Wort+Geist

Heilungsaufbruch im Bayrischen Wald

Bauer.jpgBeim Stöbern in meiner Bibliothek fiel mir eine alte Ausgabe der Zeitschrift Charisma in die HĂ€nde (Juli-September 2004). Titelthema ist ein Heilungsaufbruch unter Helmut Bauer im Bayrischen Wald. Untertitel: »Wer Jesus als Hobby hat, sprudelt ĂŒber vor Freude und Begeisterung«.

Über den Völkerapostel heißt es:

In der Nacht von Pfingstsamstag auf Pfingstsonntag 1990, genau um Mitternacht, sei plötzlich – ganz unerwartet – der Heilige Geist ĂŒber ihn gekommen, obwohl er vorher nie wirklich etwas mit Jesus zu tun haben wollte. Eine starke Kraft kam und blieb auf ihm. Gleich darauf begannen Wunder zu geschehen. Erst anschließend ĂŒbergab er sein Leben Jesus. Seine ganze Familie und viele Verwandte fanden daraufhin ebenfalls zu Jesus.

Dass Wolfram Kopfermann, der in dieser Ausgabe noch ĂŒberschwĂ€ngliche Lobesworte fĂŒr Wort+Geist fand (»Ich begrĂŒĂŸe das, was zurzeit im Bayrischen Wald um Helmut Bauer geschieht, weil ich glaube, dass es ein ganz authentischer Aufbruch ist.«), sich inzwischen deutlich von der Bewegung distanziert, spricht fĂŒr ihn (siehe Kurzfassung seiner Stellungnahme hier).

Helmut Bauer: Die Liebe ist da!

Helmut Bauer stellt klar: der Stress, alles prĂŒfen zu mĂŒssen, fĂ€llt weg. Das Begutachten dessen, was er verkĂŒndigt, ist fĂŒr ihn (und Gott) schlicht ein Akt der Rebellion. Es ist eine Ehre, dem Völkerapostel nachfolgen zu dĂŒrfen. Punkt.

Hier:

Da ich weiß, dass viele Menschen den Worten von Helmut Bauer vertrauen, möchte ich ausdrĂŒcklich darauf hinweisen, dass Gott von uns Menschen nicht verlangt, den Verstand auszuschalten. »PrĂŒft aber alles, das Gute behaltet!« sagt Paulus in 1Thess 5,21. Und im 1Joh 4,1 wird uns gesagt: »Ihr Lieben, schenkt nicht jedem Geist Glauben, sondern prĂŒft die Geister, ob sie aus Gott sind. Denn viele falsche Propheten sind hinausgegangen in die Welt.«

– – –

Nachtrag vom 0.06.1020: Leider wurde der Mitschnitt inzwischen bei Youtube entfernt.

Der Messias aus Röhrnbach

Ich wundere mich schon den ganzen Tag darĂŒber, dass der Beitrag ĂŒber die Radikalisierung der Wort+Geist-Bewegung ĂŒberdurchschnittlich oft aufgerufen wird. Die ErklĂ€rung ist einfach: Das ZDF-Magazin Frontal 21 hat gestern ĂŒber die »Erweckungsbewegung« berichtet. Idea schreibt:

Am 13. August berichtete das Magazin ĂŒber die umstrittene Glaubensgemeinschaft „Wort+Geist“ (Röhrnbach/Niederbayern). Wie die Moderatorin des Magazins, Hilke Petersen, sagte, befĂ€nden sich christliche Freikirchen im Aufschwung. Sie nĂ€hmen die Bibel einschließlich der darin geschilderten Wunder »wortwörtlich«. Eine dieser »neureligiösen Glaubensgemeinschaften« sei die Bewegung »Wort+Geist«, deren Zentrum sich in Röhrnbach (Niederbayern) befindet. Dort werde Heilung von schweren Krankheiten durch Handauflegen versprochen. Das könne »richtig gefĂ€hrlich werden«, so
Petersen.

Die Wort+Geist-Bewegung hat mit einer protestantischen Kirche nichts gemein und muss in der Tat als gefĂ€hrlich bezeichnet werden. Ich hoffe und bete, dass möglichst viele der von Helmut Bauer und seinen Mitarbeitern verfĂŒhrten Menschen den Weg in die Freiheit zurĂŒckfinden.

