einzelnen von uns. Aber gleichzeitig ergeht Gottes Ruf an eine neue Menschheit, und zwar zu einem neuen gemeinsamen Lebensweg, dessen Endziel der neue Himmel und die neue Erde ist. Daher hat Gottes Berufung eine überwältigende schöpferische Kraft und weitreichende Auswirkungen. Es sollte uns deshalb auch nicht überraschen, dass Gottes Ruf die Geschichte nachweislich verändert und in der Welt einen Unterschied gemacht hat – sowohl was die Kultur ganzer Gesellschaften betrifft als auch in Bezug auf das Leben Einzelner. Genau diese Ehrfurcht und das Erstaunen darüber müssen wir gleich zu Beginn zurückgewinnen und erkennen, wie jeder Einzelne von uns in dieses große Bild hineinpasst, von dem wir letztendlich ein kleiner Teil sind.

Andreas Dück hat das Buch gründlich gelesen (das kann ich sagen, denn ich habe die Markierungen im Buch gesehen) und eine Rezension veröffentlicht. Trotzdem wird er das Buch noch einmal lesen, da es ihn so gepackt hat. Er schreibt: 

Spannend finde ich auch den Studienteil am Ende des Buches. Wenn ich mir die Fragen mancher christlichen Jüngerschaftskurse anschaue, bin ich oft enttäuscht vom Niveau und der Vorhersehbarkeit der Antworten. Bei Os Guinness finde ich jedoch Fragen, die auf den Inhalt des Kapitels eingehen und zu einem anregenden Austausch einladen. Das macht diese Ausgabe des Buches zu einem hervorragenden Werkzeug für Buchleseprojekte in Jugend-, Studenten-, Männer- und Frauengruppen. Eine besondere Zielgruppe sehe ich in Menschen, die sich für Kunst, Kultur, Wissenschaft, Theologie, Politik oder Wirtschaft interessieren und in einem dieser Bereiche engagieren wollen. Das Buch bietet einen brillant durchdachten und gleichzeitig inspirierenden Leitfaden für ein bewusst gelebtes Leben in der Nachfolge Jesu.

Der wertige Umschlag, der leichte Schreibstil und die ausgezeichnete Übersetzung laden zum Aufschlagen, Lesen und Nachdenken ein. Für eine stärkere Nutzung sollte das Buch aber eine Hülle bekommen, da sich das schöne Weiß des Umschlags mit zunehmendem Gebrauch verfärbt. Ich für meinen Teil setze das Buch noch einmal auf meine Leseliste.

Die Rezension kann hier nachgelesen werden: www.evangelium21.net. Das Buch selbst kann am Besten hier bestellt werden: herold-mission.com.

Os Guinness im Interview

Collin Hansen hat kürzlich mit dem Soziologen Os Guinness gesprochen. Das Ergebnis ist sehr hörenswert. Guinness erörtert die geistliche Krise des amerikanischen Evangelikalismus, äußert sich zur Wahl von Präsident Trump, zur Flüchtlingskrise und zur Apologetik von Francis Schaeffer (Schaeffer, so Os Guinness, hat zu wenig Bücher gelesen, war allerdings ein herausragender Apologet im persönlichen Gespräch).

Skizziert: Die Kirche im Westen hat vor den kritischen Anfragen der Moderne kapituliert. Die Naivität der Evangelikalen hat viel mit dem fehlenden Blick für die große Perspektive zu tun. Sie verstehen die geistesgeschichtlichen Zusammenhänge nicht (etwa bei dem Versuch, die sexuelle Revolution zu deuten). Der Mensch meint, ein „Homo Deus“ zu sein. Die große Herausforderung für die Christen heute ist die beharrliche Treue gegenüber Gott.

Hier das Gespräch:

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Nachtrag vom 20.06.2017: Hanniel hat die wichtigsten Aussagen des Interviews verschriftlicht.

Os Guinness‘ Freundschaft mit Francis Schaeffer

In dem folgenden Vortrag spricht Os Guinness über Francis Schaeffer und den postmodernen Skeptizismus. Diesen Vortrag sollte sich jeder anhören, der sich für Schaeffer interessiert. Vielleicht findet ja sogar jemand die Zeit für eine Übersetzung?

Hier der Vortrag: www.bethinking.org.

