Wikipedia

Ideologiegeleitetes Wikipedia?

Wikipedia gilt vielen als verlässliche Quelle, zumindest als ausgewogene Anlaufstelle für eine Erstorientierung. Wie interessengeleitet die Online-Enzyklopädie bei etlichen Artikeln ist, zeigt ein Brief, der Arne Hoffmann kürzlich zugestellt wurde. Gemeldet hat sich jemand, der Manipulationsvorwürfe rund um Wikipedia bisher wilden Verschwörungstheorien zugeschrieben hatte.

Ein Auszug:

Man hat in Wikipedia heute nicht mehr die geringste Chance, irgendwelche Inhalte unterzubringen, die nicht ins das Weltbild dieses Fem-Netzwerkes passen. Noch nicht einmal, wenn man sich um maximale Ausgewogenheit bemüht.

Ich habe heute in den Wikpedia-Artikel über „Gendering“ („geschlechtergerechte“ Sprache) eine Pro und Contra-Liste eingefügt mit Argumenten für Gendering und Argumenten, die dagegen sprechen. Das ganze ausführlich bequellt. Es dauerte keine 2 Stunden und ich hatte deswegen eine Vandalismus-Meldung an der Backe von Nutzer JosFritz. Nun ist der Artikel für Bearbeitungen erstmal gesperrt.

Die Vereinsgeschichte des „Gendering“-Artikels lässt sich hier noch nachvollziehen.

Hier der Brief: genderama.blogspot.de.

Die Relevanz-Debatte bei Wikipedia

Wikipedia wird zensiert von einer Diskurspolizei, die entscheiden will, was wichtig ist und was nicht – sagen die Kritiker der Online-Enzyklopädie. Das stimmt so nicht, sagt Ur-Wikipedianer Kurt Jansson: Es mangelt nicht an Vielfalt. Sondern an Menschen, die bereit sind, die Dreckarbeit zu machen. DER SPIEGEL schreibt:

Wikipedia ist eine postmoderne Enzyklopädie. Eigentlich. Ihre Einträge folgen nicht einer bestimmten Ideologie, sondern sie nimmt für sich in Anspruch, alle Gegenstände von einem neutralen Standpunkt aus zu beschreiben.Nicht der eine, einzig korrekte Zugang zum Thema soll gewählt werden, die Autoren dürfen auch die weniger ausgetretenen Seitenpfade beschreiben, sofern sie wissenschaftlich korrekt ihre Quellen zitieren und die unterschiedlichen Standpunkte jeweils einordnen: Im Artikel »Homöopathie« darf die Behandlungsmethode ausführlich beschrieben werden, solange der Leser erfährt, dass Wissenschaftler bisher keine Wirkung über Placeboeffekte hinaus nachweisen konnten. Und im Artikel »Elvis Presley« dürfen die Elvis-Sichtungen Erwähnung finden, solange klargestellt wird: Der King ist tot.

Wikipedia ist ein spätes Kind der Aufklärung, und eine Vielzahl von Autoren treibt weiterhin der Ansporn des Enzyklopädisten Denis Diderot, »nicht zu sterben, ohne (sich) um die Menschheit verdient gemacht zu haben«. Der altehrwürdige Brockhaus war in den ersten Jahren die Messlatte, die es in Sachen Aktualität und Umfang zu übertreffen galt; auch in puncto Verlässlichkeit wollte man dem alles überstrahlenden Standardwerk das Wasser reichen. Doch nie hatte man wie der Brockhaus den Anspruch, einen Kanon wichtigen Wissens festzulegen. Nie wollte man dem Leser vorschreiben, was ihn zu interessieren habe und über welche Trivialitäten er sich doch bitte in anderen, weniger anspruchsvollen Werken informieren möge. Nie sollte es um Relevanz im eigentlichen Wortsinn gehen.

Hier der Beitrag von Kurt Jansson, lange Jahre Pressesprecher des Wikipedia-Projekts: www.spiegel.de.

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