Wer an diesem Urteil zweifelt, lese den oben erwÀhnten Beitrag sowie die dazugehörigen Kommentare und höre sich folgende O-Ton-Mitschnitte an: www.youtube.com.

Zu denken, ein Christ mĂŒsse den Verstand ausschalten, ist ein tragisches MissverstĂ€ndnis. Gott will, wie Paulus es im 12. Kapitel des Römerbriefes schreibt, ja gerade unser Denken erneuern. Also, ihr lieben Freunde: Wacht auf und erinnert euch daran, dass »falsche Lehrer auftreten, die heimlich gefĂ€hrliche Lehren einfĂŒhren« (2Petr 2,1).

Die Radikalisierung der »Wort+Geist«-Bewegung

Die »Wort+Geist«-Bewegung des »Völkerapostels« Helmut Bauer ist eine neue Phase eingetreten. »Es wird zu einer Selektion kommen, zu einer Aussonderung. Wer nicht mit uns ist, ist gegen uns«, hört man.

Was ich auf der Internetseite der Bewegung ĂŒber die Entwicklungen und die dazugehörige Kritik so gelesen habe, lĂ€sst Tragisches vermuten (siehe z.B. hier und hier).

Die EZW schreibt in der Ausgabe 5/09 der Zeitschrift fĂŒr Religions- und Weltanschauungsfragen zu den aktuellen Entwicklungen (mit den dazugehörigen Quellenbelegen):

Im Zusammenhang mit dieser Entwicklung stehen auch Innovationen und UmbrĂŒche in der Lehre der Bewegung. So predigte der Berliner Gemeindeleiter Andres Irmisch Anfang des Jahres: »Ich habe hier bis vor ein paar Wochen was anderes gepredigt. In den meisten BĂŒchern steht’s auch anders drin. Aber Gott gibt Offenbarungen; dass es weiter geht. Dass das Bild, das wir erkennen dĂŒrfen, immer vollkommener wird.« In Bezug auf die Bibel bedeutet dies eine enorme AbschwĂ€chung ihrer AutoritĂ€t: »Manche Dinge, die wir bereits jetzt predigen und die kommen werden, wirst du in keinem Buch finden, nicht mal in der Heiligen Schrift. Weil es ja weiter geht … Begrenze Gott nicht mit diesem Buch.«

Ein weiteres Beispiel fĂŒr die Entwicklung sind verschĂ€rfte Einstellungen zur Liebe. Die göttliche Liebe spielte bei »Wort+Geist« schon immer eine sehr große Rolle. Es herrscht die Vorstellung, dass jeder durch den Geist die göttliche Liebe in sich trĂ€gt und Liebesenergien von einem zum anderen fließen können. Dies geschieht durch intensiven Blickkontakt und innige Umarmungen, bei denen die Geister »verschmelzen«. Damit sich die Liebe Bahn brechen kann, mĂŒssen Hindernisse aus dem Weg gerĂ€umt werden, zu denen im Zuge der neuesten Entwicklungen auch die Ehe gezĂ€hlt wird. Sie habe ausgedient und sei das grĂ¶ĂŸte Bollwerk gegen das Durchbrechen der göttlichen Liebe.

Die Verehrung Helmut Bauers hat durch seine Einsetzung als Völkerapostel ihren bisher höchsten Stand erreicht. Er hat eine Art Mittlerposition zwischen Gott und den Menschen eingenommen. Die GlĂ€ubigen sind ganz auf ihn ausgerichtet, und er scheint stellvertretend die Beziehung zu Gott zu fĂŒhren. Das gipfelt in Aussagen wie diesen: »Ich bin ausgerichtet auf den Apostel. Ich glaub auch nicht Gott, ich glaub ihm. Amen!«

Hier gibt es ĂŒbrigens die Gelegenheit, eine Sonntagspredigt aus Roehrnbach zu hören. Ich kann nur hoffen, dass sich im Rahmen der anstehenden »Selektion« (was fĂŒr ein furchtbares Wort!) möglichst viele absondern. Raus!

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