Os Guinness: Von Gott berufen

Hanniel hat das Buch:

besprochen:

In diesem Andachtsbuch geht es um ein Thema, das jeden Menschen „unbedingt angeht“. Warum bin ich da? Was ist meine Aufgabe? „An irgendeinem Punkt in unserem Leben wird ein jeder von uns mit der Frage konfrontiert: Wie finde ich den zentralen Sinn meines Lebens und wie kann ich ihn erfüllen?“ (9) „Dieses Buch ist für alle diejenigen unter uns geschrieben, die sich danach sehnen, den Sinn und das Ziel ihres Lebens zu finden und zu erfüllen.“ (12) Es gab selten ein Buch, das mich in letzter Zeit so bewegt hat wie dieses. Ich las es in zwei Anläufen. Anfangs dachte ich: Klar, wenn Os Guinness, Sprössling aus dem berühmten Bier-Imperium von Guinness, promoviert an der Oxford University, ein solches Buch aus dem bequemen finanziellen und zeitlichem Polster heraus schreiben konnte, wen wundert’s? Ich lag falsch. Hier liegt ein Bericht vor, der nicht nur Substanz hat, sondern von der tiefgreifenden Erfahrung des Autors und vieler Zeugen der Vergangenheit lebt. „‘Können Sie sich vorstellen, am Grunde eines tiefen Brunnens zu leben, mit einem Mühlstein um den Hals? So empfand ich mein Aufwachsen.‘ Niemals werde ich das Pathos vergessen, mit dem mir dies von dem Erben einer der reichsten Familien der Welt gesagt wurde. Die meisten Menschen können sich nur schwer die Sogen eines ‚armen reichen Kindes‘ vorstellen. Sie wären nur zu erfreut, nur ein einziges Mal von einem solchen Reichtum verführt zu werden. Aber nicht nur Menschen, die reich an Geld sind, spüren diese Last; auch Menschen die reich an Talenten sind.“ (149) Ob Guinness dabei auch an sich selbst dachte? Beide Lasten, die des Geldes und der Begabung, so scheint es mir, hat der Autor kennengelernt. Er selber lebt bis heute in seiner Berufung „(als Apologet) der Welt das Evangelium zu erklären, und (als Analytiker) die Welt der Kirche verständlich zu machen“ (95).

Mehr: hanniel.ch.

Os Guinness: Die Gefahr der „messbare Ergebnisse“

OS PowerNachfolgend ein Zitat aus dem neuen Buch von Os Guinness:

Every age is fooled by its own fashions, and it is time to subject this modern idolatry of opinion and numbers to decisive Christian thinking. For modern people, numbers are the key to control, but humans are more than aides de camp to the almighty computer. We would of course scorn anyone who put their half-baked preferences, momentary whims, and brazen desires above serious concerns for truth. So why do we bow to opinion polls that are mostly just such emotions gathered with statistical scientific precision and expressed under the halo of grand numbers?

Consider the trend toward numbers in the light of original sin, for example, and it would be obvious that any democratic people’s “we” is just as corruptible, if not more so than any autocratic ruler’s “I.” If we do not want mass democracy to degenerate into a new and subtle tyranny of King Demos and his regime of numbers, we must recognize and resist the trend. Ten million ignorant assertions, even when magnified and accelerated in a hundred million tweets and “likes,” still never add up to truth or wisdom.

What matters here, however, is not the danger to democracy but to the church. We therefore need to trace the overall damage of such worldly thinking. It develops Christians with an eye for the bandwagon rather than the Bible, for popularity rather than principle, and with a greater sensitivity to horizontal pressure than to vertical authority. It renders Christians vulnerable to the mob-masters of the virtual age, the high-tech wizards who can corral the opinion of millions within minutes. (This is a crucial factor in the cataclysmic suddenness of the triumph of the sexual revolution over the Jewish and Christian faiths that have shaped Western civilization for 2,000 years.) The result is a church befuddled over the difference between success and faithfulness, hesitant to buck the going trends, fearful to stick her neck out and find herself in the minority, and reluctant to risk the loneliness of pursuing the true and the excellent regardless of all outcomes—in short, a church fatally weakened because it is worldly. In today’s world, the courage of Athanasius contra mundum would be scorned as Athanasius marooned on the wrong side of history.

Mehr hier: thegospelcoalition.org.

