Religion in der modernen Welt
Das kleine Video über den Religionsunterricht ist lustig und trifft das Problem der totalitären Toleranz so zielsicher, dass es fast weh tut. Leider gibt es keine Untertitel.
VD: CMS
Das kleine Video über den Religionsunterricht ist lustig und trifft das Problem der totalitären Toleranz so zielsicher, dass es fast weh tut. Leider gibt es keine Untertitel.
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In Berlin wird ›Religion‹ weiterhin kein reguläres Schulfach sein. Der Volksentscheid, der ›Religion‹ dem Fach ›Ethik‹ gleichstellen sollte, ist am Sonntag gescheitert. Eine knappe Mehrheit sprach sich gegen die Initiative Pro Reli aus. Somit bleibt das Fach ›Ethik‹ Pflicht, ›Religion‹ kann nur freiwillig hinzugewählt werden.
Ein Radiosprecher brachte gestern das Dillemma ungewollt auf den Punkt: Die Gegner der »Pro Reli«-Initiative bevorzugen, so sagte er, »einen wertefreien Ethikunterricht«.
Ich kann mir leicht vorstellen, was der liebe Mann sagen möchte: Die Gegner des alternativen Religionsunterrichtes wollen lieber einen Unterricht, der neutral verschiedene Wertsysteme (z.B. Religionen) vorstellt und beurteilt.
Aber genau das geht nicht. ›Ethik‹ soll in einem »wertfreien« Unterricht Werte vermitteln, muss aber als alleiniges, nicht abwählbares Fach weltanschaulich neutral sein. Es gibt keine Wertevermittlung ohne ein Bezugssystem. Jedes Bezugssystem ist an weltanschauliche Grundüberzeugungen gekoppelt – unabhängig davon, ob diese nun säkular-humanistisch, naturalistisch oder religiös begründet sind. Damit wird erstens die Wertfreiheit nur vorgegaukelt und zweitens bekommt ein Bezugssystem ein staatliches Monopol. Schade!
Dass mit dem Ergebnis die bundesweite Debatte um den Religionsunterricht Anschub bekommt, war zu erwarten. Der Humanistische Verband (HVD) misst dem Votum bereits eine bundesweite Bedeutung bei und appelliert an die anderen Bundesländer, sich für das Berliner Modell »zu öffnen«.
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SPD, Linke und Grüne sprachen sich gestern für eine Beibehaltung des derzeitigen Status aus, wonach der Ethikunterricht in Berlin ab der 7. Klasse verbindlich ist und der Religionsunterricht ein freiwilliges Angebot bleibt. Das erfolgreiche Volksbegehren Pro Reli will dagegen erreichen, dass alle Schüler ab der 1. Klasse zwischen Religions- und Ethikunterricht wählen können.
Mechthild Küpper, Ende der 90er Journalistin bei der Süddeutschen Zeitung, schreibt in ihrem heutigen Leitartikel »Manisch progressive Berliner« (FAZ vom 30.01.2009, S. 1) Klartext. Die linksliberalen Parteien, die sich mit Händen und Füßen gegen die Initiative Pro Reli wehren, wissen sehr genau, was sie unter Freiheit verstehen.
Der Berliner SPD, die im Begriff stand, ihn zum Spitzenkandidaten zu wählen, bekannte Klaus Wowereit 2001: »lch bin schwul, und das ist gut so.« Wer vor der Berliner SPD sagte: »Ich bin religiös«, der könnte für den Zusatz, das finde er »gut so«, auf Applaus nicht hoffen. Die Diskussion über das Fach Religion zeigt, wie eng Rot-Rot gesellschaftspolitische »Liberalität« definiert und wie intolerant die vermeintlichen Fortschrittsparteien auf Religion reagieren.