Fokussiert leben

Os Guinness empfiehlt in unserer Multioptionsgesellschaft das fokussierte Leben (Von Gott berufen – aber zu was?, 2000, S. 208):

Aktuelle Entscheidungen und Abwechslung, verstärkt durch die Geschwindigkeit und den Druck des Lebens in unserer heutigen Zeit, drohen ständig, unsere Konzentration zu zerstreuen und unsere Energie zu vergeuden. Es gibt gute Gründe, dass solche Formulierungen wie »ausgebrannt«, die »Tyrannei der Dringlichkeiten« oder die »Diktatur des Terminkalenders« heutzutage so häufig zu hören sind. Und viele Strategien, darauf zu reagieren, sind genauso schlecht wie die Probleme selbst. Die gefährliche Aussage »die Notwendigkeit ist dein Ruf« ist genauso ein sicheres Rezept für Überlastung und Verwirrung wie die verführerische Aussage »du hast dir heute eine Pause verdient« ein sicheres Rezept für Trägheit und Sichtreiben-Lassen ist. Unnötig zu sagen, dass die Lösung für das heutige Dilemma in der Weisheit liegt, sich sinnvolle Ziele zu setzen und alles andere außer Acht zu lassen. Aber wie? Vor langer Zeit schon beobachtete der Schreiber der Sprüche: »Dem Toren ist die Torheit eine Freude; aber ein verständiger Mann bleibt auf dem rechten Wege« (Spr 15,21). Es ist noch gar nicht so lange her, da schrieb der Harvard-Philosoph George Santayana: »Um etwas Bestimmtes zu erreichen, wird ein Mensch alles andere aufgeben.« Die heutige Welt macht das Leben in nur einem Brennpunkt schwieriger, ja fast unmöglich. W. H. Auden, der Dichter und Nachfolger Christi, hielt seine Erfahrung fest: »Wenn ein Künstler heutzutage etwas erreichen will, muss er eine vorbildliche Disziplin in Bezug auf die Zeit entwickeln, die in früheren Zeiten wahrscheinlich als neurotisch oder egoistisch erschienen sein mag, denn er darf nie vergessen, dass er in einem Belagerungszustand lebt.« Ansonsten, so stimmte Solschenizyn zu, »hat ein Künstler keinen anderen Ausweg, wenn er sich nicht mit kurzlebigen Sorgen aufheizen oder verbrennen will.«

Os Guinness: Das Verschwinden der Freiheit

Vor einigen Wochen sprach der Soziologe Dr. Os Guinness (ein Freund von Francis Schaeffer und ein Schüler von Peter Berger) über das Verschwinden der Freiheit in der USA. Obwohl der Vortrag sehr auf die Situation in Nordamerika bezogen bleibt, kann ich ihn empfehlen.

Os Guinness: Weshalb Freiheit so wichtig ist

51xQleaXJwL._BO2,204,203,200_PIsitb-sticker-arrow-click,TopRight,35,-76_AA300_SH20_OU03_.jpgOs Guisnness diagnostiziert in seinem neuen Buch A Free People’s Suicide: Sustainable Freedom and the American Future einen bedenklichen Verlust gesellschaftlicher Freiheit. Mit CT hat er über seine Ansichten gesprochen:

Jewish and Christian freedom has a number of very striking features. It’s derived, not self-created. It’s relational; it has to be done in community. It’s not atomistic and individualistic. And it has a framework of truth—“The truth will set you free.“ And it’s not boundless.

On the other hand, you have the philosophical revolution that comes out of the Renaissance that humans are capable of creating themselves. You tie that with the scientific revolution, which imagines we can through science create ourselves. And then there is the consumer revolution, where everything is possible through the market and you can be whoever you want to be. You can see how these things have created this incredible sense of infinite possibility. You have profoundly anti-Christian views on freedom underlying so many of the discussions.

Mehr: www.christianitytoday.com.

Os Guinness, der Kultur-Apologet

Stefan Loss hat für den ERF Os Guinness kurz vorgestellt:

Der Missionarssohn und Nachkomme des berühmten Bierbrauers Arthur Guinness wurde in China geboren und verbrachte dort die ersten zehn Jahre seines Lebens. Später studierte Guinness Philosophie und Theologie in London und promovierte schließlich in Oxford im Fach Soziologie. Dort – ebenso wie in Cambridge, Princeton und Stanford – war er auch Dozent. Guinness nennt den amerikanischen Theologen Francis Schaeffer einen seiner wichtigsten Mentoren. Von ihm habe er gelernt, seinen Glauben ganzheitlich zu leben.

Os Guinness gilt als einer der größten Apologeten unserer Zeit. Er ist also jemand, der sich der Verteidigung des christlichen Glaubens durch logische Argumente und wissenschaftliche Beweise verschrieben hat. Dabei folgt er einer ganz besonderen Linie: der Kultur-Apologetik. Als Vertreter dieser Form ist er der Ansicht, dass gesellschaftliche und kulturelle Trends mit ihren Fragen und Themen nur vom Evangelium adäquat beantwortet werden können. Seiner Auffassung ist es die Aufgabe der Kultur-Apologetik, die Zeichen der Zeit zu erkennen und zu thematisieren, um so mit Menschen in den Dialog zu treten.

Hier mehr: www.erf.de.

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